Ich denke, dass in Sachen Internet keine bessere oder schlechtere Politik gemacht wird, wie in so gut wie allen anderen Bereichen.
Was das "Internet in der Politik" für uns (beruflich oder privat) an dieser Technik interessierten zu etwas Besonderem macht ist, dass wir darüber erstmals einen tieferen Einblick bekommen, wie Politik (nicht nur) in Deutschland gemacht wird und was für ein Unsinn dabei heraus kommt.
Jeder, der sich halbwegs mit dem Thema Internet auskennt, hat kein Problem zu entscheiden, was eine gute Idee ist (z.B. Netzneutralität und Netzausbau) und was eine schlechte (z.B. Vorratsdatenspeicherung und Leistungsschutzrecht). Um so fassungsloser beobachtet die "Netzgemeinde" und die Internet-Industrie, wie die Politik herumstümpert, willkührliche oder emotionale Entscheidungen trifft und unfähig zu sein scheint, den Rat von Experten anzunehmen und eigene Fehlentscheidungen einzugestehen, selbst dann, wenn sie ganz offensichtlich gescheitert sind usw.
Ich bin wie gesagt überzeugt, dass in anderen Politikbereichen genau das selbe abläuft. Auch da entscheiden Politiker (meist sind es gelernte Juristen) über Themen, von denen sie keine Ahnung haben, und benehmen sich so, wie Politiker sich halt benehmen. Es fällt uns nur nicht so auf, weil wir genauso wenig Ahnung von der Materie haben wie diese Politiker. Deshalb können sie leichter den falschen Eindruck von Kompetenz vermitteln.
Typische Politiker denken und handeln auch einfach anders als wir. Ein Softwareentwickler, Ingenieur oder Naturwissenschaftler usw. denkt lösungsorientiert. Man analysiert das Problem, wägt Vor- und Nachteile verschiedener Lösungsmöglichkeiten ab usw. Man würde sich auch nicht anmaßen über Dinge zu entscheiden, von denen man keine Ahnung hat und fragt im Zweifelsfall jemanden, der sich damit auskennt.
Aber in der Politik zählen andere Qualitäten. Da zählt Schauspieltalent, Sprachfertigkeit, Ehrgeiz, der Eindruck der Unfehlbarkeit (Fehler dürfen niemals eingestanden oder Unwissenheit zugegeben werden) usw. Wer in einer Talkshow seine Gegner am besten gegen die Wand labern kann und am sympatischsten in die Kameras lächelt, der wird gewählt.
Mir wird Angst und Bange, wenn ich daran denke, dass z.B. in der Außenpolitik, wo es auch mal um Krieg und Frieden gehen kann, wahrscheinlich auf die selbe unverantwortliche Weise Politik gemacht wird, wie beim Internet.