IT-Karriereberatung (Ziele nach dem Studium)

te one

Lt. Commander
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Apr. 2009
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Hallo,

ich bin knappe 30 Jahre und habe eine IT-Ausbildung, Meister-Schule (IT-Projektleitung) sowie ein Informatik-Studium (Master, Uni) hinter mir. Jeweils super Noten/viel Interesse in allen Teilbereichen und während der kompletten Zeit habe ich nebenbei gearbeitet. Viele Jahre war ich in der firmeninternen Netzwerkadministration/Anwendersupport, zum Ende des Studiums bin ich nun Software-Ingenieur bei einem internationalen Automobilzulieferer geworden.

Derzeit bin ich mir nicht sicher, wo ich langfristig hin möchte. Bisher dachte ich, es wäre vielleicht der Embedded Software-Bereich. Im Vergleich zu Kollegen verspüre ich jedoch nicht den Wunsch mich in irgendeinem Entwickler-Framework super auszukennen oder meine Freizeit in das Erlernen neuer Sprachen/Entwicklungsmuster/... zu stecken. Viel eher sehe ich das Programmieren als ein Werkzeug um ein komplexes Problem zu lösen. Da programmiere ich dann auch mal ein paar Tage am Stück mit Freude.

In der Vergangenheit habe ich mein Wissen recht breit aufgestellt: Projektmanagement, Mitarbeiterführung, BWL, Marketing, Finanzen, ...
Mein Traumjob würde optimalerweise alles kombinieren. Nur weil ich Informatiker bin heißt das für mich auch nicht, dass ich unbedingt am Rechner arbeiten/programmieren muss.

Habt ihr Tipps wie ich für mich weitere Klarheit erlangen kann wo meine Reise hingehen soll? Kennt ihr vielleicht selbst dieses Gefühl und könnt von euren Karriere-Entscheidungen berichten? Gibt es vielleicht irgendwo eine gute Liste mit möglichen Schwerpunkten/Fachrichtungen?

  • Consulting: Klingt spannend, da man viel mit Menschen und verschiedenen technischen und organisatorischen Schwierigkeiten zu tun hat. Allerdings kenne ich niemanden in diesem Bereich und stelle mir das eher zeitintensiv vor. Ich arbeite zwar gerne hart und bin motiviert - aber Freizeit muss schon auch sein.
  • Data Science/KI: Aufstrebender, interessanter Sektor. Allerdings muss ich mich m.E. auch hier auf eine ganz kleine Welt fokussieren (vielleicht 2 Frameworks, 2 Programmiersprachen) fokussieren - das wird mich nicht ewig glücklich machen.
  • Projektmanagement: Ich meine das macht mir sehr viel Spaß. Negative Punkte: Mein IT-Fachwissen ist dort evtl nicht nötig und ich kann daher leicht durch andere, günstigere Arbeitsnehmer ersetzt werden.
  • Führung: Würde mir definitiv liegen. Ich war eine lange Zeit im öffentlichen Dienst tätig und dort wurde mir eine Führungsposition angeboten. Da ich jedoch in die Wirtschaft wollte, habe ich abgelehnt und Studium gemacht/in die Wirtschaft gewechselt. Für eine Führungsposition in der Wirtschaft fehlt mir meines Erachtens noch etwas Erfahrung.
  • Ausbildung von Nachwuchs: Dieser Gedanke beschäftigt mich schon länger: Azubis/duale Studenten in Unternehmen fachlich/persönlich betreuen. Ich glaube in einer solchen Stelle würde ich richtig aufgehen. Allerdings gibt es wohl kaum solche Stellen (und dann vermutlich nicht öffentlich ausgeschrieben sondern intern besetzt).
  • Finanzbranche: Geld regiert die Welt und ein Job in dieser Branche würde schonmal bedeuten, dass ich im Privatleben nicht mehr so viel Zeit in die richtige Anlage des Vermögen stecken müsste (oder in gleicher Zeit bessere Entscheidungen treffen könnte). Ich weiß jedoch nicht, ob es dort einen für mich passenden Job gibt.
 
