Godde schrieb:
Es gibt aber auch Menschen in unserem Land, die weitaus weniger verdienen und auch Druck haben.Und weil sie dann noch Drecksjobs machen ,wenig Akzeptanz erfahren.Und diese Drecksjobs werden dann noch gepusht.
Wie z.B. die Großküchen, deren Essenservice gern bei Banken und co angenommen wird und deren Service auch zu Partys gern genutzt wird. Was nicht gesehen wird das diese Leute ähnlich wie Friseure ganz unten stehen und mehr als 8 Stunden am Tag arbeiten, 10 bis 12 Stunden sind die Regel - nur damit viele Leute fertiges Essen aufm Tisch haben.
So kenn ich es zumindest in der Region Chemnitz/Erzgebirge.
Der Druck ist nicht minder gering, gerade bei Partyservice (z.B. wieder für Banken, Hochzeiten ect.) muss alles passen.
Adam_Smith schrieb:
Ich persönlich hoffe, dass die Neuberechnung des Regelsatzes nun transparent darstellt, was notwendig ist und was nicht. Zumindest wird dieses Urteil dazu führen, dass endlich die politische Diskussion in die richtige Richtung gerichtet wird. Es wird zukünftig nicht darum gehen Summen zu nennen sondern diese auch zu belegen.
Stimm ich dir überein.
Adam_Smith schrieb:
Die Aussage, dass Hartz IV nicht zum Leben reiche, ist vielfach wohl wirklich eine Frage der falschen Nutzung des vorhanden Budgets.
Die Nutzung hat Gewichtigung. Über Zigarettenkonsum wird ja bei Hartz IV Leuten gern hergezogen, aber jeder Raucher weiß das nach Jahren oder Jahrzehnten Zigarettengenuss das davon wegkommen sehr schwierig ist, vor allem beim Wille - fehlt es am Geld trau ich es den Leuten zu beim Essen oder anderen Dingen zu sparen. Zigaretten sind eine Art Volksdroge, also sind nun zu 100% die in ALG II abgerutschten Leute Schuld?
Bei Haustieren geht es weiter, gerade für ältere Leute ist ein Haustier eine große Hilfe - wie will man da vorgehen?
Bzgl. TV-Gerät und sonstige elektrische Geräte und zu argumentieren man bekommt aus Zweiter Hand genug brauchbare Geräte so ist das erst einmal richtig aber wie sinnvoll ist wirklich die Anschaffung solch eines (elektronischen) Gerätes?
Nehmen wir den Kühlschrank her, hier in meiner Gegend bekommt man aus sozialen Möbelhäusern und co noch dutzend Geräte aus der DDR (zum Verscherbelpreis) und funktionieren Tipp-Topp - die ziehen aber mehr als doppelt bis dreifach so viel Strom als heutige Geräte.
In Sachen Möbel könnte ich Brief und Siegel geben das hier Dinge wie soziale Möbeldienste von Sozialhilfeempfängern gern genutzt werden.
Adam_Smith schrieb:
Und all den Freunden des "Klassenkampfes" muss doch bewusst sein, dass in einem solchen Klassenkampf nur jene verlieren können, die Leistung empfangen. Denn woher sollen sie diese Leistungen bekommen, wenn niemand sie mehr erbringen kann oder will.
Eines sollte uns die Geschichte gezeigt haben, wenn man die arme Bevölkerung (die immer die Mehrheit ausmachen) nicht an Stange hält, das ihnen irgendwann der Kragen platzt (wenn man absolut Hoffnungslos ist, nur noch Frust und Wut und nichts hat, hat man auch nichts zu verlieren - dann ist selbst das eigene Leben egal) und sie sich gegenüber den Herrschenden auflehnen. Die französische Revolution ist ein berühmtes Beispiel.
Der Sozialstaat ist dafür da um die Masse ausreichend an Leine zu halten.
Und außerdem hat der Sozialstaat noch einen Grundgedanke - es bietet Sicherheiten für das Land und letztenendes ein Fundament für einen funktionierenden Arbeitsmarkt. Nehmen wir China her wo es soziale Absicherungen so gut wie nicht gibt.
Ich frag mich ob sich China der Gefahr ihrer massiven Wanderarbeiter überhaupt bewusst ist, es gab schon vereinzelt Ereignisse das Werke besetzt werden und es richtig zu Unruhen kam. Natürlich wird oftmals dann hart durchgegriffen, es gibt jedoch auch einige Arbeiter in Schlüsselregionen die bekamen schließlich Privilegien mit Bedingungen (z.B. ruhig zu sein) zugesprochen.
Wenn da die Arbeitsblase platzt, platzt es richtig wenn nicht für bessere Sicherheiten gesorgt wird.
Adam_Smith schrieb:
Ist nicht auch dieses Gefühl des allein gelassen werdens etwas, was man selbst beeinflussen kann? Der Staat kann nicht alles regeln.
Es gibt immer Orte wo sich Menschen vollkommen ohne Einsatz von Geldmitteln beteiligen können
Richtig.
Dafür gibt es ua. kommunal geförderte Alternative Kulturzentren, gemeinnützige Treffhäuser (bei mir in der Gegend ist einer, immer wenn der Offen ist, ist das Teil voll) und natürlich auch gemeinnützige Vereine ABER es kann sein das die ARGEn es nicht anerkennen wenn man sich in Vereinen (z.B. Tierheim ect.) betätigt. Ich hatte ähnliches mal durchgemacht, zwar nicht im Verein sondern wollte ein Jahr lang im IT-Sektor arbeiten, da ich keine Arbeitsstelle gefunden hatte aber für meine nachfolgende Weiterqualifizierung ein Jahr IT-Praxis brauchte und ich an dem Ort gebunden war versuchte ich es dann mit einem Praktikum. Mit Erfolg (es war auch minder vergütet), aber die ARGE hat trotzdem Anstalten gemacht, ich durfte mir anhören das ich mir ein Auto leisten soll (wofür ich bis dahin und auch ab da kein Geld hatte) - es war kaum zu übersehen das ich mich in Leiharbeit betätigen soll, das kam für mich aber nicht in Frage.
Mein Praktikageber musste sich schließlich einschalten, mehrmals musste er mit meiner Betreuerin diskutieren. Nach fast einem Monat hin und her wurde mein praktisches Jahr schließlich anerkannt. Mir schien es so als wäre das Praktikum für die ARGE von der ich betreut wurde, keine Beschäftigung gewesen - was letztenendes gezogen hat dürfte meine sichere anschließende Weiterqualifizierung gewesen sein, denn ab da wären sie auch nicht mehr für mich zuständig. Es kommt natürlich von der ARGE drauf an wie man so für manch Beschäftigungen/Vorhaben offen ist. Der ALGII Regelkatalog bietet aber nicht viel Spielraum für Individualität - das hab ich zumindest gemerkt.
Von Langzeitsarbeitslosen wird gefordert das sie ständig abrufbar sein müssen, es kann sein das sie von heut auf Morgen irgendwo anders antanzen müssen. Auffallende Menschen müssen eine wöchentliche Nachweispflicht das sie der Tätigkeit nachgehen abgeben und solche Dinge.
ALG II ist nicht leicht und nimmt den Beziehern übrigens auch noch einige selbstverständliche Freiheiten und ist bürokratisch ein Monster.