sini
Lieutenant
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- Dez. 2012
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Hallo zusammen,
diesen Beitrag wollte ich schon eine ganze Weile veröffentlichen, wollte aber dem Hersteller genügend Zeit zur Reaktion geben ... (bislang habe ich noch keine belastbare Rückmeldung hierzu bekommen).
Vorwort
Die ersten SSDs die ich verbaut hatte war die Vertex 2 und später die Vertex 3 Serie von OCZ. Prinzipiell für den Preis damals ganz gute Laufwerke; hatten aber noch diverse Kinderkrankheiten. Die Konkurrenz schlief nicht und bald drauf schwenkte ich auf die „BX100“ bzw. „840 EVO“ um. Diese schnitten bei den damaligen Tests gut ab und wurden mein neuer Standard für SSDs.
Schlussendlich hat es sich dann auf die EVO-Serie von Samsung eingependelt. Maßgeblicher Grund hierfür war der Computerbase-SSD-Langzeit-Test https://www.computerbase.de/2017-06/ssd-langzeittest/ welchen ich sehr aufschlussreich empfand. (tendenziell (ver-)kauft man lieber Sachen die lange halten).
Seit ein paar Monaten hat mein Großhändler selbst eine Marke ins Leben gerufen (InnovationIT) und vertreibt über diese eigene SSDs zu wirklich attraktiven Preisen. Nur wie steht es um die Performance? Leider werden nur Transferraten für sequenziellen Datentransfer angegeben. Unklar ist auch ob ein Cache verbaut wird und welche IOPs man erwarten darf ...
Nunja, aktuell habe ich etwas Langeweile und jeweils eine 500 GB SATA SSD von InnovationIT (EAN: 4251538809412) und Samsung hier liegen; jetzt wird getestet!
Verarbeitung
Das Gehäuse ist komplett aus Metall und macht einen soliden Eindruck. Der Deckel ist geklemmt und mit einer kleinen Schraube seitlich fixiert. Die Qualität der Platine und Verarbeitung der Lötstellen ist sehr gut.
Technisches Controller
Der Controller ist ein "Silicon Motion SM2258XT". Dieser Controller sitzt auch in der Curcial BX500 Serie.
Die Eckdaten sind wie folgt:
Also prinzipiell eine BX500, für einen geringfügig günstigeren Preis?
Technisches Speicherzellen
Die Zellen stammen wohl von Taiwan AGI. Es handelt sich um TLC-Zellen die scheinbar auch bei Intel in der 600P Serie Verwendung finden.
Technisches SMART-Werte
Die von der SSD angebotenen SMART-Werte sind umfangreich mit CrystalDiskInfo auslesbar.
Benchmarks
Die Grundvoraussetzungen für eine günstige Einstiegs-SSD sind gegeben. Dann schauen wir mal wo der Hase die Locken hat 😉.
Zum Vergleich habe ich die Samsung EVO 860, EVO 850 und EVO 840 Serie mitgetestet. Hier die Ergebnisse:
Die SSD schlägt sich gar nicht mal so schlecht. Auch im fast vollgeschriebenen Zustand sind die Werte okay. Die Used-Werte vom ASS verwundern mich dann aber doch etwas. Identische IOPs aber starker Einbruch bei sequentiellen Vorgängen? Die Werte vom Magician könnten passen.
Den "Used"-Zustand habe ich hergestellt in dem ich schlicht eine sehr große, nicht gut komprimierbare Datei auf die SSDs kopiert habe. Das Vorgehen war wie folgt:
Kopiervorgang 1: USB-SSD -> InnovationIT
Kopiervorgang 2: InnovationIT -> Samsung 860
Kopiervorgang 3: Samsung 860 -> InnovationIT
Kopiervorgang 4: InnovationIT -> Samsung 860
Beim ersten Kopiervorgang hat die InnovationIT ein sehr gutes Ergebnis abgeliefert. Bei 380 MB/sec limitiert eher die USB-Schnittstelle der Quelle als die SSD:
Der Kopiervorgang von InnovationIT-SSD zu Samsung860-SSD verlief ebenfalls wie erwartet. Hier kann man auch schön die SLC-Cache-Funktion der Samsung erkennen:
Beim dritten Kopiervorgang trat dann aber bei der Innovation ein interessantes Phänomen auf:
Genau ab 50% Füllstand der SSD dümpelte die Transferrate dann bei 10-20 MB/sec. Dies war reproduzierbar, stets ab 50% Füllstand.
Meine Vermutung ist, dass 2 Speicher-Module wesentlich langsamer angebunden sind.
Das Beschreiben der SSD dauert dann natürlich ewig. Ein CRC-Check der geschriebenen Dateien funktioniert jedoch. Die Daten werden also tatsächlich komplett und fehlerfrei geschrieben.
Die EVO860 schreibt auch nach 50% bis zum Ende mit hoher Geschwindigkeit.
