DJMadMax
Fleet Admiral
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Vorwort
Huch, was ist denn das hier?
Aus purem Spaß an der Freude dachte ich mir, es wäre eine nette Idee, ein paar alte Schinken genauer unter die Lupe zu nehmen. Primär würde ich damit gerne einige meiner Lieblings-DOS-Spiele der gesamten ComputerBase-Community näherbringen, gleichzeitig jedoch auch die Gelegenheit nutzen, ein paar Spiele zu spielen, die mir bisher durch die Lappen gegangen sind. Spiele, von denen manche behaupten, es sei ein Muss, diese einmal gespielt haben zu müssen, andere wiederum, die höchst unbekannt, obskur und eventuell sogar so etwas wie "Hidden Gems" sein könnten.
Primär geht es hier, der Name der Serie verrät es schon, also um Spiele aus der guten alten MSDOS-Zeit, worunter auch solche fallen, die zum Beispiel Windows 3.x voraussetzen. Ob ich das Ganze mal auf Windows 9x ausweiten möchte, steht noch in den Sternen.
Nagelt mich nicht darauf fest, ob diese Serie tatsächlich fortgesetzt wird und wenn ja, in welchen zeitlichen Abständen. Generell soll dies hier erst einmal eine Art "Probelauf" sein und bei entsprechendem Feedback und eventuell sogar dem Wunsch nach speziellen Titeln ist die Wahrscheinlichkeit natürlich groß, dass das hier selbstverständlich keine Eintagsfliege bleibt
Einleitung
Mit Raptor: Call of the Shadows habe ich bewusst einen Titel als Einstieg in diese Retro-Reviewserie gewählt, der mir besonders am Herzen liegt. Bei diesem Spiel handelt es sich um einen sogenannten "Vertically scrolling Shooter", also ein Spiel mit Draufsicht, bei dem der Bildschirm von oben nach unten durchrollt. Dabei erscheinen immer wieder neue Gegner in Form von Kampfjägern, Bodenfahrzeugen, Booten oder stationären Geschütztürmen, deren Geschossen es zum einen auszuweichen gilt, sie zum anderen aber gezielt mithilfe der eigenen Feuerkraft auszuschalten.
Das Spielmenü und die geistigen Urväter des Spiels.
Gameplay
Wir fliegen dabei den namensgebenden "Raptor", ein futuristisches Flugzeug, das optisch einer Mischung aus Grumman F-14 Tomcat (Heckpartie) und General Dynamics F-16 Fighting Falcon (Flügelpartie) gleichkommt. In drei Episoden mit jeweils neun verschiedenen Leveln schießen wir uns durch die Gegnermassen und können nach Abschluss eines jeden Levels nicht nur im Hangar unsere verlorene Energie wieder aufladen, sondern auch unser Flugzeug mit dem Neuesten ausstatten, was die Waffenforschung zu bieten hat. Neben einem werksseitig vorinstallierten Doppel-Maschinengewehr reicht das Arsenal über Boden- und Luftraketen hinweg zu zielsuchenden Projektilen, Plasmawerfern und sogar einem mächtigen "Twin Laser". Zusätzlich kann das Schiff mit Phasenschilden ausgestattet werden - bis zu fünf Stück. Damit lässt sich die ursprüngliche Haltbarkeit des Raptors um den Faktor 6 erweitern. Munition gibt es übrigens unendlich, das Dauerfeuern wird also schnell zum Freund des Piloten. Alternativ wird in Feuerpausen der Schild wieder aufgeladen. Zudem gibt es Waffen, die "always equipped" sind, man könnte sie also als sekundäre Waffen bezeichnen. Zu diesen gesellen sich die primären Hauptfeuerwaffen, zwischen denen es in den jeweiligen Gefechtssituationen gilt, gezielt hin und herzuschalten.
Die Feuergefächte im ersten Level.
Manche Gegner hinterlassen Bonuspunkte, die unserem Konto gutgeschrieben werden.
In diesen kleinen Pods verbergen sich Schild- und Waffenupgrades.
