ITIL Foundation - Pro-Argumente für Arbeitgeber

FreddyCollin

Ensign
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Dez. 2014
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236
Hi Leute,

ich arbeite aktuell als IT Consultant für ERP Systeme, Hauptthemengebiet: Schnittstellen zwischen (Web)Apps und ERP System.
Ich habe das meiste was ich so kann, einfach selbstständig gelernt von meinen Kollegen und mir - im Laufe der Jahre - auch vieles aus der Software-Entwicklung gemerkt und zu Eigen gemacht. Nun kann ich alles so halb, aber nichts so ganz (mein subjektives Gefühl... Für meinen aktuellen Job reicht es scheinbar, da ich 99% gutes Feedback kriege von Kunden und Chef). Ich bin nun auf ITIL gestoßen, da ich das Gefühl habe, mir würde es gut tun, ein theoretisches Konstrukt für IT Projektmanagement zu erlernen und gleichzeitig IT Architektur (hier ist meine größte Wissenslücke) besser zu verstehen.

Da mein Chef recht geizig mit Fortbildungen ist, will ich ihm das möglichst sicher pitchen/vorschlagen. Hat jemand eine Idee wie man ITIL (für meine Position) gut Verargumentieren kann, so dass ich die Fortbildung gezahlt bekomme?

Danke für jede Meinung, Tipp o.ä!

LG
 
Wie willst Du bei diesem Jobprofil einen ITIL Schulungsbedarf herleiten? :confused_alt:
Andererseits ist die Foundation ja spottenbillig, könnte also klappen. Was ITIL jetzt aber mit PM oder Architektur zu tun haben soll... Für ersteres würde ich mir ja eher PMI/Prince2/Scrum und für letzteres TOGAF anschauen.
 
FreddyCollin schrieb:
Hi Leute,
Da mein Chef recht geizig mit Fortbildungen ist, will ich ihm das möglichst sicher pitchen/vorschlagen. Hat jemand eine Idee wie man ITIL (für meine Position) gut Verargumentieren kann, so dass ich die Fortbildung gezahlt bekomme?
LG

Willst Du echt "noch" auf ITIL setzen? Zumal ITIL ja nicht nur ein Zertifikat ist - Du fängst da mit Foundation an - und damit es was zählt musst Du noch ein paar weitere machen, da kann man sich in gewisse Bereiche spezialisieren. D.h. noch viel Asche lassen und auch Zeit und Mühe, denn gerade die fortgeschrittenen ITIL-Teile sind mit viel Lernen verbunden.

Ich habe, als ich mich selbständig gemacht habe, ein paar solcher Foundation-Zertifikate gemacht, als Papier an der Wand. Prince 2, ITIL, COBIT 5.

Die Welle rollt aber gerade woanders hin und zwar agil, da wird jetzt die Sau durch´s Dorf getrieben und es liegt Geld auf der Straße. Hol Dir lieber die Scrum-Basis Zertifikate, setze noch den LeSS Practitioner und SAFe obendrauf. Iso 27001 schadet auch nicht - und systemisches Coaching ist auch nie verkehrt.

Das haben jedenfalls nahezu alle DAX-Konzerne für sich entdeckt, allein in der Umsetzung hapert es aber dann halt ein wenig, weil der Fisch vom Kopf stinkt und agil sich halt mit dem Mief althergebrachter deutscher Hierarchiestrukturen und Grabenkämpfe anstatt dem Miteinander nicht verträgt.

Naja, solche Leute werden jedenfalls gesucht - und ich bin voll ausgebucht, seit 5 Jahren - und dabei kann ich nicht wirklich was besonderes sondern wende gesunden Menschenverstand an und bin einfach nur pragmatisch unterwegs. Ich sehe, wer nicht miteinander redet aber reden sollte und leite das in die Wege, ich moderiere, schlichte, animiere... manchmal frage ich mich ehrlich, wann mir das Klavier endlich auf den Kopf fällt, das kann doch nicht ausreichen, der Kunde muss doch mehr wollen... aber es will und will nicht kommen und die Kunden sind begeistert.
Ich investiere pro Jahr ca. 10 - 15k in Weiterbildung und schaue halt, dass es sich ergänzt und frage auch beim Kunden nach, was er denn vielleicht gerne hätte, womit ich mein Portfolio ergänzen soll. Das ist nie verkehrt.