Installation Windows
Nach dieser "Tortur" habe ich Windows auf der SSD installiert. Die Installation hat etwas länger als erwartet benötigt. Nach dem ersten Start merkte man aber schon, dass es an einigen Stellen harkt. Im Einstellungs-Menü hat es teils ewig gedauert bis ein Haken gesetzt wurde. Die erste Update-Welle hat unglaublich lange gebraucht und diverse Punkte wurden abgebrochen. Dies ist tatsächlich eher ungewöhnlich.
Firmware:
Für die SSD gibt es keine Wartungsprogramme. Ein (einfaches) Update der Firmware ist scheinbar nicht vorgesehen. Die Vergangenheit hat aber immer mal wieder gezeigt, dass gerade dies bei den SSDs teils sehr notwendig ist.
Produktpalette
Deren Produktpalette umfasst SATA sowie NVMe Laufwerke mit folgenden Kapazitäten.
SATA: 120 GB, 240 GB, 256 GB, 480 GB, 512 GB, 1000 GB
NVMe: 240 GB, 256 GB, 480 GB, 512 GB, 1000 GB
Fazit
Prinzipiell macht die SSD eine mäßig gute Figur in der DRAM-Less-SSD-Kategorie. Der herbe Leistungseinbruch nach 50% Füllstand gibt aber auch einen sehr faden Beigeschmack. Andererseits wird dies im Alltags-Betrieb bei normalem Nutzungsverhalten eines Office-PCs nicht stark auffallen?!? Als Laufwerk für Datentransfers oder Zwischenspeichern von Daten ist es definitiv nicht zu empfehlen. Als potentes Systemlaufwerk ist es aber auch nicht zu gebrauchen, da selbst kleine Operationen teils ewig brauchen und das System alles andere als agil läuft.
Ein anderer Punkt ist die Haltbarkeit. Ich konnte keine Angabe zur TBW finden. Orientiert man sich an der Intel 600p sind es wohl um die 300 TBW. Das ist nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut.
Tya, also was soll man sagen? Mir fällt kein wirklicher Einsatzzweck für die SSD ein außer als günstige Speicher-Erweiterung die nicht mit großen Transfers belästig werden möchte. Zudem wird die SSD sich wohl in refurbished Geräten zwecks Gewinnmaximierung wiederfinden.
Was meint ihr?
Updates:
2020-05-22 Punkt "Installation Windows" und "Firmware" hinzugefügt, Fazit entsprechend angepasst
diesen Beitrag wollte ich schon eine ganze Weile veröffentlichen, wollte aber dem Hersteller genügend Zeit zur Reaktion geben ... (bislang habe ich noch keine belastbare Rückmeldung hierzu bekommen).
Vorwort
Die ersten SSDs die ich verbaut hatte war die Vertex 2 und später die Vertex 3 Serie von OCZ. Prinzipiell für den Preis damals ganz gute Laufwerke; hatten aber noch diverse Kinderkrankheiten. Die Konkurrenz schlief nicht und bald drauf schwenkte ich auf die „BX100“ bzw. „840 EVO“ um. Diese schnitten bei den damaligen Tests gut ab und wurden mein neuer Standard für SSDs.
Schlussendlich hat es sich dann auf die EVO-Serie von Samsung eingependelt. Maßgeblicher Grund hierfür war der Computerbase-SSD-Langzeit-Test https://www.computerbase.de/2017-06/ssd-langzeittest/ welchen ich sehr aufschlussreich empfand. (tendenziell (ver-)kauft man lieber Sachen die lange halten).
Seit ein paar Monaten hat mein Großhändler selbst eine Marke ins Leben gerufen (InnovationIT) und vertreibt über diese eigene SSDs zu wirklich attraktiven Preisen. Nur wie steht es um die Performance? Leider werden nur Transferraten für sequenziellen Datentransfer angegeben. Unklar ist auch ob ein Cache verbaut wird und welche IOPs man erwarten darf ...
Nunja, aktuell habe ich etwas Langeweile und jeweils eine 500 GB SATA SSD von InnovationIT (EAN: 4251538809412) und Samsung hier liegen; jetzt wird getestet!
Verarbeitung
Das Gehäuse ist komplett aus Metall und macht einen soliden Eindruck. Der Deckel ist geklemmt und mit einer kleinen Schraube seitlich fixiert. Die Qualität der Platine und Verarbeitung der Lötstellen ist sehr gut.
Technisches Controller
Der Controller ist ein "Silicon Motion SM2258XT". Dieser Controller sitzt auch in der Curcial BX500 Serie.
Die Eckdaten sind wie folgt:
- kein DRAM
- Lesen 540 MB/sec
- Lesen IOPS 40.000
- Schreiben 450 MB/sec
- Schreiben IOPS 70.000
Also prinzipiell eine BX500, für einen geringfügig günstigeren Preis?
Technisches Speicherzellen
Die Zellen stammen wohl von Taiwan AGI. Es handelt sich um TLC-Zellen die scheinbar auch bei Intel in der 600P Serie Verwendung finden.
Technisches SMART-Werte
Die von der SSD angebotenen SMART-Werte sind umfangreich mit CrystalDiskInfo auslesbar.