Neben der klassischen Tastatursteuerung gibt es übrigens auch die Möglichkeit, das Spiel über das Setup via Joystick oder gar mit der Maus zu steuern. Das funktioniert zwar generell, fühlt sich aber einfach nicht so responsiv wie mit einem klaren Tastendruck an. Wer jedoch aus Nostalgiegründen mit einem Gravis Joystick über den Schreibtisch rutschen will, dem sind hier selbstverständlich keine Grenzen gesetzt.
Schwierigkeitsgrad
Damit das Ganze dem geneigten Genre-Neuling noch etwas zugänglicher gemacht werden kann, wählt man zum Spielbeginn zwischen vier verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Vorausgewählt ist dabei der Zweitschwerste, der für Ungeübte durchaus herausfordernd sein kann. Die beiden darunter liegenden Stufen sind jedoch einfach genug, sodass tatsächlich bei niemandem Frustmomente aufkommen sollten. Auf der schwersten Stufe hingegen, "Elite" genannt, sollten spätestens in den Levels der Episode 2 "Tango Sector" oder der Episode 3 "Outer Regions" sprichwörtlich die Füße qualmen. Zwar ist Raptor: Call of the Shadows kein klassisches Bullet Hell-Spiel, bei dem bereits ein einziges feindliches Projektil zum Verlust des Flugzeugs führt, jedoch häufen sich hier die Massen an Gegnern sowie derer äußerst schweren Waffen so sehr, dass auf der höchsten Schwierigkeitsstufe auch eingefleischte Genre-Freunde gut gefordert werden.
Hier wählt man den Piloten-Avatar sowie Namen, Spitznamen und Schwierigkeitsgrad.
Vom Hangar aus können wir Missionen fliegen, Waffen kaufen, das Spiel speichern und verlassen.
Es folgen zwei Youtube-Videos, die ich extra für diesen Artikel erstellt habe. Das erste zeigt den Spielstart und das Durchspielen des ersten Levels des Bravo-Sectors, der ersten Episode in der Schwierigkeitsstufe "Veteran", so wie es das Spiel zum ersten Start vorgibt.
Das zweite Video zeigt Level 5 aus Episode 1, jedoch auf "Elite", also der höchsten Schwierigkeitsstufe.
Obwohl das Waffenarsenal zu diesem Zeitpunkt mit dem Doppel-MG, einem Missile Pod, einem Plasmagewehr sowie einer Auto Tracking-Minigun, die verschiedene Luft- und Bodenziele gleichzeitig anvisieren kann, bereits sehr proper ausgestattet ist, merkt man anhand der auf dem Bildschirm herrschenden Action schnell, dass man hier sehr auf Zack sein muss. Die komplette Episode 1 mit allen 9 Levels gibt es seit 1994 (und auch heute noch) übrigens gratis als Shareware - so bin auch ich damals mit Hilfe des 486 DX50 meines Vaters auf dieses Spiel aufmerksam geworden.
Ein Laser Turret mit Autotracking-Funktion kann an unserem Flugzeug montiert werden - das nötige Kleingeld vorausgesetzt.
Neben den Lufteinheiten gibt es auch Schiffe, Panzer und stationäre Türme, die vom Boden aus auf uns schießen.
Der erste Boss-Gegner
Sollte es doch einmal zu hektisch werden, kann man eine Flugmission auch abbrechen. Gesammeltes Geld wird dabei nicht mit zurück in den Hangar gebracht, dafür muss man das Level erfolgreich abschließen. Verlorene Schildenergie hingegen wird nicht wieder aufgefüllt und muss kostenpflichtig im Hangar nachgefüllt werden. Sollte man jedoch neue Waffen aufgesammelt haben, so werden diese tatsächlich mit in den Hangar gebracht und können dort lukrativ verkauft werden. Mit diesem Trick kann man ein Level starten, bis zum nächstgelegenen Waffenupgrade fliegen, dieses einsammeln, die Mission abbrechen und dann die Waffe im Hangar zu Geld machen. Wiederholt man diesen Schritt ein paar mal, so kann man sich auch schon zu Beginn des Spiels sehr starke Waffen kaufen. Alternativ gibt es (nur in der originalen DOS-Version) den Trick mit der "Backspace"-Taste. Drückt man diese während einer Mission, wird pro Tastendruck eine "Death Ray"-Waffe zum eigenen Arsenal hinzugefügt, die beim Verkauf schnellstmöglich für großen Reichtum sorgt.