Klassische Projektmanagementzertifikate wie IPMA sind aber immer noch angesehen, wenn es konservativ sein soll.
 
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ITIL ist ja kein IT-Projektmanagement, sondern Maßnahmen rund um das IT-Service-Management (ITSM).
Das eine wären halt Managementmaßnahmen und -methoden für Projektgeschäft (DIN, Prince 2, PMI) , Merkmale eines Projektes wären da einzigartig, zeitlich begrenzt, begrenzte Ressourcen, usw. und das andere (ITIL / ITSM) ist eine Zusammenfassung von Maßnahmen um bestehende oder neu eingeführte Geschäftsprozesse mittels IT-Systemen zu unterstützen. ITIL ist dann ein Teil (Maßnahmenpaket) vom ITSM um die Servicequalität auf dem gewünschten Niveau zu gewährleisten um die Geschäftsprozesse am laufen zu halten. Es gibt neben ITIL auch noch andere Maßnahmen, die auch nicht richtig in Firmen angewendet werden, COBIT z.B.

Wenn du mich fragst: ITIL ist ein wenig angestaubter Kram bei dem man sich wunderbar überverwalten kann an den sich ja selbst die mustergültigsten Unternehmen nicht richtig gehalten haben oder halten.

Nur einen Multi-Level-Support zu etablieren ist ja noch längst kein ITIL oder gar ITSM. Zu ITIL gehört zum Beispiel zwigend eine CMDB (Configuration Management Database) und alleine daran kann man schon mehrere Mannjahre nur in den Aufbau reinstecken. Oder man lässt es halt einfach bleiben, macht das, was notwendig ist, damit der Betrieb ordentlich läuft, das muss man dann aber nicht fälschlicherweise ITIL nennen.

Zu der Frage ITIL Zertifikate machen, damit man was zum Thema Projektmanagement lernt: Mööp... Hat nichts miteinander zu tun. ITSM ist quasi "das Ende eines Projekts", wenn das Ergebnis vom Projekt in den Betrieb überführt wurde - dann schreibt der Projektmanager noch seine Erfahrungen auf, verabschiedet das Projektteam, erstellt den Abschlussbericht und dann ist Projekt erledigt. Der Rest (Betrieb, ITSM, neue Projekte initialisieren) ist dann Angelegenheit der Auftraggebers.

ITIL hat mit agilen Vorgehensweisen bei der Produktentwicklung oder in der Umsetzungsphase eines Projektes übrigens überhaupt nichts zu tun.
Und Agil im Sinne vom agilen Manifest verkörpert durch Scrum oder eXtreme Porgramming hat widerrum überhaupt nichts mit Projektmanagement zu tun.
Das sind alles unterschiedliche Disziplinen die unterschiedlichen Zwecken dienlich sind.

Dazu kommt dann noch "agiles führen", also Lean Management, das hat mit all den technischen Vorgehensweisen, die rund um das Agile Manifest entstanden sind, absolut gar nichts mehr zu tun, wird aber leider oft vom Management als "wir arbeiten bei uns agil" völlig falsch verwendet... Weil die es ja selbst nicht kapieren! Da gibt es so Schlauberger (meistens irgendwelche Consultants :D ), die meinen "Wir machen jetzt was ganz neues: Wir arbeiten ab jetzt agil. Hier ist ein Kanban-Board." - Da könnte ich so hart abkotzen.
1. Ist Kanban überhaupt nicht agil.
2. ist Kanban nicht neu, sondern uralt.
3. Arbeitet niemand agil, nur weil einer sagt wir arbeiten jetzt agil. Daher kommt auch der oft zurecht schlechte Ruf von "agil"... Der Begriff wird andauernd falsch verwendet.

