phelix schrieb:
Wenn die Bewertung angeblich von der Platte kommen soll, warum haben dann 3 andere Tools nicht das geringste Problem angezeigt?..
Die Festplatte besteht aus mit magnetischen Materialien beschichteten Scheiben, Schreib- / Leseköpfen, Verstärkern und vielem mehr.
Zum einen ist die Beschichtung der Scheiben (sog. Platter) nicht ganz gleichmäßig, auch die Köpfe unterliegen Herstellungsschwankungen. Das alles wird während der Low-Level-Formatierung berücksichtigt, und die Platte intern in verschiedene Bereiche eingeteilt. Jeder bekommt einen Verstärkungsfaktor zugewiesen usw. usf. Solange die Platte mit diesen ganzen Daten zurechtkommt und alles auslesen kann, ist alles ok.
Schon im normalen Betrieb muß sehr oft die Fehlerkorrektur einspringen, was man an den Rohdaten-Lesefehlern (01: raw read error rate) sehen kann, sofern diese nicht unterdrückt werden.
Wenn die Fehlerkorrektur es nicht mehr schafft, eindeutige Ergebnisse zu liefern, wird der betreffende Sektor mehrfach ausgelesen, zum Auslagern markiert (C5: pending sector) bzw. gegen Reservesektoren ausgetauscht (05: reallocated sector count / C4: reallocated event count). Wann und wie das alles geschieht, liegt im Ermessen des Herstellers. Serverplatten beispielsweise geben nach einigen Millisekunden die Ausleseversuche auf, und melden den entprechenden Sektor dem RAID-Controller als "defekt". Schluß, aus, fertig. Zeit gespart (für die Fehlerkorektur ist der RAID-Controller zuständig!). Desktopplatten wiederum mühen sich redlich, doch noch brauchbare Daten auszulesen.
Ich hatte schon Platten in der Hand, da schrumpfte beim Auslesen die Anzahl der defekten Sektoren (C5, s.o.), aber diese tauchten nirgends auf. Spontanheilung sozusagen ;-)
Nun, die intern in den Platten gepflegten Listen (P-Liste: während der Produktion als defekt markierte Sektoren, bzw. G-Liste: "growth", also im Betrieb "gewachsen") sind da aussagekräftiger, aber an die kommt der normale Benutzer nicht ran.
Nun zum o.g. Zitat: Die Bewertung der S.M.A.R.T.-Attribute wird ganz willkürlich vom Hersteller festgelegt. Mal liegt der Schwellwert bei 1000 defekten Sektoren, mal erst bei 10000. Ein oder vier jedenfalls sind ganz normal und kein Grund zur Besorgnis! In den P-Listen stehen üblicherweise so etwa 1000 drin, je nach Modell und Sorgfalt während der Produktion.
Wenn sich jetzt Programmierer anmaßen, lediglich anhand einiger S.M.A.R.T.-Werte Aussagen treffen zu wollen, dann ist das schon sehr gewagt. Daher sind solche Warnungen mit Vorsicht zu genießen - auf den zeitlichen Verlauf kommt es an!
Meine 1,5TB Seagate läuft seit einem reichlichen Jahr, und zeigt mittlerweile 4 defekte (also verschobene / reallocated) Sektoren. Alles bestens.
2 vergangene Woche eingetrudelte, offenbar um- oder heruntergefallene Samsung HD103SI hatten jeweils schon weit über 2000 Einträge in der Fehlerliste. Das Auslesen gestaltet sich hier sehr mühsam, aber die S.M.A.R.T.-Werte sind trotzdem konstant. Nur der Extended Self Test meldet sinngemäß, daß die Platten wohl einen Handhabungsfehler erlitten haben ("08 - The previous self-test completed having a test element that failed and the device is suspected of having handling damage.")...
Fazit: Die Interpretation der S.M.A.R.T.-Daten erfordert einige Erfahrung, und gesunden Menschenverstand. Zumal viele Hersteller tricksen, und Defekte wundersam verschwinden lassen.
Gruß
Thomas
http://tk-datenrettung.de