S
Skorge
Gast
Eigentlich wollte ich mir heute das Sigma 105/2.8 Macro kaufen. Das neue - mit Stabi - soll auf Augenhöhe mit dem legendären Nikkor 105/2.8 Micro liegen. Mein Fachhändler in Hamburg hatte erst gestern den Preis des Sigmas dem aktuellen Netzkurs angeglichen: 629€. Das Nikkor kostet 789€ und kommt aus China, die beiden anderen sind Made in Japan.
Bei aller Vorfreude kam mir dann die Idee, das wesentlich günstigere Tamron SP AF 90mm F/2,8 Di MACRO 1:1 im Laden zu testen und - wenn es halbwegs brauchbar erscheint - die Restliquidität in einem Weitwinkel zu versenken. Dummerweise hatte ich das Weitwinkel (ein Sigma 10-20, 4-5,6) zuerst auf meiner D5100. Drei Testfotos trugen maßgeblich zur Kaufentscheidung bei.
Jagdszenen im Schrebergarten: selten lassen sich die kleinen Models dazu bewegen, eine Position einzunehmen, die einen gesunden Schärfeverlauf gewährleistet. (ISO 800, 1/400sec., f9)
Der AF des Tamron ist im Makro-Bereich... nun ja, vorhanden, er macht sich lautstark bemerkbar. Dummerweise ist er im Nahbereich nur bedingt brauchbar. Kontrastarme Motive sind fast nur mit manuellem Fokus zu bändigen. Den Switch von auto auf manuell erledigt man über den Fokusring, der sich über ein gutes Drittel des Objektives erstreckt. Man zieht den breiten Ring zurück, nach einem deutlichen Einraster-Klack wird manuell fokussiert. Sehr pfiffig: merkt man, dass man mit AF nicht weiterkommt, muss man nicht erst lange nach einem Schalter suchen. Einen bei Makro-Objektiven üblichen Schalter hat das Tamron allerdings: man kann den Fokusbereich einschränken, das soll dem AF bei seiner schweren Arbeit helfen.
Der AF des 105er Sigma war zwar flüsterleise, bei Konstrastarmut aber ebenfalls nicht sonderlich treffsicher. Es blieb also die Frage: Will ich 240€ für einen Stabi und 15mm mehr Brennweite zahlen? Da die D5100 auch in hohen ISO-Werten noch ihren Spaß hat und so für kurze Verschlusszeiten sorgen kann, war die Frage beantwortet.
ISO 400, 1/250.sec, f9
Was die beiden Fremdkörper vom Nikkor unterscheidet, ist die traurige Tatsache, dass nur Letzteres über Innenfokussierung verfügt. D. h., beim Tamron und beim Sigma fährt der Tubus beim Fokussieren raus, was bedeutet, dass es sich dem Motiv nähert oder von selbigem entfernt, wenn man scharfstellt. Will man die volle 1:1-Vergrößerung, fokussiert man gewissermaßen, indem man die Kamera mit voll ausgefahrenem Objektiv in Richtung Motiv bewegt, bis die gewünschte Schärfeebene erreicht ist.
Das kann einem bei Verwendung auf 'nem Stativ schon mal auf die Nerven gehen. Man hat seine kleine Szenerie hübsch hingestellt, um dann zu merken, dass man das Dreibein 0,5cm zurückbewegen muss. Nutzt man's freihand um sechsbeiniges Flugvieh zu jagen und das Rohr fährt raus, können schreckhafte Insekten schonmal das Weite suchen. Generell ist es ratsam, freihand im Nahbereich eine 1/250sec. Belichtungszeit nicht zu unterschreiten. Der nicht vorhandene Stabi besteht geradezu darauf.
ISO 800, 1/400sec., f9
Das 90er Tamron hat von den drei Objektiven mit 29cm die kürzeste Naheinstellungsgrenze, d. h., man muss sehr nah ans Motiv, um die vertraglich zugesicherte 1:1-Vergrößerung zu erreichen. Hat man das geschafft, merkt man, wie wenig Spielraum in Sachen Schärfe zur Verfügung steht. Dafür kann das Tamron freilich nichts, das ist u.a. der Fluch des großen Sensors. Man hat mehr Bokeh als einem lieb ist. Abblenden ist also angesagt, je nach Motiv Blende 8-16, notfalls höher, f32 ist die kleinste Blende.
