Pandora schrieb:
nach langer Zeit mal wieder einen halbwegs Öffentlichkeitstauglichen Politiker abzuschießen ...
Was natürlich auch die herausragende Eigenschaft sein sollte. Wichtig ist, in der Bild-Zeitung (oder besser vorne drauf) zu stehen und das darf nicht in Frage gestellt werden. Erst danach kommt das, wofür Politiker gewählt werden sollten. Warum nicht Heidi Klum den nächsten Minister suchen lassen, denn das scheint ja der primäre Faktor zu sein. Der schöne Schein zählt mehr und wehe man blickt hinter die Fassade und kritisiert das auch noch.
Was ich an ihm jedoch nicht wirklich mag ist die teilweise doch sehr inkonsequente Haltung,
Blöd nur, dass das seine "Öffentlichkeitstauglichkeit" ausmacht. Da muss man sich eventuell entscheiden, was man will. Politische Inhalte oder jemanden, der sein Fähnchen nach dem Wind dreht. Oder um es mal mit dem jetzigen Beispiel zu sagen: jemand der durch eigne Arbeit zu Erkenntnissen gelangt und danach handelt oder jemand der sich seine Meinung von den populärsten Quellen zusammensucht, einmal mixt und als sein perfektes Image ausgibt.
Als das aber angekratzt war, als es nichts populäres mehr zusagen gab, da kommt ein ganz anderer Minister zum Vorschein.
Ja es ist schade, dass seine Kumpel von der Presse, die ihn aufgebaut haben noch brauchen werden. Denn das ist er nun mal, der Posterboy der Regierung und der Bild. Allerdings ist es natürlich erkennbar auch der Einseitigkeit geschuldet, dass er von den Medien auch wieder auf Normalmaß zurück gestutzt wird. All die, die seine Image-Kampagne als hohles Getue empfanden, aber nicht zu kritisieren wagten (denn das Volk mag ihn ja), werden sich natürlich an ihm abarbeiten. Und zu Recht. Er nutzt die Medien um sein Image zu kreieren und insofern bestimmt diese es auch. Er hat den Boulevard gesucht und findet es jetzt schrecklich, wenn die richtige Presse ihn nun zusammenfalten? Das sogar darauf gehört wird?
Klar seine Kompetenzen als Verteidigungsminister muss man anderweitig anzweifeln, das ist wichtiger. Aber da dieses Amt ohnehin nur Parkposition und politische Verhandlungsmasse ist, spielt es leider keine Rolle, ob er dafür befähigt ist. Rudolf Scharping, Franz Josef Jung, zwei Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit, die dort wenig zu suchen hatten. Beide waren aber die Dorfdeppen der Regierung, die einen Posten bekommen haben damit sie ruhig sind (Schröder brauchte Ruhe in der Partei und ein Ministerpräsident Koch einen Dummen, der für seine Affären gerade stehen muss und dafür später mit dem Posten entschädigt wurde).
Nur weil jetzt jemand kommt, der medial dauerpräsent ist, ist er nicht kompetenter oder unnahbarer als irgendwer sonst. Wenn man wissen will wie sich sein Verhalten auswirkt, muss man sich die Meinung zu den restlichen Abgeordneten anschauen. Die eventuell nichts falsch machten und ihren Titel ehrlich erwarben (außer vielleicht Kristina Schröder/Köhler, der ähnliches nachgesagt wurde, aber die war medial noch nicht dauerpräsent), aber nun pauschal als Lügner und Betrüger hier genannt werden.
Dabei ist das nur das politische Vermächtnis. Alle die, die sich wissenschaftlich bestätigen, alle die sich zurecht Doktor nennen dürfen, sehen die öffentliche Reputation beschädigt und selbst wenn es keiner zu gibt (aber hier im Thread auch schon vorgekommen), werden andere kommen, die solche Methodik als legitim und nachahmenswert empfinden. Schon jetzt ist es ein Problem und wie Doping im Sport ist es ein Phänomen, was sich nur schwer wieder ausrotten lässt. Insbesondere, wenn Universität und Titelträger gegenseitig voneinander profitieren.
Mehr Doktortitel, mehr Geld. Mehr prominente Doktoren, mehr Prestige, mehr Geld, mehr prominente Doktoren usw. Früher gab es die Ehrendoktorwürde, aber brauchen wir die noch?