Unterhaltung in Zeiten des Internets - Willkommen in der Wegwerfgesellschaft

Nossi

Captain
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Hallo Forumbase!

Wir befinden uns in einer Zeit, in der es möglich ist, jedwedes Unterhaltungsprodukt innerhalb von Minuten und ohne aus dem Haus zu gehen zu bekommen. Mit Unterhaltungsprodukt meine ich an dieser Stelle in erster Linie


  • Musik
  • Videospiele
  • Filme
  • Serien
  • Bücher

Ich beziehe mich im folgenden vorallem auf Musik, da dies meine große Leidenschaft ist. Andere Leser können die jeweiligen Stichpunkte gern gedanklich austauschen:

Die Möglichkeiten sind endlos. Das reicht von Bezahlangeboten wie iTunes oder Amazon mp3-Download, Simfy oder anderen Musik-Streamingdienste, über kostenlose Angebote wie Youtube und Shoutcasts bis hin zu illegalen Angeboten von urheberrechtlich geschützter Ware wie Downloads über Peer-to-Peer-Netzwerke und Filehoster. Die meisten werden wohl eine Kombination aus allen oben genannten Möglichkeiten nutzen.

Doch was bedeuten diese Möglichkeiten für unser Konsumverhalten?
Ich persönlich muss - und das ist der Grund für diesen Thread - ein ernüchterndes Fazit ziehen: Je umfassender das Angebot, je schneller und unkomplizierter ich die jeweilige Ware bekomme, desto weniger Interesse habe ich an den eigentlichen Produkten.

Ich bin an dieser Stelle mal so frei das ganze auf die gesamte Netzcommunity zu interpolieren: Wir haben verlernt, die Dinge wertzuschätzen. In Simfy läuft das neueste Album einer Band, die wir früher einmal mochten, doch wir hören nicht hin. In Steam laden wir 4 Spiele zum Super-Mega-Sonderpreis von 3.99 gleichzeitig runter - bei dem Preis muss man ja zuschlagen - aber wir spielen sie kaum. Denn hinter der nächsten Ecke wartet ja schon das nächste Angebot, das uns ablenkt. Wir können das neue Album ja immer noch hören, es ist ja frei verfügbar. Die Welt steht uns offen und wir preisen es, wie schnell und unkompliziert wir an die nächste Untergrund-Band kommen oder an die in Deutschland nie veröffentlichte Serie, aber wir werden von all den anderen Produkten abgelenkt, die da draussen auch noch auf uns warten.

Das ist nichts anderes als die digitale Wegwerfgesellschaft. Dadurch, dass wir mehr konsumieren können als je zuvor verlieren die Dinge an Wert. Sie bedeuten nichts mehr. Ich muss nicht mehr abwägen, ob ich mir dieses oder jenes Album oder Videospiel leisten will. Ich hab nicht mehr den Ansporn, mich intensiv mit den jeweiligen Produkten zu beschäftigen. Es gibt ja immer mehr, mehr, mehr.

Ich habe ein Autoradio mit Festplatte und könnte jederzeit aus bis zu 250GB an Musik auswählen, würde ich die Festplatte füllen. Ich kann einmal rund um den Erdball fahren und würde vermutlich kein Lied 2x hören. Doch was ist das Ergebnis? Der absolute Großteil des Bestandes wird nicht gehört. Bin ich nun glücklicher als zu der Zeit, als mein Auto noch mit einer begrenzten Zahl an Original-CDs überquillte? Damals habe ich manchmal die selbe CD über Wochen ununterbrochen gehört - nicht aus Faulheit, sondern aus Begeisterung. Heute habe ich jederzeit eine unüberschaubare Auswahl mit dabei und bin doch trotzdem gelangweilt.

Ich kann mich an Zeiten erinnern, wo ich sehnsüchtig den Paketboten mit der neuesten Platte erwartet habe. Dieses Ereignis wurde zelebriert. Ich habe mir die Zeit genommen und die CD in der richtigen Anlage abgespielt. Habe mir das Booklet dazu genommen und die Texte verfolgt. Dabei lag ich auf dem Bett, anstatt wie heute gelandweilt im Browser herumzutippen. Und wenn die CD durchgespielt war, spielte ich sie nochmal. Und nochmal.

Dadurch lernte ich sie kennen und lieben. Ich hab es alleine aus dem Grund gemacht, denn ich hatte ja dafür bezahlt - anstatt wie bei Simfy unauffällig monatlich 5€ abbuchen zu lassen. Und was ist das Ergebnis? All die Musik, die ich heute total nebenbei und unkompliziert bekommen kann bedeutet mir nichts. Ich höre weiterhin die Sachen, die ich damals wirklich aus Begeisterung gekauft und auch aktiv angehört habe.

Um Dinge wertschätzen zu können, müssen sie begrenzt sein. Doch das hat mir damals niemand gesagt. Stattdessen hörte ich auf die Werbeversprechen, die mir Seelenheil in unendlicher Auswahl versprachen. Und gleichzeitig merke ich, wie ich immer mehr auf der Jagd bin nach diesem alten Gefühl, dieser Begeisterung. Das führt dazu, dass ich immer nur noch ungeduldiger werde, noch schneller die Platten wechsel, noch mehr verschiedenes Zeug anhöre..... was mir am Ende doch wieder nichts gibt - nichts geben kann.

Doch die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen.
Wie soll man auf diese digitale Wegwerfgesellschaft, auf diesen dekadenten Kulturverfall reagieren? Was tut man, wenn es schon - wie in meinem Fall - zu spät ist? Oder muss ich einfach mehr Selbstdisziplin üben? Bin ich gar selbst schuld?
 
