hadigali schrieb:
Das Urheberrechtsgesetz wird immer kompliziert zu regeln sein, weil alle Parteien (Rechteverwalter, Urheber, Benutzer) mehr oder weniger gegeneinander "kämpfen".
Die Benutzer/Verbraucher reden doch bisher überhaupt nicht mit. Verbrauchervertreter werden nicht mal rein informativ eingeladen, wenn geplante Urheberrechtsreformen diskutiert werden. Das passiert hinter verschlossenen Türen zwischen Politik und Rechteverwertungslobby. Die Urheber haben dabei auch nur herzlich wenig bzw. indirekt über ihre jeweiligen Verwerter mitzureden.
Dementsprechend sieht das heutige Urheberrecht auch aus. Das geht so weit, dass auch nach außen hin das Urheberrecht praktisch nur noch als "Rechteverwertungs"-Gesetz angesehen wird. Also um eine Regelung, wie die Werke der Urheber kommerziell verwertet werden können/dürfen. Dass das nur ein Teilaspekt des eigentlichen Urheberrechts ist, und eigentlich auch eher der unwichtigere Teil (nur das Urheberpersönlichkeitsrecht basiert auf Grundrechten), geht bei den meisten Diskussionen zu dem Thema total unter.
Alle Regelungen zur kommerziellen Verwertung von "Geistigem Eigentum" haben eigentlich keinen höheren rechtlichen Stellenwert als sowas Dosenpfand oder Ladenschlussgesetze. Da geht es nur um schnöde Wirtschaftsregulierung. Aber Geld regiert halt die Welt.
Es wäre schon mal ein guter Anfang, wenn bei zukünftigen Urheberreformen auch Urheber und Verbraucher gleichberechtigt neben der Verwertungsindustrie mitentscheiden dürften. Dann würde zum einen das Urheberpersönlichkeitsrecht wieder mehr in den Fokus gerückt, aber auch verhindert, dass sinnlos hunderte Millionen Menschen kriminalisiert werden, obwohl die überhaupt nichts mit kommerzieller Verwertung von irgendwelchen Werken zu schaffen haben. Nur weil sich Rechteverwerter irgendwelche hypothetischen Billionenverluste durch private, nicht kommerzielle Kopien ausrechnen.
Wobei ich sogar so weit gehen würde, dass die Rechteverwerter eigentlich nicht mal wirklich einen Anspruch darauf haben müssen, gleichberechtigt mitzubestimmen. Es ist nämlich alles andere als gesagt, dass die heutzutage wirklich noch unverzichtbar sind, als "Mittler" zwischen Urheber und Verbraucher. Zumindest dürfte ihre Rolle in Zeiten des Internets und digitaler Medien wesentlich kleiner sein, als früher, als man noch Presswerke, Händerlnetze und Sendeanstalten usw. brauchte, um die immaterielle Werke unter die Leute zu bringen. Da können heute viel direktere Wege vom Erzeuger zum Verbraucher funden werden.
Die Zeitungsverlage sind ja in einer ganz ähnlichen Situation. Braucht es die eigentlich in der bisherigen Form noch, wenn es über das Internet auch einen direkten Draht zwischen Journalisten und Lesern geben kann? Wenn man keine Druckereien und Distibutionsorganisationen für Zeitungen mehr braucht?
Und aus dieser Angst heraus ist wohl auch das Leistungsschutzgesetz entstanden. Die Verlage wollten ihre Zukunft dadurch absichern, dass sie per Gesetz vollautomatisch auch dann mitverdienen, wenn andere im Internet (vermeintlich) ihren Job übernehmen. Also ein Freibrief, auch dann weiterzubestehen und weiterzuverdienen, wenn man eigentlich überflüssig geworden ist.
Aber es traut sich halt keiner, die Existenzberechtigung der mächtigen Medienindustrie in Frage zu stellen. Als aller letztes die Politik, denn diese Industrie ist zig Milliarden schwer und hat eine extrem starke und gut organisierte Lobby. Da fragt natürlich keiner:
"Brauchen wir die überhaupt noch?"
Die Abendländische Kultur würde schon nicht untergehen und keine Künstler auf den Straßen verhungern, wenn es die Medienindustrie in der heutigen Form/Größe nicht mehr gäbe. Es würden sich neue, direktere Wege finden und auch Wege, wie Urheber dabei gerecht an den mit ihren Werken erzielten Einnahmen beteiligt werden. Sogar gerechter, als jetzt, wo etliche andere dazwischen die Hand aufhalten.