Leserartikel Proton Wallet im Test: Ein merkwürdiges Produkt

kim88

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Ich bin seit sehr vielen Jahren treuer und glücklicher Kunde von Proton. Ich nutze ProtonMail, ProtonPass und ProtonDrive jeden Tag und bin weitgehend happy damit. Ende Juli dieses Jahres hat Proton das Produkt "Proton Wallet" angekündigt und in einer halboffenen Beta zur Verfügung gestellt.

Da ich Proton Visionary Nutzer bin, hatte ich direkt Zugriff auf die Beta und habe mir in den letzen paar Wochen das Produkt etwas genauer angesehen.

Ist euch schon aufgefallen? Seitdem die ganze Welt nur noch von KI redet, ist der wahrnehmbare Hype rund um Blockchain und Bitcoin irgendwie völlig untergegangen. Eigentlich ein denkbar schlechter Zeitpunkt für Proton ein eigenes BitCoin Waller vorzustellen.

Was ist das Proton Wallet?​

Das Proton Wallet ist eine elektronische Brieftasche für Kryptowährungen Bitcoins. Man kann in Proton Wallet seine BitCoins aufbewahren, direkt Bitcoins kaufen oder BitCoins auch andere Personen bzw. Wallets versenden. Proton üblich mit den höchsten Datenschutzstandards.

Um nun auch die Leser:innen abzuholen, die nicht in der Kryptowelt zuhause sind ein paar Grundlagen - ich kratze hier aber bewusst nur an der Oberfläche:

Was ist mein grundsätzliches Problem mit Proton Wallet?​

Kryptowährungen werden oft fälschlicherweise als streng private Transaktionssysteme angesehen.

Die meisten Kryptowährungen, wie z. B. Bitcoin, basieren jedoch auf einer transparenten und öffentlichen Blockchain, die alle Transaktionen aufzeichnet. Das bedeutet, dass jeder, der deine Wallet-Adresse kennt oder mit dir Transaktionen durchgeführt hat, deine vergangenen und zukünftigen Transaktionen nachvollziehen kann.

Für Proton Wallet ist dies problematisch, da es nur Bitcoin unterstützt. Darüber hinaus fehlen Funktionen für datenschutzorientierte Bitcoin-Erweiterungen wie z.B. CoinJoin oder das Lightning Network, die zwar auch keinen perfekten Schutz bieten, aber immerhin eine gewisse Verbesserung darstellen würden. Es ist enttäuschend, dass ein Unternehmen, das sich dem Schutz der Privatsphäre verschrieben hat, solche Technologien nicht integriert hat.

Proton gab in Interviews an, Bitcoin wegen seiner breiten Akzeptanz gewählt zu haben. Bitcoin ist zwar die bekannteste Kryptowährung, aber die beliebteste Wahl ist nicht immer die beste.

Hätte Proton Wallet Monero oder eine ähnliche Kryptowährung mit Fokus auf Privatsphäre unterstützt, hätten sie ein System fördern können, das standardmässig den Schutz der Privatsphäre gewährleistet. Dass sie sich stattdessen für den Marktführer entschieden haben, ist meiner Meinung nach ein Rückschritt im Hinblick auf ihr Ziel, den Datenschutz zum Standard zu machen.

Nutzung der Proton Wallet​

Die Proton Wallet befindet sich aktuell in der Betaphase, wie viele andere Proton-Produkte bei ihrer Einführung. Sie ist über das Internet sowie als Android-App und in einer iOS-TestFlight-Version verfügbar.

Zugang haben zurzeit nur Personen die einen Proton Visionary Account haben. Ich habe noch eine begrenzte Anzahl an Einladungen zu vergeben, falls hier jemand Interesse hat darf er mir gerne ein PN machen, bitte dort unbedingt eure ProtonMail E-Mail Adresse angeben, da man nur die Einladen kann.

