Umzug von on-premise Infrastruktur in Cloud-Umgebung

leetex

Ensign
🎅Rätsel-Elite ’24
Registriert
März 2014
Beiträge
154
Hallo zusammen,

vorweg, dieser Thread soll nicht dazu dienen Pro/Contra von diesen komischen Wolken gegenüber zu stellen oder eine Kaufberatung darstellen.
Ich möchte nur wissen, ob jemand von euch schon praktische Erfahrungen damit gesammelt hat, die lokale IT-Infrastruktur in die Cloud auszulagern.

TL;DR: Wir (mittelständisches Unternehmen mit mehreren nationalen Standorten) benötigen neue Server und erwägen gerade, das Ganze in ein nationales Rechenzentrum auszulagern. Gibts Erfahrungen zu Fallstricken, Performance etc.?

Grober Überblick:
- mehrere Standorte verbunden über EthernetConnect
- jeweils diverse ESXi-Server mit vielen virtuellen Maschinen (u.a. Domaincontroller, Fileserver, Datenbankapplikationen)
- Netphone Anlage

Nun wurde die Idee in den Raum geworfen, das Ganze in ein Rechenzentrum auszulagern:
- EthernetConnect Verbindungen nicht mehr notwendig
- DCIP Leitung (600Mbit oder 1Gbit) von jedem Standort direkt ins Rechenzentrum
- Rechenzentrum als zentraler Internet-Breakout
- virtuelle Maschinen in Rechenzentrum verschieben
- Überlegung: nur noch IGEL-Clients benutzen

Hat irgendjemand von euch schon einmal in so einer Cloud-Lösung gearbeitet oder so etwas vielleicht selber schon einmal realisiert und kann Auskunft darüber geben, wie performant das Ganze ist oder auf was besonders zu achten ist?

Grüße, leetex
 
leetex schrieb:
Ich möchte nur wissen, ob jemand von euch schon praktische Erfahrungen damit gesammelt hat, die lokale IT-Infrastruktur in die Cloud auszulagern.
Fast täglich.

Fragen die du dir stellen solltest:

Wie steht es um:
- Verfügbarkeit des Rechenzentrums
- Verfügbarkeit der Internetleitung vom Standort -> Rechenzentrum
- das Backup?
- "Nationales Rechenzentrum"? Vertraust du denen? Was wenn Sie gehackt werden?
- Arbeitest du mit Kundendaten? Darfst du die Auslagern?
- DSGVO?
- willst du Hardware mieten (deren Hardware in deren Rack), oder Colocation (deine Hardware in deren Rack) machen?
- Was passiert bei Hardware Ausfall?

Du solltest im Auge haben:
- Kosten und Dauer der Migration
- Lizenzkosten
- ...

Performance sollte in der Größenordnung deiner Internetleitung keine Rolle spielen. Generell solltest du dich an ein Systemhaus wenden, die werden dich mit Kusshand nehmen und dir das Blaue vom Himmel versprechen und sagen "klar können wir das machen". Fraglich zu welchem Preis und mit welchen Einschränkungen das am Ende laufen wird. Die Auswirkungen auf den Alltagsbetrieb kann dir keiner voraussagen, ich würde es an deiner Stelle nicht tun (Subjektive Meinung). In solchen Projekten wird oft vieles im Vorfeld vergessen weil es nicht sauber geplant wird und am Ende dann 1. teuer und 2. oft nicht wieder rückgängig zu machen.

Wenn du allerdings einen guten Partner findest, der ein solches Projekt detailliert plant und dann noch preislich attraktiv ist - wieso nicht?
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Asghan, Zensai und LoveBunnyHunter
Das ist aber keine Cloud was du da beschreibst sondern stinknormales "housing/Colocation" nur das die Server nicht mehr bei euch stehen sondern Zentral in einem RZ eurer wahl. Eingesperrt in einem Käfig.

Cloud beschreibt das du Services nutzt und keine eigenen Server mehr hast.
Gut du kannst auch ESXI Hosting einkaufen. Dann haben aber dritte Zugriff auf die Server.

Habt ihr die Kosten mal gegen gerechnet?

Was immer wieder vergessen wird ist die Latzenz. Sobald es aufs WAN geht, hast du Latzenz.
Das mögen manche Anwendungen nicht und fühlen sich dann träge an etc.


Nur Igel Clients sind meist auch nicht billiger als normale Desktops. Das mußt du klären ob die Anwedungen auf einen Terminal/Xen zum laufen bekommst. Büro kram sollte ja gehen.
Dann die Lizenzkosten für so ne Aktion gegen rechnen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Asghan
Das kommt immer auch darauf an, was ihr euch davon erhofft bzw wie viel der RZ-Betreiber machen soll und wie viel weiter eure IT.
Mietet ihr nur die Hardware (Server, Netzwerk) an und betreibt die ESXi, VLANs etc alles selbst? Dann ist euer Single-Point-of-Failure eure Internetanbindung. Fällt diese aus und ist es gibt keine Redundanz, dann sind die Mitarbeiter offline. Einzig die initialen Kaufkosten habt ihr gespart, über den Nutzungszeitraum von z.B. 5 Jahren zahlt ihr dann vermutlich insgesamt mehr, nur eben monatlich.
Auch ein wichtiges Thema ist natürlich die vollständige Verschlüsselung aller eurer Daten, VMs und Backups, gerade und vor allem wenn die Daten "woanders" liegen.
 
