Sodele, nach dem ich nun das Gerät erhalten habe und ein paar Abende zum Testen fand, hier mein Senf dazu. Im großen und ganzen würde ich dem Simmons von pcmonitors.info recht geben, aber nicht so ganz bezüglich der Beurteilung.
AOC selbst hat seinen Job IMHO gut gemacht, von ein paar kleinen Schnitzern abgesehen.
DDC/CI funktioniert wie üblich, ohne Probleme (Helligkeit, Kontrast).
Kontrastbilder (lagom) = fast optimal. Ordentliche Abdeckung aller Stuffen. In Blacklevel-Test sind auch die dunkelsten noch zumindest erahnbar.
Optik, Mechanik: schön, wirkt robust, kein unnötiges Gamer-Geil-Blinki-Blinki, alles da wo es hin gehört, keine Kratzer, keine Kleberreste, o.ä.
Bezüglich Schwarzwert kann ich nicht klagen, ist ziemlich gut (für TN-Benutzer: SEHR GUT!!). Die Krümmung ist durchaus hilfreich, aus der normalen Sichtposition und auch bei Kopfbewegung innerhalb der üblichen Bereiche (also da wo bei TN schon der Farbverlauf ins Auge sticht) ist keine nennenswerte Änderung im Bild erkennbar. Hier z.B. ein Bild mit schwarzen Rändern (einen älteren Shooter explizit auf 4:3) im dunklen Raum.
Und das einer Objektiventfernung von ca. 80cm, also nicht ein paar Meter wie bei so manchen "Profi-Tests". D.h. im Klartext: keine glühende Ecken wie beim IPS-Müll, kein Pseudoschwarz (=Dunkelgrau) der billigen TNs. Und dabei kann man den Kopf noch ruhig hin und her bewegen. Nur wenn ich aufstehe oder mit dem Stuhl zur Seite rolle kommt langsam eine Aufhellung von Schwarz, aber das ist relativ gleichmäßig und für mein Empfinden harmlos, ähnlich wie das, was ich so von klassischen S-PVA kenne, nur Büro-MVAs sind vielleicht einen Tick besser.
Sowas wie "VA glow" kann man aber schon triggern, wenn die Helligkeit auf (fast) voll aufgedreht wird und die Umgebung dunkel ist. Aber, ganz ehrlich, ich habe das Ding nie auf höher als 40% Helligkeit gestellt, bei Tischlampenlicht eher auf ca. 20%, beim Zocken 25-40%. Das reicht einfach, Brillanz bleibt dabei gut (d.h. der statische Kontrast ist hoch genug).
FRC: funktioniert optimal, 256 Stufen im Gradient ohne irgendeinen Knick darstellt, auch großflächige bunte Verläufe sind kein Problem. Wer hier meint, nur 64 Abstufungen zu sehen, sollte einen Augenarztbesuch erwägen.
Gamma-Shift ist in vertikaler Bewegung praktisch vernachlässigbar, d.h. Gamma bei Default-Einstellung im Lagom-Testbild ist stets zwischen 2.1 und 2.2. Für einen VA ist das IMO sehr stabil.
Wenn man den Kopf seitlich verschiebt, fällt manchmal eine leichte Verschiebung von braun zu grau auf, aber das ist vergleichsweise gering.
Zum Overdrive und Gaming-Performance: viele OD-Stufen einstellbar, die auch etwas bewirken. Medium oder Strong fand ich am besten, bei dunkleren Spielen eher Medium, bei helleren bunteren eher Strong, das übersteuert zwar, aber nur leicht und fällt da weniger auf. Wenn FS aus ist, gibt es noch eine extra Stufe, wobei Strobing zugeschaltet wird - fand ich aber eher nutzlos.
Schlieren/Schmieren läuft mal so mal so. Ich habe ein paar eigene Testbildchen, die mit S-PVA und AMVA krasses Schmieren auslösen, und bei AOC ist das alles im akzeptablen Bereich (also deutlich besser als S-PVA und viel besser als billige Büro-AMVA). Naja, bis auf Testbilder mit großen homogenen schwarzen und dunkelgrauen Flächen, da komm manchmal doch erkennbares Schmieren. Aber in den Spielen ist das eher selten, auf dem Desktop auch. Sprich: es kann manchmal stören, aber ich kann damit gut leben, ist alles besser als VA aus dem letzten Jahrzehnt.
