Praktikum als Ausnutze

WilliForst

Cadet 2nd Year
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März 2008
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Hallo zusammen,

in der Online-Ausgabe des Fokus Campus (focus-campus.de) stand heute ein Artikel zum Thema Praktikum bzw. Missbrauch von Praktikanten zur Abarbeitung gewöhnlicher Tätigkeiten. 51% der Praktikanten erhalten demnach überhaupt keine Entlohnung für ihre Arbeit.

Ich selbst habe bisher immer eine gute Entlohnung für Praktika erhalten und konnte für mich auch immer einen Mehrwert daraus ziehen.

Wollte fragen, was ihr dazu meint und ob ihr auch schon positivie oder negative Erfahrungen während eines Praktikums gesammelt habt?
 
Ich hab da gewisse Erfahrungen machen koennen.
Fuer mein Schulpraktikum (14 Tage lang) hab ich keine Entlohnung erhalten. Jedoch gewaehrt man mir dort ein kleinen Rabatt wenn ich bei denen etwas kaufe - ein Trost war es mir nicht.

Bei meinen Praktikum bei der Berufschule (2 Monate) arbeitete ich ebenfalls quasi fuer lau - jedoch konnte ich einen alten Laptop zum experimentieren sowie die ein oder andere Sache die ich gern hatte (eine besondere Voodoo 2 Grafikkarte, ein Scanner) mit nach Hause nehmen.

Bei Aushilfesachen wo ich mal herumgefragt habe wurde ich meistens abgespeist, am Besten fand ichs beim Arbeitsamt die gleich von vorneweg gesagt haben das ich keinen mueden Cent sehen werde. Da find ich natuerlich die Debatte bei den Politikern nett, man will darauf Aufmerksam machen das es eine Generation Praktika gibt die ausgebeutet wird und beim "eigenem Amt" bekommt man ebenfalls nichts.

Im Moment mach ein einjähriges Praktikum um im Sommer dann eine zweijährige Berufsweiterbildung antreten zu koennen, ich bekomme eine Entlohnung im Rahmen dessen was ich bei Hartz IV dazu verdienen darf ohne das der Staat das Geld einsackt.
Fuer meinen Arbeit bzw. Praktikumsgeber waren die notwendigen Mittel zu meiner Unterhaltssicherung zu viel.
Man kann sagen ich lebe mit dem in dt. geltenden auf die Wohnung ausgerichteten Mindestlohn. Es ist aber so besser als nichts zu machen und komm gut ueber die Runden - wichtig ist fuer mich das ich die Weiterbildung antrete und ordentlich absolviere - anschließend ist meine Qualifikation gut genug um mich in den Arbeitsmarkt zu stuerzen.
 
Ich hab im Rahmen der Praxisausbildung zum Dipl. Ing. in einem mittelständischen Unternehmen mein Praktikum zusammen mit den Lehrlingen und Ingenieuren abgeleistet (13 Wochen insgesamt). Natürlich gab es kein Geld, aber ich hab massig gelernt und der Arbeitgeber hat mich ganz sicher nicht ausgenutzt. Ich habe beim Zusammenbau von experimentellen Pflügemaschinen mitgeholfen - soweit mir das möglich war.

Ich hab in der Zeit einen Fräser geschrottet (ca. 400€), Schweißzeug im Wert von etwa 100€ und diverse Stahlsorten, von billig bis rostfrei, zum ausprobieren verbraucht.

Im Endeffekt hat also der Arbeitgeber draufgezahlt.
WilliForst, die Ausbeute bei Praktikanten findet selten unter diesen Umständen statt. Am ehesten noch dort, wo nach einem Praktikanten gesucht wird, der dort bestimmte Exceltabellen aufräumen soll oder weiß der Geier. Das ganze ist meist befristet auf 6 Monate und sind dann klare Indizien, dass es sich nicht um ein Praktikum, sondern eher um Abzocke handelt.

Ich kann mir die Bereitschaft zu solchen Tätigkeit nur so erklären, dass diese Menschen lieber arbeiten und sich gebraucht fühlen, statt arbeits- und nutzlos zu Hause weiter die Jobbörsen zu durchforsten.
 
also für mich stand bei einem praktikum nie das geld im vordergrund sondern die erfahrung!
desweiternen kann man generell nicht von einer ausnutzung sprechen da man es ja freiwillig macht .
 