Es gibt nicht viel, was Proton Wallet von den bestehenden Optionen auf dem Markt unterscheidet. Es handelt sich um eine nicht verwahrte Wallet, was bedeutet, dass Du die privaten Schlüssel kontrollierst und Proton da keinen Zugriff hat. Im Vergleich zur Aufbewahrung Deiner Bitcoins in einer Online-Börse wie Coinbase stellt dies einen enormen Sicherheitsvorteil dar, stellt jedoch keinen grossen Unterschied zu anderen Software-Wallets dar, bei denen die nicht verwahrte Schlüsselspeicherung normalerweise die Norm ist.

Registrierung und Einrichtung​

Das Erstellen eines Wallets ist unkompliziert. Nach der Registrierung wirst du aufgefordert, deinem Wallet einen Namen zu geben und eine Standardwährung auszuwählen. Diese Währung dient lediglich zur Anzeige des aktuellen Wechselkurses zwischen Bitcoin und deiner lokalen Währung, aber sie wird nicht tatsächlich in deinem Wallet gespeichert. Du kannst zusätzlich eine optionale Passphrase einrichten, die deinem Konto zusätzliche Sicherheit bietet. Beachte, dass es sich hierbei um ein BIP39-Passphrase handelt, das über die üblichen Anmeldeinformationen hinaus für den Schutz deines Kontos sorgt. Sollte diese Passphrase verloren gehen, kann dein Wallet, selbst mit gesicherter Seed-Phrase, nicht wiederhergestellt werden.

Bedienung der Wallet​

Sobald du angemeldet bist, ist die Bedienung der Proton Wallet sehr einfach. Es gibt nur wenige Funktionen, die du erkunden musst, hauptsächlich das Auffinden deiner Wallet-Adresse und der Kauf von Bitcoin. Wenn du auf „Empfangen“ klickst, wird dir deine Wallet-Adresse angezeigt, und du hast die Möglichkeit, mit einem Klick eine neue Adresse zu generieren. Alle vorherigen Adressen bleiben weiterhin funktionsfähig, auch wenn sie nicht mehr in der App angezeigt werden.

Bitcoin kaufen​

Das Kaufen von Bitcoin über die Proton Wallet ist ebenfalls simpel. Proton arbeitet hier mit zwei Anbietern zusammen: Banxa und Ramp. Je nach deinem Standort werden dir die entsprechenden Optionen angeboten. In der Schweiz beispielsweise stehen beide Anbieter zur Verfügung, sodass du denjenigen auswählen kannst, der den besseren Wechselkurs bietet. Leider gibt es keine Möglichkeit für anonyme Zahlungen, da nur Kreditkarten sowie Google Pay und Apple Pay unterstützt werden. Für den eigentlichen Kauf wirst du auf die Websites der Anbieter weitergeleitet, wo die Transaktion abgeschlossen wird. Deine Wallet-Daten werden jedoch automatisch übertragen, um den Prozess zu vereinfachen.

Ich kann euch allerdings nicht empfehlen die BitCoins über die Proton Wallet Funktion zu kaufen. Die Kurse sind dort ziemlich miserabel. Hier ein Vergleich (Beides jeweils am 8. Oktober zur selben Uhrzeit).

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Bin ich der einzige, den es nervt das die Schweizer Flagge falsch ist (sollte quadratisch sein). Das ist ein Schweizer Unternehmen und macht die Flagge falsch... Egal bei Proton Wallet müsste ich um mir einen ganzen Bitcoin zu kaufen über 57200 CHF ausgeben.

Zum Beispiel bei Revolut müsste ich für einen Bitcoin 54410 CHF also knapp 2800 CHF (ca 2975 Euro) weniger. Und auch Revolut hat nicht die besten Bitcoin Kurse.

