T
Tandeki
Gast
Hallo zusammen,
dass die Webauftritte regionaler Zeitungen oftmals unterirdisch schlecht sind, daran habe ich mich ja schon gewöhnt. Dass aber mittlerweile Seiten wie Spiegel Online ein Niveau haben, dass teilweise von Schülerzeitungen übertroffen wird, erstaunt mich dann doch zusehendst.
Früher hatte so gut wie jeder Spiegel Online als Startseite im Browser, sei es Kollege, Kommilitione oder Dozent. Mittlerweile kenne ich fast niemanden mehr, bei dem das so ist. Und das liegt sicher nicht nur an dem Bedeutungsverlust von Startseiten. Im Januar 2015 hat Florian Harms das Ruder bei Spiegel Online übernommen. Seitdem hat sich doch so einiges geändert, für meinen Geschmack nicht unbedingt zum Vorteil.
Zum Einen verstehe ich die Struktur der Seite nicht mehr so richtig. Was früher klassisch nach Ressorts aufgeteilt wurde und jeweils chronologisch die Inhalte dieser Ressorts anzeigte, ist heute eine Aneinanderreihung von Artikeln, die wahrscheinlich nach einer internen Logik ausgewählt werden. Das kann ich ebenso wenig nachvollziehen, wie die "Yelp-Sortierung" von Restaurantkritiken, bei denen mir die Aktualität am wichtigsten ist.
Dazu kommt noch die prominente Bannerwerbung unter der Navigation. Einerseits will und muss man im Business Geld durch Werbung verdienen und schimpft auf Benutzer von Adblockern. Andererseits generiert man die Werbung dann so, dass ich beim Browsen mit dem iPad vom Inhalt lediglich die Überschrift des ersten Artikels sehe.
Aber am schlimmsten, und darum geht es mir in erster Linie, ist der Inhalt. Seit einiger Zeit schon wundere ich mich immer wieder über Autoren, die als Laien Beiträge auf Spiegel Online verfassen. Meist schaute ich erst nach dem Autor, nachdem ich über den völlig unreflektierten Text erstaunt war.
Ein gutes, oder eher schlechtes Beispiel ist der aktuelle Artikel "Anleitung zum Widerspruch. Streiten Sie ruhig an Weihnachten - aber richtig". Mal abgesehen vom Sommerlochthema im Winter liest sich der Inhalt z.B. so:
Oder:
Quellen: http://www.spiegel.de/politik/deuts...st-nehmen-warum-das-falsch-ist-a-1068370.html
Was ist da passiert? Waren alle Redakteure auf Weihnachtsfeier und der Fensterputzer hat einen nicht gesperrten Redaktions-PC gefunden? Wobei, der hätte sich unter Umständen schon mehr Gedanken gemacht, als in diesen "Artikel" geflossen sind.
"Ganz unten" ist für mich dann auch die Integration von "bento". Dass soll wohl jung und hip sein, was man an Kategorien wie "Haha" und "Fühlen" sehen kann. Spiegel Online macht dann Features für Beiträge auf bento, wie z.B. der Beitrag "Wie es sich anfühlt, an Weihnachten nach Hause zu fahren". Der Artikel hat die Qualität eines Übungsaufsatzes für Erörterungen aus der 7. Klasse. "Beschreiben Sie die Vor- und Nachteile des Camping-Urlaubs". Oha, total spannend.
Also kommen wir zum Titel des Themas zurück: gibt es keinen guten Journalismus mehr im Web oder werde ich alt? Kapiere ich nicht, was die wesentliche Generation der hippen und jungen Leute so umtreibt? Will heute keiner mehr ausgefeilte, sprachlich raffinierte Artikel lesen? Prinzipiell würde das ja zur aktuellen Entwicklung passen:
Quelle: http://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Traurige-Gefasstheit-beim-Spiegel,spiegel734.html
Aber wenn ich mir so die Kommentare unter dem bento-Artikel so ansehe, bin ich wohl mit meiner Meinung nicht alleine. Und am Alter liegt es wohl auch nicht, wenn die eigene Zielgruppe kommentiert:
Quelle: siehe oben
Da meine Lebensgefährtin Spiegel-Abonnentin ist, kann ich mit Sicherheit sagen, dass es sich hier um ein Webphänomen handelt. Die Print-Ausgabe ist nach wie vor noch gut recherchiert und geschrieben. Deshalb poste ich das auch nicht in der Computerbase-Forenkategorie "Sonstiges". Denn meine Frage an euch ist, ob ihr noch Nachrichtenseiten kennt, die eine gute journalistische Qualität aufweisen oder ob das Netz hier etwas zum Sterben verurteilt hat, ohne es inhaltlich und in mindestens vergleichbarer Qualität zu ersetzen.
Ich bin gespannt auf eure Meinungen und Website-Vorschläge!
dass die Webauftritte regionaler Zeitungen oftmals unterirdisch schlecht sind, daran habe ich mich ja schon gewöhnt. Dass aber mittlerweile Seiten wie Spiegel Online ein Niveau haben, dass teilweise von Schülerzeitungen übertroffen wird, erstaunt mich dann doch zusehendst.
