Kontrolle über Partner-Firma, die eigene Marke selbst produziert und verkauft auf Kommissionsbasis

abcusw

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Angenommen, es gäbe die Firma Dingsbums, die unter eigenem Namen Schrauben in Deutschland produziert und national sowie international vertreibt. Sogenannte Dingsbums™-Schrauben.

Dazu gibt es die iranische Firma Mustermann, die im Iran ebenfalls Schrauben herstellt und sowohl national wie auch international exportiert.

Die iranische Firma Mustermann möchte nun eine Partnerschaft mit der deutschen Firma Dingsbums, wodurch es der Firma Mustermann erlaubt ist, im Iran sowie in gewissen weiteren Zielmärkten Dingsbums™-Schrauben selbst herzustellen, zu bewerben und zu verkaufen. Das Marketing, die Herstellung sowie die Abwicklung der Verkäufe würde hierbei komplett von der Firma Mustermann abgewickelt werden. Qualitätsunterschiede gibt es keine. Hierfür kassiert Dingsbums eine feste prozentuale Provision des Endverkaufspreises von Mustermann. Die Firma Mustermann würde durch den guten Ruf der Firma Dingsbums als Hersteller deutscher Qualitätsschrauben profitieren, wohingegen die Firma Dingsbums durch den deutlich größeren Kundenstamm der Firma Mustermann profitieren würde, da diese dementsprechend viele Dingsbums™-Schrauben verkaufen kann.

Nun stellt sich natürlich die Frage, wie kontrolliert die deutsche Firma die iranische? Denn theoretisch könnte Mustermann nur einen Teil ihrer verkauften Dingsbums™-Schrauben protokollieren und den restlichen Teil verschleiern, sodass Mustermann weniger Provision an Dingsbums zahlen muss.

Selbstverständlich sichert sich Dingsbums vertaglich dagegen ab. So wird vertaglich Folgendes festgelegt:

Jede Bestellung von Dingsbums™-Schrauben muss förmlich unter der e-mail-Adresse "iran@dingsbums.de" aufgegeben werden. In dieses e-mail-Postfach haben sowohl Mustermann wie auch Dingsbums Einsicht.

Jede einzelne Schraube wird mit einem eindeutig zuordbaren QR-Code graviert oder mit einem Beipackzettel (diesen stellt die deutsche Firma zur Verfügung) mit Wasserzeichen und ähnlichen halbwegs fälschungssicheren Merkmalen versehen, der notwendig ist, damit der Verbraucher seinen Anspruch auf Garantie geltend machen kann (eine Garantie ist in diesem Sektor von hoher Bedeutung).

Es gibt eine hohe Vertragsstrafe für jeden Verstoß sowie eine Ausstiegsklausel, die Dingsbums zur Auflösung des Vertrags berechtigt.

Die Firma Dingsbums ist berechtigt, jederzeit Audits vor Ort in den Fabriken der Firma Mustermann durchzuführen zur Kontrolle.

Trotzdessen könnte Mustermann diese Regelungen umgehen, indem sie beispielsweise:

- Bestellungen direkt annimmt und ausliefert,

- die Garantie selbst übernimmt und selbst produzierte Ersatzware liefert,

- und das Risiko eingeht, da die Kleinstfirma Dingsbums nicht jeden Monat Personal zur Kontrolle in den Iran schicken kann zur Überwachung.


Wie könnte sich die Dingsbums zusätzlich gegen eine Verschleierung und Hinterziehung der Provision absichern? Da hier viele Informatiker und kreative Köpfe sind, bin ich mal gespannt auf Antworten zur Lösung meines Problemes, das einen realen Bezug hat (lediglich das Produkt Schraube wurde beispielhaft gewählt).
 
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Handelt es sich tatsächlich um Schrauben? Wonst gib mal das tatsächliche Produkt an.

Klingt erstmal nach Lizenzfertigung wie zum z.B. bei Kalaschnikov.
Da läßt sich (zumindest theoretisch) anhand der Seriennummer die einzelne Waffe nachverfolgen.
Aber jede Schraube wird kaum ne eigene Seriennummer bekommen.

Bei Beschiß dürfte aber von Deutschland aus gegen ne Firma im Iran schwer werden, da Ansprüche durchzusetzen.