  • Projektmanagement: Ich meine das macht mir sehr viel Spaß. Negative Punkte: Mein IT-Fachwissen ist dort evtl nicht nötig und ich kann daher leicht durch andere, günstigere Arbeitsnehmer ersetzt werden.
Projektmanager, die Ahnung von der Materie haben, sind Gold wert. Sei es weil sie die Anforderung oder zeitliche Zusammenhänge viel besser verstehen oder weil sie auch mal Konter geben können, wenn eine der beiden Seiten (Anforderer/Kunde, Projektmitarbeiter) Quatsch erzählt.
 
Wichtig für dich ist zu entscheiden, wie tief/aktiv du künftig in der Technik drin sein möchtest. Gerade in einem großen Unternehmen (die auch mehr zahlen) wird es bei einer Führungs- oder Projektmanagement Position damit weitgehend vorbei sein.
Consulting bedeutet i.d.R. viel Reisetätigkeit.
Grundsätzlich wäre selbstständig machen auch eine Option, aber das ist dann nochmal ganz was anderes.
 
@crashbandicot Da hast du natürlich recht. Weißt du wie in diesem Bereich üblicherweise der Einstieg läuft, wenn man eigentlich aus der technischen Schiene kommt? Habe zwar zig Kurse zum traditionallem + agilem Projektmangement gehört, dennoch ist es in der Praxis ja immer etwas anderes.

@Schlumpfbert Was ist denn von SAP Colutant zu halten? Das scheint für mich eine Kombination aus Entwicklung + mit wichtigen Daten jonglieren und dadurch einen großen Mehrwert für Unternehmen zu bieten. Andererseits bindet man sich da natürlich an ein Produkt (SAP eben).
Selbstständigkeit interessiert mich sehr. Das Non-Plus-Ultra ist natürlich ein skalierendes Produkt - habe ich derzeit nicht. An was hast du da genau gedacht? Als Entwickler könnte ich mich sicherlich verkaufen (wobei ich mich eher noch als Einsteiger in der Softwareentwicklung sehe). Ich weiß nicht, wie es für Freelancer aussieht, wenn sie eben nicht 100% programmieren wollen. Wie stehts da mit Projektleitern oder sowas? Nochmal zu SAP: SAP Consultant werden und dann als Freelancer verkaufen?
 
Bei uns im Haus steigst du einfach nach und nach ein. Erst bist du (technischer) Projektmitarbeiter ohne "Projektmanager-Verantwortung", im nächsten Projekt machst du zwar noch Technik, bist aber schon Teilverantwortlich für das Projekt (Teilprojekt A aus Gesamtprojekt Z) und irgendwann lässt du die Technik hinter dir und verantwortest mehrere Teilprojekte (A, B und C aus Z) und ganz viel später bist du dann verantwortlich für Z. ;)
 
@crashbandicot Das klingt schon recht verlockend :) Dein Unternehmen ist dann klassisches Consulting oder bezeichnet sich das irgendwie anders? Wie breit gefächert sind die Projekte? Ich habe nur wenig Erfahrung mit Consulting sammeln dürfen - bei meinen Erfahrungen gab es aber quasi für jede Kleinigkeit einen Spezialisten, der dann Softwareprodukt X auswendig gelernt hatte. Da gab es dann die eine Person, die blind ein MS SQL Cluster in Version X aufsetzen konnte. Das ist zwar nett - aber schien mir doch ziemlich beschränkt.
Vielleicht kannst du da mit Berufsbezeichnungen etwas Licht ins Dunkle bringen?
 
Wir machen Consulting, Hosting und Outsourcing. Die großen Projekte ("Z") sind meist Transitionen, also ein Kunde wechselt von Dienstleister A zu uns. Diese Projekte laufen 6+ Monate und werden von einem Transitionsleiter/-manager (Z) betreut. Diesem unterstehen dann die diversen Projektleiter (A, B, C), welche (teilweise) Teilprojektleiter (A) haben, für welchen dann die einzelnen Projektmitarbeiter arbeiten.

Bei so einer Transition wird quasi die gesamte Umgebung migriert, also Datenbanken (Orcale, MSSQL, MySQL, Db2), SAP Systeme, Windows- und Linux-Server inkl. Applikationen, Telefonie, Drucker, Filesyteme, Active Directory, Mail (Exchange), SharePoint, etc. - häufig in einer (nahezu) Livemigration.

