Sicherung des hohen Beschäftigungsstandes als EZB-Ziel?

Tiba

Lieutenant
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In unserem Wirtschaftsunterricht heißt es momentan: Geld und Geldpolitik.
Dabei kommt natürlich auch die EZB als Thema und die letzte Diskussionfrage hieß: Soll die Sicherung eines hohen Beschäftigungsstandes in die Ziele der Europäischen Zentralbank aufgenommen werden?

Meine erste Frage wäre natürlich, wie die EZB das überhaupt erreichen würde, hier fällt mir nur die Erhöhung der Geldmenge ein, was natürlich Risiken mit sich bringt und ab einem bestimmten Maß im Widerspruch mit dem Inflationsziel steht.

Und dann eure Meinungen, aber auch Pro- und Kontra-Argumente, die über die eigene Meinung hinausgehen.

Ich selbst denke übrigens, dass dieses Ziel von den einzelnen Staaten besser geregelt werden kann als für ganz Europa, aber das ist nur die Meinung eines unkundigen Schülers ;-)
 
Nun, es ist ein allgemeiner Irrtum sozio-ökonomischer Natur, dass geglaubt wird, irgendjemand könne Beschäftigung durch Maßnahme politischer, auch politisch monetärer Art schaffen! Das geht nicht ! Beschäftigung schafft sich immer nur durch Nachfrage ! Und die ist abhängig von der Produktivität einer Wirtschaft !

Nun kann man die Nachfrage zwar steuern oder aber zu steuern versuchen; dadurch erreicht man aber nur Phasenverschiebungen; wenn man heute Nachfrage beispielsweise durch Erhöhung der Geldmenge künstlich hochzieht, um beispielsweise Arbeitsplätze zu "schaffen", wird irgendwann die Blase platzen ! Bestes Beispiel im Moment : Griechenland !

Aber auch die anderen Länder, nicht nur in Europa, insbesondere auch die USA, die sich den keynesianischen Deficit-Spending Theorien angeschlossen haben, haben alle mehr oder weniger mit dem Problem der Überschuldung zu kämpfen und eine dauerhafte hohe Arbeitslosigkeit ist überall die Folge !

Ironischer Weise ist es eigentlich der Abbau von Arbeitsplätzen – den unproduktiven nämlich - der letztlich Arbeitsplätze erhält bzw. sichere neue (produktive) Arbeitsplätze schafft; diese Handlungsweise aber ist höchst unpopulär und die Politik geht das Problem nicht wirklich an, sondern fährt das System lieber langfristig an die Wand !

Ein Beispiel hierzu:

Als die Deutsche Bank vor einiger Zeit gleichzeitig mit der Verkündung eines Rekordgewinnes den Abbau von 5.000 Arbeitsplätzen ankündigte, wurde sie praktisch von allen Seiten als unsozial an den Pranger gestellt ! Dennoch wäre die Entscheidung dieses Instituts richtig und wahrhaft „sozial“ gewesen, sofern es sich bei den zu entlassenden 5.000 Mitarbeitern auch tatsächlich um unproduktive Arbeitsplätze gehandelt hätte.

Ein Bankinstitut ist nämlich keine Sozialanstalt; es muss darauf achten, dass es Gewinne macht; das haben wir in der zurückliegenden Bankenkrise deutlich zu spüren bekommen. Andererseits entlässt ein Arbeitgeber keine Arbeitnehmer, deren Tätigkeit für ihn gewinnbringend, also produktiv ist ! Nun sollte man verstehen, dass durch die intermediale Kommunikation über Internet etc. und die moderne DV-Verarbeitung von Banking-Daten eben viele Mitarbeiter einer Bank nicht mehr gebraucht werden, die früher am Tresen standen und den Kunden beispielsweise ihre Überweisungsformulare ausgefüllt haben oder endlos Kundenaufträge in die EDV eingetippt haben !

Soweit es sich bei diesen 5.000 Mitarbeitern also um solche unproduktive, nicht mehr benötigte Kräfte gehandelt hätte, wäre die Entscheidung sie zu entlassen, gerade weil zu diesem Zeitpunkt Rekordgewinne angefallen sind, absolut richtig gewesen; diese Mitarbeiter hätten dann aufgrund der Ertragsstärke des Instituts auch einen Anspruch auf eine sehr ordentliche Abfindung realisieren können !

Um aus sozialen Gründen hingegen unproduktive Arbeitsplätze aufrecht zu erhalten, dafür ist ein Wirtschaftsunternehmen nicht da ! Je mehr unproduktive Mitarbeiter es beschäftigt, umso schneller verliert es seine Konkurrenzfähigkeit und würde außerdem zu einem Spielball für mögliche Übernahmeversuche ausländischer Konkurrenten mit allen Konsequenzen für den inländischen Markt und die dortigen Arbeitsplätze !

