Wolfgang359 schrieb:
seit 20 Jahren stecke ich einfach eine größere Festplatte rein, wenn die Alte zu klein ist. Das war nie ein Problem.
Da hat sich aber gerade in den letzten Jahren einiges geändert, nicht nur die Kapazitäten sind größer geworden, die HDDs haben heute auch andere Eigenschaften als früher, die einfachen Modelle könne heute weniger vertragen und dafür gibt es neue Kategorien von HDDs, z.B. NAS Platten für den Dauerbetrieb und den Betrieb mit mehren HDDs in einem Gehäuse, die haben als Sensoren um besser mit den Schwingungen der anderen HDDs umgehen zu können.
Schau Dir z.B. die Entwicklungsgeschichte der Seagate Barracuda Baureihe an: Eine
Barracuda 7200.7 hatte keine Einschränkungen der Betriebsstunden im Product Manual stehen und damit Zulassung für den Dauerbetrieb wie es damals üblich war. Außerdem ist die Datendichte bei denen ja auch noch viel geringer, da gab es noch keinen Teilkontaktbetrieb der Köpfe und daher auch kein Workload Rating wie es heutige HDDs haben, weil man nur so die Datendichte in den Bereich von 300Gbit/in² und mehr steigern konnte.
Die ST3160023AS müsste man heute mit Modellen wie der
Seagate Enterprise Capacity 3.5" oder wenigstens einer
Seagate Enterprise NAS vergleichen, die können zumindest ungefähr noch das, was die alte ST3160023AS konnte. Nur kosten die eben auch einiges mehr als die
einfachen Desktop Modelle, die heute so abgespeckt, also kostenoptimiert sind, wie es damals weder üblich noch nötig war. Die Barracuda 7200.7 waren zu der Zeit HDDs für Desktop bis Enty Level Server Nutzung:
Das hat sich bei der
Barracuda 7200.9 nicht groß geändert, bis hin zu Low-Cost Servern und Desktop RAIDs wurde die hier auf Seite 2 angepriesen. Die hatte im
Product Manual keine Betriebsstundenbeschränkungen und "Warranty: 5 years on distribution units" stehen.
Die
Barracuda 7200.10 schmückt sich ebenfalls mit den 5-Year Warranty Logo gleich auf der ersten Seite des Datenblattes und ist für:
Da sind wie man sieht die "Entry-Level ATA Servers, including RAID" und "Near-Line Storage" schon rausgeflogen. Aber weder dort noch
im Product Manual gibt es Einschränkungen der Betriebsstunden, sucht man dort nach "hour" findet man nur die Öffnungszeiten des Supports und unter "Reliability" sind auch keine Einschränkungen, die sind also weiterhin im Dauerbetrieb zugelassen, die Datendichte was ja auch nur 128Gbit/in².
Bei der
Barracuda 7200.11 fehlt im Datenblatt das 5-Year Warrenty Siegel und "Point-of-sale devices/ATMs" als Anwendungsbereich, die wurde weiter abgespeckt und mit Eco-Friendly weil "Consumes up to 43 percent less power during idle than previous products" beworben. Dabei ist es noch eine mit 7200rpm und
im Product Manual steht erstmals die Beschränkung auf 2400 Betriebsstunden im Jahr, die ist also nicht mehr für den Dauerbetrieb gedacht und gemacht:
Die hat sich mit einer Datendichte von 277 Gbits/in² auch schon ganz in die Nähe des Teilkontaktbetriebs begeben oder macht diesen vermutlich sogar schon. Es wird zwar noch kein Workload Rating genannt, aber der Verweis auf "Normal I/O duty cycle for desktop personal Computers" ist schon klar in diese Richtung und besagt, dass die HDD nicht mehr zu viel Workload verträgt. Das ist eben mit dem Betrieb der Köpfe im Teilkontaktbereich und dem damit verbundenen Verschleiß und Ansprüchen an die Oberflächenbeschichtungen verbunden.
Dann gab es vermutlich auch andere Lager um der heiligen Kuh des Energiesparens gegen den CO2 Ausstoß zu huldigen und vermutlich auch Geld zu sparen, daher gibt es eben keine Zulassung für den Dauerbetrieb mehr. Damit sollte klar sein, warum "Point-of-sale devices/ATMs" nicht mehr als Anwendungsbereich genannt wird, denn dort ist der Dauerbetrieb ja nicht unüblich.