In einem spektakulären Feuerball verabschieden wir uns vom Schirm, nachdem uns die Gegner den Rest gegeben haben.
Neben diesen Cheats gibt es auch ein paar Easter Eggs zu entdecken. Startet man Raptor: Call of the Shadows an einem bestimmten Datum (zumeist Geburtsdaten der Programmierer), so ändert sich die Musik im Spiel sowie auch die Gegner. Mal wird man von einem lustigen Gesangeschor der Programmierer begrüßt, man rennen Eidechsen über den Boden oder man wird von Affen mit Kokosnüssen bombardiert. Infos hierzu gibt es zu Hauf im Internet. Leider sind solche Easter Eggs heute in Spielen kaum noch bis gar nicht mehr vorhanden. Zu DOS-Zeiten konnte man fast schon sagen, dass dies zum "guten Ton" gehörte.
Grafik
Tatsächlich sieht Raptor: Call of the Shadows sehr gut aus, auch heute noch. Obwohl das Spiel damals zeitgemäß mit einer Auflösung von 320x200 Pixeln sowie 256 Farben auskommen musste, so war es zum Zeitpunkt des Releases einer der bestaussehendsten 2D-Scroller am Markt und das sogar Plattform-übergreifend. Obwohl das Spiel auf einem normal ausgestatteten 486er bereits vollkommen flüssig zu spielen war, gibt es im Menü die Wahl zwischen "Low Detail" und "High Detail". Auf den ersten Blick scheint dies jedoch lediglich die Schatten zu (de)aktivieren, was spielerisch sogar zum Nachteil werden kann. Wie in den beiden nachfolgenden Screenshots zu sehen ist, verraten die Schatten der Gegner nämlich, noch bevor sie auf dem Bildschirm erscheinen, wo in etwa sie herunterfliegen werden (perspektivisch jedoch nach links bzw. nach rechts versetzt, je nachdem, wo von der Bildmitte aus sich der Schatten befindet).
Der Unterschied in den High Settings (links) und Low Settings (rechts)
Brücken und andere Bodenobjekte lassen sich ebenfalls zerstören.
Auch die Effektgewalt kann sich sehen lassen. So explodieren kleinere Gegner eher unspektakulär, während große Kampfjäger und Levelbosse mit einem deutlich größeren Feuerwerk das Zeitliche segnen. Auch Bodenstrukturen lassen sich zerstören, wobei große Lagerhäuser hier schnell einen ähnlich spektakulären Feuersturm entwickeln können.
Etwas grüner wird's im Tango-Sektor
Neben dem Grafik-Asset in den einzelnen Episoden ändern sich auch die Gegner und deren Waffenarsenal
Lediglich die teils etwas repetitiven Levels könnte man als kleines Manko aufführen, wobei jedoch jede Episode für sich genommen ein eigenes Grafikset vorzuweisen hat und dann auch innerhalb dieser Episoden die einzelnen Level nicht wie "Copy and Paste" wirken. Gemessen an den damaligen Möglichkeiten ist dies also eher Meckern auf hohem Niveau.
Sound
Die Soundeffekte sind, besonders die Explosionen, zwar sehr laut gesampled, jedoch noch nicht im Clipping. Die Klangqualität ist generell in Ordnung und durchweg glaubwürdig. Etwas eintönig hingegen wirkt die Musik. Insgesamt gibt es sechs verschiedene Musiktracks, die in sich jedoch repetitiv wirken und verteilt auf die insgesamt 27 Level doch recht schnell eintönig werden.
