Da muss ich bensen voll Recht geben. Die meisten spulen eine Reihe von Benchmarks ab. Bei den besseren sind sogar ganz brauchbare Benchmarks dabei, die anderen nehmen nur unsinnige Benchmarks wie HD Tune oder ATTO. Nur ganz wenige können aber die Ergebnisse wirklich interpretieren und gehen dann auch noch Auffälligkeiten auf den Grund.
Bei thessdreview.com spulen sie eben auch nur das Programm ab, sinnvolle Benchmaks sind dabei und es werden die Screenshots gezeigt, was ich immer sehr viel besser finde als wenn das jemand in irgendwelche Grafiken überträgt und dabei womöglich noch Fehler einbaut. Aber sie verstehen überhaupt nicht, was die Ergebnisse der Tests wirklich aussagen. Z.B. sieht man im
Test der Agility4 zuerst das Ergebnis von ATTO:
Fast 410MB/s schreibend (das ist nicht seq., ATTO bencht mit 4 Overlapping I/O) und nur Nullen als Testdaten, was aber bei der SSD keine Rolle spielt, da die keine Datenkompression hat.
Genau darum geht es dann auch im nächsten Test, wo CrystalDiskMark einmal mit komprimierbaren und einmal mit nicht komprimierbaren Daten läuft:
Upps, da ist die Leserate mit Komprimierbaren Daten noch 383MB/s und bei den nicht komprimierbaren nur noch 256MB/s, hat die etwas doch eine Datenkompression? Nein, hat sie nicht, die Schreibrate ist ja bei beiden Test etwa gleich. Der Kommentar dazu belegt die Ahnungslosigkeit:
Dann kommt AS-SSD und die seq. Datenraten sind nochmal geringer, klar AS-SSD zeigt den Mittelwert und CDM die Bestwerte an:
Bis jetzt könnte man also noch an eine Datenkompression glauben, aber dann kommt noch ANVILs Benchmark und der läuft auch einmal mit den nicht komprimierbaren Daten:
Und einmal mit komprimierbaren Daten:
Da sind die Werte praktisch gleich? Nanu, da muss man nun aber doch mal stutzig werden, oder? Wird der Autor aber nicht und begreift daher auch nicht, was er da gesehen hat. Das ist ein massiver Einbruch der Performance nach wenigen Benchmarks und vor allem in der Leseraten, denn vermutlich hat er die Benchmarks in der Reihenfolge ausgeführt, wie er sich auch präsentiert.
Im Fazit wird dann spätestens klar, dass er bis zum Ende nicht gepeilt hat:
Ist das ein guter Review? Wohl kaum, oder? Ist er lesenswert? Ja, denn wer die Benchmarks sieht, der kann sich sein eigenes Bild machen, sofern er mehr von der Sache versteht als der Autor. Zwar hat der schon überhaupt keine Ahnung, aber trotzdem dürften nur wenige begriffen habe, was der Review wirklich gezeigt hat und was das für die Wahl ihrer SSD bedeutet. Die würden dann sicher auch keinen Award vergeben.
Das es auch anders geht, zeigt der
Test der Vertex4 auf
tweakpc.de. Zunächst mal misst der die Datenraten über die verschiedenen Zugriffsgrößen auch mit HD Tune, was mit QD 1 arbeitet. Zwar weiß ich nicht, ob es die LBAs die gelesen werden vorher auch beschrieben wurden, aber es ist zumindest QD1. Was passiert, wenn man LBAs liest die nicht beschrieben wurden, zeigt
behardware in diesem Test und erklärt es auch sehr gut:
Deshalb ist HD Tune für SSD Tests schon mal kaum geeignet, zumindest wenn man nichts von der Sache versteht und das Tool mal einfach laufen lässt.
Da kommt mal schnell sowas raus (HD Tune 5.00 schafft es immerhin schon bis zu zum Limit von SATA 6GB/s zu messen):
HD Tune und HD Tach sind "Hard Disk Utilities" wie auch im Titel des HD Tune Screens steht und nicht wirklich für SSDs geeignet, weil HDDs LBAs fest auf Kopf, Zylinder und Sektor umrechnen und diese dann einfach auslesen, SSDs aber mappen die LBAs auf immer wieder wechselnde Speicherbereiche. Da kann nichts ausgelesen werden, wenn eine LBA noch nie beschrieben wurde und damit nicht gemappt ist, der Controller liefert dann einfach irgendwas zurück. Wenn die SSD nicht vollständig beschrieben ist, liefert der Lesebenchmark selbst bei SSD ohne Datenkompression sonst kommt dann genau so ein Müll ab wie bei
diesem Test einer Intel X-25V bei awardfabrik.de:
bzw.
