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frankpr
Gast
Kurze Einleitung
Fast jeder Photograph, egal, ob Hobby oder Beruf, hat es: ein Stativ.
Elementarer Bestandteil ist der Stativkopf. Üblich bei hochwertigen Stativen ist, daß das Stativ selbst "nackt" kommt, da gerade bei den Köpfen die Geschmäcker und Ansprüche verschieden sind.
Am weitesten verbreitet sind 2 Arten: der Kugelkopf und der 3-Wege Neiger. Speziell um den 3-Wegeneiger und dessen Sonderform, den Getriebeneiger, geht es in diesem Review.
Meine Vorgeschichte
Bis zum vergangenen Sommer hatte ich auf meinem 3-Bein Stativ, einem Manfrotto 190XPROB den 3-Wegeneiger Manfrotto 808RC4 montiert. An sich in seiner Gattung schon ein gutes Exemplar, leidet er, wie viele seiner Gattung, unter ein paar Kleinigkeiten:
Gerade zweiteres kann einen schon manchmal zur Weißglut bringen. Hat man fummelig den Kopf ausgerichtet und dreht die Feststellschraube an, verdreht sich der Kopf durch den sich zusammenziehenden Klemmschlitz minimal. Das geschieht mal mehr, mal weniger, dadurch muß die Justage mehrfach wiederholt werden. Jeder, der Architektur-/Innenaufnahmen mit UWW Brennweiten macht, kennt ddas Problem der bei geringsten Abweichungen sofort auftretenden stürzenden Linien, die dann aufwendig per EBV korrigiert werden müssen.
Die Lösung
Durch Zufall stieß ich auf die Sondergattung der Getriebeneiger. An sich auch ein 3-Wegeneiger, unterscheidet sich die Handhabung grundlegend. Beim Getriebeneiger ist grundsätzlich erst einmal der komplette Kopf in alle Richtungen durch die Zahnräder des Getriebes blockiert, was ihn absolut verstellsicher macht. Eingestellt werden die Neiger über ein getrieb pro Richtung.
Der Manfrotto Pro-Digital
Vorweg, den Neiger gibt es auch noch in einer 2. Variante, das ist der Getriebeneiger Junior. Neben der wertigeren Konstruktion der Pro-Digital gegenüber dem Junior sind weitere Unterschiede das höhere Gewicht (1,6 vs 1,22 Kg) und die höhere Tragkraft (7,5 vs. 5Kg).
Der Pro-Digital ist auf den ersten Blick größer und massiver als der herkömmliche Neiger 808RC4, insgesamt aber trotzdem etwas kompakter, Dank der schon erwähnten Feststellschrauben. So paßt mein Stativ mit Getriebeneiger deutlich problemloser in die Stativtasche.
Anhang anzeigen 322712
Hier ein Bild für den Größenvergleich.
Für die Befestigung auf dem Stativ verfügt der Neiger über das in diesem Segment übliche 3/8" Gewinde. Für die Kamerabefestigung ist der Neiger mit der 410PL Platte ausgerüstet, für mich der beste Schnellwechseladapter von Manfrottp, da die Kamera 1. bombenfest und somit sicher auf dem Stativ sitzt und 2. der Verriegelungshebel eine sehr wirksame Arretierung hat. Zudem trägt auch die Plattengröße zu einem sicheren Sitz der Kamera bei. Den Platten liegen grundsätzlich immer 2 Schrauben bei, 1/4" für Kameras und Zubehör, 3/8" für die Montage weiterer Adapter wie z.B. Nodalpunkt Adaptern.
Anhang anzeigen 322710 Anhang anzeigen 322711
2 Beispielbilder, der Getriebeneiger solo und auf dem Manfrotto 190XPROB montiert
Die Handhabung
Mit einem Wort: kinderleicht.
Zur Grobjustage werden einfach die geriffelten und gummierten (klasse im Sommer wie im Winter, sehr griffsympatisch) großen Ringe in der aufgezeichneten Pfeilrichtung bis zum Anschlag gedreht. Dadurch wird das getriebe der jeweiligen Richtung komplett ausgekuppelt und der Neiger läßt sich in dieser Richtung innerhalb seiner Grenzen frei bewegen. Wird der Ring losgelassen, kuppelt das getriebe ein, die Richtung ist arretiert.
Zur Feinjustage wird einfach an der zugeordneten Schraube über dem Ring (sehr gut handhabbarer Moosgummi) gedreht und so der neiger in der entsprechenden Achse Zehntelgrad genau in die gewünschte Richtung bewegt. Das ermöglicht eine sehr feinfühlige Justage, wie sie mit keinem mir bekannten 3-Wegeneiger möglich ist, allerdings kenne ich nun auch nicht jedes hochwertige Exemplar am Markt, die sind dann aber teilweise auch wieder so teuer, daß der Getriebeneiger wie ein Schnäppchen erscheint.