Einen MSSQL Cluster aufzusetzen zu können ist ja nett, aber das kann auch ein Script bzw. Praktikant nach Anleitung. Interessanter wird es dann, eine Migrationsstrategie mit dem Kunden (und dem abgebenden Dienstleister) auszuarbeiten und auch Fallback Szenarien zu haben, falls etwas nicht läuft wie geplant.

Berufsbezeichnung sind eher Schall und Rauch. Service Engineer, System Manager, also eher nichtssagend.
 
Projektmanager ist auch kein Beruf :)

Neulich hat die Putze das Projekt mit dem Kaffee und Brötchen gemanagt, und der einbeinige Hausmeister war Projektmitarbeiter, weil er das Wasser geholt hat.

Ich würd das eher so sehen das der Threadersteller sehr Sprunghaft ist, und man sollte doch meinen das jemand scheinbar Intelligentes und scheinbar gut Ausgebildet , in dem Alter doch wissen sollte was er macht und tun will.

Ich bin selber im Netzausbau, bis in die Knotenpunkte und Rechenzentren rein, bin lange im Beruf, wenn da mal jemand neues z.b. als Projektleiter bei einem Netzbetreiber anfängt, dann erklär ich dem schon was ich zu tun hab.

bei deinen Ideen ist nicht eine konkrete Berufswahl abzusehen, eher so Berufsfelder, meine Cousine ist z.B. in der Finanzbranche, die arbeitet beim Finanzamt und macht keine Ahnung was, vermutlich Einkommensteuererklärungen und Steuerrückzahlung abwimmeln.

Und Ausbildung von Nachwuchs ??? Informatiklehrer an der Grundschule ???

Meister-Schule IT Projektleitung ??? was ist das ???? IT Projektleitung hatte unser Azubi Fachinformatiker für Systemintegration, und der hat mich blöd angeschaut als ich ihn fragte, machen wir Klasse A oder Klasse B Netzwerk ..... Und den Cat7a Keystone guckte er auch fragend an ....

Das könnte bei allen Sachen so weiter gehen, die Branchen sind auch zu weit aufgeteilt, ich bin seit 2001 offiziell IT-Systemtechniker, da hab ich den Beruf schon 10 Jahre gemacht, davor konnte man Informatik studieren und das war es, jetzt gibt es zig IT-Irgendwas .
Zur Info, der IT-Techniker ist erst 2001 nen Ausbildungsberuf.

Irgendwie musst du mal konkret in einen Teich hüpfen und da dann mal nen Blatt suchen, ich mein du hast genug gelernt und wirst sicherlich auch einiges können, aber jetzt ist der Punkt das umzusetzen und du musst wissen was kann ich am besten und was will ich.

Und jetzt das beste ...... Ich bin gelernter Fleischer und wollte nach der Bundeswehr Lebensmitteltechnik studieren, bekam aber keine Förderung mehr, weil ich vor der BW 4 mon. als Geselle gearbeitet hab.
Ich war bei nem kleinem Krauter, dann hab ich die Brocken hin geschmissen und bin 93 als Computerfachverkäufer bei Escom angefangen, 2001 hab ich in einem Groß und Einzelhandel die Technik übernommen, und wir wurden Microsoft Systembuilder, ohne das ich je nen MSCE oder ähnliches hatte, und hab ab 2003 , ca. 15 Leute unter mir gehabt und unter anderem die Ruhr-Uni-Bochum betreut...

Ich wollte einfach alles vernetzen, und warum ??! Weil ich 1989 schon selber Mailboxbetreiber war, und später die Escom und Amiga Support Mailbox gemacht hab..

Und ich komm von der Hauptschule, Hauptschulabschluss mit 350 Fehlstunden..... aber für mich war klar, ich mach was technisches, ob mit Fleisch oder Platinen .......


Ich drück dir die Daumen das du für dich deine Berufung findest, aber unterm Strich find ich es hart das du mit knappe 30 erst soweit bist, auch wenn du viel gelernt hast.
 
