puri schrieb:
Allerdings sind diese Lötstellen komplett isoliert, d.h. außenrum ist weder oben noch unten irgendeine Leitung, o.ä. zu sehen
Es sind keine Leitungen zu sehen, weil diese Pads direkt auf den GND-Planes sitzen. Das ist eine durchgängige Kupferschicht, klar das da keine Leitungen hingehen. Zusätzlich gehen bei den Schraublöchern auch gerne Vias durch das ganze Board, die die Groundplanes aller Layer miteinander koppeln.
Kannst du auch nachmessen, einfach Multimeter auf Durchgang und dann von Schraubenloch zu Schraubenloch auf den Lotpads durchklingeln, alles Niederohmig miteinander über die Groundplane verbunden.
puri schrieb:
Bisher habe ich bei meinen bestimmt dreistelligen Anzahl von Boardein- und Umbauten peinlichst darauf geachtet, dass kein Kontakt zwischen Board und Gehäuse entsteht
War Zeitverschwendung, es sei denn du hast kein IO-Shield verbaut. Denn darüber wird das Board auch mit der Gehäusemasse gekoppelt. Das ist ja die Funktion der ganzen Federn, die immer so beim Einbau nerven und gerne in den USB und Netzwerkports landen (aber nicht hingehören, die sollen nur das jeweilige Gehäuse mit dem IO-Shield verbinden, also auf den Metallhausungen aufliegen). Diese Federn sind sehr wichtig bei statischer Entladung.
Stell dir vor, du entlädst dich über deine Computermaus, weil du einen Pullover trägst.
Dieses Potential muss möglichst im Schirm des USB-Kabels landen, damit die Datenleitungen nicht als Potentialausgleich herhalten. Der Schirm des USB-Kabels mündet in der äußeren Metallverkleidung des USB-Steckers. Die Entladung will übrigens in die Erde, muss also irgendwie an den Erdungskontakt der Steckdose ankommen. Mit IO-Shield wird das Potential direkt beim USB-Port des Mainboards ans Gehäuse abgeleitet, über das Gehäuse in das Netzteilgehäuse und von dort direkt mit dem Erdleiter über das Netzkabel in die Hausinstallation. Hierbei wird sämtliche sensitive Halbleiterelektronik fast komplett umgangen. Zu Potentialunterschieden und hohen Ausgleichsströmen über Datenleitungen kann es nicht kommen, weil die gesamte Masse niederohmig miteinander gekoppelt ist.
Ohne IO-Shield (oder durchgängig leitende Verbindung über das Gehäuse) muss das ganze hingegen quer übers Mainboard->Netzteilkabel->Netzteilerder.
Das dies nichts gutes ist, muss ich wohl nicht weiter erklären.
puri schrieb:
Bisher habe ich bei meinen bestimmt dreistelligen Anzahl von Boardein- und Umbauten peinlichst darauf geachtet, dass kein Kontakt zwischen Board und Gehäuse entsteht, teilweise mit Unterlegscheiben unten und oben.. Ich kann als Nichtelektriker jetzt nicht beurteilen, ob ein Board jetzt eine Erdung zum Gehäuse braucht (außerhalb des NTs), aber in den letzten 35 Jahren funktionierten alle meine Rechner auch ohne..
Es geht hier um den Potentialausgleich und eine funktionierende Abschirmung gegen elektromagnetische Strahlung.
Dafür müssen alle Massepotentiale (dazu gehört auch das Metallgehäuse) möglichst Niederohmig und Flächig zu einem einzigen Massebereich miteinander gekoppelt sein. Zusätzlich muss eine Ableitung zu einem Erdpotential möglich sein, um statische Entladungen abzubauen.
Ist dies nicht der Fall, kann das bei statischer Entladung (ESD) oder starker elektromagnetischer Einstrahlung (EMV) zu Schäden an der Hardware oder Fehlverhalten der Hardware führen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Elektromagnetische_Verträglichkeit
https://de.wikipedia.org/wiki/Elektrostatische_Entladung