Spike S.
Lt. Commander
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Als es bei mir darum ging, dass ich einen kleinen Server bei mir daheim laufen lassen wollte, kam ganz schnell die Frage des Stromverbrauchs auf. Das war noch vor Februar 2022. Seit dem ist die Frage der Kosten natürlich noch interessanter geworden. Daher hatte ich geschaut, welche Netzteile man nehmen kann und bin dann, nach einiger enttäuschender Recherche (unter 350W/400W gibt es kaum bis keine interessanten ATX-Netzteile), auf die Wandlerplatinen gekommen.
In dieser Zeit bin ich auch auf den Thread Warum gibt es so wenige gute Netzteile unter 400 Watt? hier bei CB gestoßen und war mit der Erkenntnis daraus unzufrieden, vor allem weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass ein ATX-Netzteil ab 350W oder 400W bei schwachen Lasten von 10W bis 50W effizient arbeiten soll. Man kennt es ja aus den Netzteil-Tests, normale ATX Netzteile sind irgendwo zwischen 50% und 80% am effizientesten (bitte nagelt mich nicht darauf fest, die effizienteste Durchschnittslast fällt mir gerade nicht ein).
Ihr könnt vielleicht schon die Zielsetzung erahnen, es ging mir darum möglichst stromsparend einen einigermaßen leistungsstarken Rechner (für den angedachten Zweck einer Virtualisierungsumgebung) dauerhaft laufen zu lassen. Beim Stromverbrauch habe ich mich hauptsächlich aus meiner gesammelten Erfahrung aus gelesenen Tests, vor allem zu Fertig-NAS bedient. Daher war das optimalste aller Ziele für mich unter 10 Watt zu bleiben, das realistische Ziel so nah wie möglich an diesen Wert heranzukommen. Dafür habe ich mir ein "kleines" ATX-Netzteil und eine Wandlerplatine besorgt, um diese im gleichen Einsatzszenario miteinander zu vergleichen.
Testkandidaten
Das be quiet! hatte ich mir hier im Marktplatz gebraucht besorgt, das Streacom hatte ich neu bei einem Onlinehändler bestellt.
Testsystem
Als Messgerät für den Stromverbrauch kam ein Bearware 302737 (PDF) Energiekostenmessgerät zum Einsatz (Genauigkeit +/- 2%, von 0,1W bis 3680W). Das ist natürlich kein wissenschaftlich exaktes Gerät, aber bei meinen Versuchen gehe ich einfach davon aus, dass es immer den gleichen "Quatsch" misst und damit sind die Werte untereinander vergleichbar.
Testergebnis
Hinweis: Bei dem Test hatte ich nicht bedacht, dass das Streacom gar keinen eigenen Lüfter hat, im Gegensatz zum be quiet!. Daher ist der Vergleich nicht ganz optimal. Ich werde noch einen weiteren Testlauf nachholen, bei dem ich das über die Gehäuselüfter versuche auszugleichen (beim be quiet! einen weniger mitlaufen lassen, als beim Streacom). Update folgt.
Alle Werte in W.
Idle meint: Nur die Proxmox WebGUI und ein kleiner LXC Container liefen, wobei der Container nicht wirklich etwas macht (minimaler Webserver), CPU Auslastung bei <2%.
*1 = Debian
*2 = Linux Befehl:
*3 = Takt wird auf 800MHz gedeckelt (laut
Erkenntnisse & Diskussionspunkte
Disclaimer
Ich habe die Versuche nach bestem Wissen und Gewissen aus eigenem Interesse durchgeführt. Mir hat niemand vorgeschrieben was ich zu tun oder zu lassen habe. Wenn ihr meint Teile oder das ganze Unterfangen ist nonsens oder ich habe hier etwas völlig durcheinander gebracht, dann gerne kundtun.
Mein Ziel hier ist einfach, ein in meiner Wahrnehmung eher wenig beachtetes Thema (Verbrauch <50W) zu beleuchten und mich über Vor- und Nachteile aktuell möglicher Lösungen auszutauschen. Gern könnt ihr mir auch weitere Testszenarien oder auch weitere Hardware vorschlagen und dann schauen wir mal.
In dieser Zeit bin ich auch auf den Thread Warum gibt es so wenige gute Netzteile unter 400 Watt? hier bei CB gestoßen und war mit der Erkenntnis daraus unzufrieden, vor allem weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass ein ATX-Netzteil ab 350W oder 400W bei schwachen Lasten von 10W bis 50W effizient arbeiten soll. Man kennt es ja aus den Netzteil-Tests, normale ATX Netzteile sind irgendwo zwischen 50% und 80% am effizientesten (bitte nagelt mich nicht darauf fest, die effizienteste Durchschnittslast fällt mir gerade nicht ein).