Früher hatte so gut wie jeder Spiegel Online als Startseite im Browser, sei es Kollege, Kommilitione oder Dozent. Mittlerweile kenne ich fast niemanden mehr, bei dem das so ist. Und das liegt sicher nicht nur an dem Bedeutungsverlust von Startseiten. Im Januar 2015 hat Florian Harms das Ruder bei Spiegel Online übernommen. Seitdem hat sich doch so einiges geändert, für meinen Geschmack nicht unbedingt zum Vorteil.
Zum Einen verstehe ich die Struktur der Seite nicht mehr so richtig. Was früher klassisch nach Ressorts aufgeteilt wurde und jeweils chronologisch die Inhalte dieser Ressorts anzeigte, ist heute eine Aneinanderreihung von Artikeln, die wahrscheinlich nach einer internen Logik ausgewählt werden. Das kann ich ebenso wenig nachvollziehen, wie die "Yelp-Sortierung" von Restaurantkritiken, bei denen mir die Aktualität am wichtigsten ist.
Dazu kommt noch die prominente Bannerwerbung unter der Navigation. Einerseits will und muss man im Business Geld durch Werbung verdienen und schimpft auf Benutzer von Adblockern. Andererseits generiert man die Werbung dann so, dass ich beim Browsen mit dem iPad vom Inhalt lediglich die Überschrift des ersten Artikels sehe.
Aber am schlimmsten, und darum geht es mir in erster Linie, ist der Inhalt. Seit einiger Zeit schon wundere ich mich immer wieder über Autoren, die als Laien Beiträge auf Spiegel Online verfassen. Meist schaute ich erst nach dem Autor, nachdem ich über den völlig unreflektierten Text erstaunt war.
Ein gutes, oder eher schlechtes Beispiel ist der aktuelle Artikel "Anleitung zum Widerspruch. Streiten Sie ruhig an Weihnachten - aber richtig". Mal abgesehen vom Sommerlochthema im Winter liest sich der Inhalt z.B. so:
"Können wir uns das leisten, all die Syrer auch noch durchzubringen?", fürchten Pegida-Sympathisanten.
Aber klar, Deutschland ist reich genug.
Oder:
Der Sozialstaat ist nicht in Gefahr. Der steht übrigens allen Bürgern zur Verfügung, auch Pegida-Demonstranten.
Quellen: http://www.spiegel.de/politik/deuts...st-nehmen-warum-das-falsch-ist-a-1068370.html
Was ist da passiert? Waren alle Redakteure auf Weihnachtsfeier und der Fensterputzer hat einen nicht gesperrten Redaktions-PC gefunden? Wobei, der hätte sich unter Umständen schon mehr Gedanken gemacht, als in diesen "Artikel" geflossen sind.
"Ganz unten" ist für mich dann auch die Integration von "bento". Dass soll wohl jung und hip sein, was man an Kategorien wie "Haha" und "Fühlen" sehen kann. Spiegel Online macht dann Features für Beiträge auf bento, wie z.B. der Beitrag "Wie es sich anfühlt, an Weihnachten nach Hause zu fahren". Der Artikel hat die Qualität eines Übungsaufsatzes für Erörterungen aus der 7. Klasse. "Beschreiben Sie die Vor- und Nachteile des Camping-Urlaubs". Oha, total spannend.
Also kommen wir zum Titel des Themas zurück: gibt es keinen guten Journalismus mehr im Web oder werde ich alt? Kapiere ich nicht, was die wesentliche Generation der hippen und jungen Leute so umtreibt? Will heute keiner mehr ausgefeilte, sprachlich raffinierte Artikel lesen? Prinzipiell würde das ja zur aktuellen Entwicklung passen:
Vor Jahrzehnten hat der "Spiegel" sein Betriebs-Schwimmbad dicht gemacht, vor einigen Jahren den Servierservice für die Redaktionsstuben eingestellt, zuletzt Mitarbeiter von der ersten in die zweite Bahn-Klasse verwiesen.
Doch jetzt, wo am Luxus nicht mehr gespart werden kann und gleichzeitig das Geschäft immer schlechter läuft, herrscht auch beim Hamburger Nachrichtenmagazin echte Krisenstimmung.
Quelle: http://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Traurige-Gefasstheit-beim-Spiegel,spiegel734.html
Aber wenn ich mir so die Kommentare unter dem bento-Artikel so ansehe, bin ich wohl mit meiner Meinung nicht alleine. Und am Alter liegt es wohl auch nicht, wenn die eigene Zielgruppe kommentiert:
Ich habe nur eine Frage: wie schafft man es, für solche "Artikel" bezahlt zu werden?
Quelle: siehe oben
Da meine Lebensgefährtin Spiegel-Abonnentin ist, kann ich mit Sicherheit sagen, dass es sich hier um ein Webphänomen handelt. Die Print-Ausgabe ist nach wie vor noch gut recherchiert und geschrieben. Deshalb poste ich das auch nicht in der Computerbase-Forenkategorie "Sonstiges". Denn meine Frage an euch ist, ob ihr noch Nachrichtenseiten kennt, die eine gute journalistische Qualität aufweisen oder ob das Netz hier etwas zum Sterben verurteilt hat, ohne es inhaltlich und in mindestens vergleichbarer Qualität zu ersetzen.
Ich bin gespannt auf eure Meinungen und Website-Vorschläge!