MBR: wie bei so vielen Monitoren - da wo die Reaktionszeit nicht reicht, schadet es mehr als es nützt, dann hat man halt lustige Doppelbilder statt Unschärfe. Beim AOC ist es mal so mal so, bei bunten Inhalten so halbwegs akzeptabel, bei anderen weniger, und OD hilft da kaum. Das habe woanders schon besser in Aktion gesehen (ok, es waren Gaming-TNs). Wenigstens ist Strobing feiner einstellbar als beim Samsung (viele Stufen statt VollKrassHell). Ich kann jedenfalls auf Strobing verzichten.
Pixelinversion: beim Arbeiten oder Zocken ist nichts aufgefallen. Auch "Haut-Videos" aus nächster Nähe zeigen keine Auffälligkeiten, jedenfalls mir nicht. Mit den Lagom-Testbildern kann man schon das eine oder andere Fehlverhalten auslösen. Es flimmert zwar nicht oder kaum, aber die Umgebung des Testbilds kriegt manchmal feine Muster im Bild. Ist nicht schlimm, ändert auch kaum was am Bildinhalt, aber man merkt dann halt, dass es irgendwo komisch krisselt. Sowas z.B., diese grünen Pixel im Grau (links Mitte) tauchen nur dann auf, wenn das Testbild rechts daneben steht.
Was OSD-Steuerung angeht, die ist ganz hübsch, aber die Bedienung finde ich etwas zäh. Also langsam, teilweise unnötige Animationen (mir geht sowas auf den Senkel, ich bin ja kein Apple-User). Zum anderen etwas überladen obwohl nur eindimensional navigierbar (unpraktisch). Andererseits: andere Monitorhersteller verwenden gleich einen Joystick für einfache Menüs, mit tlw. nicht intuitivem Verhalten (finde ich auch doof).
Input-Lag ist rein subjektiv kaum vorhanden. Das Geschehen "klebt" an der Maus.
Nun aber zum großen Kritikpunkt an dem Monitor: das Panel. Das ist scheinbar ein Klon vom Samsung SVA. Ich war etwas naiv und habe gehofft, meine letzten Erfahrungen mit C24FG73 nicht wieder machen zu müssen. Auf den habe ich damals geschimpft, weil das Schriftbild stets verwaschen wirkte, und dabei das AG-Coatings als Ursache vermutet. Aber vermutlich war es andersherum, vielleicht hatte der Samsung das gröbere Coating und das hat die Probleme von SVA (d.h. die Effekte durch zweigeteilte Subpixeln) nur verschleiert, während sie beim AOC mit etwas feinerer Mattierung halt sofort auffallen.
Wie auch immer, finde ich ok. Je nach Schriftart wirken die Buchstaben entweder zerfranst oder unscharf, d.h. je mehr die Schriftart oder die Grafik mit Glättung oder Schlagschatten arbeiten, desto schlimmer wird es. Schatten sehen tlw. abgetrennt aus, Icons werden verformt, Dinge wie runde Punkte haben eine seltsame undefinierbare Form.
Mit Kamerabild (Macro-Aufnahme kann man gut reinzoomen) sieht dann die Unterbrechungen und dadurch entstehenden Ausfranser und ähnliches, z.B. Ränder von vertikalen Strichen haben eine Art farbige Perforation. Bei dunkleren Farben (grauer Hintergrund) sind nur obere Pixelhälften beleuchtet, man könnte damit auch sagen, das Fliegengitter wird dadurch dicker.
Das mag nun jeder anders sehen. Zum Zocken ist der Monitor schon ziemlich gut und man kann sich an alles gewöhnen, und das neuste Windows-Update mit dunklen Themes macht es etwas erträglicher. Aber ich, für meinen Teil, will auch längere Zeit mit kleinen Fonts im beliebigen Editor arbeiten (drauf starren, ohne dass mir die Augen tränen). Und dann muss es auch scharf sein.
Fazit: gib mir diesen Monitor und bedingungsloses Grundeinkommen (nur zocken, nix arbeiten), und es wäre das perfekte Gerät. Aber so wie heute ist das halt ein fauler Kompromis.