@crashbandicot Danke für die Details. Klingt nach dem, was ich früher in kleinerer Form in meinem Ausbildungsbetrieb gemacht habe. In meinem damaligen Betrieb konnte man leider nicht gut verdienen. Ich glaube deshalb habe ich diese ganze Schiene etwas in den Hintergrund gerückt. Bei Projekten in dieser Großenordnung wird man aber sicher nicht hungern müssen.
Wie sieht es da bei dir mit Arbeitszeiten und Reisebereitschaft aus? Ich komme aus einer eher ländlichen Gegend - da ist man nicht in 10 Minuten beim Kunden. Da fährt man erstmal stundenlang zum Flughafen oder eine halbe Stunde zum halbwegs großen Bahnhof.

@derklausi Du meinst wohl die Reinigungsfachkraft und den Facility Manager? Spaß beiseite: Ich stamme aus einer Arbeiterfamilie, habe ganz normal Ausbildung gemacht und wollte dann "mehr". Nun habe ich 8 Jahre investiert (so viel zu "sprunghaft") um "Abitur" nachzuholen (Meister-Schule) und mir 5 Jahre Universität gegeben. Unterwegs habe ich alles an Erfahrung mitgenommen was geht (darf ausbilden, hätte Abteilungsleiter werden können - wollte aber ja Vollzeit studieren). Nun stehe ich hier und könnte in allen genannten Bereichen einen Job bekommen und keiner weiß sorecht, ob ich nun Junior bin, doch schon als Führungskraft geeignet bin, ...
Dass es für einen Nicht-Studierten (nicht abwertend gemeint - in meiner Ausbildung habe ich am meisten gelernt^^) komisch klingt mit knapp 30 erst richtig loszulegen, ist verständlich. Das Durchschnittsalter von Master-Absolventen liegt aber irgendwo bei 26-28. Also liege ich im Schnitt - und das mit vielen Jahren Berufserfahrung.
Mein "Problem" ist eigentlich: Mir stehen seit dem Studium alle Türen offen. Welche soll ich durchschreiten, da sie mich für die Zeit bis zur Rente mehr oder weniger festlegt?
derklausi schrieb:
aber für mich war klar, ich mach was technisches, ob mit Fleisch oder Platinen .......
Für mich ist klar: Ich will irgendwas mehr oder weniger entfernt mit Technik zu tun haben (ich muss nicht der sein, der es am Ende implementiert - macht mir aber auch mal Spaß), will unbedingt mit Menschen zu tun haben (keine Softwareentwicklung in der Dunkelkammer) und dem/den Unternehmen einen echten Mehrwert bieten. Hierbei bin ich doch etwas heimatgebunden und möchte zumindest etwas Work-Life-Balance. So - nun versuche daraus mal den richtigen Weg zu bestimmen...
Hätte ich nicht studiert, wäre ich noch heute bei meinem Ausbildungsbetrieb glücklich und würde die Systemlandschaft administrieren, mich mit Kunden im Support rumärgern, etc.
 
te one schrieb:
Wie sieht es da bei dir mit Arbeitszeiten und Reisebereitschaft aus? Ich komme aus einer eher ländlichen Gegend - da ist man nicht in 10 Minuten beim Kunden. Da fährt man erstmal stundenlang zum Flughafen oder eine halbe Stunde zum halbwegs großen Bahnhof.
  • Arbeitszeit: 40h/Woche, Überstunden gehen auf ein Überstundenkonto und können abgebaut werden, opt. kann zum Jahresende auch ausgezahlt werden
  • Reisebereitschaft: Reisen halten sich eher in Grenzen, wir haben auch schon vor Corona viel Remote gemacht (auch Meetings)
 
Ich weiss was du meinst, ich weiss auch nie was ich essen soll, weil der Kühlschrank zu voll ist :)

Ich war jetzt ca. 15 Jahre im Netzausbau unterwegs, zum Glück keine Langzeitmontage, aber durchaus mal für einen Tag nach Hamburg, oder auch mal nach Passau, ich wohne selber im Ruhrgebiet..

Ich muss jetzt Gesundheitlich kürzer treten, und sehe auch grad zu das ich nen Job habe, wo ich Nachmittags im Garten sitzen kann :)

ach übrigens, schau doch mal bei der Deutschen Bahn, die bauen jetzt ihr eigenes Streckennetz usw. vielleicht kannst du da dein Wissen kombinieren, die suchen auf jeden Fall Händeringend Mitarbeiter.
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