Exar_Kun
Rear Admiral
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- Juni 2008
- Beiträge
- 6.013
AW: Vereinigte Migrantenpartei gegründet
Ich lese hier häufiger die Forderung nach Integration durch Anpassung an die deutsche Kultur und finde das problematisch. Dies ist im Grunde genommen ein Relikt des Nationalstaatsdenkens aus dem 19. Jahrhundert, als Deutschland nur als Flickenteppich vieler kleinerer Länder oder Fürstentümer existierte und nach Gemeinsamkeiten gesucht wurde, um eine größere Nation zu begründen. Da wurde dann kurzerhand die Eigenart und Einheitlichkeit der Kultur herausgestellt und die Kulturnation war geboren. Der Vorstellung einer multikulturellen Gesellschaft setzt aber nun gerade da an, was doch bisher die Grundlage der Einheit deutschen Nation gewesen sein soll.
Dieses Problem könnte man vielleicht überwinden, indem man den Kulturbegriff in drei Dimensionen aufteilt: Politische, persönliche und ethnische Kultur.
- Politische Kultur... wird in diesem Kontext die wichtigste Funktion zuteil. Damit ist unsere Demokratie, die Verfassung und der Rechtstaat gemeint. Diese politische Kultur ist einheitlich und verbindlich für alle Mitglieder der Gesellschaft, ohne wenn und aber, sozusagen das "gemeinsame Wir". Aus unserem Grundgesetz, das geprägt ist von den universalistischen Werten des Westens (Menschenwürde, Demokratie, Freiheit), bezieht jeder einerseits Abwehrrechte gegen den Staat, im positiven Sinne aber auch Entfaltungsrechte. Das ist die Grundlage unserer pluralistischen Gesellschaft. Aus der Anerkennung dieser politischen Kultur würde ein Mitglied der Gesellschaft, egal ob Einheimischer oder auch Ausländer, folglich die Legitimation beziehen, sich im Bereich der ethnischen und persönlichen Kultur frei entfalten zu dürfen.
- Persönliche Kultur... ist also der Bereich, in dem sich jeder frei nach seinen Vorlieben entfalten kann (z.B. Musikgeschmack, Interesse für bestimmte Literatur, Vorliebe für bestimmte Speisen oder Kleidung, usw.) - hier gibt es keinerlei nationale Abgrenzungen mehr, keine Kultur, an die man sich anpassen könnte. Jedes Individuum ist Mosaikstein einer riesigen, denationalisierten Kultur mit kosmopolitischen Charakter.
- Ethnische Kultur... hat in dieser Sichtweise die Funktion, Menschen auf ihre Wurzeln zu verweisen und ihnen dabei helfen, Identitäten zu bilden, Folklore oder Mythen von Generation zu Generation zu transportieren und damit zu bewahren.
Ich finde, bevor man eine Anpassung an unsere Kultur zwecks Integration fordert, sollte man sich erst mal überlegen, was genau man damit überhaupt verlangt, ob es eine rein deutsche Kultur überhaupt noch gibt - und wenn ja, in welchen Bereichen -, ob solche Forderungen in einer pluralistischen Gesellschaft überhaupt erlaubt sind und ob man einen Teil der Integrationsleistung nicht auch mal von sich selber einfordern sollte. Denn wenn es zu einer ethnischen Vermischung der Gesellschaft kommt, erfordert das doch eigentlich von allen eine Anpassungsleistung, und nicht nur von manchen, oder? Vielleicht wären Ausländer dann schon ein Stück weniger fremd in unserer Gesellschaft und würden weniger Barrieren vorfinden, auch wenn sie sich von den vorherrschenden assimilativen Tendenzen abgrenzen konnten und ihre persönlichen und ethnischen Eigenarten bewahrt haben.... und damit anders sind.
Ich lese hier häufiger die Forderung nach Integration durch Anpassung an die deutsche Kultur und finde das problematisch. Dies ist im Grunde genommen ein Relikt des Nationalstaatsdenkens aus dem 19. Jahrhundert, als Deutschland nur als Flickenteppich vieler kleinerer Länder oder Fürstentümer existierte und nach Gemeinsamkeiten gesucht wurde, um eine größere Nation zu begründen. Da wurde dann kurzerhand die Eigenart und Einheitlichkeit der Kultur herausgestellt und die Kulturnation war geboren. Der Vorstellung einer multikulturellen Gesellschaft setzt aber nun gerade da an, was doch bisher die Grundlage der Einheit deutschen Nation gewesen sein soll.
Dieses Problem könnte man vielleicht überwinden, indem man den Kulturbegriff in drei Dimensionen aufteilt: Politische, persönliche und ethnische Kultur.
- Politische Kultur... wird in diesem Kontext die wichtigste Funktion zuteil. Damit ist unsere Demokratie, die Verfassung und der Rechtstaat gemeint. Diese politische Kultur ist einheitlich und verbindlich für alle Mitglieder der Gesellschaft, ohne wenn und aber, sozusagen das "gemeinsame Wir". Aus unserem Grundgesetz, das geprägt ist von den universalistischen Werten des Westens (Menschenwürde, Demokratie, Freiheit), bezieht jeder einerseits Abwehrrechte gegen den Staat, im positiven Sinne aber auch Entfaltungsrechte. Das ist die Grundlage unserer pluralistischen Gesellschaft. Aus der Anerkennung dieser politischen Kultur würde ein Mitglied der Gesellschaft, egal ob Einheimischer oder auch Ausländer, folglich die Legitimation beziehen, sich im Bereich der ethnischen und persönlichen Kultur frei entfalten zu dürfen.
- Persönliche Kultur... ist also der Bereich, in dem sich jeder frei nach seinen Vorlieben entfalten kann (z.B. Musikgeschmack, Interesse für bestimmte Literatur, Vorliebe für bestimmte Speisen oder Kleidung, usw.) - hier gibt es keinerlei nationale Abgrenzungen mehr, keine Kultur, an die man sich anpassen könnte. Jedes Individuum ist Mosaikstein einer riesigen, denationalisierten Kultur mit kosmopolitischen Charakter.
- Ethnische Kultur... hat in dieser Sichtweise die Funktion, Menschen auf ihre Wurzeln zu verweisen und ihnen dabei helfen, Identitäten zu bilden, Folklore oder Mythen von Generation zu Generation zu transportieren und damit zu bewahren.
Ich finde, bevor man eine Anpassung an unsere Kultur zwecks Integration fordert, sollte man sich erst mal überlegen, was genau man damit überhaupt verlangt, ob es eine rein deutsche Kultur überhaupt noch gibt - und wenn ja, in welchen Bereichen -, ob solche Forderungen in einer pluralistischen Gesellschaft überhaupt erlaubt sind und ob man einen Teil der Integrationsleistung nicht auch mal von sich selber einfordern sollte. Denn wenn es zu einer ethnischen Vermischung der Gesellschaft kommt, erfordert das doch eigentlich von allen eine Anpassungsleistung, und nicht nur von manchen, oder? Vielleicht wären Ausländer dann schon ein Stück weniger fremd in unserer Gesellschaft und würden weniger Barrieren vorfinden, auch wenn sie sich von den vorherrschenden assimilativen Tendenzen abgrenzen konnten und ihre persönlichen und ethnischen Eigenarten bewahrt haben.... und damit anders sind.
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