"Eine ... Studie gelangt zu dem Schluss, dass ein überwiegender Teil der Internet-Nutzer zum ersten Mal über eine Suchmaschine mit Urheberrechtsverletzungen in Kontakt kommen."
Echt? Wer hätte das gedacht? Wo doch der überwiegende Teil der Internet-Nutzer mit
ALLEM erstmals über eine Suchmaschine in Kontakt kommt.
Was wird wohl die nächste Erkenntnis sein? Dass die Welt eine Kugel ist und um die Sonne kreist?
Und was soll uns das denn jetzt sagen? Dass Suchmaschinen böse sind und schuld daran, dass die arme Rechteverwertungsindustrie zugrunde geht?
Ich verrate denen mal ein anderes "Geheimnis": 100% des illegalen Austauschs urheberrechtlich geschützter Daten läuft über die Server und sonstige Infrastruktur von Zugansprovidern und Co. Genauso wie die Suchanfragen der "Raubkopierer" über Google und Co. laufen. Da hat keiner eine saubere Weste.
Und man sollte die durch Urheberrechtsverletzungen generierten Datenmengen und Klicks nicht unterschätzen. Die machen zeitweise mehr als die Hälfte des gesamten Datenverkehrs im Internet aus.
Wenn man wirklich jeden zur Verantwortung ziehen will, der an Urheberrechtsverletzungen mehr oder weniger direkt beteiligt ist und davon profitiert, dann muss man das Internet zwangsläufig ganz abschalten. Und darüber hinaus auch die Hersteller von Hardware und Software verknacken, die für Urheberrechtsverletzungen genutzt wird. Von der Festplatte bis zum Betriebsystem.
Urheberrechtsverletzungen sind nunmal elemetarer Bestandteil der ganzen IT- und Telekommunikationswelt. Das war schon zu Zeiten der ersten Computer-Bastel-Clubs so und ist heute nicht anders. Nicht weil die Menschen spontan zu gewissenlosen Kriminellen mutiert sind, sondern einfach nur, weil das alte Urheberrecht mit den neuen technischen Möglichkeiten einfach nicht in Einklang zu bringen ist. Da prallt ein 100 Jahre altes Geschäftsmodell (das selbst seinerzeit nur durch technische Entwicklungen wie Schallplatten, Rundfunk usw. möglich wurde), in dem Informationen wie Stückgut gehandelt werden, auf neue Umstände, die es komplett adabsurdum führen.
Da werden letztendlich weder Verbote und Strafandrohungen noch Überwachungs- und Zensurbestrebungen helfen. Die Rechteverwertungsindustrie muss sich im Zeitalter der Digitalisierung und weltumspannenden Vernetzung einfach damit abfinden, dass sie z.B. Musik- oder Schauspielkonserven nicht mehr wie Kartoffeln oder Socken vermarkten können. Da muss man schon intelligenter ran gehen.
Informationen haben, wenn sie von der Kopplung mit einem materiellen Datenträger befreit sind, ganz andere Eigenschaften als materielle Handelsobjekte. Dem muss Rechnung tragen und neue Geschäftsmodelle für deren Vermarktung entwickeln. Oder auch eine Rückbesinnung auf alte Geschäftsmodelle, die von dieser Problematik gar nicht erst betroffen sind. (Z.B. haben gute alte Konzerte gar kein Problem mit dem Internet und seinen freien Informationsströmen, sondern sind heute profitabler und erfolgreicher als jemals zuvor. Das selbe gilt für Merchandising usw.)