Eine Besonderheit ist, dass die Musik nicht, wie damals typisch, im MIDI-Format vorliegt, sondern im recht artverwandten "MUS"-Dateiformat. Somit ist Raptor: Call of the Shadows das einzige mir bekannte Spiel, das neben allen DooM-Spielen (sowie den darauf basierenden Derivaten) auf dieses Musikformat setzt. Technisch ist die Struktur des MUS-Dateiformates einer MIDI jedoch sehr ähnlich, belegt jedoch nochmals weniger Speicherplatz. Ja, in Zeiten, in denen Festplatten nur wenige hunderte Megabyte groß waren, wurde zurecht an Dateigrößen gefeilt.
Fazit
Mit Raptor: Call of the Shadows ist dem damaligen Entwickler Cygnus Studios im Jahre 1994 ein echter Hit gelungen. Weder war das Genre des "Shmups" neu, noch hat Raptor hier irgend welche grundlegenden Elemente neu definiert oder gar erfunden, aber das für fast jeden zugängliche Ergebnis aus Gameplay, Schwierigkeitsgrad, Grafik und Sound bildet ein tolles, solide wirkendes Gesamtpaket. Zudem war das Spiel trotz seiner für damalige Verhältnisse opulente Grafik nicht allzu hardwarehungrig. Ein mittel ausgestatteter 486er ist vollkommen ausreichend, um das Spiel bereits in vollen Zügen genießen zu können.
Das Spiel heute
Apogee hat gut daran getan, das Spiel über die Jahre hinweg auch auf neueren Systemen lauffähig zu halten. Während die originale Version von 1994 zuerst nur über die DOSBox auf modernsten Systemen emulierbar war, so gibt es diese Ur-Version seit einiger Zeit (ebenfalls mit vorgeschalteter und vorkonfigurierter DOSBox) bei Steam. Gleichzeitig gibt es dort auch das 2015er Gegenstück, das neben einer wählbaren, aber kaum besser wirkenden Auflösung auch einen Fenstermodus sowie native Windows-Unterstützung bietet. Gleiches gilt auch für die 2010er Version, die es bei GOG zu kaufen gibt.
Persönlich würde ich, wenn man auf die Steam-Achievements verzichten kann, zur Ur-Version bei Steam oder aber maximal zum 2010er Release auf GOG raten. Der Grund dafür ist, dass die Bewegungsgeschwindigkeit in der 2015er Steam-Version deutlich verlangsamt wurde, was natürlich besonders in schweren Gefechten das Maneuvrieren durch die gegnerischen Geschosse hinweg massiv erschwert. Ob es sich hierbei um Absicht oder um einen simplen Programmierfehler handelt, ist nicht bekannt. Zudem ist die Soundqualität (sowohl Ton, als auch Musik) in der originalen DOS-Version überlegen.
Link zur 1994er Originalversion auf Steam
Link zur 2010er Version auf GOG
Link zur 2015er Version auf Steam
Falls man das Spiel ohne Kauf erst einmal ausprobieren möchte, so kann man - ganz wie in alten DOS-Zeiten - sich kostenlos und völlig legal die Shareware-Version von diversen Seiten herunterladen. Diese ist uneingeschränkt lauffähig, besitzt jedoch nur die neun Level der ersten Episode "Bravo Sector". Selbstverständlich setzt diese Version eine originale DOS-Umgebung oder zumindest die DOSBox voraus.
Randnotiz, Technisches
Die hier getestete Version ist die originale DOS-Version von 1994 (gleich der 1994er von Steam). Die DOSBox ist mit 50.000 Cycles fest vorkonfiguriert mit folgenden Settings:
Eure Meinung
Nun, was haltet ihr von diesem Format? Unnötig? Langweilig? Interessiert heute niemanden mehr? Schlecht geschrieben? Zu wenige Hintergrundinformationen?