ISO 100, 1/320sec., f5
Oft wird behauptet, Makro-Objektive würden als Portrait-Linse eine gute Zweitverwertung anbieten. Bedingt stimmt das, immerhin sind diese Objektive recht scharf, auch das Tamron ist hier keine Ausnahme, im Gegenteil, es gilt als eines der Schärfsten. Wer allerdings vorwiegend Portraits schießt, ist mit einem 50/1,8 oder 85/1,8 besser bedient. Das 50/18G ist bereits bei f2,8 knackscharf. Auch das Tamron entfaltet erst leicht abgeblendet seine volle Pracht. Das softere Bokeh fürs Portrait liefert also das günstige 50er.
ISO 500, 1/250sec. f10
Wer kann mit dem Tamron etwas anfangen? Jeder, der mit Stativ und Ruhe relativ unbeweglichen Motiven nachstellt. Wer - insbesondere als Makro-Einsteiger - wuselige Insekten jagen will, sollte in den sauren Apfel beißen und 400€ mehr für das 105er Nikkor ausgeben. Über dessen AF hört man viel Gutes, es hat einen Stabi und - wie erwähnt - Innenfokussierung. Das hat nicht nur im finanziellen Sinne seinen Preis, die beiden 105er von Nikon und Sigma sind wesentlich schwerer als das Tamron. Auf einer relativ kleinen Kamera wie der D5100 macht das Tamron eindeutig die bessere Figur, wobei das Kunststoffgehäuse keinesfalls billig wirkt. Letztendlich ist jede Lösung ein Kompromiss.
Wer als Makro-n00b etwas lernen will, ist mit dem Tamron gut bedient. Man produziert anfangs jede Menge Ausschuss, lernt aber dabei, seine Kamera blind zu bedienen. Sollte irgendwann der Umzug aufs Vollformat anstehen, das Objektiv zieht mit. Das Tamron ist definitiv kein Knipserglas. Wer sich darauf einlässt, hat für ca. 390€ einen echten Klassiker in der Tasche. Eine interessante Bauweise hat es obendrein: die Frontlinse steckt so tief im Tubus, dass locker zwei Espresso reinpassen würden.
Die Insektenbilder entstanden alle freihand, bis auf den Weißabgleich alles auf M. Mehr oder weniger (ca. 30-50%) gecropped sind sie alle. JPG out of the Cam. Man kann mit Stativ und RAW-Bearbeitung sicherlich mehr aus diesem Objektiv hervorholen.
Bei aller Vorfreude kam mir dann die Idee, das wesentlich günstigere Tamron SP AF 90mm F/2,8 Di MACRO 1:1 im Laden zu testen und - wenn es halbwegs brauchbar erscheint - die Restliquidität in einem Weitwinkel zu versenken. Dummerweise hatte ich das Weitwinkel (ein Sigma 10-20, 4-5,6) zuerst auf meiner D5100. Drei Testfotos trugen maßgeblich zur Kaufentscheidung bei.
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Jagdszenen im Schrebergarten: selten lassen sich die kleinen Models dazu bewegen, eine Position einzunehmen, die einen gesunden Schärfeverlauf gewährleistet. (ISO 800, 1/400sec., f9)
Der AF des Tamron ist im Makro-Bereich... nun ja, vorhanden, er macht sich lautstark bemerkbar. Dummerweise ist er im Nahbereich nur bedingt brauchbar. Kontrastarme Motive sind fast nur mit manuellem Fokus zu bändigen. Den Switch von auto auf manuell erledigt man über den Fokusring, der sich über ein gutes Drittel des Objektives erstreckt. Man zieht den breiten Ring zurück, nach einem deutlichen Einraster-Klack wird manuell fokussiert. Sehr pfiffig: merkt man, dass man mit AF nicht weiterkommt, muss man nicht erst lange nach einem Schalter suchen. Einen bei Makro-Objektiven üblichen Schalter hat das Tamron allerdings: man kann den Fokusbereich einschränken, das soll dem AF bei seiner schweren Arbeit helfen.
Der AF des 105er Sigma war zwar flüsterleise, bei Konstrastarmut aber ebenfalls nicht sonderlich treffsicher. Es blieb also die Frage: Will ich 240€ für einen Stabi und 15mm mehr Brennweite zahlen? Da die D5100 auch in hohen ISO-Werten noch ihren Spaß hat und so für kurze Verschlusszeiten sorgen kann, war die Frage beantwortet.