Vielen Dank für die Antworten.

kamblars schrieb:
Das sind alles Sachen, die bei der eventuellen weiteren Planung besprochen werden. Es ging hier erstmal darum, ob das generell in Frage käme.
Wegen dem "das Blaue vom Himmel versprechen" wollte ich vorher gerne unabhängige Erfahrungen hören. Systemhäuser versprechen teilweise so gut wie alles und am Ende kommt nicht das raus, was man erwartet/Versprochen bekommen hat:
tree-swing-project-management-large.png


konkretor schrieb:
Das wär glaub ich so ein MischMasch, da wir mit der neuen Version unseres ERP-Systems (auch) in die Cloud gehen.
Bzgl. Latenz: das ist mir bewusst, aber die Telekom bietet für solche sachen DCIP-Leitungen an, die um einiges performanter sind, als normales DSL/VDSL.

snaxilian schrieb:
Die Hardware soll gemietet werden, aber die ESXi-Server etc. würden dann von uns betrieben werden.

Die meisten von euch angesprochenen Punkte würden erst in der weiteren Planung weiter ausgeführt und diskutiert werden.
Vielen Dank für die Denkanstöße auf jeden Fall.

@kamblars Wie kommt deine subjektive Meinung zu stande, dass du das eher nicht machen würdest? Doch zu viele Stolperfallen?
Ohne Unterstüzung eines Systemhauses, dass ggf. schon einige gute Referenzen in dem Bereich gesammelt hat, würden wir das Thema auch nie im Leben anpacken, dazu fehlt es uns an "Manpower" und Wissen in dem Bereich.

Grüße, leetex
 
Unterschätze das Thema Latenz nicht.


Wir haben hier zwei Standorte mit jeweils 1 Gbit angebunden und es sind genau 3 hops dazwischen und 3 ms dazwischen. Trotzdem merkst du es. Die ganze Strecke sind ca. 120 km .

Macht auf Test zu dem Thema
Die Leitungen der Telekom sind nicht umsonst....
Dazu mach dir Gedanken über qos auf der Leitung. Nicht das jemand große Files verschiebt und alles andere stockt.
 
Wenn ihr wirklich nur die Hardware nicht mehr kaufen wollt, habt ihr mal an Leasing gedacht? Dann seid ihr ebenso weg vom Thema der hohen Startinvestitionen, könnt die Kisten aber trotzdem inhouse betreiben. Geringere Latenz für die Anwender vor Ort. Was bleibt, sind weiterhin "Hardware"-Aufgaben, sprich eigenständiges tauschen von defekten Platten, Lüftern, BBUs etc. sofern notwendig oder eben dem Techniker Zugriff gewähren.

Ansonsten ist so etwas natürlich von außen schwer sinnvoll zu beurteilen, wenn man nicht alle Fakten kennt. Habt ihr jetzt mehrere Serverräume/Brandabschnitte und muss dies auch ein Hoster können? Wie sieht es beim Thema Storage & Encryption aus? Steht das Storage für die Backups in einem weiteren (dritten) Brandabschnitt oder nur ein paar Racks weiter neben den Servern, was dann ziemlich sinnfrei wäre... Wie steht es um den Traffic? Wie viel Bandbreite bekommt ihr und wie viel Volumen? Kümmert sich der Hoster nur um den stumpfen Betrieb der "Physik", sprich tauscht mal ne Platte aus, wenn defekt oder übernimmt dieser z.B. auch das patchen der IPMI-Schnittstellen (ipmi, ilo, idrac, etc) als auch vom Bios, Firmware der Komponenten etc? Wie wird Integrität der Systeme und Daten sichergestellt, sprich stehen eure Server in abschließbaren Racks mit Zugriffskontrolle, -protokollierung und Alarmierung bei unberechtigtem Zugriff?

Je mehr der Hoster machen soll/muss und je genauer die Auflagen sind, desto teurer wird es natürlich. Gerade da ihr weiterhin alles selbst administrieren wollt, wäre Leasing ein Punkt über den man nachdenken sollte.
 
leetex schrieb:
@kamblars Wie kommt deine subjektive Meinung zu stande, dass du das eher nicht machen würdest? Doch zu viele Stolperfallen?
Ohne Unterstüzung eines Systemhauses, dass ggf. schon einige gute Referenzen in dem Bereich gesammelt hat, würden wir das Thema auch nie im Leben anpacken, dazu fehlt es uns an "Manpower" und Wissen in dem Bereich.

Stolperfallen, Risiken, Kosten und der Faktor Mensch. Das sind zu viele Dinge die du nicht unter Kontrolle bekommst. Außer du machst es mit viel Herzblut, das wird dir (außer du bist Eigentümer der Firma) niemand danken.

Zu der Meinung komme ich durch Erfahrung, kommt aber immer individuell auf die Infrastruktur die es zu migrieren gilt an. Bei deinen Erzählungen würde ich eine hybride Landschaft empfehlen.

Bspw.:
  • Office 365 mit OneDrive als Datenspeicher. Dann hast du Office schon mal raus. Alternativ Hosted Exchange mit onPremise FallBack.
  • (Hosted) NextCloud Lösung für Datenaustausch / -transfer
  • TK-Anlage mit onPremise FallBack

Dann kannst du sehen, dass du nach und nach alle Dienste in die Cloud hebst. Lokal würde ich jedoch immer eine komplette Intanz der Firma vorhalten, sowohl ERP als auch die Kommunikationszentrale(n) Mail + Telefon.

Liebe Grüße
 
Ich sehe darin eigentlich keinen Vorteil es sei denn euch fehlt know how, manpower (zur Betreuung, nicht Migration) oder Bandbreite.
Kann ich so aber nicht rauslesen.

Igel Clients würde ich nicht nehmen, normale Office PCs kosten doch nix.
 
Zurück
Oben