News Leistungsschutzrecht ist „unausgegoren“ und „lobbygetrieben“

Gibt es noch irgendwelche politische Entscheidungen die nicht lobbygetrieben sind? Mir fällt auf die Schnelle nichts ein. ;)
 
Das Leistungsschutzgesetz ist wirklich ein Witz und dass es überhaupt existiert, wirft ein verdammt schlechtes Licht auf die Kompetenz und/oder Unabhängigkeit unserer Politiker.
Da sollte es eigentlich gar keine großartige Diskussion geben und man muss keine Gerichtsentscheidungen abwarten. Das einzig sinnvolle, was man mit dem Gesetz machen kann, ist es komplett und ersatzlos wieder aufzuheben.

Was das Urheberrecht angeht, muss man meiner Meinung nach unterscheiden. Grundsätzlich braucht man sicher keine "Generalrevision", was den eigentlichen Kern des Urheberrechts angeht. Also die Rechte des Urhebers an seinem Werk. Die Urheberpersönlichkeitsrechte gelten heute genauso wie früher und müssen konsequent garantiert und verteidigt werden.

Aber es gibt mehr als nurein paar "kleine Baustellen" bei den Regelungen zur nachgelagerten kommerziellen Verwertung der Werke. Das ist der Teilaspekt des Urheberrechts, der uns heute und zukünftig so große Probleme bereitet. Was da derzeit in den alten Urheberrechtsgesetzen steht, war mal eine einigermaßen sinnvolle Regelung im Zeitalter von Schallplatten, Musik- und Videokassetten, Rundfunk usw. Aber durch Digitalisierung und globale Vernetzung hat sich alles grundlegend geändert. Da reicht es nicht, ein paar kleine Detailänderungen zu machen oder gar das Gesetz immer weiter zu verschärfen.

Derzeit versteift man sich einzig und allein darauf, das alte Urheberrecht so auszugestalten, um den alten Status Quo, trotz komplett veränderter Umstände, irgendwie künstlich aufrecht zu erhalten. Dabei kriminalisiert man Gott und die Welt, ohne dass das zu irgendetwas gut wäre.
Das ist genauso sinnlos und schädlich wie die Versuche der Zeitungsverlage, sich mit dem Leistungsschutzgesetz gegen die selben Veränderungen zu stemmen.

Im Bereich der Verwertungsrechte und speziell der Definition der "Privatkopie" brauchen wir dringend eine grundlegende Reform des Urheberrechts. Und ich bin überzeugt, dass man dabei auch eine Lösung finden kann, bei der Urheber einen gerechten Anteil erhalten, wenn mit ihren Werken Geld verdient wird, ohne hunderte Millionen Menschen sinnlos zu kriminalisieren.
 
Ich hoffe, dass das Leistungsschutzrecht in seiner jetzigen Form noch einige Zeit bestehen bleibt. Die Verlage haben es gewollt und laut gejubelt, als es verabschiedet wurde. Jetzt sollen sie ihren Bockmist gefälligst auch ausbaden und daraus lernen. Ein Gesetz, dass Rechte schützt ist völlig ok, ein Gesetz dass zum Ziel hat, bei anderen abzukassieren steht nicht im Einlang mit meinem Rechtsverständnis.
Zumal das Urheberrecht dringend überarbeitet gehört und an die heutige Realität und Marktsituation angepasst werden muss.
 
Hi,

es ist doch schön, so etwas mal zu lesen. Bei den bisherigen Meldungen kam man sich immer irgendwie so vor, als wäre man alleine mit dieser Meinung. Schön, dass nun etliche Experten ebenso drastische Formulierungen nutzen, um dieses absurde "Schutzrecht" bloßzustellen.

Fraglich bleibt, ob sich - ob der massiven Durchsetzung und Korrumpierung - in absehbarer Zeit etwas ändert und man endlich anfängt, im 21. Jahrhundert anzukommen und auf die Experten zu hören.

VG,
Mad
 
Palomino schrieb:
Die Verlage haben es gewollt und laut gejubelt, als es verabschiedet wurde. Jetzt sollen sie ihren Bockmist gefälligst auch ausbaden und daraus lernen.

Das Problem ist, dass unter dem Leistungsschutzgesetz nicht nur die Verlage und Google leiden. Die Verlage haben es sich wie gesagt selbst eingebrockt und Google ist groß und stark genug, um sich zu wehren.

Viel schlimmer dran sind alle kleineren Diensteanbieter, die, tatsächlich oder nur vorgeblich, unter das Leistungsschutzgesetz fallen. Über die werden die Heerscharen der deutschen Abmahnindustrie herfallen und nur Schutt und Asche zurücklassen. Die unklare Rechtslage, die das vermurkste Leistungsschutzgesetz geschaffen hat, weil man ja nicht einfach "Google soll gefälligst Geld an die Verlage bezahlen" reinschreiben konnte, ist der perfekte Nährboden für die Abmahnanwälte.

Wie im Artikel erwähnt, trifft das Leistunsgschutzgesetz so vor allem die Kleinen.

Google hingegen kann letztlich sogar davon profitieren und sein Quasi-Monopol festigen.

Es hilft nichts. Das Leistungsschutzgesetz muss so schnell wie möglich weg. Bzw. hätte es eigentlich niemals Gesetz werden dürfen. Es wurde ja schon im Vorfeld immer wieder laut und deutlich gesagt, wie sinnlos und schädlich es ist. Da haben unsere Politiker komplett versagt. Jetzt kann es nur noch um Schadensbegrenzung gehen.
 
DarkTaur schrieb:
Gibt es noch irgendwelche politische Entscheidungen die nicht lobbygetrieben sind? Mir fällt auf die Schnelle nichts ein. ;)

Diätenerhöhung! Da sind sie alle immer ganz unabhängig dafür.

Aber BTT:
Also unser Oetti möchte doch lieber Internetriese(Definition bitte) abkassieren... Hört sich für mich danach an, als ob er wie ein kleines KInd ein neues Wort gelernt hat("Internet"), welches er jetzt in jedem Zusammenhang benutzen möchte :)

Eine europäische Verallgemeinerung fände ich in sofern gut, solange man nicht die strengsten Gesetze im Gebiet nimmt und sie auf alle anwendet(z.B. Portugals Linkurheberrecht oder das Leistungsschutzrecht, beide wurden als "hoffentlich Vorbilder für andere" bezeichnet). Man sollte vielmehr die sinnvollen Regelungen aus den EU Ländern nehmen, in einigen Ländern gibt es nicht so harte Urheberrechtsgesetze und trotzdem überleben die Künstler... Mysteriös...
 
Wieso hört man sich nicht vorher mal ein paar Expertenmeinungen an? Wenn man schon den Lobbyisten zuhört, kann man doch auch mal eben andere fragen.
 
Ohne ein Urheberrecht geht es einfach nicht. Da sind sich alle bestimmt einig. Das Problem ist, wer die Regelungen gestaltet? Tun es die Rechteverwalter, dann wollen sie natürlich viel mehr Rechte bekommen und ihren Profit maximieren zu Lasten der Urheber. Tun es die Urheber, wollen sie das gleiche und die Rechteverwalter verdienen weniger, obwohl die Rechteverwalter die "nötigen" Mittel für Vertrieb und Werbung besitzen.

In den beiden Szenarien zieht der Käufer immer den Kürzeren, weil abkassiert werden. Daraus resultiert nur eins: Das Urheberrechtsgesetz wird immer kompliziert zu regeln sein, weil alle Parteien (Rechteverwalter, Urheber, Benutzer) mehr oder weniger gegeneinander "kämpfen". Alle sind voneinander abhängig und keiner kann ohne ein Miteinander "überleben" (wenn sich Urheber zusammenschließen, ohne einen Rechteverwalter dazwischen zu schalten, um den Aufwand für den Vertrieb zu minimieren, ist das für mich schon so eine Art Verwaltungsgemeinschaft).

Da bringt auch "Expertenwissen" wenig. Es gibt nur eine Schlussfolgerung: Kollateralschaden und Schadensminimierung. Damit müssen wir uns nun mal abfinden.

Was aber DEFINITV abgeschafft werden muss, sind die Abgaben auf Speichermedien usw. Das geht mMn überhaupt gar nicht!
 
Für diejenigen, die es noch nicht verstanden haben - hier eine analoge Version des Leistungsschutzrechtes:

Ein Taxifahrer bringt Gäste zu einem Nachtclub und lässt sich dafür bezahlen. Bevor der Taxifahrer wieder weiter kann, kommt jedoch der Nachtclubbesiter zum Taxi und verlangt eine exorbitant dreiste Pauschale vom Taxifahrer, weil der ja nichts verdient hätte, gäbe es den Nachtclub nicht.
Der Verband der Nachtclubbesitzer schickt ein paar Geldkoffer und einen vorgeschriebenen 2000 Seiten Gesetzestext an den Bundestag für ein "Taxibeförderungsschutzgesetz" - Bundestag freut sich und ratifiziert es.

Jetzt tun sich alle Taxifahrer zusammen und weigern sich fortan, Fahrgäste irgendwie zu dem Nachtclub zu fahren oder dort abzuholen. Das kostet den Bund der Taxifahrer zwar Geld aber die Nachtclubs müssen gewaltige Einbußen hinnehmen, bekommen es mit der Angst und unterschreiben Verträge mit den Taxifahrern und verzichten auf das Schutzgeld.
Nebenbei sterben noch Anbieter wie "nachtclubfahrgemeinschaft24.de" und partysonderzug.de und "privatekleinfahrerinrechtlichergrauzonebzwschwarzarbeitohneversicherungsschutz.de", weil sie jeweils zu klein sind, um Verträge mit den Nachtclubs auszuhandeln - die Taxifahrer reiben sich die Hände, weil sie danach noch mehr Macht haben und für die Nachtclubs war außer Spesen nichts gewesen.

Das ist das Leistungsschutzrecht!
 
hadigali schrieb:
Das Urheberrechtsgesetz wird immer kompliziert zu regeln sein, weil alle Parteien (Rechteverwalter, Urheber, Benutzer) mehr oder weniger gegeneinander "kämpfen".

Die Benutzer/Verbraucher reden doch bisher überhaupt nicht mit. Verbrauchervertreter werden nicht mal rein informativ eingeladen, wenn geplante Urheberrechtsreformen diskutiert werden. Das passiert hinter verschlossenen Türen zwischen Politik und Rechteverwertungslobby. Die Urheber haben dabei auch nur herzlich wenig bzw. indirekt über ihre jeweiligen Verwerter mitzureden.

Dementsprechend sieht das heutige Urheberrecht auch aus. Das geht so weit, dass auch nach außen hin das Urheberrecht praktisch nur noch als "Rechteverwertungs"-Gesetz angesehen wird. Also um eine Regelung, wie die Werke der Urheber kommerziell verwertet werden können/dürfen. Dass das nur ein Teilaspekt des eigentlichen Urheberrechts ist, und eigentlich auch eher der unwichtigere Teil (nur das Urheberpersönlichkeitsrecht basiert auf Grundrechten), geht bei den meisten Diskussionen zu dem Thema total unter.
Alle Regelungen zur kommerziellen Verwertung von "Geistigem Eigentum" haben eigentlich keinen höheren rechtlichen Stellenwert als sowas Dosenpfand oder Ladenschlussgesetze. Da geht es nur um schnöde Wirtschaftsregulierung. Aber Geld regiert halt die Welt. :(

Es wäre schon mal ein guter Anfang, wenn bei zukünftigen Urheberreformen auch Urheber und Verbraucher gleichberechtigt neben der Verwertungsindustrie mitentscheiden dürften. Dann würde zum einen das Urheberpersönlichkeitsrecht wieder mehr in den Fokus gerückt, aber auch verhindert, dass sinnlos hunderte Millionen Menschen kriminalisiert werden, obwohl die überhaupt nichts mit kommerzieller Verwertung von irgendwelchen Werken zu schaffen haben. Nur weil sich Rechteverwerter irgendwelche hypothetischen Billionenverluste durch private, nicht kommerzielle Kopien ausrechnen.

