Netzwerk-Kabel selbst in den Keller verlegen -> Fragen

Orionatus

Ensign
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Guten Abend zusammen,

ich möchte von meiner Fritzbox 6590 Cable im Erdgeschoss ausgehend ein/zwei Netzwerkkabel in den Keller verlegen.

Es existiert ein leerer Kabelkanal (sowas in der Art). Eine Kernbohrung mit einem 32er Wellrohr ist vorhanden - dort ist aktuell nur ein Koaxialkabel für den Internetanschluss durchgezogen.

Im Keller benötige ich Netzwerk für mehrere Geräte - Verteilung via Switch (TP Link TL-SG108E 8 Port):
  1. meine Heimserver (Dell Wyse 5070 + Eigenbau im Midi-Tower)
  2. meinen Spielerechner
  3. NAS
  4. meinen Homeoffice Arbeitsplatz
Die Nummer 1-4 bereibe ich heute schon genau so im ersten Stock. Neu dazu kommen sollen:
  1. einen WLAN-AP (passend zur Fritzbox einen 6000er von AVM?)
  2. Shelly Pro 3EM, um den Stromverbrauch vor dem Stromzähler zu messen
  3. nur falls nötig: einen FRITZ!DECT Repeater 100 (brauch gar kein LAN)

Mein aktueller Plan:
  1. eine Aufputzdose im Wohnzimmer neben die Fritzbox - z.B. so Eine
  2. zwei Verlegekabel durch den Kabelkanal und dann durch das Wellrohr führen
  3. im Keller ebenfalls zwei Aufputzdosen setzen
    1. Einmal um das Switch zu Patchen und dann zu den Bestandgeräten (s.o.) Wir reden wir über ein Strecke von ca. 12m.
    2. Einmal für die neuen Shelly + WLAN-AP. Wir reden wir über ein Strecke von ca. 22m.
  4. vier Keystone Module und 4 kurze LAN-Kabel für die Verbindungen

Meine Fragen bzgl. Kabel- und Keystonemodul-Auswahl sind:
  • Welche Filter sollte ich setzen, um dann nach Preis / Farbe das richtige Verlegekabel auszuwählen?
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  • Welche Keystone Module sollte ich nehmen? Gibt soviel Auswahl: https://www.kabelscheune.de/Keystone-Module/
    • die für Litze passen nicht zu den Verlegekabeln, richtig?
  • Komme ich um die Ecken mit Verlegekabel rum? Es sind mehrere 90° Winkel im Ergeschoss zu "überwinden".
  • Gibt es bessere? Alternativen, um mein Vorhaben zu realisieren?
Vielen Dank schonmal für Eure Tipps!

Wenn ich Informationen vergessen habe, reiche ich die gerne nach, wenn ich wieder wach bin.

Orionatus
 
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Für mich hat das alles soweit Hand und Fuß, was du dir hier überlegt hast.

Ich würde auf jeden Fall mit einem Duplex-Verlegekabel in den Keller gehen, somit hättest du immer einen zusätzlichen Link, den du parallel am im Keller verlegten Switch vorbei nutzen kannst.

Beispiel:
Du gehst von der FritzBox im Erdgeschoss mit EINEM Kabel an den Switch im Keller. Nun kommt im Keller vielleicht mal Haustechnik (Akku, Heizung, etcpp) hinzu, die per Netz steuerbar sein soll/muss. Nun willst du vielleicht nicht ständig den Switch im Keller laufen lassen, die FritzBox ist aber immer im Dauerbetrieb: et voila, du hast einen zusätzlichen Link dank des verlegten Duplex-Kabels frei und kannst diesen direkt zur FritzBox hin nutzen.

Orionatus schrieb:
Welche Filter sollte ich setzen, um dann nach Preis / Farbe das richtige Verlegekabel auszuwählen?
SFTP ist das, was du möchtest. "S"hielded, "F"oiled, "T"wisted "P"air". Alles andere ist mindwertig. Zwar sollte im Heimnetz auch ein UTP keine Probleme bereiten, aber wenn man sich schon die Mühe macht und alles ordentlich verlegt, sollte man nicht an 50 Cent pro laufenden Kabelmeter sparen.