Ich würde mich über Feedback jeglicher Art freuen, da es mir selbstverständlich hilft, zum einen überhaupt erst einmal zu eruieren, ob an solch alten Spiele-Reviews in dieser Form überhaupt Interesse besteht und falls ja, was genau ich noch verbessern sollte. Auch ein (zusätzliches) Video-Review mit ordentlichem Voice-Over wäre natürlich machbar. Aktuell taste ich mich aber erst einmal an die ganze Geschichte heran: wie nimmt man am Besten auf, was bewertet man wie bei solch alten Spielen, und und und.
So oder so hoffe ich, dass ich euch ein wenig Freude mit dem Review dieses Klassikers bereiten konnte
Huch, was ist denn das hier?
Aus purem Spaß an der Freude dachte ich mir, es wäre eine nette Idee, ein paar alte Schinken genauer unter die Lupe zu nehmen. Primär würde ich damit gerne einige meiner Lieblings-DOS-Spiele der gesamten ComputerBase-Community näherbringen, gleichzeitig jedoch auch die Gelegenheit nutzen, ein paar Spiele zu spielen, die mir bisher durch die Lappen gegangen sind. Spiele, von denen manche behaupten, es sei ein Muss, diese einmal gespielt haben zu müssen, andere wiederum, die höchst unbekannt, obskur und eventuell sogar so etwas wie "Hidden Gems" sein könnten.
Primär geht es hier, der Name der Serie verrät es schon, also um Spiele aus der guten alten MSDOS-Zeit, worunter auch solche fallen, die zum Beispiel Windows 3.x voraussetzen. Ob ich das Ganze mal auf Windows 9x ausweiten möchte, steht noch in den Sternen.
Nagelt mich nicht darauf fest, ob diese Serie tatsächlich fortgesetzt wird und wenn ja, in welchen zeitlichen Abständen. Generell soll dies hier erst einmal eine Art "Probelauf" sein und bei entsprechendem Feedback und eventuell sogar dem Wunsch nach speziellen Titeln ist die Wahrscheinlichkeit natürlich groß, dass das hier selbstverständlich keine Eintagsfliege bleibt
Einleitung
Mit Raptor: Call of the Shadows habe ich bewusst einen Titel als Einstieg in diese Retro-Reviewserie gewählt, der mir besonders am Herzen liegt. Bei diesem Spiel handelt es sich um einen sogenannten "Vertically scrolling Shooter", also ein Spiel mit Draufsicht, bei dem der Bildschirm von oben nach unten durchrollt. Dabei erscheinen immer wieder neue Gegner in Form von Kampfjägern, Bodenfahrzeugen, Booten oder stationären Geschütztürmen, deren Geschossen es zum einen auszuweichen gilt, sie zum anderen aber gezielt mithilfe der eigenen Feuerkraft auszuschalten.
Das Spielmenü und die geistigen Urväter des Spiels.
Gameplay
Wir fliegen dabei den namensgebenden "Raptor", ein futuristisches Flugzeug, das optisch einer Mischung aus Grumman F-14 Tomcat (Heckpartie) und General Dynamics F-16 Fighting Falcon (Flügelpartie) gleichkommt. In drei Episoden mit jeweils neun verschiedenen Leveln schießen wir uns durch die Gegnermassen und können nach Abschluss eines jeden Levels nicht nur im Hangar unsere verlorene Energie wieder aufladen, sondern auch unser Flugzeug mit dem Neuesten ausstatten, was die Waffenforschung zu bieten hat. Neben einem werksseitig vorinstallierten Doppel-Maschinengewehr reicht das Arsenal über Boden- und Luftraketen hinweg zu zielsuchenden Projektilen, Plasmawerfern und sogar einem mächtigen "Twin Laser". Zusätzlich kann das Schiff mit Phasenschilden ausgestattet werden - bis zu fünf Stück. Damit lässt sich die ursprüngliche Haltbarkeit des Raptors um den Faktor 6 erweitern. Munition gibt es übrigens unendlich, das Dauerfeuern wird also schnell zum Freund des Piloten. Alternativ wird in Feuerpausen der Schild wieder aufgeladen. Zudem gibt es Waffen, die "always equipped" sind, man könnte sie also als sekundäre Waffen bezeichnen. Zu diesen gesellen sich die primären Hauptfeuerwaffen, zwischen denen es in den jeweiligen Gefechtssituationen gilt, gezielt hin und herzuschalten.