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ISO 400, 1/250.sec, f9
Was die beiden Fremdkörper vom Nikkor unterscheidet, ist die traurige Tatsache, dass nur Letzteres über Innenfokussierung verfügt. D. h., beim Tamron und beim Sigma fährt der Tubus beim Fokussieren raus, was bedeutet, dass es sich dem Motiv nähert oder von selbigem entfernt, wenn man scharfstellt. Will man die volle 1:1-Vergrößerung, fokussiert man gewissermaßen, indem man die Kamera mit voll ausgefahrenem Objektiv in Richtung Motiv bewegt, bis die gewünschte Schärfeebene erreicht ist.
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Das kann einem bei Verwendung auf 'nem Stativ schon mal auf die Nerven gehen. Man hat seine kleine Szenerie hübsch hingestellt, um dann zu merken, dass man das Dreibein 0,5cm zurückbewegen muss. Nutzt man's freihand um sechsbeiniges Flugvieh zu jagen und das Rohr fährt raus, können schreckhafte Insekten schonmal das Weite suchen. Generell ist es ratsam, freihand im Nahbereich eine 1/250sec. Belichtungszeit nicht zu unterschreiten. Der nicht vorhandene Stabi besteht geradezu darauf.
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ISO 800, 1/400sec., f9
Das 90er Tamron hat von den drei Objektiven mit 29cm die kürzeste Naheinstellungsgrenze, d. h., man muss sehr nah ans Motiv, um die vertraglich zugesicherte 1:1-Vergrößerung zu erreichen. Hat man das geschafft, merkt man, wie wenig Spielraum in Sachen Schärfe zur Verfügung steht. Dafür kann das Tamron freilich nichts, das ist u.a. der Fluch des großen Sensors. Man hat mehr Bokeh als einem lieb ist. Abblenden ist also angesagt, je nach Motiv Blende 8-16, notfalls höher, f32 ist die kleinste Blende.
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ISO 100, 1/320sec., f5
Oft wird behauptet, Makro-Objektive würden als Portrait-Linse eine gute Zweitverwertung anbieten. Bedingt stimmt das, immerhin sind diese Objektive recht scharf, auch das Tamron ist hier keine Ausnahme, im Gegenteil, es gilt als eines der Schärfsten. Wer allerdings vorwiegend Portraits schießt, ist mit einem 50/1,8 oder 85/1,8 besser bedient. Das 50/18G ist bereits bei f2,8 knackscharf. Auch das Tamron entfaltet erst leicht abgeblendet seine volle Pracht. Das softere Bokeh fürs Portrait liefert also das günstige 50er.
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ISO 500, 1/250sec. f10
Wer kann mit dem Tamron etwas anfangen? Jeder, der mit Stativ und Ruhe relativ unbeweglichen Motiven nachstellt. Wer - insbesondere als Makro-Einsteiger - wuselige Insekten jagen will, sollte in den sauren Apfel beißen und 400€ mehr für das 105er Nikkor ausgeben. Über dessen AF hört man viel Gutes, es hat einen Stabi und - wie erwähnt - Innenfokussierung. Das hat nicht nur im finanziellen Sinne seinen Preis, die beiden 105er von Nikon und Sigma sind wesentlich schwerer als das Tamron. Auf einer relativ kleinen Kamera wie der D5100 macht das Tamron eindeutig die bessere Figur, wobei das Kunststoffgehäuse keinesfalls billig wirkt. Letztendlich ist jede Lösung ein Kompromiss.
Wer als Makro-n00b etwas lernen will, ist mit dem Tamron gut bedient. Man produziert anfangs jede Menge Ausschuss, lernt aber dabei, seine Kamera blind zu bedienen. Sollte irgendwann der Umzug aufs Vollformat anstehen, das Objektiv zieht mit. Das Tamron ist definitiv kein Knipserglas. Wer sich darauf einlässt, hat für ca. 390€ einen echten Klassiker in der Tasche. Eine interessante Bauweise hat es obendrein: die Frontlinse steckt so tief im Tubus, dass locker zwei Espresso reinpassen würden.
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Die Insektenbilder entstanden alle freihand, bis auf den Weißabgleich alles auf M. Mehr oder weniger (ca. 30-50%) gecropped sind sie alle. JPG out of the Cam. Man kann mit Stativ und RAW-Bearbeitung sicherlich mehr aus diesem Objektiv hervorholen.