Orionatus schrieb:
Welche Keystone Module sollte ich nehmen? Gibt soviel Auswahl: https://www.kabelscheune.de/Keystone-Module/
Hier kannst du bedenkenlos den "Topseller" nehmen. Alternativ gibt's die Sachen auch via Amazon, z.B. von DeleyCon. Der Vorteil dieser Keystone-Module ist, dass die Kabel nur so kurz wie möglich abisoliert und "enttwistet" werden müssen, womit bis zum letzten Zentimeter die maximal mögliche Schirmung und NEXT/FEXT-Sicherheit gegeben sein sollte. Sprich: du wirst vermutlich zukünftig auch problemlos 10 Gbit/s über das Kabel und Stecker jagen können.

Orionatus schrieb:
die für Litze passen nicht zu den Verlegekabeln, richtig?
Litze ist erst einmal nichts weiter als ein Draht. Es gibt jedoch Starrdraht (dicke Litze) und verdrillte Litzen, also winzige Einzellitzen, die zu einem gemeinsamen Leiter zusammengedrillt sind - klassisch z.B. beim Lautsprecherkabel.

Letztgenanntes hat bei Netzwerkkabeln nichts verloren, zumindest nicht bei Verlegekabeln. Patchkabel sind oftmals in vielen verdrillten Litzen aufgebaut, um sie flexibler zu machen.

Orionatus schrieb:
Komme ich um die Ecken mit Verlegekabel rum? Es sind mehrere 90° Winkel im Ergeschoss zu "überwinden".
Was verstehst du unter 90°-Winkeln? Hart abgewinkelt funktioniert das auf keinen Fall und wäre auch mit Patchkabeln nicht unbedingt empfehlenswert. Die dünnen Leitungsführungskanäle werden nicht ausreichend bemessen sein, um darin ein Duplex-Verlegekabel (auch simplex nicht) um 90° herumzubekommen, ohne Gefahr zu laufen, den Mantel oder gar die Leiter zu beschädigen. Hier würde ich versuchen, einen Kabelweg zu gehen, der größere Biegeradien ermöglicht ohne dass dies auffällt (z.B. hinter Schränken) oder aber andere Kanäle verwenden, z.B. größere Brüstungskanäle. Hier könntest du auch direkt Unterputzdosen (RJ45, Schuko-Steckdosen, etc.) verbauen.

Orionatus schrieb:
Gibt es bessere? Alternativen, um mein Vorhaben zu realisieren?
Wie eingangs gesagt, das scheint alles schon sehr durchdacht zu sein :) Die Variante mit Keystones MUSS man nicht gehen, da fertige RJ45-Dosen unterm Strich etwas günstiger sind, aber sauberer als mit Keystones (auch über ein Patchfeld - bitte bloß nicht tackern) kann man es heute nicht gestalten.
 
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DJMadMax hat ja schon nahezu alles Wichtige gesagt.
Noch ein Wort zum Verlegen und Biegeradius bei Netzwerkkabeln.

Netzwerkkabel haben einen Mindestbiegeradius!
wenn der "Knick" zu eng wird, bekommt das Kabel an dieser Stelle Signalreflexionen und die Datenrate sinkt (aufgrund von Übertragungsfehlern).
Bei hochwertigen Netzwerkkabel steht der Mindest-Verlegeradius im Datenblatt, bei Cat6 &Cat7 Kabeln liegt dieser irgendwo zwischen 4 und 8cm im Radius. Versuche das einzuhalten....
 
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Vielen Dank für Eure ausführlichen und verständlichen Antworten!

Hier ein Bild zu den 90° Winkeln, die ich meine:

IMG_7868markiert.JPG


Da hatte ich die Befürchtung, dass ich das nicht so eng verlegen kann wie bisher. Einen größeren Kabelkanal bekomme ich da aufgrund der Gardinenschiene nicht hin. Wäre aber auch nicht schlimm, wenn ich in den Ecken einen größeren Radius ziehen muss - dann kommt da eine Gardine davor und ich hab keine Probleme mit der besseren Hälfte.

Aktuell liegt da ein Kabel drinnen, welches ein Fernsehtechniker gezogen hat:

IMG_7872.JPG
IMG_7875.JPG


Das Kabel hats aber nicht überstanden - er konnte keine Verbindung hinbekommen. Ich vermute, dass es ein flexibles Netzwerkkabel ("Patch") und kein Verlegekabel ist.