So seh ich das auch, man geht dahin um etwas zu lernen und um den Betrieb näher kennen zu lernen und nicht um mit Geld nach Hause zu kommen.
Wenn du Geld bekommst kannst du dankbar sein, die müssen dir kein Geld geben.
 
Und gerade das stimmt nicht so direkt.

Wer was drauf hat, wirklich im Betrieb was leisten kann.. z.B. Informatikstudenten und auch längerfristig da bleibt.. zum Bleistift nen 6 monatiges Praktikum.. da finde ich eine Entlohnung durchaus richtig.


Und eine Ausnutzung wird es imho dann, wenn der Praktikant einfach für absolut niederer Arbeiten eingesetzt wird und quasi null Erfahrungen sammeln kann.
 
Ausnutzen ist auch, wenn der Praktikant eine vollwertige Stelle ohne Entlohnung ausfüllt.
 
Für mich ist jegliches Praktikum nach Ende der Berufsausbildung Kaschierung des Lebenslaufs, wenn man keinen Arbeitsplatz findet und die einzige Alternative dann Praktikum heißt, um überhaupt Erfahrung zu sammeln.
 
Meine Freundin hat bspw. bei einem großen Touristikveranstalter ein Praktikum gemacht. Sie wurde zwar bezahlt (gering), hat aber die Arbeit einer Vollzeitbeschäftigten gemacht. Und nach ihren 6 Monaten hat eine Woche später gleich der nächste Praktikant angefangen. Sie hat außerdem mitbekommen, dass jede Abteilung so ihren "Langzeit"-Pratkikanten hat.

Da hört es bei mir dann auf! Frage mich, wieviele Jobs in Deutschland dadurch verloren gehen...und die Unternehmen lachen sich eins ins Fäustchen. Solten sich mal ein Beispiel im Ausland nehmen...
 
In gewisser Weise schon. Praxiserfahrung ist heutzutage unerlässlich. Aus dem Grund lassen sich ja viele Praktikanten "ausbeuten"...
 
Das stimmt. Es ist aber auch ein guter Grund jemanden bevorzugt einzustellen, wenn man ein Praktikum in dieser Berufssparte absolviert hat. Das gibt viele Punkte.
Meine Ausbildung ist auch ohne Gehalt. Trotzdem mache weiter. Andere zahlen auch dafür, ausgebildet zu werden. Und auch, wenn ich nichts verdiene, so bin ich doch ein großer Kostenfaktor. 10.000 € im Jahr Solche Kosten entstehen dabei nun mal.

Gruß Andy
 
Am besten wär's ja noch, wenn der alte Praktikant den neuen gleich einarbeitet, so muss man dafür keinen bezahlten Mitarbeiter opfern :lol:
 
Das ist keine unübliche Praxis.

So besetzt man zum Spottpreis eine Vollzeitstelle. Natürlich arbeiten die Praktikanten unzuverlässig.. natürlich sind sie nicht bei der Sache.. natürlich lassen sie Büromaterial mitgehen.. natürlich beschweren sie sich in Foren und warnen andere.. und trotzdem scheint es sich für die Unternehmen zu rechnen.
 
>> Fuer mein Schulpraktikum (14 Tage lang) hab ich keine Entlohnung erhalten. Jedoch gewaehrt man mir dort ein kleinen Rabatt wenn ich bei denen etwas kaufe - ein Trost war es mir nicht.

Ein Trost war es dir nicht? Wir mussten Ende des neunten Schuljahres ebenfalls ein 14-tägiges Betriebspraktikum machen. Eine Entlohnung durch den Betrieb wurde dabei von unserer Schule untersagt und das war meiner Meinung nach auch vollkommen in Ordnung. Ein Neuntklässler, der knapp zwei Wochen einen Betrieb besucht - Entschuldigung, aber der ist mehr Belastung als irgendetwas anderes. Dass du dort Rabatt auf deine Einkäufe bekommst, ist mehr als du erwarten kannst.
 
