IP-Zertifizierung - Warum zeitliche Begrenzung beim eintauchen in Wasser

Christian1297

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Hi,

warum unterscheidet man bei der IP-Zertifizierung zwischen dauerhaften und zeitweiligen Untertauchen?
Logisch dass Flüssigkeiten wie Salzwasser ausgeschlossen werden können aber wenn ein Gerät zum Untertauchen in Wasser freigeben ist, dann muss es doch entsprechend versiegelt oder behandelt sein. Wieso spielt es da nun eine Rolle ob das Wasser 1/2 Stunde oder 12 Stunden wirkt - dicht ist dicht oder nicht?
 
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blackshuck schrieb:

Gut dass wir das geklärt haben...

Falls noch jemand eine technische Erklärungen parat hat darf er gerne, trotz der nun vorhandenen Antwort, sein Wissen mit uns teilen.
 
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je nach druck / dichtungen / viskosität dringen flüssigkeiten schneller oder langsamer durch Dichtungen.

Versiegelt ist da meist nichts, sindern es kommen halt Gummiringe zum Einsatz
 
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Also in kurz. Es gibt bestimmte Dichtmittel welche Wasser nur für eine begrenzte Zeit zurück halten bevor sie selbst vollgesogen sind und Wasser durchlassen oder welche halt dann kaputt gehen oder Wasser an sich selbst vorbeilassen weil sie evtl verformt werden. Alles unter Beachtung des Wasserdruckes und der Viskosität.
 
Christian1297 schrieb:
wenn ein Gerät zum Untertauchen in Wasser freigeben ist, dann muss es doch entsprechend versiegelt oder behandelt sein.
Die meisten Geräte sind verklebt. Die neueren iPhones entlang des Displayrahmens z.B.
Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Klebeschutz nach einer bestimmten Zeit nachlässt.
Das ganze kann man natürlich beschleunigen durch Wasserdruck/Wassertiefe oder Seife etc.
 
madmax2010 schrieb:
je nach druck / dichtungen / viskosität dringen flüssigkeiten schneller oder langsamer durch Dichtungen.
Verständlich aber bei einer Zeitspanne von 30 bis 60 Minuten bei maximal 1 Meter Wassertiefe hätte ich gedacht, dass Wasser entweder schon viel früher eintritt oder dann eben gar nicht.

Standard1507 schrieb:
Also in kurz. Es gibt bestimmte Dichtmittel welche Wasser nur für eine begrenzte Zeit zurück halten bevor sie selbst vollgesogen sind und Wasser durchlassen
Klingt plausibel aber werden solche den auch in Smartphones eingesetzt. Häufig sieht es in den Teardowns ja eher so aus als wär der Schutzgrad durch eine Kombination aus Gummi und Verklebung an verschiedenen Stellen hergestellt.

wüstenigel schrieb:
Die meisten Geräte sind verklebt. Die neueren iPhones entlang des Displayrahmens z.B.
Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Klebeschutz nach einer bestimmten Zeit nachlässt.
Aber würde die Verklebung dann beim nächsten Untertauchen nicht bereits geschwächt sein und nach weiteren Wasserkontakt eher früh als spät vollständig aufgeben? Die Erfahrung zeigt ja eher dass die meisten Geräte überdurchschnittlich resistent sind wenn Sie denn Zertifiziert sind.
 
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Was mir da noch einfällt, wäre der Kapillareffekt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kapillarität

Wenn man mal ein bisschen drüber nachdenkt, kommt man eigentlich ziemlich schnell auf sowas wie Wasserdruck, Dichtmaterialien (ja auch Gummidichtungen geben nach einer bestimmten Zeit nach), der Kappilareffekt usw.
 
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Christian1297 schrieb:
Aber würde die Verklebung dann beim nächsten Untertauchen nicht bereits geschwächt sein und nach weiteren Wasserkontakt eher früh als spät vollständig aufgeben?
Weiß ich nicht, klingt aber plausibel. Ich vermute mal (reine Spekulation), dass ein Handy, das fünf mal zu je 24h unter Wasser lag vermutlich beim sechsten Durchlauf keine 24h mehr durchhalten könnte. Aber dafür weiß ich von dem Thema wirklich zu wenig...
 
Man stelle sich eine Dichtung am Wasserhahn oder ähnliches vor. Wenn ich es richtig im Kopf habe sind Versorgungsleitungen bis 10 bar zugelassen (ist aber auch egal, 10 bar dient nun als Hausnummer).
Wenn nun kurzzeitig 12 bar auf die Leitung kommen, macht das der Dichtung vermutlich nichts aus. Auch mehrere male mehr Druck als eigentlich zugelassen, sollten in der Regel kein Thema sein und die Dichtung hält dicht.
Werden nun aber beispielsweise dauerhaft 11 bar angelegt, hat das Wasser mehr Zeit sich durch die Dichtung zu drücken. Und wenn einmal Wasser durchkam, kommt immer Wasser durch.

Bei Handys usw. reden wir von deutlich geringeren Drücken. Da wird der Druck im Prinzip durch die Eintauchtiefe begrenzt. Damit aber das Wasser wie im Beispiel nicht über eine längere Zeit die Chance hat, nach und nach durchzudringen wird die Zeit begrenzt.
Wenn du das Telefon nur in einen Suppenteller in Wasser legst, macht es vermutlich auch mehr als 30 min, einfach weil der Druck nicht so hoch ist wie beispielsweise bei 50 cm.
 