Benchmarks
Die Grundvoraussetzungen für eine günstige Einstiegs-SSD sind gegeben. Dann schauen wir mal wo der Hase die Locken hat 😉.
Zum Vergleich habe ich die Samsung EVO 860, EVO 850 und EVO 840 Serie mitgetestet. Hier die Ergebnisse:
Die SSD schlägt sich gar nicht mal so schlecht. Auch im fast vollgeschriebenen Zustand sind die Werte okay. Die Used-Werte vom ASS verwundern mich dann aber doch etwas. Identische IOPs aber starker Einbruch bei sequentiellen Vorgängen? Die Werte vom Magician könnten passen.
Den "Used"-Zustand habe ich hergestellt in dem ich schlicht eine sehr große, nicht gut komprimierbare Datei auf die SSDs kopiert habe. Das Vorgehen war wie folgt:
Kopiervorgang 1: USB-SSD -> InnovationIT
Kopiervorgang 2: InnovationIT -> Samsung 860
Kopiervorgang 3: Samsung 860 -> InnovationIT
Kopiervorgang 4: InnovationIT -> Samsung 860
Beim ersten Kopiervorgang hat die InnovationIT ein sehr gutes Ergebnis abgeliefert. Bei 380 MB/sec limitiert eher die USB-Schnittstelle der Quelle als die SSD:
Der Kopiervorgang von InnovationIT-SSD zu Samsung860-SSD verlief ebenfalls wie erwartet. Hier kann man auch schön die SLC-Cache-Funktion der Samsung erkennen:
Beim dritten Kopiervorgang trat dann aber bei der Innovation ein interessantes Phänomen auf:
Genau ab 50% Füllstand der SSD dümpelte die Transferrate dann bei 10-20 MB/sec. Dies war reproduzierbar, stets ab 50% Füllstand.
Meine Vermutung ist, dass 2 Speicher-Module wesentlich langsamer angebunden sind.
Das Beschreiben der SSD dauert dann natürlich ewig. Ein CRC-Check der geschriebenen Dateien funktioniert jedoch. Die Daten werden also tatsächlich komplett und fehlerfrei geschrieben.
Die EVO860 schreibt auch nach 50% bis zum Ende mit hoher Geschwindigkeit.
Installation Windows
Nach dieser "Tortur" habe ich Windows auf der SSD installiert. Die Installation hat etwas länger als erwartet benötigt. Nach dem ersten Start merkte man aber schon, dass es an einigen Stellen harkt. Im Einstellungs-Menü hat es teils ewig gedauert bis ein Haken gesetzt wurde. Die erste Update-Welle hat unglaublich lange gebraucht und diverse Punkte wurden abgebrochen. Dies ist tatsächlich eher ungewöhnlich.
Firmware:
Für die SSD gibt es keine Wartungsprogramme. Ein (einfaches) Update der Firmware ist scheinbar nicht vorgesehen. Die Vergangenheit hat aber immer mal wieder gezeigt, dass gerade dies bei den SSDs teils sehr notwendig ist.
- OZC-SSDs brauchten damals zwingend Updates, da sich sonst die Laufwerke zerstört hatten
- HP-SSDs drohte Datenverlust nach 32.768 Betriebsstunden
- Samsung 840 EVO hatte einen Firmware-Bug bei dem die SSD immer langsamer wurde
Produktpalette
Deren Produktpalette umfasst SATA sowie NVMe Laufwerke mit folgenden Kapazitäten.
SATA: 120 GB, 240 GB, 256 GB, 480 GB, 512 GB, 1000 GB
NVMe: 240 GB, 256 GB, 480 GB, 512 GB, 1000 GB
Fazit
Prinzipiell macht die SSD eine mäßig gute Figur in der DRAM-Less-SSD-Kategorie. Der herbe Leistungseinbruch nach 50% Füllstand gibt aber auch einen sehr faden Beigeschmack. Andererseits wird dies im Alltags-Betrieb bei normalem Nutzungsverhalten eines Office-PCs nicht stark auffallen?!? Als Laufwerk für Datentransfers oder Zwischenspeichern von Daten ist es definitiv nicht zu empfehlen. Als potentes Systemlaufwerk ist es aber auch nicht zu gebrauchen, da selbst kleine Operationen teils ewig brauchen und das System alles andere als agil läuft.
Ein anderer Punkt ist die Haltbarkeit. Ich konnte keine Angabe zur TBW finden. Orientiert man sich an der Intel 600p sind es wohl um die 300 TBW. Das ist nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut.
Tya, also was soll man sagen? Mir fällt kein wirklicher Einsatzzweck für die SSD ein außer als günstige Speicher-Erweiterung die nicht mit großen Transfers belästig werden möchte. Zudem wird die SSD sich wohl in refurbished Geräten zwecks Gewinnmaximierung wiederfinden.
Was meint ihr?
Updates:
2020-05-22 Punkt "Installation Windows" und "Firmware" hinzugefügt, Fazit entsprechend angepasst
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