Unterstützt wird die Justage durch 3 runde Libellen am Neiger. Die sind zwar, system- und größenbedingt, nicht hypergenau, aber brauchbar. Ich bevorzuge allerdings die elektronische Wasserwaage der EOS 7D.
In der Diskussion zu actys Stativwegweiser hatte ich ja darauf hingewiesen, daß man, speziell bei Einsatz eines direkt auf dem Stativ montierten Nodalpunktadapters, sich eine Nivelliervorrichtung zulegen sollte. Hintergrund sind auch hier wieder die bereits genannten Nachteile herkömmlicher Neiger, eine perfekte (und unabdingbare) Justage des NP Adapters auf einem solchen Neiger ist fast unmöglich. Mit einem Getriebeneiger sieht das ganze komplett anders aus, durch die sehr feinen Einstellmöglichkeiten läßt sich der NP Adapter hier perfekt ausrichten. Da gute Nivelliervorrichtungen wie die Manfrotto auch schon mit mindestens 130€ zu Buche schlagen, relativiert sich hier schon der Preis des Getriebeneigers.
Und schon sind wir beim größten Nachteil der getriebneiger: dem Preis. Für den Junior ruft Manfrotto schon 250€ auf, für den Pro-Digital stolze 550€, das Spitzenmodell Super-Pro schlägt gar mit 820€ zu Buche. Aber alles ist relativ, die Straßenpreise liegen deutlich darunter. Den Pro-Digital bekommt man z.B. bei Amazon für 310€, ein angemessener Preis.
Fazit
Ich habe den Neiger jetzt ein knappes halbes Jahr und kann nicht mehr verstehen, warum ich mir nicht früher einen zugelegt habe. Gegenüber dem herkömmlichen Neiger gibt es nur Vorteile, lediglich das hohe Gewicht könnte manche Photographen abschrecken. Von mir gibt es eine ganz klare Empfehlung. Aus diesem Grund würde ich mich freuen, wenn dieses Review dem einen oder anderen User eine Entscheidungshilfe ist.
Ein Dankeschön gilt acty, er hat mich mit seiner Stativübersicht auf die Idee für dieses Review gebracht.
Fast jeder Photograph, egal, ob Hobby oder Beruf, hat es: ein Stativ.
Elementarer Bestandteil ist der Stativkopf. Üblich bei hochwertigen Stativen ist, daß das Stativ selbst "nackt" kommt, da gerade bei den Köpfen die Geschmäcker und Ansprüche verschieden sind.
Am weitesten verbreitet sind 2 Arten: der Kugelkopf und der 3-Wege Neiger. Speziell um den 3-Wegeneiger und dessen Sonderform, den Getriebeneiger, geht es in diesem Review.
Meine Vorgeschichte
Bis zum vergangenen Sommer hatte ich auf meinem 3-Bein Stativ, einem Manfrotto 190XPROB den 3-Wegeneiger Manfrotto 808RC4 montiert. An sich in seiner Gattung schon ein gutes Exemplar, leidet er, wie viele seiner Gattung, unter ein paar Kleinigkeiten:
- er ist durch die langen Feststellschrauben sperrig, obwohl er an sich noch relativ kompakt ist
- die Justage nach Wasserwaage ist, prinzipbedingt, fummelig
Gerade zweiteres kann einen schon manchmal zur Weißglut bringen. Hat man fummelig den Kopf ausgerichtet und dreht die Feststellschraube an, verdreht sich der Kopf durch den sich zusammenziehenden Klemmschlitz minimal. Das geschieht mal mehr, mal weniger, dadurch muß die Justage mehrfach wiederholt werden. Jeder, der Architektur-/Innenaufnahmen mit UWW Brennweiten macht, kennt ddas Problem der bei geringsten Abweichungen sofort auftretenden stürzenden Linien, die dann aufwendig per EBV korrigiert werden müssen.
Die Lösung
Durch Zufall stieß ich auf die Sondergattung der Getriebeneiger. An sich auch ein 3-Wegeneiger, unterscheidet sich die Handhabung grundlegend. Beim Getriebeneiger ist grundsätzlich erst einmal der komplette Kopf in alle Richtungen durch die Zahnräder des Getriebes blockiert, was ihn absolut verstellsicher macht. Eingestellt werden die Neiger über ein getrieb pro Richtung.
Der Manfrotto Pro-Digital
Vorweg, den Neiger gibt es auch noch in einer 2. Variante, das ist der Getriebeneiger Junior. Neben der wertigeren Konstruktion der Pro-Digital gegenüber dem Junior sind weitere Unterschiede das höhere Gewicht (1,6 vs 1,22 Kg) und die höhere Tragkraft (7,5 vs. 5Kg).
