News Regierung: „Aktionismus“ statt „digitaler Masterplan“

Ich bin für das Recht auf digitale Demonstration. Den Menschen sollte eine Möglichkeit gegeben werden, demokratisch auf das Internet einzuwirken. Die ganzen alten Säcke argumentieren doch immer "Das Internet ist kein rechtsfreier Raum!". Eben, dann lasst uns eine digitale Sitzblockade vor Amazon.de errichten und gegen den Kapitalismus demonstrieren. Dann gebt mir mein Recht doch endlich.
 
Also tut mir leid, mich wundert das absolut nicht. Ich frag mich auch ob das BSI ausreichend miteinbezogen wird. Außerdem gab es ja schon genug Berichte von zu vielen IT-Gruppen die sich miteinander nicht absprechen. Das Resultat steht im Artikel ...
 
Nirgendwo sonst zeigt sich so deutlich, dass die Entscheidungen treffenden Personen keine Ahnung von dem haben, was sie tun.
 
Ich denke, dass in Sachen Internet keine bessere oder schlechtere Politik gemacht wird, wie in so gut wie allen anderen Bereichen.

Was das "Internet in der Politik" für uns (beruflich oder privat) an dieser Technik interessierten zu etwas Besonderem macht ist, dass wir darüber erstmals einen tieferen Einblick bekommen, wie Politik (nicht nur) in Deutschland gemacht wird und was für ein Unsinn dabei heraus kommt.

Jeder, der sich halbwegs mit dem Thema Internet auskennt, hat kein Problem zu entscheiden, was eine gute Idee ist (z.B. Netzneutralität und Netzausbau) und was eine schlechte (z.B. Vorratsdatenspeicherung und Leistungsschutzrecht). Um so fassungsloser beobachtet die "Netzgemeinde" und die Internet-Industrie, wie die Politik herumstümpert, willkührliche oder emotionale Entscheidungen trifft und unfähig zu sein scheint, den Rat von Experten anzunehmen und eigene Fehlentscheidungen einzugestehen, selbst dann, wenn sie ganz offensichtlich gescheitert sind usw.

Ich bin wie gesagt überzeugt, dass in anderen Politikbereichen genau das selbe abläuft. Auch da entscheiden Politiker (meist sind es gelernte Juristen) über Themen, von denen sie keine Ahnung haben, und benehmen sich so, wie Politiker sich halt benehmen. Es fällt uns nur nicht so auf, weil wir genauso wenig Ahnung von der Materie haben wie diese Politiker. Deshalb können sie leichter den falschen Eindruck von Kompetenz vermitteln.

Typische Politiker denken und handeln auch einfach anders als wir. Ein Softwareentwickler, Ingenieur oder Naturwissenschaftler usw. denkt lösungsorientiert. Man analysiert das Problem, wägt Vor- und Nachteile verschiedener Lösungsmöglichkeiten ab usw. Man würde sich auch nicht anmaßen über Dinge zu entscheiden, von denen man keine Ahnung hat und fragt im Zweifelsfall jemanden, der sich damit auskennt.
Aber in der Politik zählen andere Qualitäten. Da zählt Schauspieltalent, Sprachfertigkeit, Ehrgeiz, der Eindruck der Unfehlbarkeit (Fehler dürfen niemals eingestanden oder Unwissenheit zugegeben werden) usw. Wer in einer Talkshow seine Gegner am besten gegen die Wand labern kann und am sympatischsten in die Kameras lächelt, der wird gewählt.

Mir wird Angst und Bange, wenn ich daran denke, dass z.B. in der Außenpolitik, wo es auch mal um Krieg und Frieden gehen kann, wahrscheinlich auf die selbe unverantwortliche Weise Politik gemacht wird, wie beim Internet.
 
Hm, stimmt alles, was hier steht. Allerdings frage ich mich, warum die Bundesregierung ausgerechnet im digitalen Bereich ihre Vorgehensweise aus allen anderen Betätigungsfeldern anders gestalten sollte.

Blinder Aktionismus, Selbstzweck und komplette Ahnungslosigkeit zeichnet unsere Politiker doch aus. Man nehme den Bildungsbereich in Bayern. Fast täglich frage ich mich ob Herr Spaenle und seine Untergebenen jemals eine Schule von innen gesehen haben.
 
Das Problem: An den entscheidenden Stellen in der Politik sitzen internettechnische Laien. Die sind froh wenn ihr iPhone funktioniert und ihr PC im Büro läuft (ein bisschen wie meine Eltern, leider mit deutlich mehr Macht :D). Wie die Daten aus dem Internet an ihr Gerät gelangen und wie schnell interessiert sie eigentlich nicht.

Und in dem Sinne ist in Deutschland ja alles super! Wir haben eine praktisch vollständige Netzabdeckung inkl. Internetzugang (Internet über Telefon per 56K Modem). Dass unser Netz selbst mit ehemaligen Ostblockstaaten nicht mehr mithalten kann interessiert "die da oben" nicht. Ausbau kostet Geld und bringt kaum sichtbaren Nutzen. Eine neue Autobahn sieht man, einen neuen Flughafen sieht man ;) Ob durch die Leitungen jetzt 150 statt 6 Mbit/s laufen sieht man nicht und kann man entsprechend schlecht im Wahlkampf ausschlachten.
 
Wundert mich ehrlich gesagt auch nicht. Man darf ja schon froh sein dass sie dieses böse Wort Internet u. Co überhaupt mal in den Mund genommen haben. Das sagt ja leider schon alles.
 
Typisch Planwirtschaft. Wenn die Politik eine große Agenda, einen großen Plan oder sonst ein Riesenkonzept hat, wird daraus nie was. Besser wäre: Informatik- und Naturwissenschaftsunterricht in den Schulen stärken, Unternehemsngründungen erleichtern, Bürokratie abbauen und dann einfach mal zwanzig Jahre zuschauen, wie die Dinge wachsen.
Aber da gibts natürlich keine schönen Fotos, keine Gelder zu verteilen, die man seinen "Freunden" zukommen lassen kann, keine Pressetermine, keine Abendgalas...

PS.: Gegen Amazon demonstrieren ist einfach: Surft die Seite nicht mehr an. Wenn viele das machen wirkts, wenn es nur wenige tun, ist es offensichtlich politisch eh nicht mehrheitsfähig...
 
Herdware schrieb:

Und du hast leider Recht. Wenn auch nicht im Deteil aber ja, genau diese Tendenz ist vorhanden.
 
Zurück
Oben