Hier nun mein
Vergleich von Obduction und Quern, der ein wenig die Unterschiede aufzeigen soll und vielleicht bei der Entscheidung hilft, welches Spiel einem eher liegen könnte - obwohl ich sagen würde, dass für Liebhaber von Myst oder Rätselspielen dieser Art beide Spiele Pflicht sind!
Als Myst-Fan macht man mit keinem der Spiele etwas falsch, denn beide Spiele:
- erschaffen eine Myst-ähnliche Atmosphäre und Stimmung
- werfen einen in eine fremde Welt, deren Geheimnissen man auf die Spur kommen muss
- bestechen durch eine bombastische Grafik/Optik
- haben eine atmosphärische Soundkulisse und Soundtrack
- haben anspruchsvolle aber stets logische und nie unfaire Rätsel
- haben ihre Gänsehautmomente
Story
Bei Obduction ist die Story etwas tiefgehender und komplexer. Es geht hier noch mehr darum, Zusammenhänge und das große Ganze zu verstehen und es steht mehr im Fokus, was hier eigentlich passiert ist. Quern hat auch eine interessante Story, diese ist aber oberflächlicher und ab der Mitte des Spiels kann man sich schon denken, worauf es am Ende hinausläuft.
Rätsel
Auch hier sind die Rätsel in Obduction etwas komplexer angelegt und man muss oft größere Zusammenhänge verstehen, um sie lösen zu können (wer Riven kennt, weiß was ich meine, auch wenn der Schwierigkeitsgrad natürlich ein anderer ist). Quern merkt man insbesondere am Anfang seinen Rätselcharakter stark an: Es geht gerade zu Beginn oft darum, einen Gegenstand an richtiger Stelle zu nutzen, um weiterzukommen. Quern hat ein Inventar, Obduction nicht. Das ist ein grundlegender Unterschied und zeigt, dass es bei Obduction mehr darum geht mit der Welt zu interagieren anstatt Gegenstände richtig zu nutzen. In der ersten Spielstunde fühlt sich Quern tatsächlich wie ein "The Room" mit größerer Welt an und ich hatte schon die Befürchtung, dass es zu trivial bleibt. Mit der Zeit öffnet sich aber die Welt und die Rätsel gewinnen plötzlich mehr an Tiefe und sind gegen Ende quasi auf Obduction-Niveau. So habe ich es zumindest empfunden. In beiden Spielen gibt es Stellen, bei denen man Gänsehaut bekommt, weil man plötzlich einen Zusammenhang versteht oder etwas Cooles passiert, weil man ein Rätsel korrekt gelöst hat. Dieses erhebende/erhabene Gefühl, wenn man etwas löst oder es einem plötzlich wie Schuppen von den Augen fällt - ich denke, die Myst-Spieler wissen was ich meine...
Welt
Obduction besteht aus mehreren Welten, die in gewisser Art miteinander verbunden sind (kann nicht sagen wie, weil das schon ein heftiger Spoiler wäre). Quern besteht aus nur einer Welt, die man sich Stück für Stück erschließt. Dadurch ist Quern übersichtlicher, Obduction ist weitläufiger, bietet durch die mehreren Welten dafür mehr Abwechslung. Außerdem geht Obduction noch einen Schritt weiter, denn während man anfangs die Welten noch sequentiell bereist, kann man später zwischen ihnen interagieren (mehr sagen wäre Spoiler).
Einstieg/Schwierigkeitsgrad
Bei Obduction ist die Einstiegshürde höher: In den ersten zwei Stunden ist man erstmal verwirrt und läuft relativ planlos durch die Gegend. Ich denke, wenn Spieler aussteigen, dann definitiv in den ersten 1-2 Stunden. Selbst ich als Myst-Fan war am Anfang kurz davor, das Ding zur Seite zu legen, weil ich nicht weiterkam und nur planlos rumgelaufen bin. Ich musste erst wieder lernen, dass man in dieser Art von Spiel sich erstmal in Ruhe alles anschaun muss und insbesondere am Anfang nur ganz langsam vorankommt.
Quern ist hier deutlich Einsteiger-freundlicher. Die Rätsel sind wie schon erwähnt am Anfang noch recht einfach - man wird behutsam heran geführt. Am Anfang sind in der Welt auch viele Wege noch abgeriegelt, sodass weniger die Gefahr besteht, dass man planlos umherirrt oder nicht weiß, was als nächstes zu tun ist. Mit der Zeit öffnet sich dann aber die Welt und auch die Rätsel nehmen an Komplexität zu.
Grafik
Beide Spiele haben wirklich eine beeindruckende Optik, die einem manchmal sogar die Kinnlade runterklappen lässt. Obduction setzt dabei auf die Unreal Engine 4, Quern basiert auf der Unity Engine 5. Unterm Strich ist die Optik gleichwertig würd ich sagen. An dieser Stelle sei noch erwähnt: Obduction unterstützt VR bzw. wurde sogar explizit dafür entworfen. Unterstützt werden Oculus Rift, HTC Vive, Valve Index und Windows Mixed Reality. Solltet ihr also irgendwie Zugang zu VR haben, wäre das sicher ein Hammer Erlebnis.
Sound/Musik
Beide Spiele haben eine atmosphärische Soundkulisse. Während man bei Quern immer eine musikalische Untermalung hat, gibt es bei Obduction manchmal nur die Umgebungsgeräusche und nur an bestimmten Stellen setzt Musik ein. Hat aber bei beiden Spielen wunderbar gepasst und ich fand auch in Quern die Musik nie aufdringlich. Am Anfang hatte ich die Befürchtung, dass die Musik in Quern zu repetitiv werden würde - das lag aber wohl daran, dass ich sehr viel Zeit im Startgebiet verbrachte
. Mit dem Fortschritt im Spiel änderte sich dann auch die Musik. Da die Musik in Quern sehr Myst-ähnlich ist kam dadurch noch etwas mehr Myst-Feeling auf und sorgte an ein paar Stellen auch richtig für Gänsehaut.
Fazit
Um es zusammenzufassen: Myst-Feeling, knackige aber stets faire Rätsel und eine Atmosphäre mit Gänsehaut-Momenten ist bei beiden Spielen garantiert. Etwas leichtere Kost mit mehr Fokus auf den Rätseln an sich, dafür etwas übersichtlicher und schnelleres Vorankommen: Quern. Mehr Fokus auf das Verstehen größerer Zusammenhänge, etwas höherer Schwierigkeitsgrad, dafür etwas größere Aha-Effekte: Obduction.