Oma verliert Girocard, miserable Beratung bei Sperrhotline und bei Polizei?

nr-Thunder

Commodore
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Hallo zusammen,
meiner Oma ist es heute passiert, dass sie ihr Portmonee samt Bankkarte, mit ein paar Scheinen aber ohne sonstige Dokumente verloren hat.
Erstmal Karte gesperrt, man sagt uns bei der Sparkassenhotline dass wir es am besten noch der Polizei melden, aber nichts genaueres. Also in Ruhe nochmal alle möglichen Fundorte abgeklappert, sogar noch beim Supermarkt wo sie es zuletzt hatte, aber nichts gefunden. Die Polizeistation war nicht weit entfernt, also sind wir schnell hingefahren um dort eigentlich auch den Verlust zu melden. Wir waren ruhig, dennoch wollte man alles Kleinspielen mit ,,vielleicht taucht es beim Supermarkt noch auf, vielleicht mal bei der Stadt melden weil die für Fundsachen zuständig sind". Aber alles halb so wild, ist ja schon gesperrt.

Aber weil Google mein bester Freund ist, habe ich nun entdeckt dass das sperren ja nicht reicht, den damit wird nur abheben und Zahlung per Pin gesperrt, nicht per Unterschrift. Zwar könne man sich falsch eingezogene Lastschriften bis zu 6 Wochen wieder zurückzahlen lassen, dann aber mit der Konsequenz dass man wahrscheinlich vom Händler verklagt wird was ich meiner Oma nicht zumuten möchte. Egal ob der Rechtstreit eine klare Sache ist, darauf hat keiner Lust. Dagegen wurde Kuno eingeführt https://www.kuno-sperrdienst.de, davon höre ich aber auch erst durch Google.

Mir geistern daher mehrere Gedanken durch den Kopf.
1. Warum ist das scheinbar selbst bei der Polizei und bei der Bank kein bekanntes Wissen, beziehungsweise man hat es scheinbar nicht für wichtig gehalten uns davon zu informieren dass man mit der Unterschrift Geld abziehen kann. Weil Sie keine Aktien drin haben? Der Kassierer wird bestimmt keinen Unterschriftenabgleich durchführen, Sauklaue und fertig.

2. Warum kann bitte eine Bank (Sparkasse) nicht selber für ihre Karte die Lastschrift sperren? Warum brauchen wir dieses Verfahren überhaupt noch. Warum kann man auf so etwas dank Kartenlesegerät und Pin (oder Tan) nicht komplett verzichten?

3. Warum ist Kuno für Händler freiwillig? Heißt ich muss als Finder/Dieb nur den richtigen (Online-)Händler finden und kann abkassieren.
https://www.kuno-sperrdienst.de

4. Mir ist immer noch keine endgültige Mögleichkeit bekannt wie meine Oma ihr Geld schützen kann. Onlinebanking hat sie nicht, kann sie ohne Karte das komplette Geld irgendwie sichern/abheben bei der Bank, und eine Überziehung für das Girokonto deaktivieren?

Vielen Dank für eure Gedanken und Vorschläge, irgendwie kommt mir das ganze wie ein unglaublicher Fehler im System vor.

MfG

Edit: Zwar ein älterer Artikel, aber fasst vieles davon treffend zusammen. Man kann per Kuno sperren lassen, aber letztlich ist man erst sicher wenn die Karte abgelaufen ist, oder man aber das Konto komplett gesperrt hat. Was für ein Schwachsinn. https://www.faz.net/aktuell/rhein-m...gesperrter-ec-karte-kein-problem-1514679.html
 
Zuletzt bearbeitet:
Da ja die betroffene Bankfiliale der Ansprechpartner ist (nicht die Sperrhotline):
Diese hat Deine Fragen wie folgt beantwortet?

Um jetzt noch für eine schlaflose Nacht zu sorgen:
So eine Bankkarte kann als Einbruchswerkzeug benutzt werden. Oder um eine Koks Line zu zerkleinern. Wenn jetzt an einem Tatort die Bankkarte der Oma gefunden wird, habt ihr ein großes Problem. Die Polizei hat ja nix aufgenommen. Die Karte ist dann eine kriminaltechnische Spur, die zum Täter führt. Die Oma landet im Knast ^-^
 
Als Ex-Banker versuche ich mal deine Fragen zu beantworten.

1)
- die Polizei ist nicht allwissend ... sie soll Verbrechen aufklären und hat wenig Ahnung von internen Regularien von Banken & Co.

2)
  • die Bank selbst kann die Karte nicht so schnell sperren lassen für das Lastschriftverfahren
  • soll dir als Kunde aber egal sein, da alle Transaktionen die du nach deinem Anruf getätigt hast, dann zu Lasten der Bank gehen
  • da das Lastschriftverfahren eher für kleinere Geldbeträge genutzt wird, ist diese Regelung m.E. auch in Ordnung ... meist sind es ja weniger als 50 EUR für die Transaktion

3)
  • das Lastschriftverfahren ist am Ende für den Händler günstiger als das PIN Verfahren
  • somit werden kleinere Beträge per Lastschrift gebucht und größere Beträge per PIN
  • selbst wenn es mal ein paar Betrüger gibt, spart der Händler meist mehr Geld ein, als er durch Missbrauch als Verlust hast

4)
- Konto auf Guthabenbasis umstellen, einfach mal mit dem Berater sprechen, dass die Oma "häufiger" ihre Karten verliert und ihr verhindert wollt, dass die Oma in Kontokorrent Kredit läuft - egal ob genehmigter KK oder geduldeter KK


Am Ende ist zu sagen, dass es kein Fehler im System ist. Es ist lediglich eine Abwägung wie viel Kostet die Sicherheit vs. wie hoch sind die Schäden durch Missbrauch. Die Banken regulieren die Schäden ja direkt für die Kunden, so dass sie kein Ärger durch zu schwache Sicherheitssysteme haben.

So als Beispiel: wenn in einem Jahr 50 Mio EUR Schaden für die Banken durch Kreditkartenbetrug entstanden sind, so ist dies erst mal viel Geld. Aber weitere Sicherheitsverfahren einzuführen kostet noch mehr. Erst wenn sich abzeichnet, dass die Betrüger immer mehr Geld abzwacken, werden die Banken handeln.

-> dies siehst du ja u.a. durch den Wechsel von TAN Listen hinzu TAN Generatoren/SMS TANs etc.
-> doppelte Authentifizierung beim Online Banking
-> doppelte Authentifizierung und Transaktionsbestätigung mit Kreditkarten beim Online-Shopping

Auch gibt es Sicherheitslücken die in Deutschland geschlossen sind. Gehst du dann aber mit den Bankkarten nach Osteuropa, so ist an diesen Geldautomaten noch nicht der neueste Sicherheitsstandard implementiert. Ein Missbrauch ist dort also möglich.
Für die Banken heißt dies, entweder sie sperren die Karten für alle Auslandstransaktionen (auch zu Lasten von Kunden) oder sie müssen viel Geld investieren in die Sicherheitssysteme von den Drittbanken in Osteuropa ...

Ich verstehe deinen Ärger. Aber am Ende ist es neben der Kostenfrage auch immer eine Abwägung, wie sehr der Kunde durch gewisse Sicherheitsmaßnahmen mehr gegängelt wird. Glaub mir, die obigen "neuen" Sicherheitsmaßnahmen finden nicht alle Kunden toll ... weil es ja nicht mehr so einfach wie früher geht.
 
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