Das EM9900 ist ein Richtrohrmikrofon und dient unter Hinzunahme der Hypernieren-Charakteristik eigentlich dem Zweck, einen Sprecher über größere Distanz (z.B. mit Tonarm bei einem Interview) einzufangen. Der Unterschied gegenüber einem Mikrofon mit üblicher Nieren-Charakteristik liegt darin, dass der Aufnahmebereich nach vorne hin deutlich verengt ist. Alles was rundherum passiert, wird also stärker bedämpft bzw. im Vergleich zur eigenen Stimme leiser aufgezeichnet. Mit dieser Eigenschaft lässt sich der Sprecher also besser isolieren. Im Gegenzug hat man allerdings auch weniger Bewegungsfreiheit (beim Schwenken nach links oder rechts wird man schnell zu leise) und eine durch die Bauart bedingte recht hohe Länge des gesamten Mikros (in dem Fall ganze 43cm + Stecker/Kabel).
Die Spannungsversorgung erfolgt entweder per Phantomspeisung (XLR) oder beigelegtem Speiseadapter mit Batteriefach (oft mit 3,5mm Klinke, da primär für Kameras konzipiert).
Für VoIP würde ich solch ein Mikrofon persönlich nicht einsetzen, da sie schlichtweg viel zu lang sind und die reine Tonqualität im Vergleich zu einem Großmembraner bei gleichem Budget nicht mithalten kann.
Unter der Bezeichnung der "Kleinmembraner" werden normalerweise etwas kompaktere, stabförmige Mikrofone zusammengefasst. Diese werden aufgrund ihrer Impulstreue und ihres linear(er)en Ansprechverhaltens besonders gerne für die Aufnahme von Instrumenten eingesetzt.
Großmembraner hingegen finden sich eher bei Sängern und Sprechern. Deren Frequenzgang ist meist weniger linear, was für die Aufnahme von Stimmen jedoch nicht immer von Relevanz ist. Hier könnte man auch - oft sogar wohlwollend - vom "Sounding" sprechen.
Von den technischen Aspekten her erlauben die größeren Membranen meist einen höheren Eingangspegel und ein geringeres Eigenrauschen. Kleinmembraner hingegen sind tendenziell linearer abgestimmt und erlauben eine naturgetreuere Aufnahme.
Zu Einführung ganz empfehlenswert:
https://news.musicstore.de/wp-conte.../REC/REC_basics-mikro-typen_RM10050448seiten/
In der Praxis wäre es für dein Szenario grundsätzlich erstmal egal, für welche der beiden Bauarten du dich entscheidest, so lange du auf eine Nieren-Charakteristik oder enger (Hyper-/Superniere) achtest. Mit beiden kann man sehr hocherwertige Aufnahmen erzeugen, die den Rahmen der üblichen VoIP-Programme bzw. derer Codecs auch schnell sprengen.
Persönlich verwende ich einen "Pronomic SMC-1" Kleinmembraner für rund 35 Euro an einem Interface von Audient bzw. inwischen RME. Die Aufnahmequalität ist für die Preisklasse meines Erachtens sehr gut. Zudem ist die rückwärtige Dämpfung durch das geschlossene Gehäuse gegenüber offenen Großmembranern etwas besser (Kleinmembraner mit Niere sind hier generell ein klein wenig unempfindlicher).
Bei VoIP könnte ich auch eins meiner größeren "Studiomikrofone" wie etwa das Rode NT1 oder CAD E300 verwenden. Diese nehmen jedoch deutlich mehr Platz weg (was beim Zockern stört) und können ihr Potenzial in Teamspeak aufgrund der Komprimierung durch die Codecs ohnehin nicht voll entfalten. Letzteres wird auch bei den üblichen Streaming-Plattformen zum Problem, weshalb es auch für YouTuber und Twitcher eigentlich kaum Sinn macht, deutlich mehr als 100 Euro für ein Mikro auszugeben.
Aber genug der Theorie, hier einmal ein paar konkrete Empfehlungen:
- Audio Technica AT 2035 (Standardempfehlung, quasi die eierleigende Wollmilchsau in der u300-Euro-Klasse)
- Audio Technica AT 2020 (der sparsamere "kleine Bruder" des 2035, ist weniger linear, kommt außerdem ohne Spinne)
- Pronomic SCM-1 (persönliche Empfehlung, Erfahrungsberichte finden sich bei Amazon)
- Recording Tools MC-200 (laut einigen Stimmen im Netz ein echter Geheimtipp, die Marke ist übrigens eine Tocher von Oktava)
Wenns noch günstiger sein soll, dann einfach ein 15-20 Euro Mikrofon von Amazon besorgen. Dort gibt es diverse als "Studiomikrofon" getarnte Billig-Geräte mit Elektretkapsel, die oft mit "BM" oder "NW" anfangen. Sind von der Fertigungsqualität her zwar nicht der Renner, bieten für dein Preis dank Massenproduktion aber einen doch schon beachtlichen Sound. Die besagten Mikros kommen für gewöhnlich mit XLR-auf-Klinke-Kabel, können meist jedoch auch direkt an ein Interface angeschlossen und mit den +48V Phantomspeisung versorgt werden (vorher zur Sicherheit nochmal das Datenblatt konsultieren!). Habe selbst irgendwann mal ein BM-800 für gerade mal 15 Euro geschossen und muss sagen, dass die Teile für den Preis eigentlich schwer in Ordnung klingen. Jedenfalls deutlich besser als jedes noch so enthusiastisch umworbene Headset-Mikrofon.
Unter der günstigeren Interfaces empfehle ich qualitativ Audient, Focusrite und Steinberg (in absteigender Reihenfolge). Da wäre zum Beispiel das iD4, das Scarlett 2i2 oder und UR22. Seit kurzem gibt es auch von Mackie ein kleineres Interface namens "Artist 1.2", das mit ähnlicher Austattung kommt. Da es noch keine Reviews dazu gibt, lässt sich über die Qualität des Gerätes aber nur mutmaßen...
Als günstigste Option käme vielleicht noch das Behringer U-Phoria UMC204HD infrage. Da befindet man sich dann allerdings schon an der unersten Schwelle dessen, was man
noch guten Gewissens empfehlen kann.
Bezüglich der Qualität der Wandler und Vorverstärker darfst du in der Preisklasse um die 100 Euro keine riesen Unterschiede erwarten.
Meinerseits würde ich jedoch zu Audient raten, da deren Interfaces spätestens ab dem größeren iD14 (welches ich selbst lange verwendet habe) schon Komponenten enthalten, die auch in den High-End-Geräten zum Einsatz kommen. Das iD4 ist aufgrund der Preisklasse natürlich etwas abgespeckt, soll laut Berichten aber dennoch sehr gut performen. Die Wahl sollte man im Endeffekt jedoch in erster Linie von der Funtkionalität (Bedienbarkeit und Angebot der Anschlüsse) abhängig machen.
Die verbauten DACs/AMPs sind übrigens völlig ausreichend, so lange man ihnen keine 600 Ohm entgegenstellt
Nachtrag:
Das Blue Yeti ist unter Streamern und YouTubern völlig gehyped, für seinen Preis aber kein außerodentlich gutes Mikrofon. Das Rode NT (übrigens der direkte Konkurrent zum AT2020 USB) wäre hier schon eher meine Wahl, wenn es denn unbedingt USB sein soll.
Ansonsten empfehle ich einen Blick auf das MCU-02.