Auch ohne andere anzugreifen und die Fackel zu löschen, ist es keine Propagandaveranstaltung mehr. Und wäre es auch so nie geworden, egal ob nun Tibet idealerweise ein Jahr vorher ins Blickfeld rückt oder nicht. Hoffentlich hat niemand China bisher Meinungsfreiheit und Menschenrechte zugeordnet, weil sie Olympia ausrichten dürfen. Falls doch, dann Glückwunsch zu noch größerer Blauäugigkeit. Für mich ist das Verhalten Chinas bisher jedenfalls keine Neuigkeit. Aber Boykott-Aufrufe lese ich erst seit dem sich Mönche und Polizisten Straßenschlachten geliefert haben.
Und ja schön, dass Sarkozy einen politischen Boykott der Eröffnungsfeier fordert (aber ehrlich gesagt, wo hat er ihn gefördert?), aber alleine die Tatsache, dass Deutschland ja wohl noch nie mit Bundeskanzler und Co. dort vertreten war, macht die ganze Sache weit weniger beeindruckend. Und wie gesagt, ausgerechnet Sarkozy, der mit Libyen Geschäfte macht, der sehr wohl auch mit China kein Problem hat, solange die Technologie bei den Franzosen kaufen. Ausgerechnet der, der immer den Franzosen nach dem Mund redet um Stimmen zu erhalten und hinterher doch was ganz anderes macht, dem glaube ich gerade mal soweit wie die Fackel heute ungehindert durch Paris lief...
Tja, und offenbar liest du die anderen Beiträge nicht, oder die Quintessenz daraus ist dir mal wieder nicht genehm genug, als dass du auf sie eingehen würdest. Tibet ist wahrlich nicht allein auf der Welt und das einzige was mich stört ist die politische wie gesellschaftliche Heuchelei bei dem Thema. Auch dich interessiert es nur in diesem Moment. Olympia gehört auch nur deswegen boykottiert, weil es gerade deiner politischen Räson entspricht. Nicht weil es konsequent oder wirklich sinnvoll wäre. Niemand fordert z.b. den Ausschluss von Ländern, die die Menschenrecht mit Füßen treten.
Das ist reiner Selbstbetrug eine schöne Art und Weise so zu tun, als ob man was tun würde. Und ja, mir ist meine persönliche Freiheit erstmal wichtiger. Solange ich die nicht habe, brauche ich nicht mit untauglichen Mittel für andere kämpfen. Insofern verzeihe uns, wenn wir für diese unsere Freiheit durchaus eintreten. Und wenn ich den Boykott kritisiere, dann deshalb, weil er nichts bringt und die Verantwortlichen an ganz anderen Hebeln ansetzen müssten. Was seit Jahren versäumt wird.
Natürlich kann ich mich super toll fühlen, weil ich für eine gerechte Sache eintrete und niemand bezweifelt, dass mehr Menschenrechte eine gerecht Sache sind. Allerdings wehre ich mich gegen diese Illusion, die hier auch die Politik (sowie z.b. auch die Bild-Zeitung) betreibt, sondern sage was wirken würde, aus meiner Sicht, und was eben nicht.