TomH22 schrieb:
Aber es ist faktisch rein vom Aufwand garnicht möglich, jede benutzte Software nochmal selber z.B. einem Code Review zu unterziehen.
Naja. Aber auch das ist letztlich ne Ausrede. Wenn ich nicht fähig bin (aus was für Gründen auch immer) ein Produkt zu bauen, dann sollte ich es vielleicht besser lassen.
Um noch mal auf das Bäckerbeispiel zurück zu kommen. Wenn der nur gesundheitsgefährdenden Produkte herstellen kann, dann würde ja auch niemand auf die Idee kommen zu sagen: "Ja. Aber wir lassen das den trotzdem mal machen, sonst hätten wir ja gar keine Brötchen".
Es hat sich in der IT-Branche (das betrifft ja nicht nur einzelne Hersteller) eine Kultur etabliert, wo wir Fehler einfach tolerieren. Also nicht einfach nur "kann mal passieren"-Fehler, sondern das ist ja systematisch. Sonst wären die Probleme ja auch nicht so weit verbreitet. Auf der anderen Seite haben wir eine hohe Abhängigkeit von dieser Technik. Und dafür ist der Krempel einfach zu fragil.
TomH22 schrieb:
Auch der Bäcker verlässt sich z.B. darauf das die Lebensmittelüberwachung den Hersteller überwacht. Oder glaubst Du, der Bäcker schickt eine Probe vom Mehl jedes Mal ins Labor?
Ja. Aber diese Überwachung haben wir ja im Bereich Software nicht. Gibt ja keine Behörde die sich Open-Source-Software anguckt und dann sagt "iss unbedenklich".
Und ich verstehe ja auch das Dilemma. Denn wann immer sich ein Hersteller dazu entscheidet ein Review zu machen, hat er bei Open-Source immer das Problem das er die Kosten/Ressourcen dafür hat, aber alle anderen (inkl. der direkten Konkurrenz) davon profitieren.
Nur taugt das trotzdem nicht als Ausrede sich aus der Verantwortung zu stehlen.
Bei Projekten wie OpenSSL hat man das ja gesehen. Die haben alle fröhlich benutzt und Geld damit verdient, aber keiner hat mal geguckt: Was benutzen wir da eigentlich?
Die Folgen (z.B.Heartbleed) sind bekannt.
TomH22 schrieb:
Damals hat man notgedrungen viel selber gemacht. Die Qualität war in Summe viel schlechter als heute, aber die Probleme andere.
Ja. Das stimmt. Die Qualität hat in gewisserweise zugenommen.
Trotzdem (oder genau deshalb) ist es ein Armutszeugnis was die IT-Industrie da zum Großteil abliefert. Die machen ja qualitativ gute Open-Source-Software sogar schlechter, weil sie da ihren eigenen Kram dranpappen oder irgendwelche Uralt-Libs reinziehen die anfällig sind. usw.
Da ist noch deutlich Luft nach oben.
Also selbst wenn man das Zugeständnis macht, das es vom Start weg nicht fehlerfrei sein kann, weil Lücken erst später bekannt werden und man auch nicht die Ressourcen hat im Vorfeld proaktiv danach zu suchen, gibt es trotzdem noch genügend Bugs. Und spätestens die lassen sich dann nicht mehr wegdiskutieren.