Daher versuche ich es jetzt selbst "besser" zu machen. Einen Elektriker für sowas zu bekommen scheint auch unmöglich. Seufzt.

Ich würde zwei Kabel nehmen wollen, dann kann ich an zwei Stellen im Keller die Dosen plazieren (Bestandhardware an Ort 1, und das neue Zeug an Ort 2) und bin flexibler.

Vermutlich werden zwei Duplex Kabel in dem 32er Leerrohr nicht klappen, oder?
Da ist ja schon ein Koaxialkabel drinnen, was liegen bleiben muss. Außendurchmesser eines Kabels sind 7,5mm - bei drei Kabeln (1x Koaxial, 2x LAN) also 22,5mm. Da geht vielleicht auch noch ein viertes als Reserve durch, wird vermutlich schon knapp (30mm in Summe). Zwei Duplex Kabel haben einen Außendurchmesser von 15,8 x 2 = 31,6 - da bekomme ich wohl Platzprobleme im Leerrohr.

--> Simplex mind zwei, ggf. ein drittes als Reserve

Aufgrund Farbe würd ich dann dieses Simplex-Kabel nehmen. In Orange gehts wäre es 5€ günstiger - den Aufpreis auf das gelbe Draka CAT 7 und CAT 8.2 (doppelter Preis) bringt mir was (ausser ggf. Farbproblemen in den Ecken)?

Ich hoffe, ich hab da jetzt keinen Gedankenfehler drinnen...messen würd ich nochmal wegen der benötigten Länge + Reserve
 
Der Biegeradius auf den Bildern ist eigentlich ganz gut, das sind ja eher 10cm! Schnippel mal eine Papierschsblone (Radius 6cm) und halten das mal hin...

Wenn "garnichts" durch kommt, liegt es eher am Anschluss in der Dose, litzen halten nicht in Schneidklemmen!
Bei Reflexionen sink die Datenrate von 1GBit/s erfahrungsgemäß auf 100, 50 oder 20mbit/s und es gibt massivst Übertragungsfehler und -abbrüche....

Das Simplexkabel ist gut, Cat6.a geht mit 500Mhz bis 10GBit/s. Einen Mehrwert zu Cat7 oder gar Cat8 sehe ich(!!) nicht.

Besorge Dir zum einziehen in die Leerrohre eine Einziehspirale, das hilft ungemein!!!
Die billigen Plastikdinger taugen wenig und kommen schnell an ihre Grenzen, lieber mal übers WE beim örtlichen Elektriker ein Stahlband ausleihen und einen 10er in die Kaffeekasse geben. Gute Einziehseelen kosten schnell mal 60...80Euro (z.B. von Katimex das Kati Blitz :o)
Dafür kannst Du am Auflegewerkzeug sparen, ich habe seit Jahren ein billo-Teil von LogiLink (5€).
 
Du must auf jeden Fall kein dickes Verlegekabel kaufen sondern dünnes. Es wird ja vielfach auf dickes 8mm Kabel verwiesen. Aber es gibt auch dünnes 6mm Kabel und da sind die Biege-Radien kleiner.
Denke auch das es knapp wird mit 2x8mm Kabel in diesem Kabelkanal.
Und schon lange kein Duplex Kabel, sondern immer 2 einzelne einziehen.
 
Hallo und guten Taag , Du solltest weiter in die Zukunft denken und zw. den Stockwerken LWL verlegen . Der Biegeradius bei den den neueren LWL Kabeln (gibt es alles vorgefertigt und auch gepanzert) ist auch gut Du solltest wie ich an Ecken vorgefertigte Bögen benutzen. Dann brauchst Du aber teilweise sfp + Switches sowie Sfp+ Tranceiver. Die gibt es neuerdings auch recht billig und aus China. So bist du besonders bei der Verbindung zw. Server und Computer unabhängig. Nebenbei hast Du hohe Datenraten zw. beiden. Aber das ist das was ich gemacht habe und nicht für jeden das was er braucht oder machen kann. Grüße
 
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Orionatus schrieb:
Aufgrund Farbe würd ich dann dieses Simplex-Kabel nehmen. In Orange gehts wäre es 5€ günstiger
Beim Draka UChome SS26 hättest du ein aussagekräftiges Datenblatt, wo ein Biegeradius von 4 x DA angegeben ist. Bei einem Durchmesser von 5,8mm darf man dieses Kabel also ohne Probleme um einen Rundstab von 41mm wickeln.