Ihr könnt vielleicht schon die Zielsetzung erahnen, es ging mir darum möglichst stromsparend einen einigermaßen leistungsstarken Rechner (für den angedachten Zweck einer Virtualisierungsumgebung) dauerhaft laufen zu lassen. Beim Stromverbrauch habe ich mich hauptsächlich aus meiner gesammelten Erfahrung aus gelesenen Tests, vor allem zu Fertig-NAS bedient. Daher war das optimalste aller Ziele für mich unter 10 Watt zu bleiben, das realistische Ziel so nah wie möglich an diesen Wert heranzukommen. Dafür habe ich mir ein "kleines" ATX-Netzteil und eine Wandlerplatine besorgt, um diese im gleichen Einsatzszenario miteinander zu vergleichen.
Testkandidaten
ATX-Netzteil | be quiet! Pure Power 11 CM 400W ATX 2.4 (Herstellernummer BN296) 80 PLUS Gold, bis zu 92% Effizienz (lt. Hersteller) |
Wandlerplatine | Streacom Nano120 PSU 120W (Herstellernummer ST-NANO120) durchschnittliche Effizienz >87% (lt. Hersteller) |
Das be quiet! hatte ich mir hier im Marktplatz gebraucht besorgt, das Streacom hatte ich neu bei einem Onlinehändler bestellt.
Testsystem
CPU | Intel i5-4590T |
Board | MSI H97M-G43 |
RAM | 4 x 8GB DDR3 1600 MHz |
Laufwerke | Samsung M.2 SSD 980 Pro 1TB, keine HDDs oder ODDs |
CPU-Kühler | Cryorig M9 |
Gehäuse | Corsair Carbide 100R Silent (mit 2 Werkslüftern) |
Betriebssystem | Proxmox 7.3 (Debian Bullseye) |
Als Messgerät für den Stromverbrauch kam ein Bearware 302737 (PDF) Energiekostenmessgerät zum Einsatz (Genauigkeit +/- 2%, von 0,1W bis 3680W). Das ist natürlich kein wissenschaftlich exaktes Gerät, aber bei meinen Versuchen gehe ich einfach davon aus, dass es immer den gleichen "Quatsch" misst und damit sind die Werte untereinander vergleichbar.
Testergebnis
Hinweis: Bei dem Test hatte ich nicht bedacht, dass das Streacom gar keinen eigenen Lüfter hat, im Gegensatz zum be quiet!. Daher ist der Vergleich nicht ganz optimal. Ich werde noch einen weiteren Testlauf nachholen, bei dem ich das über die Gehäuselüfter versuche auszugleichen (beim be quiet! einen weniger mitlaufen lassen, als beim Streacom). Update folgt.
Streacom Nano120 PSU 120W | be quiet! Pure Power 11 CM 400W | |
Peak Boot | 32,6 | 38,2 |
Idle performance *1 | 17,5 | 23,2 |
Idle powersave *1 | 17,4 | 22,3 |
Idle ondemand *1 | 17,4 | 22,2 |
Last (CPU 100%) *2 | 43,0 | 46,4 |
Last (CPU 100%) no_turbo, performance | 35,1 | 38,5 |
Last (CPU 100%) no_turbo, powersave *3 | 24,1 | 28,5 |
Last (CPU 100%) no_turbo, ondemand | 35,1 | 38,5 |
Idle meint: Nur die Proxmox WebGUI und ein kleiner LXC Container liefen, wobei der Container nicht wirklich etwas macht (minimaler Webserver), CPU Auslastung bei <2%.
*1 = Debian
scaling_governor
je Core (möglich sind: performance, powersave, ondemand)*2 = Linux Befehl:
stress -c 4 -m 30 -t 120 --vm-bytes 1024M
*3 = Takt wird auf 800MHz gedeckelt (laut
lscpu
)Erkenntnisse & Diskussionspunkte
- Auf den ersten Blick erkennt man sofort, dass ein kleines Netzteil bei kleinen Lasten tatsächlich Effizienter arbeitet. So interpretiere ich das Diagramm. Die Hardware und die Lasten waren in allen Versuchen immer gleich, da die
no_turbo
undscaling_governor
Einstellungen automatisch nach jeden Reboot auf die Standardwerte zurückgesetzt werden (Turbo an, Governor auf performance). Einstellungen im BIOS sind selbstverständlich auch unverändert geblieben zwischen allen Tests. - Auf den zweiten Blick sieht man auch, dass dies wirklich nur für kleine Lasten unter 50W zu gelten scheint. Im Idle ist die Differenz der beiden Netzteile mit bis zu 5,7W am größten, bei hoher Last beträgt die Differenz nur noch 3,4W. Hier wäre es interessant, ob die Netzteile sich ab einer bestimmten Last annähern oder sogar die Reihenfolge tauschen. Mir fällt nur gerade nicht ein, wie ich den Gesamtverbrauch dynamisch nach oben treiben könnte, die auf 35W TDP spezifizierte CPU ist der größte Verbraucher in meinem Testsystem.