Einfacher wäre ja die Schrauben in Deutschland zu fertigen und einfach die Firma im Iran damit zu beliefern, die die dann nur vor Ort als Partner verticken.
So hält man alle Zügel in der Hand und die Marge dürfte auch größer ausfallen.


Grober Betrug fält ja dann bei ner "Buchprüfung" auf.
Wenn 1 Tonne Stahl bestellt wurde aus dem 100.000 Schrauben gefertigt werden können müssen sich (wenn kein Stahl und keine Schrauben im Lager sind) entsprechend gelistete Verkäufe finden (die ja dann auch der Firma Dingsbums gemeldet worden sein müssen).
Weder der Stahl noch die Schrauben werden ja schlecht :D

Grundsätzlich seh ich aber nicht warum man für Schrauben einen lokalen Partner braucht.
Apple fertigt oder will in Indien fertigen um entsprechenden (Straf)Zöllen aus dem Weg zu gehen.
Is das bei den Schrauben auch der Fall?

Ansonsten lassen sich alle "Sicherheitsmaßnahmen" einfach umgehen.
Wenn die Produktion im Iran läuft, gründet die Firma einfach unter der Hand ne Subfirma.
Die Produktionsanlagen werden nachgekauft/gefertigt und die Subfirma produziert dann einfach die gleichen Schrauben und vertickt die unter dem gleichen oder anderen Label.
Über Strohleute wird dann der Zusammenhang der Firmen verschleiert und das wars dann erstmal.
Da jetzt im Iran der Sache auf den Grund zu gehen...
Vll tu ich dem iran da unrecht aber ich glaub so Patentgedönse interessiert da keinen - wie damals in China.
Die haben sich ja quasi auch erst drum gekümmert, als sie selbst massiv nach DE und EU exportiert haben.
 
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Danke für die Antworten! Es handelt sich nicht um Schrauben, sondern um Medizinprodukte. Hier muss jede Charge (typischerweise also jede Bestellung) gesetzlich eine zurückverfolgbare, einzigartige Chargennummer haben, vergleichbar mit einer Seriennummer. Die Idee der Buchprüfung klingt sehr interessant.

Testkäufe sind eine gute Idee, jedoch würden diese sehr schnell auffliegen aufgrund der Produktspezifischen Vertriebswege.

Bzgl. Seriennummern könnte der Partner ja einfach eigene eingravieren, die nicht zurückverfolgbar sind. Da ich keinen Kontakt mit seinen Kunden habe, könnte das nicht auffliegen.

Das Problem bzgl. Rohmaterialien ist, dass der Partner eigene Partnerfabriken im Ausland hat, auf die er die Produktion zwecks Verschleierung abwälzen könnte. Vielleicht unterstelle ich hier einer seriösen, großen Firma etwas zu viel kriminelle Motivation, jedoch bleibt eben ein Risiko.

Aufgrund der doppelten Versteuerung, Kapitalvorstreckung, Zölle und Versandwege ist ein Lizenzbau in diesem Fall sehr interessant für uns anstelle von herkömmlichen Verkäufen. Es ist selten der Fall, dass ein Vertrieb, so wie die Firma im Iran, ebenfalls produziert. Tatsächlich ist diese iranische Firma der einzige Hersteller im Iran dieser Produkte. In diesem Sektor ist die Vertriebskette überlicherweise klar gegliedert in Hersteller [meist von OEM zu PLM) -> Vertrieb/Distributor -> Endanwender. Die iranische Firma agiert untypischerweise sowohl als Hersteller wie auch als Distributor.
 
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Bzgl. Seriennummern könnte der Partner ja einfach eigene eingravieren, die nicht zurückverfolgbar sind. Da ich keinen Kontakt mit seinen Kunden habe, könnte das nicht auffliegen.
Im Kleinen nicht - im Großen schon.
Wie gesagt wenn Material für 1000 AKs gekauft wurde müssen auch entsprechendes Material bzw AKs im Lager/verkauft sein. Das kann natürlich auf Verlust dann 900 legal und 100 illegal vertickte sein.
Aber wenn 500 gemeldet und keine Material am Lager - fällt das schon auf.

Bei der Subfirma natürlich nicht.

Wenn es sich nicht um Wegwerfprodukte Handelt würde ich einfach nur den vor Ort Service an die Iran-Firma ausgliedern. So müssen die die Hardware/Ersatzteile weiterhin in Deutschland bestellen und man behält etwas die Kontrolle. Und Ersatzteile gibt es dann nur für lizensierte Geräte.