Ist jetzt eher eine wilde Vermutung als irgendetwas fundiertes, aber ich denke mal, dass diese Klassifizierungen ja für wiederholte Bedingungen ausgelegt sind. Wenn man jetzt etwas (!) tiefer taucht oder länger unter Wasser bleibt, wird da wohl auch nichts passieren, wenn man es eben nicht regelmäßig überschreitet. Es sind ja immer gewisse Sicherheiten mit einbezogen.
 
@Christian1297 :
Da kommen mehrere Faktoren zusammen.

Zum einen ist so ein Smartphone natürlich nicht so einfach abzudichten, alleine der beengte Platz ermöglicht es nicht überall die "dichtisten" Materialen zu verwenden. Die Dichtmaterialien haben unterschiedliche Eigenschaften und auch "Nachteile".

Über die Dauer kann bspw. ein Kleber auch durch einfaches Süßwasser gelößt werden. Gummidichtungen können durch die Einwirkung von Hitze/Sonne oder durch den Kontakt mit anderen Stoffen (bspw. Salz vom Schweiß) altern. Entsprechend ist auch in Süßwasser so keine "dauerhafte" Stabilität gewährleistet. Der IP Grad soll ja auch nach 5 Jahren noch erfüllt werden. So kann ein Gerät am Anfang seiner Lebenszeit ggf. auch 8h in 2m tiefe liegen, geht aber nach 5 Jahren schon nach 45 Minuten in 1m über den Jordan...

Dazu kommen noch Fertigungstoleranzen. Sowohl bei der Montage des Smartphones, als auch bei der Herstellung von Klebern/Dichtungen.

Der Herteller möchte einfach sagen: Auch mit Toleranzen in Bezug auf MEINE Herstellung und die meiner Zulieferer kann ich "garantieren" das ich Norm XYZ erfülle, zumindest in deren Grenzen!
 
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In erster Linie hat es etwas mit der Zertifizierung an sich zu tun. Die Prüfklassen orientieren sich an dem was für den Einsatz sinnvoll ist und was über normierte Tests abzubilden ist. Wobei die Zertifizierung für Aussagen, die über das Testgeschehen hinaus gehen keine Aussagen treffen.

Rein technisch ist es auch sinnvoll, dass alles was großartig über die Anforderungen der IP-Klassifizierung hinaus geht individuell für den Einsatzzweck zu prüfen. Eben weil Dichtungen die wirklich dicht sind nicht trivial sind. Bei Langen Zeiträumen kommen Themen zum Tragen, die bei den Kurzzeitprüfungen egal sind:
  • Diffusion durchs Material (bei Kunststoffen)
  • Korrosion (Metalle und Kunststoffe)
  • Druck/Temperaturschwankungen
  • Kondensation im Gerät
..
 
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Zur Klärung der Frage empfehle ich einen kurzen Exkurs in die schnöde Welt der Elektrotechnik. Von dort kommen diese IP-Klassifizierungen. Ursprünglich waren die IP-Schutzgrade gedacht um Gehäuse zu klassifizieren in denen Schutz-, Schalt- und Steuerungsgeräte untergebracht wurden. Die erste Ziffer gibt Auskunft über den Schutz gegen Fremdkörper und Berühren, die zweite für den Schutz gegen Wasser. Und da Wasser mit jedem Zentimeter mehr Tiefe den Druck auf die Gehäusedichtungen erhöht hat und über die Zeit dann auch die mechanische Stabilität von Gummidichtelementen nachlässt kommt diese Methodik der Eintauchtiefe und der Zeit zum Einsatz.
 
Ich hatte früher eine Unterwasserkamera, da gab es richtige Anweisungen wie oft man die Gummis fetten soll usw.

Ich vermute die Hersteller vertrauen dem ganzen selbst nicht, in der Regel hat man dabei ja auch keine Garantie und durch die Zeitregel zeigen sie nochmals auf das die Dinger doch nicht so 100 % zu trauen sind.

Die Geräte sind sicherlich auch nicht zu 100 Prozent geprüft, da gibt es garantiert immer Mal welche die gleich kaputt gehen.
 
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Leider meistens nur ein Werbegag.
 
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SpamBot schrieb:
Ich vermute die Hersteller vertrauen dem ganzen selbst nicht, in der Regel hat man dabei ja auch keine Garantie und durch die Zeitregel zeigen sie nochmals auf das die Dinger doch nicht so 100 % zu trauen sind.
Es ist aber genau der Sinn der Zertifizierung, dass man eine Garantie hat. Es ist ja genau die Zusage des Herstellers, das der Gebrauch des Gerätes unter den durch die Zertifizierung abgedeckten bedingungen Sachgemäss ist.

Dabei sollte jedem Klar sein, das wenn ich ein Gerät mit schutz dür 30min Untertauchen 33min unter wasser habe nicht gleich wasser eintritt. Das Zertifikat stellt ja sicher, dass die beschriebene Belastung eben gesichert und wiederholt ohne Schäden bleibt.

Das bei Untertauchen ich ncith einmal auftauchen und wieder eintauchen kann, sondern dazwischen eine erholung der Belastung (in diesem Fall richtiges durchtrocknen) stattfinden muss um eine neue Belastungsperiode im Rahmen der Zertifizierung zu beginnen.
 
Keylan schrieb:
Es ist ja genau die Zusage des Herstellers
Dann schau Mal nach was die so schreiben. Die meisten sichern trotz dieser Zertifizierung nur einen Spritzwasser Schutz zu.
 
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Wenn Geräte mit IP-Zertifizierung beworben werden, wird es schwer da im Kleingedruckten etwas Anderes als Teil eines Kaufvertrages zu etablieren. Die ganze EU-Bürokratie ist in Sachen Konsumentenrechten ja schon ganz praktisch :)
 
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