Vielmehr ist für soziale Leistungen der Staat zuständig, der für arbeitslos gewordene Menschen mit Sozialleistungen sorgen muss; dies kann er aber nur, wenn er entsprechende Steuereinnahmen zu Verfügung hat; diese hat er aber nur, wenn die Unternehmen entsprechend produktiv sind und Gewinne einfahren, die er besteuern kann !

So dreht sich die Schraube leider im Kreis, und weil offenbar in unserer heutigen Politik weltweit weitgehend der Mut fehlt, richtige Entscheidungen zu treffen, wird Unproduktivität in unserem Wirtschaftssystem durch vielerlei Entscheidungen gefördert, und die Folgen sollen dann eben durch immer weitere Ausweitung der Geldmenge reguliert werden !

Letztlich geht das nicht gut und durch die Förderung unproduktiven Maßnahmen wird dann die Arbeitslosigkeit nur gefestigt oder sogar weiter ausgeweitet !
 
Zuletzt bearbeitet:
meiner Meinung nach ist das ein Ziel, was besser auf staatsebene geregelt werden sollte und nicht auf EU-Ebene. Dass man versucht Preisniveaustabilität zu erreichen um den Euro stabil zu halten etc. sind Ziele die sich ganz gut EUweit regeln lassen und sinnvoll sind. Aber die Arbeitsmärkte sind eben eher eine nationale Angelegenheit, und daran sollte sich auch nichts ändern. Wäre auch glaube ich zu komplex das auf EU-Ebene zu steuern.
 
Zitat Eukerkerwe: "Nun, es ist ein allgemeiner Irrtum sozio-ökonomischer Natur, dass geglaubt wird, irgendjemand könne Beschäftigung durch Maßnahme politischer, auch politisch monetärer Art schaffen! Das geht nicht ! Beschäftigung schafft sich immer nur durch Nachfrage ! Und die ist abhängig von der Produktivität einer Wirtschaft !"

Ja, das geht wirklich nicht: Da die Produktivität Schaffung von mehr Produkten mit weniger Aufwand (Arbeit, also weniger Arbeiter) und konsequenterweise weniger Lohn, wie sollte die Nachfrage gerade dadurch gesteigert werden?

Damit ich mich nicht wiederhole:
barista schrieb:
[...]Die Leute die Geld haben und in ihrer Firma etwas produzieren, tun das nur für Gewinn. Die Leute die kein Geld haben, arbeiten für die anderen gegen Lohn und für deren Gewinn. So weit, so schlecht, weil: würden die einen keinen Gewinn machen, würden sie ihr Geld gar nicht 'arbeiten' lassen und würden sie gar nichts produzieren. Also, das Ziel dieser Wirtschaftsweise ist nicht der Wohlstand aller, sondern der Wohlstand derer, die Gewinne machen können, und zwar nicht in Schafen, Fahrrädern oder Wurst, sondern in Geld. Dieses Geld, das sich wie ein Wunder vermehrt, heißt Kapital und muss sich vermehren, damit die Leute Arbeit haben und davon leben können. Wenn das Kapital der Gesellschaft sich nicht vermehrt, kann auch der Staat nicht existieren, weil er auf der Grundlage der erhobenen Steuern existiert. Also, keine Gewinne - kein Kapital, kein Kapital - keine Steuern, also kein Staat. Kein Wunder also, wenn der Staat sich um das 'Wachstum' (Vermehrung des Kapitals) kümmert und sich Sorgen macht.[...]
 
Hallo @barist ! Liebe Grüße von Karl Marx und Fiedrich Engels !

Aber mal Spaß beiseite: wie kann man bloß so einen Quatsch für ernst nehmen ! Noch kein System hat wirtschaftlich mehr Wohlstand und trotz aller Rationalisierung größeren Beschäftigunsstand geschaffen für alle, als unser heutiges Wirtschaftssystem; natürlich hat es auch noch viele Fehler; einer davon ist, dass bislang nichts nachhaltig genug getan wird, die Arbeitnehmer wirkunsvoll am Produktivkapital zu beteiligen, was übrigens Horst Köhler anläßlich seiner letzten Amtseinführung als Bundespräsident massiv gefordert hat !

Mit Deiner vorsintflutlichen und rückwärtsgewandten Denkweise, die dazu wirtschaflich noch von geradezu falschen Parametern ausgeht, kannst Du gerne zurückkehren zu den Mißwirtschaften weltweit, die in der Vergangenheit auf Deinen Thesen aufbauend überall ihre Länder ruiniert und ihre Völker abgezockt haben !

Wir sind mit einer sozialen Marktwirtschaft wirtschaftlich auf dem richtigen Weg und werden und müssen diese immer weiter entwickeln, damit Auswüchse, wie zuletzt die Bankenmisswirtschaft, künftig begrenzt oder ganz ausgeschlossen werdn können !

