Es geht ja nicht ums Zitieren. Und es geht auch nicht mehr um "Fehler". Es geht einerseits um ganz bewusste Täuschung und andererseits darum, dass man dies nicht direkt offen erklärt, sondern sich mit einer selbst zu diesem Zeitpunkt unhaltbaren Erklärung versucht aus der Affäre zu ziehen.
Diese Erklärung genau dann zu liefern, während die Bundespressekonferenz läuft, bei der üblicherweise die meisten Journalisten anwesend sind und das nicht mal klar bekannt zu geben, das ist kein Zufall. Auch auf berechtigte Fragen nicht eingehen zu wollen, spricht nicht für ihn.
Seit dem herrscht Funkstille aus der Ecke Guttenberg, während immer mehr Details ans Licht kommen, die nahe legen, dass er das Ding nicht mal selbst verfasst hat. Was seine Erklärung nicht nur unvollständig und intepretationsbedürftig machen würde, sondern als klare Lüge nachweisen würde.
Das gerade auch im Amt zu tun (während auch in den anderen Affären vieles nur zögerliche offen gelegt wurde, wenn überhaupt), das macht aus einem unappetitlichen Vorfall einen Skandal. Das andere vor ihrer Karriere als Politiker fragwürdige Dinge taten ist das eine. Die Doktorarbeit wurde aber erstens während dieser Karriere bereits geschrieben und veröffentlicht und die Lügen finden jetzt im Amt statt.
Das hat andere Politikern zu recht zum Rücktritt gezwungen und warum ist es hier dann vermessen? Gerade weil seine Person die Vorkommnisse im Kriegseinsatz verdecken ist das ein Zeichen für die Beschädigung des Amtes. Und nicht umgekehrt. Hätte er sich nach Recht und Gesetz verhalten, würden die toten Soldaten im Vordergrund stehen.
Wo es vorher ein Verdecken durch positive personenbezogene Berichterstattung war, ist es jetzt ein Verdecken durch negative Berichterstattung. Beides hat er zu verantworten, nur dass das erste Kalkül war, das andere nicht. Für die Frage, ob der Einsatz in Afghanistan überhaupt sinnvoll und sicher genug ist, ob es ein Kriegseinsatz ist, auch dafür müsste er eigentlich Verantwortung tragen. Tat er vorher nicht, tut er jetzt auch nicht.
Ps: Immerhin gibt es auch einen Amtseid (auch wenn der lediglich moralische Bewandtnis hat, keine rechtliche):
Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde.