Edit 2022-02-26:
Da die SSD bisher nicht benutzbar war, hatte ich mich scheinbar entschieden die SSD tot zuschreiben. Nach einigen Wochen und 75 TB geschrieben kam es zu einem interessanten Ereigniss:
Die SSD hat auf einen Schlag einen Teil der reserve_blocks verloren (relocation sector count ist immer noch 0) und einige Atribute haben sich verschlechtert. Jedoch stieg die Schreibgeschwindigkeit um 20% an und die extrem hohen Latenzen treten nicht mehr auf (seq. Schreiben/Lesen jetzt selbst im 99.99%-Wert unter 500ms). Daher besteht die Möglichkeit, dass es sich um einen Defekt gehandelt hat und nicht um einen systematischen Designfehler. Theorehtisch könnte ich sämtliche Benchmarks wiederholen jedoch ist für mich das ganze Thema QLC-SSD bis auf weiteres uninteressant. Da das Skript läuft werde ich es wohl laufen lassen und ggf. noch ein Update mit der Endurance hinzufügen sobald die tot ist. Bis die Festplatte die TBW-Spezifikation von 336 TB erreicht hat, dauert vorraussichtlich noch ein halbes Jahr.
Dies ändert nichts daran, dass sich Alternate äußerst unfreundlich gezeigt hat damals die Reklamation abzuweisen mit der Begründung solche Latenzen (über 4 Sekunden) normal sein und stelle kein Defekt dar.
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Fangen wir vorne an. Wie gut oder schlecht ist diese SSD?
Um es erträglich zuhalten nur auf eine leere, ruhende SSD getestet somit sollten sämtliche Benchmarks im größtmöglichen Cache laufen ohne Hintergrundaktivität.
Anvil:
Wie wärs mal mit sequentziell über die gesammte Kapatzität?
H2testw:
40MB/s schreiben nach dem Cache. In Zeit ausgedrückt: Einmal die 480GB SSD vollschreiben dauert 2 Stunden 40 Minuten.
Latenzen sind ebenfalls erstaunlich schlecht. Diese ligen teilweise bei mehren Sekunden und bei nicht sequentziellen workloads bricht die Geschwindigkeit bis in den mittleren kb/s Bereich ein (FIO unter Debian).
Da diese Ergebnisse höchst ungewöhnlich, ja schon beeindruckend schlecht, sind bei Lexar nachgefragt ob es ein Firmware-Update gibt. Dies wurde verneint und ansonsten fühlt man sich dort auch nicht zuständig.
Wie Lexar überhaupt diese SSD mit biszu 550mbit/s lesen gemessen hat, ist mir ein Rätsel. Mehr dazu später.
Teardown
Lexar DM918 controller (könnte ein MAS0902 sein)
Lexar QS41T171 (könnte Micron NC68QAA1222256G QLC-flash sein)
Auch schön die starke Abnutzung an den Kontakten des SATA-Stecker. Vermutlich hat hier der Hersteller sich das Hartgold gespart oder andersweitig Ausschuss produziert.
Das Geschmäckle
Die Datecode der Bauteile sind alle in 2020 (controller 2020 13 woche, Flash 2020 34 Woche, PCB 2020 16 Woche). Angekündigt wurde diese SSD jedoch erst mitte 2021. Die Platine ist identisch zu der älteren Lexar NS100. Weiterhin gibt es identische Festplatten unter anderem Namen (z.B. Smartbuy Nitro 480).
An sich ist es nicht verwerflich über die Zeit neue Versionen eines bestehenden Produktes zubauen, sofern diese besser oder gleichwertig sind. Leider gab es zum Launch eine TLC Variante die nicht mal den gleichen Controller (DM928) oder PCB verwendet hat und bei einigen Reviews verwendet wurde. Da sämtliche ICs mit Lexar-Teilenummern versehen sind, dürfte Lexar auf jeden Fall Kenntnis gehabt haben, dass es fundermental verschiedene Versionen gibt (Annahme die haben die SSD zugekauft).
