London in Flammen

Eine ständig wachsende Industrie-, Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft kann nicht allen Menschen eine sinnvolle Tätigkeit geben (die Leute müssen sich selber beschäftigen). Mit grösseren Bildungsangeboten etc. kann man die Probleme nicht lösen. Es wird auch immer wieder ignoriert, dass viele nicht an Bildung interessiert sind. Eigentlich müsste England zurück zu einem Agrarstaat mit Selbstversorgern (jeder Einwohner bekäme auf Wunsch ein kleines Stück zur Bewirtschaftung). Handarbeit wäre gefragt, Maschinen nur eingeschränkt erlaubt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es wird auch immer wieder ignoriert, dass viele nicht an Bildung interessiert sind.
Ich habe meine Schilderung vereinfacht, um meinen Beitrag nicht explodieren zu lassen. Um das jetzt zu korrigieren: Ich habe nicht einfach nur Bildung im Sinne von 10 bis 13 Jahre Schule, eventuell gefolgt von einem Studium, gemeint, sondern ein gesellschaftliches Umfeld mit Bildungs- und Sozialangeboten, in dem die Menschen ermutigt werden, etwas aus sich zu machen und ehrgeizig zu sein. Niemand wird als Bildungsverweigerer geboren, aber jeder kann in ein Umfeld hinein geboren werden, in dem Bildung nicht angeregt wird. Wer schon als Kind von Eltern geboren wird, die sich abgehängt fühlen und resigniert haben, und in einem sozialen Umfeld aufwächst, in dem es niemanden kümmert, ob und was aus den Kindern wird, und in dem neben Reality TV und Herumlungern keine sozialen Säulen existieren, dann ist die Gefahr groß, zu einem Bildungsverweiger zu werden - weil man es nicht anders gelernt hat. Man muss lernen lernen zu wollen, und das kann nur ein geeignetes soziales Umfeld leisten, beginnend bei den Eltern, fortgeführt bei den Schulen, die in der Lage sein müssen, auf derartige Entwicklungen reagieren zu können.
 
Am Ende bleibt eben doch wieder alles an den Eltern und deren Erziehung hängen.
 
@GevatterTod

Du hast natürlich Recht. Man kann es immer und immer wieder versuchen. Man wird dabei aber jeweils nur einige bildungsferne Schichten erreichen können. Die Menschen und Kulturen sind nun eben unterschiedlich. Die bessere Ausbildung könnte dann auf Kosten von anderen gehen (Verdrängung der Konkurrenz am Arbeits- und Wirtschaftsmarkt). Nicht jedes Land kann mehr exportieren als importieren.
 
Zuletzt bearbeitet: (Recht = gross)
@Acrylium
Ganz so ist es auch nicht, aber die Eltern gehören auch zu dem Umfeld, das uns definiert - selbst wenn sie nicht da sind. Und irgendwann ist natürlich der Punkt erreicht, an dem das soziale Umfeld nicht mehr als "Ausrede" gelten kann. Die Täter verdienen natürlich harte Strafen. Das ist gewissermaßen auch ein Teil der Problemlösung. Aber an der Stelle - und beu der Bewaffnung der Bobbys - darf es sich nicht erschöpfen. Nachhaltige Lösungen erfordern ein wenig mehr, zum Beispiel eben den Aufbau sozialer Strukturen.

@user
Das Problem und mögliche Lösung sind natürlich wesentlich komplexer, als sie hier anmuten. Schnell kommt man von Hölzchen auf Stöckchen und irgendwann ist man auch bei der Intergrationspolitik angelangt. Aber ich halte eventuelle multikulturelle Aspekte nicht für ausschlaggebend als Ursache für die Unruhen. Geknallt hätte es sowieso. Aber ich kann mir vorstellen, dass die empfundene soziale Ausgrenzung durch eine empfundene kulturelle Isolation noch verstärkt wird. An der Stelle sollte man aber nicht den Fehler machen, das Problem auf die kulturellen Unterschiede zu reduzieren, denn diese Unterschiede verlieren sich ebenfalls in den Bildungs- und Sozialssystemen.
 
Ich kann verstehen, dass das eigene Weltbild bei diesem Ereignis stark beansprucht wird. Zumindest die Festgenommenen entsprechen leider allen Klischees (die andauernden Marathon-Gerichtsverhandlungen sind öffentlich).
 
