Griechen wehren sich gegen Einsparungen

Sollte sich nicht der IWF darum kümmern? Sind das nicht genau für solche Situationen vorgesehen? Warum sollte Griechenland hier eine Ausnahme darstellen und gezielt von einigen Ländern Hilfe beziehen?
 
Das Problem ist doch das Deutschland mit seinen extremen Außenhandelsüberschüssen und Niedriglöhnen die anderen EU-Länder niederkonkurriert. Wer also immer fragt warum "wir" bezahlen sollen sollte bedenken das Deutschland bzw. die deutsche Exportwirtschaft nicht unschuldig an der aktuellen Entwicklung ist.

Nicht nur in Irland, auch in Frankreich, Spanien und Großbritannien werden durch negative Handelsbilanzen (mehr Importe als Exporte) das Staatsdefizit immer größer. Und durch die extrem schlechte Binnennachfrage hierzulande aufgrund der schlechten Lohnentwicklung des vergangenen Jahrzehnts sorgt D auch dafür das hierzulande nicht viel aus anderen Ländern der EU importiert werden kann.

Langfristig ist eine Union die aus sich gegenseitig in wirtschaftlicher Konkurrenz gegenüberstehenden Staaten besteht zum Scheitern verurteilt - das liegt in der kapitalistischen Natur der Sache.
 
Werden wir nicht indirekt dazu gezwungen mit den Löhnen zu konkurrieren?
Sonst wandern immer mehr Firmen mit den Produktionsstandorten ab, bzw. können mit den Preisen im internationalen Wettbewerb nicht bestehen, bzw. holen sich die Arbeitskräfte aus dem Ausland.

Soll jetzt nicht heißen, dass das gut ist. Solange Ungleichheit in der EU herrscht wird es immer so sein, und wenn dass alles angeglichen wird, wird eben außerhalb der EU gefertigt, wenn es günstiger ist. Das ist der Kapitalismus.
 
wer den artikel liest, sieht, dass es eine kombinierte hilfe aus geldern der eu und des iwf sind.
 
Ich rede ja nicht davon, was passiert, sondern was eigentlich passieren sollte.

Wozu gibt es den IWF denn, wenn doch alle wieder bestimmte Länder was beisteuern müssen?
 
Der IWF wird natürlich mit ins Boot geholt. Meine Befürchtung ist allerdings, dass Griechenland erst der Anfang ist.

@smacked2
Ja, diese Argumentation geistert jetzt verstärkt durch die Medien. Ganz richtig ist es aber nicht. Die Exportstärke Deutschlands bzw. der Vorteil gegenüber europäischen Mitbewerbern basiert weniger auf Branchen aus dem Niedriglohnsektor, als auf Hochtechnologiebranchen. Dort herrschen jedoch keine Niedriglöhne. Im Bereich Maschinenbau sind deutsche Produkte (für laser cutter, welding-, punching machines kenne ich die zahlen) z.B. bis zu 30% teurer, als viele Konkurrenten. Mit Frisörinnen und Lagerarbeiten erwirtschaften wir keinen Aussenhandelsüberschuß. Das BIP pro Kopf ist im innereuropäischen Vergleich ebenfalls überdurchschnittlich hoch.

MFG
 
@e-ding: So wie du das darstellst ist es auch nicht ganz richtig. Ich möchte dir mal folgenden Artikel von den NachDenkSeiten empfehlen:

Den Erfolg einer Wirtschaftspolitik kann man an verschiedenen Größen messen. Man sollte ihn in jedem Fall auch an realen Werten messen.