Die Datecodes in dieser SSD legen nahe, dass entweder zum Launch (mitte 2021) direkt mit QLC und TLC gestartet wurde oder zumindest bereits die Absicht bestand bait and switch mit QLC zu machen. Ich schätze auch das Lexar nie auf dieser SSD die biszu 550mbit/s lesen gemessen hat und die Werte mit der TLC-Variante zustande gekommen sind oder sogar nur rechnerisch von SATA 6Gbit/s (SATA III) auf biszu 550MB/s gekommen sind. Weiterhin hilft es der Geschichte nicht, dass Lexar eine chinesische Firma ist und in China durchaus noch eine andere Mentalität herschen kann als im Westen (Europa & Amerika).
Werbeaussagen wie "Improve your system’s performance with the Lexar® NQ100 2.5” SATA III (6Gb/s) SSD. This easy upgrade gives you faster boot-ups, application load times, and data transfers, with read speeds of up to 550MB/s" oder "It will make boot-ups, data transfers and application load times a breeze." sind ebenfalls kritisch, fast schon zynisch. Zum einem schafft die SSD nicht mal annährend die biszu 550MB/s. Zum anderem ist die SSD borderline ein downgrade im Vergleich zu aktuellen HDDs.
Fazit
Was bleibt ist ein nicht nutzbarer Fehlkauf und falls es eine Bestenliste mit den schlechsten SSDs gibt dürfte Lexar ganz oben mit Spielen.
Solch eine SSD überhaupt für 50€ (2021) auf den Markt zubringen (aktueller Preis 37€) ist dreist. Für 30€ gibt es eine 2.5" Verbatim Vi550 S3 mit TLC (Stand Ende 2022) und für 2€ mehr eine M.2 NVME Apacer AS2280P4 480GB mit TLC & DRAM. Beide sind günstiger und besser als diese Lexar.
Da die SSD bisher nicht benutzbar war, hatte ich mich scheinbar entschieden die SSD tot zuschreiben. Nach einigen Wochen und 75 TB geschrieben kam es zu einem interessanten Ereigniss:
Die SSD hat auf einen Schlag einen Teil der reserve_blocks verloren (relocation sector count ist immer noch 0) und einige Atribute haben sich verschlechtert. Jedoch stieg die Schreibgeschwindigkeit um 20% an und die extrem hohen Latenzen treten nicht mehr auf (seq. Schreiben/Lesen jetzt selbst im 99.99%-Wert unter 500ms). Daher besteht die Möglichkeit, dass es sich um einen Defekt gehandelt hat und nicht um einen systematischen Designfehler. Theorehtisch könnte ich sämtliche Benchmarks wiederholen jedoch ist für mich das ganze Thema QLC-SSD bis auf weiteres uninteressant. Da das Skript läuft werde ich es wohl laufen lassen und ggf. noch ein Update mit der Endurance hinzufügen sobald die tot ist. Bis die Festplatte die TBW-Spezifikation von 336 TB erreicht hat, dauert vorraussichtlich noch ein halbes Jahr.
Dies ändert nichts daran, dass sich Alternate äußerst unfreundlich gezeigt hat damals die Reklamation abzuweisen mit der Begründung solche Latenzen (über 4 Sekunden) normal sein und stelle kein Defekt dar.
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Fangen wir vorne an. Wie gut oder schlecht ist diese SSD?
Um es erträglich zuhalten nur auf eine leere, ruhende SSD getestet somit sollten sämtliche Benchmarks im größtmöglichen Cache laufen ohne Hintergrundaktivität.
Anvil:
Wie wärs mal mit sequentziell über die gesammte Kapatzität?
H2testw:
40MB/s schreiben nach dem Cache. In Zeit ausgedrückt: Einmal die 480GB SSD vollschreiben dauert 2 Stunden 40 Minuten.