Zuletzt bearbeitet: (Marathon-Gerichtsverhandlungen)
inversematrix schrieb:
Ich unterstelle der Regierung politisches Kalkül. Die Polizei wurde angehalten nichts zu tun.
Quelle Jetzt schreien alle nach dem Polizeistaat.

ja, die murdoch-affäre, die cameron nicht gut bekam, ist auf einmal völlig in den hintergrund gerückt. ein schelm wer böses dabei denkt ;).
Ergänzung ()

Einhörnchen schrieb:
Wichtig ist denke ich eine gute Balance aus Härte und Chance. In New York hat die Nulltoleranz-Politik vieles zum Guten bewendet, aber ich denke es bringt nichts wenn die Leute keine Chance haben sich zu entwickeln.

es soll wissenschaftliche studien geben, die zum schluss kommen, das der geburtenrückgang die zustände verbessert hat und nicht die oft beschworene nulltoleranz-politik.
 
user3466778 schrieb:
Eigentlich müsste England zurück zu einem Agrarstaat mit Selbstversorgern

Während in der City der Gier hemmunglos freie Bahn gelassen wird, soll der Rest auf Schrebergartenniveau, für viel mehr werden die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen kaum reichen, zumindest wenn man den Staat nicht völlig in den bankrott schicken will, sein Überleben sichern?

user3466778 schrieb:
Zumindest die Festgenommenen entsprechen leider allen Klischees.

Das tun sie überall, einerseits wird die Polizei in jedem Land dazu ausgebildet, auf solche Klischees anzuspringen, zum anderen sind die natürlich "mit dabei" gewesen.
Wenn man Banker verhaften würde, die sich in den vergangenen Jahren durch Casinospielchen und Zockerei hemmungslos bereichert haben, wird man auch nur solche erwischen, "die dem Klischee entsprechen". Das heisst aber nicht, dass es die Regel ist, dass bestimmte Taten nur von Menschen begangen werden, denen man es ohnehin zutrauen würde.
 
Bisher ist der Durchschnitts-Deutsche doch froh wenn er seine Serien/die Sportschau/sein Lieblings Hartz4-TV schauen kann...und so lange das so ist, wird er nicht mosern! Opium fürs Volk war nie so beliebt wie heut...und das ist das , was mir nicht in den kopf will!
Die 68er Strassenschlachten haben deutlich gezeigt zu was ein Volk im Stande sein kann, aber heut ist der Großteil der Deutschen so gelähmt von der Dauerbeschallung mit Blödsinn.
Wenn man einer Schicht alles nimmt (und so passiert es mE gerade mit der Mittelschicht) dann flippen sie aus! Allerdings ist es hierzulande so ein schleichender Prozess,das der arme Bürger es nicht zu bemerken scheint.Die deutsche Lethargie ist so dermaßen präsent das mir oftmals schlecht wird......
 
Die 68er Studentenbewegung wurde aber längst nicht von der breiten Bevölkerung getragen. Daher kann man dies nicht als Beispiel dafür heranziehen, was ein Volk zustande bringt, wenn es aufbegehrt oder für Veränderungen eintritt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Werden denn die "Jugendproteste" wirklich von weiten Teilen der Bevölkerung getragen?
Man könnte es auch wissenschaftlich angehen, schließlich begehrt die Jugend durchaus gerne auf, es ist eine völlig normale Verhaltensweise, die sogar biologische Ursachen hat. Über Jahrhunderte schickte man die jungen Generationen regelmäßig in Kriege, damit sie den eigenen Herrschern nicht derart gefährlich werden konnten. Das ist heute, zumindest in Europa, fast komplett ausgeschaltet, die Jugend dümpelt brav zwischen Zukunftsangst und Lethargie herum, Opfer von Angstpropaganda und Konsumrausch.

Die 68er waren in den USA,Frankreich und Deutschland genau deswegen einzigartig, dort gingen keine Kriminellen auf die Straße, sondern gebildete Kinder des "Bürgertums". Auch bezeichnend, dass in Deutschland West-Berlin eine Hauptrolle einnahm, dort flüchteten schließlich genügend junge Männer hin, wenn sie der Wehrpflicht entgehen wollten.
 
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