Aus der einseitigen Orientierung an monetären Größen folgen heute Fehleinschätzungen des Erfolgs einer Wirtschaftspolitik. Angela Merkel und die deutsche Wirtschaftspolitik gelten bei Anlegern, Börsen und hin bis zu den Rating Agenturen als erfolgreich, obwohl sie dies bei näherer Betrachtung und insbesondere bei Betrachtung der realen Entwicklung nicht sind:

* Bei der Bewertung der Entwicklung der Masseneinkommen, also der Lohneinkommen, der Renten usw. schneiden wir ausgesprochen schlecht ab. Die realen Lohneinkommen stagnieren praktisch seit 1993. Die Entwicklung der Lohnquote ist miserabel.
* Bei der Entwicklung des pro Kopf Einkommens bzw. des Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist die Bilanz ebenfalls nicht gut. Unteres Ende im europäischen Vergleich.
* Auch die Entwicklung der Arbeitsproduktivität ist in Deutschland nicht herausragend.
* Die Staatsschulden nehmen zu, nicht ganz so sehr wie in Griechenland, aber jedenfalls sehr stark.
* Die Bundesregierung hat für die Banken mit dem Rettungsschirm über 480 Milliarden überproportional hohe Verpflichtungen zu unseren Lasten übernommen. Und in den Bankbilanzen schlummern weiterhin extrem hohe Risiken, die uns alle treffen, wenn weiter gilt, was Frau Merkel behauptet, alle Banken seien systemrelevant.
* Damit verbunden ist ein äußerst hohes Risiko für uns alle, das aus der Interessenverflechtung unserer Politik mit der Finanzindustrie folgt. Man kann dies an der Untätigkeit auf dem Feld der besseren Regulierung der Finanzmärkte sehen. Nichts wirklich Einschneidendes ist geschehen. Die Bankenabgabe ist ein Mäuschen. Die Steuerprivilegien der Hedgefonds und PrivateEquityGruppen gelten nach wie vor: Gewinne beim Verkauf von Unternehmen und Unternehmensteilen sind immer noch steuerfrei. Das heißt: bei uns können auch weiter Betriebe verscherbelt und damit viele Menschen steuerfrei hin und her geschoben werden.

Man kann also insgesamt nicht davon sprechen, dass Deutschland besonders erfolgreich gewesen sei. Wenn in dem Spiegel Online-Artikel mal wieder die Rede von den „Schweinestaaten“ ist, dann kann man das Deutschland der Angela Merkel und des Gerhard Schröder, des Wolfgang Schäuble, Peer Steinbrück, Hans Eichel und Wolfgang Clement ruhig zu den „Schweinestaaten“ rechnen. Vor allem ist hier mit den so genannten Reformen die soziale Sicherheit massiv zerstört worden, Millionen Menschen sind arbeitslos, oder in unsichere und unterbezahlte Arbeitsverhältnisse getrieben worden.


Ganzer Artikel
 
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e-ding schrieb:
@smacked2
Ja, diese Argumentation geistert jetzt verstärkt durch die Medien. Ganz richtig ist es aber nicht. Die Exportstärke Deutschlands bzw. der Vorteil gegenüber europäischen Mitbewerbern basiert weniger auf Branchen aus dem Niedriglohnsektor, als auf Hochtechnologiebranchen. Dort herrschen jedoch keine Niedriglöhne. Im Bereich Maschinenbau sind deutsche Produkte (für laser cutter, welding-, punching machines kenne ich die zahlen) z.B. bis zu 30% teurer, als viele Konkurrenten. Mit Frisörinnen und Lagerarbeiten erwirtschaften wir keinen Aussenhandelsüberschuß. Das BIP pro Kopf ist im innereuropäischen Vergleich ebenfalls überdurchschnittlich hoch.

MFG

Auch nicht ganz richtig: Nehmen wir unsere Autoindustrie her, Deutschlands wichtigster Wirtschaftszweig. Vor der Krise bestand die Belegschaft von Mercedes und co zu über 10% aus Leiharbeitern - die in Deutschland unter Tarif oder minderen Tarifen arbeiten. Deutschland untergräbt auch hier die EU-Länder. In z.B. Frankreich oder Niederlande erhalten Leiharbeiter den gleichen Lohn wie der Festangestellte im Unternehmen.
Bei telepolis gab es vor einiger Zeit einen Artikel das bei einem deutschen Konzern (war glaub ich Bosch/Rexroth) es sogar so weit getrieben wurde das Leiharbeiter mangelhafte Arbeitsbedingungen (keinen Spint zur Verfügung ect.) ausgesetzt waren.
 