Latenzen sind ebenfalls erstaunlich schlecht. Diese ligen teilweise bei mehren Sekunden und bei nicht sequentziellen workloads bricht die Geschwindigkeit bis in den mittleren kb/s Bereich ein (FIO unter Debian).
Da diese Ergebnisse höchst ungewöhnlich, ja schon beeindruckend schlecht, sind bei Lexar nachgefragt ob es ein Firmware-Update gibt. Dies wurde verneint und ansonsten fühlt man sich dort auch nicht zuständig.
Wie Lexar überhaupt diese SSD mit biszu 550mbit/s lesen gemessen hat, ist mir ein Rätsel. Mehr dazu später.
Teardown
Lexar DM918 controller (könnte ein MAS0902 sein)
Lexar QS41T171 (könnte Micron NC68QAA1222256G QLC-flash sein)
Auch schön die starke Abnutzung an den Kontakten des SATA-Stecker. Vermutlich hat hier der Hersteller sich das Hartgold gespart oder andersweitig Ausschuss produziert.
Das Geschmäckle
Die Datecode der Bauteile sind alle in 2020 (controller 2020 13 woche, Flash 2020 34 Woche, PCB 2020 16 Woche). Angekündigt wurde diese SSD jedoch erst mitte 2021. Die Platine ist identisch zu der älteren Lexar NS100. Weiterhin gibt es identische Festplatten unter anderem Namen (z.B. Smartbuy Nitro 480).
An sich ist es nicht verwerflich über die Zeit neue Versionen eines bestehenden Produktes zubauen, sofern diese besser oder gleichwertig sind. Leider gab es zum Launch eine TLC Variante die nicht mal den gleichen Controller (DM928) oder PCB verwendet hat und bei einigen Reviews verwendet wurde. Da sämtliche ICs mit Lexar-Teilenummern versehen sind, dürfte Lexar auf jeden Fall Kenntnis gehabt haben, dass es fundermental verschiedene Versionen gibt (Annahme die haben die SSD zugekauft).
Die Datecodes in dieser SSD legen nahe, dass entweder zum Launch (mitte 2021) direkt mit QLC und TLC gestartet wurde oder zumindest bereits die Absicht bestand bait and switch mit QLC zu machen. Ich schätze auch das Lexar nie auf dieser SSD die biszu 550mbit/s lesen gemessen hat und die Werte mit der TLC-Variante zustande gekommen sind oder sogar nur rechnerisch von SATA 6Gbit/s (SATA III) auf biszu 550MB/s gekommen sind. Weiterhin hilft es der Geschichte nicht, dass Lexar eine chinesische Firma ist und in China durchaus noch eine andere Mentalität herschen kann als im Westen (Europa & Amerika).
Werbeaussagen wie "Improve your system’s performance with the Lexar® NQ100 2.5” SATA III (6Gb/s) SSD. This easy upgrade gives you faster boot-ups, application load times, and data transfers, with read speeds of up to 550MB/s" oder "It will make boot-ups, data transfers and application load times a breeze." sind ebenfalls kritisch, fast schon zynisch. Zum einem schafft die SSD nicht mal annährend die biszu 550MB/s. Zum anderem ist die SSD borderline ein downgrade im Vergleich zu aktuellen HDDs.
Fazit
Was bleibt ist ein nicht nutzbarer Fehlkauf und falls es eine Bestenliste mit den schlechsten SSDs gibt dürfte Lexar ganz oben mit Spielen.
Solch eine SSD überhaupt für 50€ (2021) auf den Markt zubringen (aktueller Preis 37€) ist dreist. Für 30€ gibt es eine 2.5" Verbatim Vi550 S3 mit TLC (Stand Ende 2022) und für 2€ mehr eine M.2 NVME Apacer AS2280P4 480GB mit TLC & DRAM. Beide sind günstiger und besser als diese Lexar.
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