Die Feuergefächte im ersten Level.
Manche Gegner hinterlassen Bonuspunkte, die unserem Konto gutgeschrieben werden.
In diesen kleinen Pods verbergen sich Schild- und Waffenupgrades.
Neben der klassischen Tastatursteuerung gibt es übrigens auch die Möglichkeit, das Spiel über das Setup via Joystick oder gar mit der Maus zu steuern. Das funktioniert zwar generell, fühlt sich aber einfach nicht so responsiv wie mit einem klaren Tastendruck an. Wer jedoch aus Nostalgiegründen mit einem Gravis Joystick über den Schreibtisch rutschen will, dem sind hier selbstverständlich keine Grenzen gesetzt.
Schwierigkeitsgrad
Damit das Ganze dem geneigten Genre-Neuling noch etwas zugänglicher gemacht werden kann, wählt man zum Spielbeginn zwischen vier verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Vorausgewählt ist dabei der Zweitschwerste, der für Ungeübte durchaus herausfordernd sein kann. Die beiden darunter liegenden Stufen sind jedoch einfach genug, sodass tatsächlich bei niemandem Frustmomente aufkommen sollten. Auf der schwersten Stufe hingegen, "Elite" genannt, sollten spätestens in den Levels der Episode 2 "Tango Sector" oder der Episode 3 "Outer Regions" sprichwörtlich die Füße qualmen. Zwar ist Raptor: Call of the Shadows kein klassisches Bullet Hell-Spiel, bei dem bereits ein einziges feindliches Projektil zum Verlust des Flugzeugs führt, jedoch häufen sich hier die Massen an Gegnern sowie derer äußerst schweren Waffen so sehr, dass auf der höchsten Schwierigkeitsstufe auch eingefleischte Genre-Freunde gut gefordert werden.
Hier wählt man den Piloten-Avatar sowie Namen, Spitznamen und Schwierigkeitsgrad.
Vom Hangar aus können wir Missionen fliegen, Waffen kaufen, das Spiel speichern und verlassen.
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Ein Laser Turret mit Autotracking-Funktion kann an unserem Flugzeug montiert werden - das nötige Kleingeld vorausgesetzt.
Neben den Lufteinheiten gibt es auch Schiffe, Panzer und stationäre Türme, die vom Boden aus auf uns schießen.
Der erste Boss-Gegner
Sollte es doch einmal zu hektisch werden, kann man eine Flugmission auch abbrechen. Gesammeltes Geld wird dabei nicht mit zurück in den Hangar gebracht, dafür muss man das Level erfolgreich abschließen. Verlorene Schildenergie hingegen wird nicht wieder aufgefüllt und muss kostenpflichtig im Hangar nachgefüllt werden. Sollte man jedoch neue Waffen aufgesammelt haben, so werden diese tatsächlich mit in den Hangar gebracht und können dort lukrativ verkauft werden. Mit diesem Trick kann man ein Level starten, bis zum nächstgelegenen Waffenupgrade fliegen, dieses einsammeln, die Mission abbrechen und dann die Waffe im Hangar zu Geld machen. Wiederholt man diesen Schritt ein paar mal, so kann man sich auch schon zu Beginn des Spiels sehr starke Waffen kaufen. Alternativ gibt es (nur in der originalen DOS-Version) den Trick mit der "Backspace"-Taste. Drückt man diese während einer Mission, wird pro Tastendruck eine "Death Ray"-Waffe zum eigenen Arsenal hinzugefügt, die beim Verkauf schnellstmöglich für großen Reichtum sorgt.
In einem spektakulären Feuerball verabschieden wir uns vom Schirm, nachdem uns die Gegner den Rest gegeben haben.