- Auf den dritten Blick erkennt man noch, dass es für den Idle scheinbar auch darauf ankommt, welche Stromsparzustände vom Netzteil unterstützt werden. Bei dem Streacom haben die Governor Einstellungen praktisch keine Auswirkung, ich vermute das liegt an den tieferen C States. Beim be quiet! ist immerhin ein Unterschied von ca. 1W messbar.
- Was ich nur rudimentär einschätzen kann, wie man die geringere Sicherheit und Qualtität einer Wandlerplatine gegenüber einem ausgewachsenen ATX-Netzteil betrachten sollte. Streacom gibt auf der Produktseite 3 Schutzschaltungen an ("under & over output power protection, short safety protection"), in einem der letzten Netzteiltests hier auf CB wurden dagegen 6 Schutzschaltungen betrachtet. Ebenso gibt Streacom die Restwelligkeit genau an den geltenden Grenzwerten an, gute ATX Netzteile liegen weit darunter.
- Sollte man so eine Wandlerplatine im Dauerbetrieb nutzen? Mögliche Schäden wird wohl keiner vorhersagen können, zwischen harmlosem "geht nicht mehr" bis "schade, Board und verbaute Hardware gegrillt" dürfte wohl alles möglich sein, aber kann das auch eher und schlimmer als bei einem ATX Netzteil eintreten?
- Und wie sollte man die technischen Vor- und Nachteile gegen den Verbrauch aufwiegen? Wenn man mal annimmt, mit dem ATX Netzteil hätte man durchschnittlich einen höheren Verbrauch von 4W, das macht bei einem Betrieb von rund um die Uhr schon 35kWh im Jahr aus. Nur der Mehrverbrauch wohlbemerkt, bei durchschnittlich 20W vs. 24W reden wir schon von 175kWh bis 210kWh pro Jahr. Mein zwei Personenhaushalt hatte bei der letzten Jahresabrechnung keine 1.700 kWh zusammenbekommen, trotz einmal durchgehend und einmal zu 40% Homeoffice. Das gesamte System würde also grob ein Plus von >10% bedeuten.
- Die Kosten des Mehrverbrauchs würden sich bei angenommenen 40ct/kWh Brutto auf ca. 14€ im Jahr belaufen, haben oder nicht, wobei das für mich aber nicht "schmerzhaft" wäre.
- Ich habe auch viel darüber nachgedacht, mir einfach einen virtuellen oder dedizierten Server irgendwo zu mieten, allerdings bin ich dann immer wieder zu dem Punkt gelangt, dass ich die Daten bei mir haben will. Der Server soll mal alles mögliche im heimischen Netzwerk übernehmen, je nach Basteldrang und Spieltrieb.
- Ich hatte vor den ganzen Tests ein wenig im BIOS herumgefummelt, um darüber eventuell noch ein paar Watt herauszuholen. Das war aber eher planlos und hat zumindest im Idle keine Änderung gebracht, im Vergleich zu ein paar älteren Messwerten von früheren Versuchen. Das BIOS von dem MSI Board scheint aber auch ein eher nur geringen Umfang an Optionen zu bieten, oder ich hab noch nicht die richtigen Ecken gefunden. Oder meine Unwissenheit (habe mir über BIOS Einstellungen bisher nur wenig Gedanken gemacht) hat mich einfach nicht zu den richtigen Optionen geführt. Ist hier ein "Haswell-Experte" zugegen?
Disclaimer
Ich habe die Versuche nach bestem Wissen und Gewissen aus eigenem Interesse durchgeführt. Mir hat niemand vorgeschrieben was ich zu tun oder zu lassen habe. Wenn ihr meint Teile oder das ganze Unterfangen ist nonsens oder ich habe hier etwas völlig durcheinander gebracht, dann gerne kundtun.
Mein Ziel hier ist einfach, ein in meiner Wahrnehmung eher wenig beachtetes Thema (Verbrauch <50W) zu beleuchten und mich über Vor- und Nachteile aktuell möglicher Lösungen auszutauschen. Gern könnt ihr mir auch weitere Testszenarien oder auch weitere Hardware vorschlagen und dann schauen wir mal.
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