Ich hab vor Weihnachten mein Praktikum im Rahmen meiner TI-Ausbildung absolviert (5 Wochen lang). Ich habe keinerlei entlohnung bekommen, dafür aber viele administrative tätigkeiten gehabt und auch support geleistet. obs mich stört? nicht im geringsten. die verantwortung lag bei einem der mitarbeiter, ich durfte an die empfindliche hardware und ich brauchte, und das war mir am wichtigsten: keinerlei stupide praktikantentätigkeiten machen. im gegenteil, ich war voll beschäftigt mit meiner arbeit und meinen aufgaben die zu dieser berufssparte gehören. es war ein tolles praktikum.

leider gibt es viele schwarze schafe, die es sich einfach machen und den unwissenden, meist jungen praktikanten mit billigen tätigkeiten abspeisen, oder ihn wie mitarbeiter arbeiten lassen ohne entlohnung und ohne wirklich was zu lernen.
natürlich kann ein praktikant teuer für eine firma sein, besonders bei kleinen firmen. aber man sollte auch darauf achten, das man wirklich das macht, wofür soetwas gedacht ist: kontakte knüpfen, in den job reinschnuppern, mal (!) die negativen seiten des berufes kennenlernen, und das wichtigeste: nicht rum-whinen! auch bei den langzeitpraktikanten stellen, die nur einen festangestellten ersetzen, sollte es einem egal sein, ob am nächsten tag schon der nächste da sein kann. man ist selber in dem moment da und sollte das beste daraus machen.
auch als schüler sollte man sich trauen mit dem chef zu reden und wenn das net klappt mit dem eigenen klassenlehrer, damit man nicht hinterher blöd angemacht wird, das einem das praktikum fehlt, weil man das bisherige abgebrochen hat.

gruß fire

ps: meine ex hat vor ihrer ausbildung praktikum in ihrem betrieb gemacht (freiwillig) und überraschend nach 3 wochen 200,- eur bekommen. nicht weils üblich dort ist, sondern weil sie viel geleistet hat. weil sie das gemacht hat, was sie beruflich auch machen möchte und nicht nur faul in der ecke saß.
 
Ich denke man sollte auch unterscheiden zwischen Pflichtpraktika bzw. solchen, die nur ein paar Wochen gehen. Ist klar, dass ein Unternehmen da eine gewisse Einarbeitungszeit aufwenden muss und diese daher unbezahlt sind.

Aber bei Praktika, die mehrere Monate dauern und die systematisch mit Praktikanten besetzt werden finde ich es eine Frechheit, wenn diese unbezahlt sind. Kann mir keiner erzählen, dass da nur der Praktikant durch sein erlentes Wissen profitiert...

Finde es total bescheurt, dass das Gesetz nun geändert werden soll, aber dies nicht konkret geschieht. Damit wird es weiter gehen mit der Praktikanten-Ausbeute...
 
Ich stelle mal eine provokante Gegenfrage?
Warum soll der Praktikant entlohnt werden? Mir (meiner Abteilung, bzw. Betrieb) kosten sie nur Zeit und
somit mein Geld. Sie wollen praktische Erfahrung sammeln, werden also mit praktischen Aufgaben betreut.
Dazu müssen sie angelernt werden. Für Fehler können sie natürlich nicht zur Verantwortung gezogen
werden. Gut das sie nach ein paar Wochen wieder weg sind.

Die meisten Betriebe haben in der Tat von Praktikanten keinen, oder nur geringen Vorteil.
 
Weil es auch andere Praktika gibt.

Höchstwahrscheinlich trifft deine Aussage auf die meisten Praktikanten zu.. aber eben nicht alle. Oft da wo die Grenze zwischen Praktikanten und Trainees verwischt, sollte eine Bezahlung vllt drin sein.

Zum Beispiel bei dem von firexs genannte Beispiel kommt es durchaus vor, dass bei einem längeren Praktikum auch was gezahlt wird. Schließlich übernimmt der Praktikant dann ähnliche Aufgaben wie alle anderen Mitarbeiter und steht nicht nur dumm da als Klotz am Bein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja phil, so denk ich mir das auch. Vielleicht kann mir mal jemand erklären, warum Unternehmen überhaupt Praktikanten nehmen und wieso die für ihre Praxis-Erfahrung nichts bezahlen müssen.
 
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