Statt des verstaubten Marx' empfehle ich bEx7oR einmal nachhaltige Lektüre von Ehrhard/Müller-Armack !
 
Zitat: "Hallo @barist ! Liebe Grüße von Karl Marx und Fiedrich Engels !"

Danke! Liebe Grüße von Mickey Mouse und Donald Duck!

Zitat: "Aber mal Spaß beiseite: wie kann man bloß so einen Quatsch für ernst nehmen ! "

Ich habe einen Hang zu auffälligen Marotten.

Zitat: "Noch kein System hat wirtschaftlich mehr Wohlstand und trotz aller Rationalisierung größeren Beschäftigunsstand geschaffen für alle, als unser heutiges Wirtschaftssystem;"

Der hohe Beschäftigunsstand beeindruckt mich sehr, besonders angesichts der Beschäftigungslosigkeit und Armut.

Zitat: " natürlich hat es auch noch viele Fehler; "

Wem sagst du das ...

Zitat: " einer davon ist, dass bislang nichts nachhaltig genug getan wird, die Arbeitnehmer wirkunsvoll am Produktivkapital zu beteiligen,"

Wie auch, sie stehen in einem krassen Widerspruch. Aber jetzt, wo deine Arbeitnehmer alles aufgegeben haben außer ihren Dienst an dem Kapital und an der Nation, werden sie nicht nur am Produktivkapital beteiligt, sondern auch ihren Lohn in Form von Aktien bekommen und sonst einen Lohn bekommen, wenn ihre Firma die Gewinne einsackt, sonst nicht. Damit sie auch mal richtig mit ihren Kapitalisten mitfiebern und mitzocken.
Da wird gar nicht zählen, das sie das nicht wollen, so viel 'Verantwortung' werden sie nicht abschlagen können. Und noch 'wirkungsvoll' dazu.

Zitat: "was übrigens Horst Köhler anläßlich seiner letzten Amtseinführung als Bundespräsident massiv gefordert hat !"

Grüß bitte den alten Fuchs schön von mir, ja?

Zitat: "Mit Deiner vorsintflutlichen und rückwärtsgewandten Denkweise,"

Ich kann dir persönlich verraten, ich bin so etwas von dogmatisch, dass ich an einer einzigen Denkweise glaube, und zwar die richtige. Dazu noch mit der eigenen Neuronen. Bei diesen neuen modernen Denkweisen habe ich festgestellt, dass die Leute mit ihren Bankkonto und mit ihren iPhone denken.

Zitat: "die dazu wirtschaflich noch von geradezu falschen Parametern ausgeht,"

Ja, diesen wissenschaftlichen Kram ist mir auch ganz fremd. Ich kenne die Parameter nur als Funktionsparameter und nicht als Kapital und Gewinn.

Zitat: "kannst Du gerne zurückkehren zu den Mißwirtschaften weltweit, die in der Vergangenheit auf Deinen Thesen aufbauend überall ihre Länder ruiniert und ihre Völker abgezockt haben !"

Jetzt bitte nur nicht nervös werden, ja? Sie sind ja weg, stand vor etwa 20 Jahren ganz groß in Bild. Nein, das war Titanic. Ganz ruhig, wir haben es ihnen gezeigt.

Zitat: "Wir sind mit einer sozialen Marktwirtschaft wirtschaftlich auf dem richtigen Weg und werden und müssen diese immer weiter entwickeln, damit Auswüchse, wie zuletzt die Bankenmisswirtschaft, künftig begrenzt oder ganz ausgeschlossen werdn können !"

Das ist ein sehr ehrgeiziges Ziel. Ich wünsche dir viel Erfolg auf diesem schwierigem Weg, wo du mehrfach unangenehm an deinen Glaubensbrüder in der konkurrenzgeile Welt des Kapitals und der Finanzhaien stoßen wirst.

Und wenn ihr schon so viele Sachen ausschließen wollt, bitte denk an mich. Ich will auch ausgeschlossen werden. Eine Welt ohne Bankenmisswirtschaft könnte ich als Marxist nicht verkraften.

Zitat: "Statt des verstaubten Marx' empfehle ich bEx7oR einmal nachhaltige Lektüre von Ehrhard/Müller-Armack !"

Der arme Greis... Ich meine natürlich den Müller-Armagnac, nicht den bEx7oR.
Stand eigentlich die Abschaffung der Sozialen Marktwirtschaft nicht schon vor ein Paar Jahren in der Zeitung?

Danke, ich bleibe bei meinem 'verstaubten Marx'. Im Gegensatz zu dir habe ich keine Stauballergie.
 
... ach so ja, habe Mickey Mouse und Donald Duck leide nicht angetroffen; soll Dir aber einen schönen Gruß ausrichten von Goofy und Onkel Dagobert !

:heilig:
 
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