Orionatus schrieb:
den Aufpreis auf das gelbe Draka CAT 7 und CAT 8.2 (doppelter Preis) bringt mir was (ausser ggf. Farbproblemen in den Ecken)?
Wie schon von meinen Vorrednern geschrieben: S/FTP Kabel nehmen, ob da nun Cat 6A, 7 oder 7A drauf steht ist für Heimnetze praktisch egal und du kannst nach dem Preis gehen. Allerdings Abstand von CCA-Kabeln (kupferkaschiertes Aluminium) halten, die sind zwar billig, aber empfindlicher als Kupfer (und haben noch weitere Nachteile).

Mit dem Kabel hättest du die Möglichkeit in Zukunft auf 10 GBit/s Netzwerk umzustellen. Wenn du jetzt schon 10 GBit/s brauchst wäre Glasfaser eine Überlegung wert. Da 10 GBit/s über RJ45 im Vergleich mehr Strom zieht. Wobei das schon besser geworden ist, bei Einführung lag man bei ~10W und ist bei guten SFP Modulen jetzt bei unter 1,8W pro Port.
 
DJMadMax schrieb:
Litze ist erst einmal nichts weiter als ein Draht. Es gibt jedoch Starrdraht (dicke Litze) und verdrillte Litzen, also winzige Einzellitzen, die zu einem gemeinsamen Leiter zusammengedrillt sind - klassisch z.B. beim Lautsprecherkabel.

Es gibt Draht und es gibt Litze.
Litze ist ein Drahtverbund, eine "dicke Litze" wie von dir beschrieben gibt es nicht, genauso wenig wie "winzige Einzellitzen"


Orionatus schrieb:
Welche Keystone Module sollte ich nehmen? Gibt soviel Auswahl: https://www.kabelscheune.de/Keystone-Module/
  • die für Litze passen nicht zu den Verlegekabeln, richtig?
Es gibt auch welche die sowohl für starre Adern im Verlegelabel aus auf auch Litze funktionieren.
Einfach auf die AWG Freigabe achten. /7 ist Litze. Wenn ideal ist wenn AWG Werte mit und ohne /7 dabei stehen.

Ich mag die hier:
https://www.delock.de/produkt/86179/merkmale.html?g=2409
 
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Also wenn man tatsächlich irgendwann in der Zukunft 10 GBit brauchen sollte - und da reden wir von 10 Jahren aufwärts, derzeit sind ja noch nicht Mal 2,5 GBit Standard - dann kann man dann immernoch ein Netzwerkkabel wieder rausziehen und ein LWL verlegen wenn es wirklich nötig ist. LWL ist doch da völlig überdimensioniert in dem Anwendungsfall.
 
brutzler schrieb:
10 GBit ist da echt schon in der Nähe der physikalischen Grenzen.
Bei 40GBASE-T wird dann im Stecker die Physik deaktiviert?!?


LWL ist nicht überdimensioniert, es ist einfach Unsinn*, wenn man nicht selbst spleißen kann. Wenn sowieso ein Servicemonteur kommt und LWL spleißt dann kann man ihn das ggf. gleich mit machen lassen. Aber als reines DIY ist Kupfer die beste Wahl.
Beim einziehen von fertigen LWL Patchkabel kann viel schief gehen, du musst die Dinger halbwegs auf Maß ordern und und und.
Das alles nur um noch mehr Bandbreite zu ermöglichen, die am Ende eh keiner nutzt und auch noch an beiden Endpunkten eine aktive Stromversorgung zu benötigen, *ist meiner Meinung nach unnötiger Unsinn.

Übrigens genauso wie teure Cat7 oder Cat8.x Patchkabel. Die sind -wenn sie günstig sind - sowieso fake und die teuren sind einfach unnötig. Ein solides Cat5 Patchkabel aus 2004 schafft problemlos 10GbE auf normale Raumdistanz bis zur LAN Dose.
 
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