Ab der 7200.11 wurden also die Barracuda Modelle also dann zu HDDs nur für den normalen Desktop Betrieb abgespeckt, aber erst die ST3000DM001 wurde von Barracuda (7200.14) kürzlich in Desktop HDD umbenannt. In der Zwischenzeit sind für die anspruchsvolleren Aufgaben die teuren Modellen in die Produktpalette aufgenommen worden, die Kunden haben aber diese Einschränkung der Eigenschaften und damit Nutzungsmöglichkeiten bzw. möglichen Anwendungsgebiete obwohl sie in den Datenblättern stehen offenbar meist gar nicht wahrgenommen und glauben die Barracuda wären noch wie früher, sind sie aber nicht. Die sind in der Hierarchie zwar weiterhin unten, decken aber nach oben eben längst nicht mehr so viel ab wie die alten Barracuda Reihen, die 7200.7 war noch für Entry-Level Server vorgesehen, dafür kann man alle neueren Barracudas spätestens ab der 7200.11 nun wirklich nicht mehr nehmen, dafür gibt es die Enterprise Cloud HDDs und für "Home Media Servers" sind heute die NAS HDDs gedacht.
Die
Barracuda 7200.12 war im Datenblatt auch noch für "Network attached storage devices (NAS)" und "Home Servers" ausgewiesen, obwohl die zitierten Aussagen
wie "2400 power-on-hours per year" in deren Product Manual mit denen der 7200.11 identisch sind, das NAS oder der Home Server sollten also besser nicht im Dauerbetrieb laufen bzw. erwartete Seagate wohl, dass die nicht so sein würde.
Im
Datenblatt der 7200.14 inkl. der ST3000DM01 von Nov. 2011 steht NAS und Homeserver auch noch und erstmals die 2400 Betriebsstunden pro Jahr, die vorher nur im Product Manual standen, aber die liest ja sowieso kaum jemand. Dabei
steht dort dann aber auch erstmal der Hinweis auf die 55TB Workload Rating im Jahr:
Also 55TB Workload (Datenvolumen Lesend und Schreibend) pro Jahr, wobei ein Jahr sich auf 8760 Stunden bezieht, die HDD ist aber eben auch nur für 2400 Stunden im Jahr ausgelegt und damit ergibt sich dann nur ein jährlicher Workload von maximal 15TB. Die ST3000DM001 hat übrigens schon eine Datendichte von 625Gb/in².
Damit wird nun hoffentlich klar, warum die Erfahrungen mit alten HDDs auf neue Modelle nicht zu übertragen sind und das diese heutigen HDDs eben ganze andere HDDs als frühere Modelle sind. Ebenso sollte klar sein, warum es heute mehr Modellreihen gibt als früher, wo selbst einfaches Modell eine viel größeres Anwendungsspektrum abgedeckt hat als die heutigen Desktopplatten machen.
Seagate verwende ich übrigens als Beispiel, weil die sehr offen mit den Informationen sind, Hitachi war es auch und hatte immer den Anspruch die besten Platten zu bauen, die waren dann eben auch teurer, aber eben nie so abgespeckt bzw. eben kostenoptimiert wie die HDDs von Seagate und gerade noch genug für den jeweils vorgesehen Einsatz können und dabei gilt, was der HDD Hersteller sich unter diesem Einsatz vorstellt. So hatten bei Hitachi selbst die einfach Deskstar alle eine 24/7 Zulassung und Vibrationssensoren, also was heute meist erst bei HDDs ab den NAS Reihen vorhanden ist. Bei WD kann man ähnliche Entwicklungen wie bei Seagate sehen, die geizen aber mit den Informationen. Da heute praktisch nur noch WD und Seagate den Markt dominieren, war deren Weg die Platten so sehr in den Herstellungskosten zu optimieren das sie gerade noch dafür gut genug sind, offenbar wirtschaftlich der Richtige und Toshiba geht diesen Weg auch sehr konsequent, während HGST innerhalb von WD bei 3.5" HDDs nur die gehobenen Marksegmente abdeckt.
Wolfgang359 schrieb:
Ich würde die Platte in ein externes USB Gehäuse stecken, wo bisher eine 2TB Platte drin war, sie mit ext3 formatieren und als Platte verwenden die am NAS (Synology, Linux) steckt. Zusätzlich verwenden würde ich sie noch auf einem Mediaplayer (Ellion, Linux) oder mit "Paragon ExtFS for Windows" vom Notebook (Win7) aus zugreifen.
Seht ihr da Probleme, oder ist das, was ich da irgendwann mal gehört habe, sowieso irrelevant.
Ja, denn viele alte Gehäuse unterstützen auch keine Platten mit mehr als 2TB Kapazität. Ich würde es also auf jeden Fall testen, also z.B. unter Windows eine große Partition über die ganze Kapazität anlegen und diese dann komplett mit
h2testw testen, also Beschreiben und Prüfen. Wähle aber ein paar GB weniger als vorgeschlagen wird, da die Metadateien des Filesystem bei großen Volumen schneller wachsen als heise es erwartet hat und sonst am Ende der Platz ausgeht, was zu einem Fehler am Ende des Schreibvorgangs führt. Der hat dann auch nichts mit der HW zu tun, den kann man dann daher getrost ignorieren und trotzdem die Daten prüfen lassen, was auch ohne Fehler passieren sollte. Wenn es damit keine Fehler gibt, dann unterstützt das Gehäuse die Plattenkapazität auch wirklich.