Die getestete SSD kann gar keine 200MB/s oder gar mehr lesen, die Kurven zeigen nur da die reale Geschwindigkeit halbwegs richtig an, wo der Speicher auch wirklich belegt ist. So schnell kann die lesen, wenn man auch wirklich Daten zum Lesen hineingeschrieben hat:
Aber zurück zum Test auf Tweakpc, der ja ein positives Beispiel ist, auch wenn ich bisher noch nicht geschrieben hab, warum. Erstens ist dem Autor klar, dass HD Tune nicht die ganze Kapazität liest, auch wenn die Kurven das so suggerieren. Es werden in der Standardeinstellungen nur alle paar MB 64kB gelesen und 64kB reichen i.d.R. nicht aus, um die volle seq. Geschwindigkeit einer SSD zu erreichen. Das sieht man auch:
Das passt auch zu dem Image oben von HD Tune, wo bei 64k auch so etwas über 275MB/s lesend erreicht wurden. Deshalb hat er dann mal auf 8MB umgestellt und dies erhalten:
Selber Benchmark und die gleiche SSD, aber über 100MB/s mehr, oh Wunder!!
Dann hat er was interessantes festgestellt und ist der Sache nachgegangen und deshalb ist das mal eine positive Ausnahme aus dem Einerlei von sturem Abspulen irgendwelcher mehr oder weniger geschickt ausgewählter Benchmarks:
Beim sequentiellen Schreiben auf der Vertex 4 mit 128 GB zeigt sich ein interessanter Effekt. Und zwar sinkt die Performance nach einer gewissen Zeit von einem sehr hohen Level plötzlich deutlich ab und das sowohl bei 64K als auch 8M Blockgröße.
Sequentielles Schreiben - Blockgröße 64K
Sequentielles Schreiben - Blockgröße 8M
Wir haben deshalb die üblichen Einstellungen des HD Tune Pro noch einmal angepasst und anstelle die SSD nur partiell zu beschreiben die komplette SSD von vorne bis hinten in einem Durchgang beschreiben lassen. Das Ergebnis sieht dann wie folgt aus. Von Anfangs hohen 200 MB sinkt die Schreibrate zunächst auf 150 ab und bricht dann später nochmals auf 100 MB ein.
Die Ursache liegt daran, dass die Vertex 4 zuerst in den Cache und von dort dann die "schnellen Zellen" in einem rutsch beschreibt. Sobald diese voll sind, wird die SSD langsamer. Sobald die SSD nicht mehr beschrieben wird, wird die Garbage-Collection aktiv und die hohe Schreibgeschwindigkeit wird so wiederhergestellt.[/URL]
Ob es in für die Praxis ist der Effekt mehr oder weniger interessant ist, darüber mag man streiten, denn das hängt von der Praxis ab, aber das beschreiben des ersten Bits einer MLC Zelle ist eben schnell, so wie bei SLC und erst das Beschreiben des zweiten Bits ist langsam, weil damit eine Menge mehr an Arbeit verbunden ist, werden doch nun 4 verschiedene Ladungslevel unterschieden und für die müssen die Schwellwerte erst richtig ermittelt werden. Das man dies zeitlich so weit getrennt macht wie OCZ, ist nicht wirklich empfehlenswert und obendrein reorganisiert der Controller die Daten ja dauernd um wieder komplett freie Zellen zu haben, was dann eine hohe Write Amplification zur Folge hat.
Aber egal, es geht nicht um die SSD, die würde ich keinem empfehlen, es geht um den Test. Das ist mal eine Perle und auch der von behardware ist lesenswert, aber es gibt eben nicht die eine Seite mit nur guten SSD Reviews. Man muss sich die Informationen aus vielen Seiten zusammensuchen.
Anandtech.com ist auch eine von denen, die man immer mal wieder aufsuchen sollte, aber auch dort sind die Reviews nicht perfekt. Reviewer dürfen ja auch nie zu sehr die Finger auf die Wunden Stellen der Produkte legen, sonst bekommen sie keine mehr für Reviews von der Herstellern zugeschickt und wer das Produkt mit einem Award versieht, der bekommt auch noch kostenlos einen Link vom Hersteller auf seine Seite, es ist also eine Win-Win Situation und der Verlierer ist dann ggf. der ahnungslose Leser, der erst den Review und dann das Produkt unkritisch konsumiert.