Der Pro-Digital ist auf den ersten Blick größer und massiver als der herkömmliche Neiger 808RC4, insgesamt aber trotzdem etwas kompakter, Dank der schon erwähnten Feststellschrauben. So paßt mein Stativ mit Getriebeneiger deutlich problemloser in die Stativtasche.
Hier ein Bild für den Größenvergleich.
Für die Befestigung auf dem Stativ verfügt der Neiger über das in diesem Segment übliche 3/8" Gewinde. Für die Kamerabefestigung ist der Neiger mit der 410PL Platte ausgerüstet, für mich der beste Schnellwechseladapter von Manfrottp, da die Kamera 1. bombenfest und somit sicher auf dem Stativ sitzt und 2. der Verriegelungshebel eine sehr wirksame Arretierung hat. Zudem trägt auch die Plattengröße zu einem sicheren Sitz der Kamera bei. Den Platten liegen grundsätzlich immer 2 Schrauben bei, 1/4" für Kameras und Zubehör, 3/8" für die Montage weiterer Adapter wie z.B. Nodalpunkt Adaptern.
2 Beispielbilder, der Getriebeneiger solo und auf dem Manfrotto 190XPROB montiert
Die Handhabung
Mit einem Wort: kinderleicht.
Zur Grobjustage werden einfach die geriffelten und gummierten (klasse im Sommer wie im Winter, sehr griffsympatisch) großen Ringe in der aufgezeichneten Pfeilrichtung bis zum Anschlag gedreht. Dadurch wird das getriebe der jeweiligen Richtung komplett ausgekuppelt und der Neiger läßt sich in dieser Richtung innerhalb seiner Grenzen frei bewegen. Wird der Ring losgelassen, kuppelt das getriebe ein, die Richtung ist arretiert.
Zur Feinjustage wird einfach an der zugeordneten Schraube über dem Ring (sehr gut handhabbarer Moosgummi) gedreht und so der neiger in der entsprechenden Achse Zehntelgrad genau in die gewünschte Richtung bewegt. Das ermöglicht eine sehr feinfühlige Justage, wie sie mit keinem mir bekannten 3-Wegeneiger möglich ist, allerdings kenne ich nun auch nicht jedes hochwertige Exemplar am Markt, die sind dann aber teilweise auch wieder so teuer, daß der Getriebeneiger wie ein Schnäppchen erscheint.
Unterstützt wird die Justage durch 3 runde Libellen am Neiger. Die sind zwar, system- und größenbedingt, nicht hypergenau, aber brauchbar. Ich bevorzuge allerdings die elektronische Wasserwaage der EOS 7D.
In der Diskussion zu actys Stativwegweiser hatte ich ja darauf hingewiesen, daß man, speziell bei Einsatz eines direkt auf dem Stativ montierten Nodalpunktadapters, sich eine Nivelliervorrichtung zulegen sollte. Hintergrund sind auch hier wieder die bereits genannten Nachteile herkömmlicher Neiger, eine perfekte (und unabdingbare) Justage des NP Adapters auf einem solchen Neiger ist fast unmöglich. Mit einem Getriebeneiger sieht das ganze komplett anders aus, durch die sehr feinen Einstellmöglichkeiten läßt sich der NP Adapter hier perfekt ausrichten. Da gute Nivelliervorrichtungen wie die Manfrotto auch schon mit mindestens 130€ zu Buche schlagen, relativiert sich hier schon der Preis des Getriebeneigers.
Und schon sind wir beim größten Nachteil der getriebneiger: dem Preis. Für den Junior ruft Manfrotto schon 250€ auf, für den Pro-Digital stolze 550€, das Spitzenmodell Super-Pro schlägt gar mit 820€ zu Buche. Aber alles ist relativ, die Straßenpreise liegen deutlich darunter. Den Pro-Digital bekommt man z.B. bei Amazon für 310€, ein angemessener Preis.
Fazit
Ich habe den Neiger jetzt ein knappes halbes Jahr und kann nicht mehr verstehen, warum ich mir nicht früher einen zugelegt habe. Gegenüber dem herkömmlichen Neiger gibt es nur Vorteile, lediglich das hohe Gewicht könnte manche Photographen abschrecken. Von mir gibt es eine ganz klare Empfehlung. Aus diesem Grund würde ich mich freuen, wenn dieses Review dem einen oder anderen User eine Entscheidungshilfe ist.
Ein Dankeschön gilt acty, er hat mich mit seiner Stativübersicht auf die Idee für dieses Review gebracht.
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