Wobei ich sogar so weit gehen würde, dass die Rechteverwerter eigentlich nicht mal wirklich einen Anspruch darauf haben müssen, gleichberechtigt mitzubestimmen. Es ist nämlich alles andere als gesagt, dass die heutzutage wirklich noch unverzichtbar sind, als "Mittler" zwischen Urheber und Verbraucher. Zumindest dürfte ihre Rolle in Zeiten des Internets und digitaler Medien wesentlich kleiner sein, als früher, als man noch Presswerke, Händerlnetze und Sendeanstalten usw. brauchte, um die immaterielle Werke unter die Leute zu bringen. Da können heute viel direktere Wege vom Erzeuger zum Verbraucher funden werden.

Die Zeitungsverlage sind ja in einer ganz ähnlichen Situation. Braucht es die eigentlich in der bisherigen Form noch, wenn es über das Internet auch einen direkten Draht zwischen Journalisten und Lesern geben kann? Wenn man keine Druckereien und Distibutionsorganisationen für Zeitungen mehr braucht?

Und aus dieser Angst heraus ist wohl auch das Leistungsschutzgesetz entstanden. Die Verlage wollten ihre Zukunft dadurch absichern, dass sie per Gesetz vollautomatisch auch dann mitverdienen, wenn andere im Internet (vermeintlich) ihren Job übernehmen. Also ein Freibrief, auch dann weiterzubestehen und weiterzuverdienen, wenn man eigentlich überflüssig geworden ist.

Aber es traut sich halt keiner, die Existenzberechtigung der mächtigen Medienindustrie in Frage zu stellen. Als aller letztes die Politik, denn diese Industrie ist zig Milliarden schwer und hat eine extrem starke und gut organisierte Lobby. Da fragt natürlich keiner: "Brauchen wir die überhaupt noch?"

Die Abendländische Kultur würde schon nicht untergehen und keine Künstler auf den Straßen verhungern, wenn es die Medienindustrie in der heutigen Form/Größe nicht mehr gäbe. Es würden sich neue, direktere Wege finden und auch Wege, wie Urheber dabei gerecht an den mit ihren Werken erzielten Einnahmen beteiligt werden. Sogar gerechter, als jetzt, wo etliche andere dazwischen die Hand aufhalten.
 
Der Herr Oettinger ist EU-Kommissar für Digitalwirtschaft, und gibt in letzter Zeit sehr Lobby freundliche Äußerungen von sich.
:"Wer Daten perfekt schützt, kann sie nicht mehr nutzen." o.ä
Für diese Altherren ist das Internet Neuland, und handeln da es sie nicht tangiert nach dem Motto "Nach mir die Sintflut".:mad:
Wäre es nicht mal an der Zeit, ihm auf physikalischen Weg ala Postbrief sein Postfach mit Beschwerden unsererseits zu füllen?:evillol:
Ich hab diese Anschrift gefunden :

Günther Oettinger
Vizepräsident der Europäischen Kommission für Energie
B-1049 Brüssel
 
Hi!

dieser Mann hat schon als MP von BW versagt und würde unerträglich. Deshalb hat man ihn bei erster Gelegenheit nach Europa Club verschoben,
und jetzt treibt er dort sein Unwesen. Und bring immer skurrilere Ideen hervor. Von geltenden Urheberrecht in BRD hält er nichts.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: (überflüssiges Zitat entfernt!)
Das LSR ist das dümmste Gesetz, das jemals entworfen wurde und ist zurecht grandios gescheitert, noch bevor es überhaupt in Kraft getreten ist.
 
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