Neben diesen Cheats gibt es auch ein paar Easter Eggs zu entdecken. Startet man Raptor: Call of the Shadows an einem bestimmten Datum (zumeist Geburtsdaten der Programmierer), so ändert sich die Musik im Spiel sowie auch die Gegner. Mal wird man von einem lustigen Gesangeschor der Programmierer begrüßt, man rennen Eidechsen über den Boden oder man wird von Affen mit Kokosnüssen bombardiert. Infos hierzu gibt es zu Hauf im Internet. Leider sind solche Easter Eggs heute in Spielen kaum noch bis gar nicht mehr vorhanden. Zu DOS-Zeiten konnte man fast schon sagen, dass dies zum "guten Ton" gehörte.
Grafik
Tatsächlich sieht Raptor: Call of the Shadows sehr gut aus, auch heute noch. Obwohl das Spiel damals zeitgemäß mit einer Auflösung von 320x200 Pixeln sowie 256 Farben auskommen musste, so war es zum Zeitpunkt des Releases einer der bestaussehendsten 2D-Scroller am Markt und das sogar Plattform-übergreifend. Obwohl das Spiel auf einem normal ausgestatteten 486er bereits vollkommen flüssig zu spielen war, gibt es im Menü die Wahl zwischen "Low Detail" und "High Detail". Auf den ersten Blick scheint dies jedoch lediglich die Schatten zu (de)aktivieren, was spielerisch sogar zum Nachteil werden kann. Wie in den beiden nachfolgenden Screenshots zu sehen ist, verraten die Schatten der Gegner nämlich, noch bevor sie auf dem Bildschirm erscheinen, wo in etwa sie herunterfliegen werden (perspektivisch jedoch nach links bzw. nach rechts versetzt, je nachdem, wo von der Bildmitte aus sich der Schatten befindet).
Der Unterschied in den High Settings (links) und Low Settings (rechts)
Brücken und andere Bodenobjekte lassen sich ebenfalls zerstören.
Auch die Effektgewalt kann sich sehen lassen. So explodieren kleinere Gegner eher unspektakulär, während große Kampfjäger und Levelbosse mit einem deutlich größeren Feuerwerk das Zeitliche segnen. Auch Bodenstrukturen lassen sich zerstören, wobei große Lagerhäuser hier schnell einen ähnlich spektakulären Feuersturm entwickeln können.
Etwas grüner wird's im Tango-Sektor
Neben dem Grafik-Asset in den einzelnen Episoden ändern sich auch die Gegner und deren Waffenarsenal
Lediglich die teils etwas repetitiven Levels könnte man als kleines Manko aufführen, wobei jedoch jede Episode für sich genommen ein eigenes Grafikset vorzuweisen hat und dann auch innerhalb dieser Episoden die einzelnen Level nicht wie "Copy and Paste" wirken. Gemessen an den damaligen Möglichkeiten ist dies also eher Meckern auf hohem Niveau.
Sound
Die Soundeffekte sind, besonders die Explosionen, zwar sehr laut gesampled, jedoch noch nicht im Clipping. Die Klangqualität ist generell in Ordnung und durchweg glaubwürdig. Etwas eintönig hingegen wirkt die Musik. Insgesamt gibt es sechs verschiedene Musiktracks, die in sich jedoch repetitiv wirken und verteilt auf die insgesamt 27 Level doch recht schnell eintönig werden.
Eine Besonderheit ist, dass die Musik nicht, wie damals typisch, im MIDI-Format vorliegt, sondern im recht artverwandten "MUS"-Dateiformat. Somit ist Raptor: Call of the Shadows das einzige mir bekannte Spiel, das neben allen DooM-Spielen (sowie den darauf basierenden Derivaten) auf dieses Musikformat setzt. Technisch ist die Struktur des MUS-Dateiformates einer MIDI jedoch sehr ähnlich, belegt jedoch nochmals weniger Speicherplatz. Ja, in Zeiten, in denen Festplatten nur wenige hunderte Megabyte groß waren, wurde zurecht an Dateigrößen gefeilt.