@smacked2

Der verlinkte Artikel spricht immer von Entwicklungen, also einer relativen Veränderung eines Wertes in einem Vergleichszeitraum. Das sagt jedoch über absolute Werte nicht viel aus. Es ist also, wie in der Einleitung beschrieben, ein Indikator für den Erfolg von Maßnahmen, jedoch nicht für die Bewertung von absoluten Größen.

Wenn dort also steht, dass Deutschland im innereuropäischen Vergleich eine der schlechtesten BIP/Einkommensentwicklungen aufweist, dann heisst es aber nicht, dass die Einkommen hier niedriger sind, als in den Vergleichsländern.

Laut dieser Statistik (http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Länder_nach_Bruttoinlandsprodukt) entwickelte sich das BIP von Peru 10mal besser als das BIP Deutschlands. Dennoch sind die Löhne/BIP in D höher. Das was Dein Artikel beschreibt, ist nicht falsch, kann aber leicht (gewollt?) mißverstanden werden.

MFG

edit:

@shader

Keine Frage! Ich wollte damit auch nicht ausdrücken, dass nicht auch an Löhnen gespart wird bzw. der Leiharbeiteranteil steigt. Ich bezweifle allerdings, dass dies die primäre Ursache ist, die die deutsche Exportstärke hervorruft.
 
Zuletzt bearbeitet:
@e-ding
glaub keiner statistik die nicht selber gefälscht hast...
das sollte dir doch ein begriff sein oder?
 
@Hexor
Worauf möchtest Du hinaus?

MFG
 
Vielleicht geht das Ganze auch etwas tiefer?

Junge Griechen, selbst die die studiert haben, haben kaum eine Zukunftsperpektive. Generation 700 Euro ist hier das Stichwort.

Ich persönlich verstehe sehr gut, warum die Griechen auf die Straßen gehen. Die meisten haben sich den Ar* aufgerissen, in dem Glaube, dass wenn sie sich nur bemühen, sie auch mehr Wohlstand haben können, und jetzt kommt das.
Und wer bestraft die wahren Schuldigen?

Und dann muss man sich nochmal genauer die Frage stellen, wie es mit Griechenland so weit kommen konnte. Wie konnten sie Kredite bekommen, die nicht gedeckt waren? Zu diesem Thema gibt es einen sehr guten Artikel im Spiegel (vorletzte Ausgabe).

Warum profitieren die jenigen, die seiner Zeit diese Kredite an Griechenland gegeben haben, jetzt auch noch durch diese Fast-Pleite?
Es ist doch zumindest komisch, dass eben diese Institutionen jetzt durch den Fall des Euros Milliarden Gewinne einfahren.

Und dann, wenn die Krise gegessen ist, die EU die Kredite gedeckt hat, steigt der Euro wieder, und schwupps sind die alten Kredite wieder einen dicken Batzen wert.

Man kauft sich wieder Euros ein, der Doller geht in den Keller, und das nächste Land ist fällig. Spanien oder Italien? Die Wetten können angenommen werden.

Was jetzt in Griechenland passiert, sollte lieber uns eine Warnung sein! Und endlich einen tiefgreifenden Wandel unserer Wirtschaft bewirken! Ein Wandel, der nach der Krise (Finazkrise) groß angetönt wurde (unter anderem von Obama), und jetzt wieder ganz schnell in Vergessenheit geraten ist.
 
Der wahre Schuldige also. Kommt mir bekannt vor, stand das nicht auch auf den Plakanten irgendeiner bekannten Partei hier in Deutschland letzten September? Genau, da hat man ja auch Buh-Männer gesucht und gefunden. Wie nötig sie doch wohl sind.
Die Griechen begnügen sich aber nicht damit den Finger auf jemanden anderen zu richten. Wären sie jetzt nicht in der Währungsunion, wär der Staat nun pleite und die Leute dort noch mehr angeschmiert. Nein, in so einer Situation einen Generalstreik auszurufen ist etwa so, als wenn die Feuerwehr während eines Feuers noch Spiritus mitbringt.
 
nun ja, man kann feuer auch mit gegenfeuer bekämpfen. kann man bei wäldern machen, gezieltes abfackeln um verheerende waldbrände zu verhindern.
 