Also was willst du im Kern wirklich vertiefen? Projektmanagement (DIN, Prince 2, PMI)? ITSM (ITIL, COBIT)? Management / Mitarbeiterführung (Lean Management, situatives Führen, Arbeitsrecht)? Betriebswirtschaft (Earned Value Analysis, ABC-Analyse, ...)? agile Vorgehensmodelle (Scrum, XP, ...), traditionelle Vorgehensmodelle (Spiralmodell, V-Modell-XT, Rational Unified Process)? "Malen nach Zahlen" (BPMN, UML, EPK/EPC, Systemkontextdiagramme)? (Schätz-, Ermittlungs-) Methoden (Planning Card Poker, morphologische Kästchen, Walt Disney "Gedankenpalast")? Risikomanagement (FMEA, ...)? Kennzahlenermittlung (TCO, ROI)?
 
Zuletzt bearbeitet: (FMEA natürlich, nicht FMAE)
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Ich musste auf der Arbeit damals auch die Foundation Schulung machen.
Ansich ist diese nur sinnvoll, wenn man in einem Unternehmen arbeitet, welches das voraussetzt oder wenn es zwingend vom Kunden verlangt wird. Das auch eher um ein Gefühl für die implementierte Prozesse und Strukturen zu erhalten. Mit Projektmanagement hat ITIL nichts zu tun.

Ich empfand es damals als eine Verschwendung von 2.5 Tagen und bin daher nach den ersten 2 Stunden nicht mehr hingegangen nachdem der Schulungsleiter angefangen hat uns zu Dinge zu nennen, die wir im Schulungsbuch ankreuzen sollten und sehr wahrscheinlich in der Prüfung abgefragt werden. Habs mir das Schulungsbuch morgens vor der Arbeit dann durchgelesen und mit voller Punktzahl bestanden... (stumpfer Ankreuztest).

Die weiterführenden Zertifizierungen sollen dagegen ein bisschen anspruchsvoller sein.

edit:
Der Begriff wird andauernd falsch verwendet.
Oftmals ist das Ziel nur eine schnellere Umsetzung der Anforderung. Wird leider viel zu oft mit dem generischen "agil" gleichgesetzt.
 
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Zertifikate, die durch Ankreuztests erlangt werden nehme ich ehrlich gesagt schon länger nicht mehr ernst. Da wird nur Bulimiewissen für die Kästchen zum Ankreuzen gelernt. Vertieft wird da gar nichts. Zusammenhänge werden dabei auch kaum bis nicht hergestellt. Man muss das Thema ja nicht in den Grundlagen und Prinzipien verstehen, sondern nur wissen, wo man im Test die richtigen Kreuze macht. Vieles kann man dann noch bei diesen Tests mit etwas Logik und aufmerksamen Lesen der Aufgabenstellung herleiten.
Mit einer ordentlichen Prüfung so mit Prüfungsordnung usw. hat das ja alles nichts zu tun, sondern lediglich mit Mustererkennung. Wenn Frage 1 ins Muster A passt ist Antwort von Muster 1 und 4 richtig. Mehr muss man nicht wissen und auch nicht können, um solche Tests zu bestehen. „Trandump“ und „Braindump“ sei dank bekommt man dann auch noch die letzte Kartoffelbatterie durch diese Tests. Ähnlich wie bei der theoretischen Führerscheinpfung. Die kann ja auch jeder bestehen, der möchte.
Dem beruflichen Erfolg soll ja das eigene Unvermögen nicht im Wege herum stehen und die bezahlten Dienstleister werden einen sicherlich auch keine Steine dabei in den Weg legen. Der Lernaufwand, der dahinter steht ist daher eher gering und wenig nachhaltig.
Von daher sollte man solche Herstellerzertifikate nicht überbewerten und sauber von vernünftigen Abschlüssen anderer Bildungsanstalten abtrennen.

Anders ausgedrückt: Was für ein Eindruck soll man von einen Produkt gewinnen bei denen 95% der Teilnehmer durch die eigenen Produktschulungstests fallen? So etwas würde ja niemand freiwillig bei sich im Unternehmen einführen wollen.
 
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