Produktion ins Ausland verlagern hat immer das Problem, dass knowhow abwandert.
N Kumpel war Prozesstechniker für Solaranlagen (also die Panelfertigung).
Die Maschinen kannste kaufen, aber die müssen halt "eingestellt" werden.
Das kannste Dir am Anfang gut bezahlen lassen.
Nur später kauft dann der Kunde einfach meinen Kumpel - quasi Cash ein um den Prozess zu optimieren und baust die Anlagen selber nach.
usw usw...

Innerhalb der EU halte ich das ganze noch für halbwegs kontrollierbar/einklagbar, aber darüber hinaus....
Das muß Dir n entsprechender Vertragsrechtspezi erläutern.
 
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Den ersten Punkt verstehe ich nicht so ganz. Ich habe ja keine volle Kontrolle über seine Materialeinkäufe. Außerdem produziert er nahezu identische Produkte unter seiner eigenen Marke. Die Rohmaterialien bezieht er von divsersen Lieferanten, die mir sicherlich keine Auskunft über seine Einkäufe geben. Wie sollte das dann auffallen?
 
Den ersten Punkt verstehe ich nicht so ganz.
Wie gesagt anhand der bestellten "Rohware" läßt sich ja (grob) die Fertigware ermitteln (wenns sich nicht um verderbliche Ware handelt).
Das fällt dann bei ner "Buchprüfung" auf.
Wenn die Firma schwarz extra Material kauft muß ja die Kohle irgendwoher kommen...
Wenn die natürlich ne 2. Buha führen - haste n Problem.
Das fällt dann erst auf wenn z.B Ersatzteile/Garantie anfallen und das nur über Dich läuft.

Ich weiß nich wie die Fertigung abläuft - aber man könnte ggf ein oder mehrere Maschinen an der Produktionsstraße mit nem Zähler verplomben.
So siehst Du dann zumindest wieviel Stückzahlen entsprechend produziert wurden.
 
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Die juristische Antwort auf die Frage, wie man sich (vertraglich) wasserdicht absichern kann, ist einfach: Gar nicht.

Man kann sich der Sache annähern, allerdings ist das Thema komplex. Gerade im Medizinsektor ist extrem viel Geld vorhanden, deshalb lohnt sich meines Erachtens hier die Beauftragung einer der großen, bekannten deutschen Wirtschaftskanzleien. Gerne kann ich via PM ein paar Namen fallen lassen.


Die volle Kontrolle hat man aber nur als Produzent. Und auch nur in den Staaten, in denen es funktionierende Rechtssysteme gibt, also üblicherweise die westliche Welt (inkl. Japan). Schon in Russland, VR China, Indien, Brasilien etc. sind gewerbliche Schutzrechte regelmäßig nicht mehr durchsetzbar.
 
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abcusw schrieb:
Die Idee der Buchprüfung klingt sehr interessant.
Vergiss das bitte sofort wieder!

Nur ein oberdoofer Betrüger lässt sich mittels der Buchprüfung erwischen.
Beispiele das dies nicht funktioniert, findest Du monatlich im Wirtschaftsteil renomierter Zeitungen.

Man kann vertraglich Strafzahlungen vereinbaren (=Gewinnabschöpfung), um den wirtschaftlichen Schaden gering zu halten. Ist das know how aber mal außer Haus, hast Du keine Kontrolle mehr hierüber, wie weiter oben schon ausgeführt wurde (gesteuerte Firmen Dritter, natürlich keine offiziellen Tochterfirmen).

Die Testkäufe muss ja nicht Firma Dingsbums selber vornehmen, es kann sogar die eigenen Kunden darum bitten oder in neuen Märkten eigene Kunden kreieren.

Maschinen verplomben kann eine einfache wirksame Maßnahme sein, aber dann wird die Schwarzproduktion eben auf einer unverplombten Maschine durchgeführt.
 
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@abcusw

Bitte solche Fragen nicht in einem Forum fragen - dafür gibt es die Deutsch-Iranische Handelskammer. Hier wird dein Unternehmen entsprechend beraten und ihr könnt auch Kontakt zu anderen Unternehmen und deren Verfahrensweisen aufnehmen die schon im Iran tätig sind.
 
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