Dafür haben die Briten aber ihr Pfund und ob des Schuldenberges ebenfalls vitales Interesse an einer schwachen Währung. Damit haben eben jenes Pfund, der amerikanische Dollar inklusive zahlreicher gekoppelter Währungen, der japanische Yen und nun der Euro ein Ziel: jeweils weniger Wert zu sein, werden. Bei Deutschland kommt mit dem Außenhandelsschwerpunkt noch ein Interessenspunkt dazu. Griechenland ist mit der Währungsparität also als Konkurrent ausgeschieden und dient nun als vorgeschobenes Opferlamm.

Mal gucken, Opfer Nummer 2 ist mit Portugal ja schon im Visier...
 
....ein Ziel: jeweils weniger Wert zu sein

Ja und warum ist das so ?

Weil andere Währungen künstlich niedrig gehalten werden

http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/China/usa5.html

Peking führt zudem an, die hohen Handelsüberschüsse seien darauf zurückzuführen, dass Unternehmen aus den Industrieländern zunehmend in China wegen der niedrigen Arbeitskosten produzieren.

Ja und für wen ???

Das sind die Arbeitsplätze die in Griechenland fehlen


Solange das so ist wird es auch keine Lösung für Griechenland geben, weil alles genauso weiter läuft wie vorher.
 
e-ding schrieb:
Es ist also, wie in der Einleitung beschrieben, ein Indikator für den Erfolg von Maßnahmen, jedoch nicht für die Bewertung von absoluten Größen.

Mag ja sein, dennoch bleibt es dabei: Anhaltende Exportüberschüsse sind nicht nur nutzlos, sondern sogar schädlich. Sie führen zu einer Anhäufung von letztlich wertlosen Forderungen, die den Finanzsektor aufblähen – bis die Blase platzt. Eine Politik die sich nur auf Exporte fixiert kann nicht gutgehen... und früher oder später steht dann Deutschland da wo Griechenland jetzt steht. Und die anderen EU-Länder werden sich an das unsolidarische Verhalten von Deutschland erinnern....
 
Beim Wirtschaftsblog ist von einer Griechen-Phobie die Rede.
Artikel.
Man hackt auf Griechenland ein wobei in Zahlen gefasst beispielsweise Great Britain nicht besser da steht.

Diese aktuelle Meldung ist sogar noch schöner: US-Finanzindustrie macht 414,1 Mrd. US-Dollar Gewinn (Rekord waren 447,5 Mrd. US-Dollar).
Bedenkt man das in den USA die Arbeitslosigkeit so hoch wie nie zuvor ist, der Immobilienmarkt weiter am Absturz ist, der Industrieausstoß sich bei weitem nicht erholt hat, wird deutlich das die Finanzindustrie irgendwie mit einer imaginären Welt handelt, sie ist wohl fast vollständig losgelöst von Realgütern.
Sie hackt auch am Beispiel von Griechenland ein.
Die nächste Krise ist da nur vorprogrammiert, ich bin gespannt ob sich unsere Regierenden tatsächlich noch auf Bestimmungen einigen können die dieses kranke System in die Schranken verweisen oder es noch mal richtig kracht. Da die westlichen Länder ihr finanzielles Pulver schon fast verschossen haben dürfte das dann aber richtig heiß werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Shader schrieb:
Ich bin gespannt ob sich unsere Regierenden tatsächlich noch auf Bestimmungen einigen können die dieses kranke System in die Schranken verweisen

Da sie nur die Wasserträger dieses Systems sind dürfte bis auf ein paar wohlklingende Sonntagsreden nicht allzu viel bei der "Regulierung" rumkommen - ist wahrscheinlich auch gar nicht gewollt...
 
Griechenland muss für seine Anleihen 6% zahlen. Ich hab noch nie gehört, dass ein Land soviel für seine Schulden zahlen muss.Es besteht also ein sehr realistisches Risiko, dass die Anleger ihr Geld nicht wiedersehen werden.
Ist sonst wer darüber verwirrt, dass man eine Überschuldung damit lösen will, dass man noch mehr Schulden aufnimmt?
 
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