Fazit
Mit Raptor: Call of the Shadows ist dem damaligen Entwickler Cygnus Studios im Jahre 1994 ein echter Hit gelungen. Weder war das Genre des "Shmups" neu, noch hat Raptor hier irgend welche grundlegenden Elemente neu definiert oder gar erfunden, aber das für fast jeden zugängliche Ergebnis aus Gameplay, Schwierigkeitsgrad, Grafik und Sound bildet ein tolles, solide wirkendes Gesamtpaket. Zudem war das Spiel trotz seiner für damalige Verhältnisse opulente Grafik nicht allzu hardwarehungrig. Ein mittel ausgestatteter 486er ist vollkommen ausreichend, um das Spiel bereits in vollen Zügen genießen zu können.
Das Spiel heute
Apogee hat gut daran getan, das Spiel über die Jahre hinweg auch auf neueren Systemen lauffähig zu halten. Während die originale Version von 1994 zuerst nur über die DOSBox auf modernsten Systemen emulierbar war, so gibt es diese Ur-Version seit einiger Zeit (ebenfalls mit vorgeschalteter und vorkonfigurierter DOSBox) bei Steam. Gleichzeitig gibt es dort auch das 2015er Gegenstück, das neben einer wählbaren, aber kaum besser wirkenden Auflösung auch einen Fenstermodus sowie native Windows-Unterstützung bietet. Gleiches gilt auch für die 2010er Version, die es bei GOG zu kaufen gibt.
Persönlich würde ich, wenn man auf die Steam-Achievements verzichten kann, zur Ur-Version bei Steam oder aber maximal zum 2010er Release auf GOG raten. Der Grund dafür ist, dass die Bewegungsgeschwindigkeit in der 2015er Steam-Version deutlich verlangsamt wurde, was natürlich besonders in schweren Gefechten das Maneuvrieren durch die gegnerischen Geschosse hinweg massiv erschwert. Ob es sich hierbei um Absicht oder um einen simplen Programmierfehler handelt, ist nicht bekannt. Zudem ist die Soundqualität (sowohl Ton, als auch Musik) in der originalen DOS-Version überlegen.
Link zur 1994er Originalversion auf Steam
Link zur 2010er Version auf GOG
Link zur 2015er Version auf Steam
Falls man das Spiel ohne Kauf erst einmal ausprobieren möchte, so kann man - ganz wie in alten DOS-Zeiten - sich kostenlos und völlig legal die Shareware-Version von diversen Seiten herunterladen. Diese ist uneingeschränkt lauffähig, besitzt jedoch nur die neun Level der ersten Episode "Bravo Sector". Selbstverständlich setzt diese Version eine originale DOS-Umgebung oder zumindest die DOSBox voraus.
Randnotiz, Technisches
Die hier getestete Version ist die originale DOS-Version von 1994 (gleich der 1994er von Steam). Die DOSBox ist mit 50.000 Cycles fest vorkonfiguriert mit folgenden Settings:
Code:
[sdl]
fulldouble=false
fullresolution=desktop
output=ddraw
[render]
frameskip=0
aspect=true
scaler=normal2x
[vsync]
vsyncmode=host
vsyncrate=60
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Nun, was haltet ihr von diesem Format? Unnötig? Langweilig? Interessiert heute niemanden mehr? Schlecht geschrieben? Zu wenige Hintergrundinformationen?
Ich würde mich über Feedback jeglicher Art freuen, da es mir selbstverständlich hilft, zum einen überhaupt erst einmal zu eruieren, ob an solch alten Spiele-Reviews in dieser Form überhaupt Interesse besteht und falls ja, was genau ich noch verbessern sollte. Auch ein (zusätzliches) Video-Review mit ordentlichem Voice-Over wäre natürlich machbar. Aktuell taste ich mich aber erst einmal an die ganze Geschichte heran: wie nimmt man am Besten auf, was bewertet man wie bei solch alten Spielen, und und und.
So oder so hoffe ich, dass ich euch ein wenig Freude mit dem Review dieses Klassikers bereiten konnte
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