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Bitcoin per E-Mail senden​

Eine der Hauptfunktionen der Proton Wallet ist die Möglichkeit, Bitcoin per E-Mail zu versenden. Diese Funktion ist in Proton Mail integriert und ermöglicht es dir, Bitcoin an jede Proton E-Mail-Adresse zu senden. In den Wallet-Einstellungen kannst du die Option „Bitcoin per E-Mail empfangen“ aktivieren. Dadurch können andere Proton Wallet-Nutzer Bitcoin direkt an deine Proton Mail-Adresse senden.

Falls du mehrere E-Mail-Adressen oder Aliase in deinem Proton-Konto nutzt, kannst du nur eine Adresse mit deinem Wallet verknüpfen. Das kann unpraktisch sein, wenn du früher verschiedene Proton-Adressen verwendet hast, aber es bietet auch eine klare Trennung, wenn du verschiedene Adressen für unterschiedliche Zwecke verwendest. Zum Beispiel kannst du deine private E-Mail-Adresse mit deinem primären Wallet verknüpfen und für geschäftliche Zwecke ein separates Wallet einrichten.

Fazit​

Die Proton Wallet bietet solide Grundfunktionen für die Verwaltung von Bitcoin, jedoch ohne grosse Innovationen. Die Möglichkeit, Bitcoin per E-Mail zu senden, ist nützlich, aber keine bahnbrechende Neuerung. Es gibt andere Wallets, die ähnliche oder sogar weitergehende Funktionen anbieten.

Wenn du bereits ein Proton-Benutzer bist und eine einfache Möglichkeit suchst, deine Bitcoin zu verwalten, könnte die Proton Wallet eine gute Wahl sein. Aber für fortgeschrittene Nutzer oder für diejenigen, die nach zusätzlichen Datenschutzfunktionen oder Unterstützung für andere Kryptowährungen suchen, bietet die Proton Wallet derzeit nicht genug, um sich von der Konkurrenz abzuheben.

Die Wallet könnte in der Zukunft mehr Potenzial entfalten, wenn sie zusätzliche Funktionen wie die Unterstützung von NFC-Zahlungen oder anderen Finanzdienstleistungen integriert. Doch im Moment erfüllt sie hauptsächlich grundlegende Aufgaben, ohne das volle Potenzial der Kryptowelt auszuschöpfen.

Für mich ist die Proton Wallet einfach kein richtiges Proton Produkt. ProtonMail kam damals revolutionär auf den Markt. Es machte PGP-Verschlüsselungen möglich ohne, ein IT Studium zu besitzen und es funktionierte auch weitgehend automatisch.

Und alle weiteren Produkte haben sich daran gemessen. ProtonDrive komplett End-2-End verschlüsselter Cloudspeicher - per Default grossartig! Ein Kalender von Proton, der alle meine Kalendereinträge Ende-2-End verschlüsselt und so kein Dienstleister weiss das ich zum Zahnarzt muss oder meine Termine für besseres Ad-Targeting eingesetzt werden. Als diese Produkte und ihr Datenschutzansatz ist das was Proton auch macht.

Und nun kommt die Proton Wallet: Das sich nicht auf die datenschutzfreundliche Kryptowährungen fokussiert oder dass keine Optionen anbietet Kryptowährungen anonym zu kaufen irgendwie ist Proton Wallet innerhalb der ProtonFamilie ein merkwürdiges Produkt.
 
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Wirst für die offensichtliche Werbung bezahlt? "Merkwürdiges Produkt...." umgekehrte Psychologie studiert und sofortiges praktisches anwenden? :stock:
 
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Unter der Logik sollte man gar keine Testberichte mehr schreiben. Wenn man es positiv bewertet ist man bezahlt, wenn man durchschnittlich bewertet ebenfalls 🤷‍♂️

Und nein ich werde nicht von Proton bezahlt 🙄
 
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Wär vielleicht zumindest ganz nett, wenn du darauf hinweist, dass dein Artikel auch an anderer Stelle erscheint
 
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Ich würde keine Bitcoins auf beta-wallets parken ;)
 
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