Entschuldigung lieber Computerbase Autor und liebe Computerbase Leser,
aber eure Empörung kann ich nicht teilen. Ihr beschwert euch darüber, dass ein Hersteller genau dass macht wofür er bekannt ist?
Ich gehöre zu den Käufern des ersten Galaxy, ohne S, das i7500. Mit diesen Kunden hat sich Samsung keine Freunde gemacht. Auf Basis von Android 1.5 hatte man damals ein technisch eher rückständiges Smartphone mit vielen Kinderkrankheiten zum gehobenen Preis auf den Markt gebracht. Glücklicherweise gab es das Gerät nach einigen Monaten zur Hälfte des ursprünglichen Preises und ich muss mich nicht so sehr über den Kauf Ärgern wie die Early Adopter. Da es sich um Samsungs erste Schritte in der Android Welt handelte, war man zeitweise bereit für die Kinderkrankheiten Verständnis aufzubringen und wartete geduldig auf Updates. Jedoch war das Verständnis dahin als das Nachfolgegerät ein halbes Jahr später veröffentlicht und Support für das i7500 quasi eingestellt wurde. Genau so erging es später auch den i5700 Besitzern als das Galaxy S vorgestellt wurde.
[Sarkasmus]Das Galaxy S hat natürlich alles besser gemacht![/Sarkasmus] Nicht ganz, die »release often, release early« Strategie wird nur nicht ganz so pervertiert und aggressiv angewendet wie noch zu Anfangszeiten. So ist es Samsung gelungen »Galaxy S« als erfolgsträchtige Marke aufzubauen. Sehr raffiniert wie ich anmerken muss, da der Kunde ohne Vorwissen nur »Galaxy« versteht und damit relativ positive Erfahrungen verbindet. Ein wirklich raffinierter PR Schachzug. Respekt!
Ein weiterer Aspekt spielt Samsung und auch anderen Herstellern von Android Geräten perfekt in die Hände: Android ist Open Source. Was unter der Marke Android beworben wird ist
nicht vollständig Open Source. AOSP - The Android Open Source Project - ist Open Source. Ein großer Unterschied, denn für Google Apps und einige Treiber wird kein Quellcode veröffentlicht. Eben jene Treiber machen die Portierung neuer Android Releases zu einem aufwändigen bis nahe zu unmöglichen Unterfangen für Modder. Im Falle Samsung Galaxy S fällt, wie auch schon beim Ur-Galaxy, wieder der Begriff RIL (Ringer Interface Layer). Die Wartung dieser Komponente, die die grundsätzliche Telefonfunktonalität bereitstellt, hat bei Samsung offenbar nur geringe Priorität. Zur Verteidigung der Gerätehersteller sollte man hier aber erwähnen, dass diese wiederum bei einigen Komponenten auch nur Kunden anderer Lieferanten sind. Was aus Sicht des Endanwenders ein Performance Problem ist, wofür man einfach mal einen Entwickler abstellt, der daran rum coded, ist aus Sicht eines Herstellers mit aggressiver Produktpolitik eine nicht lohnenwerte oder gar teure Aufwendung. Von Touchwiz und Co. ist hier noch nicht einmal die Rede, das ist dann nochmal zusätzlicher Aufwand oben drauf. Vor dem Hintergrund sollte man sich zweimal überlegen ob man wirklich Aufsätze wie Touchwiz, Sense, MotoBlur und Co. haben will und ob man diese Zersplitterung des UI, wie der Autor auch noch schön reden will.
Android ist aus meiner Sicht eine interessante Plattform zum »Herumtüfteln« und die Nexus Geräte sind dazu die ideale Hardware. Vom entsperrbaren Bootloader, zum wieder sperrbaren Bootloader und herunterladbaren Binary Divers bis zu herunterladbaren Stock ROMs hat Google bisher stets daran gearbeitet den Kunden- und Entwicklersupport auszubauen. Android ist eine Entwicklerplattform und Gerätehersteller die darin nur eine Konsumplattform sehen sollten einem grundsätzlich suspekt sein. Wer nur irgendein Android haben will, der tut das in der Gewissheit das er billig kauft, und wer billig kauft, kauft zweimal.
Auf die Gefahr hin dass es schon erwähnt wurde: Wer sein Glück trotzdem noch probieren möchte kann an einer Petition teilnehmen:
http://codeworkx.de/wordpress/2011/12/23/no-official-ics-for-galaxy-s/
Eine ähnliche Petition gab es auch beim i7500.
SimsP schrieb:
Schon mal was von dem Grundsatz "never touch a running System" gehört?
Das ist kein Grundsatz sondern moderner Aberglaube von technophoben Windows-Benutzern die noch geistig in der Win9x Zeit gefangen sind und versuchen sich mit ihrem Halbwissen zu profilieren. Ich bin mal fair und behaupte, dass sich seit der Zeit in der sich dieser Aberglaube herausgebildet hat auch bei Windows einiges verbessert hat.
Wenn sich nach einer Änderung etwas komisch verhält dann rollt man zurück. So einfach ist das. Das Setzt natürlich voraus dass man Backups hat, welche Personen die diesem Grundsatz folgen natürlich nie haben.