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"Bin ich nun glücklicher als zu der Zeit, als mein Auto noch mit einer begrenzten Zahl an Original-CDs überquillte? Damals habe ich manchmal die selbe CD über Wochen ununterbrochen gehört - nicht aus Faulheit, sondern aus Begeisterung. Heute habe ich jederzeit eine unüberschaubare Auswahl mit dabei und bin doch trotzdem gelangweilt."

Mir gehts bei den Filmen ähnlich. Aber der Grund ist glaube ich einfach, die Qualität stimmt nicht, darum langweilst du dich. Früher hast du auf Qualität geachtet und nur die wirklich guten CD's gekauft. Jetzt scheinst du alles zu kaufen/downzuloaden in der Hoffnung noch mehr so gute Qualität zu finden. Jedenfalls so empfinde ich bei den Filmen.
Aber es stimmt schon, Begrenzung steigert die Wertschätzung bzw. wer wenig hat, schätzt die Dinge, die er hat und wer viel hat nicht. Warum begeistert die reichen Kinder nichts? Weil sie sowieso schon alles haben.
Vielleicht musstest du als Kind ganz einfach mehr dafür opfern um an deine Musik zu kommen, Taschengeld, fahrt in den Musikladen etc. Dadurch steigert sich nunmal die Wertschätzung. Vielleicht hängt es aber auch einfach mit den Kindheitserinnerung zusammen, ich hab so geile Erinnerungen an meine damaligen Spielmomente mit Half life, Mario 64, Mario Kart, SNES etc. Ich eifere auch diesen Gefühlen nach, kann sie aber mit heutigen Spielen nicht mehr empfinden... Die Frage ist natürlich ob heutige Spiele einfach schrott sind oder ob das durch den Effekt des "Jungfrau" Zockers entsteht. Ich glaube es liegt an beidem. Wobei der Jungfrau effekt viel mehr wiegt.

Vielleicht solltest du aber einfach sparsamer umgehen, bzw. mit jedem einzelnen Cent so umgehen, wie du früher umgegangen bist.
 
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Ich gebe dir in vielen Punkten recht und verstehe was du meinst.
Aber den wichtigsten Punkt hast du außen vorgelassen. Wo liegt das Problem sowie wie kann ich das ändern?

Und genau hier kannst du ins Spiel kommen. Wieso nutzt du Simfy wenn für dich damit die "Magie" aus der Musik rausgeht und nur noch zu einem billigen Konsumprodukt wird? Wenn dir das durch Simfy angenehme Leben wichtiger ist bzw deine Faulheit stärker, dann scheint dir die Musik nicht wichtig genug zu sein.

Wer zwingt dich Simfy zu benutzen? Wer hindert dich daran wieder, wie vor 10 - 15 Jahren, in den Müller/MediaMarkt etc zu gehen und dort die Musik zu hören und lieben zu lernen. Keine Anderer. Nur du.
Anstatt hier einen ellenlangen Text zu schreiben, mit der Intention irgendeine triviale, die Faulheit schützende, Antwort zu bekommen hättest du doch schon längst was ändern können.

So what?
 
Hör auf zu jammern ;)

Ich liebe das Internet, um neue Musik zu entdecken. Das was mir gefällt kaufe ich mir gerne altmodisch auf CD. Dadurch kann ich auch die jeweiligen Karten für die Festivals bestellen.
Nature One, Chimsee Reggae, usw...

Das was mir nicht gefällt lade ich mir nicht. Man bin ich altmodisch.
Ich kaufe mir auch keine Spiele die mich nicht interessieren, blos weil sie billig sind.

Ich habe mir Dead Space und GTA 4 als letztes gekauft.
Als nächstes würde ich gerne GTA 5 Kaufen, das wars.


Ich erstelle etwa selber Videos und stelle die auf Youtube.
Das ist kreativ und macht viel spass.

Das internet ist toll und bietet bands die Möglichkeit sich OHNE KNEBEL von Gema und Plattenfirma zu Promoten. Mittlerweile sind da einige sehr erfolgreich.

Es gibt immer einen Wandel und immer technischen Forstschritt.
Meine Güte. Als es den Walkman zum erstenmal preiswert im Laden gab, sprach man VOM UNTERGANG DER ZIVILISATION.

Die Jugendlichen in der Zeit saßen zusammen und hörten Walkman.
Die Kultur wird sterben....
Damals sprach man auch vom Kulturverfall...

@Nossi
ES IST ZU SPÄT.... There is no hope.

Was soll man denn lieber machen? Was ist die "richtige" art kulturell zu sein?
 
Zwei Dinge, Talbar:
Simfy ist nur die Spitze des Eisberges. Ich benutze es noch nicht lange, aber die angesprochenen Effekte des Wertverlustes liessen sich auch schon vorher feststellen. Als ich diesen Beitrag verfasst habe, war von meiner Seite aus längst beschlossen, das Simfy-Abo nicht zu erneuern. Simfy war nur tatsächlich der Auslöser für diesen Beitrag, weil ich mich mal wieder selbst ertappte, wie ich mal wieder ziellos von Band zu Band, von Album zu Album gesprungen bin, von Dingen, die ich mir lange mal anhören wollte, ohne jedoch auch tatsächlich richtig hinzuhören. Ausserdem ist es tatsächlich so, dass ich auch weiterhin in die CD Läden gehe bzw. an keinem CD Laden vorbei gehe, ohne zumindest mal in ein oder zwei CDs reinzuhören.
Und zweitens bezieht sich dieser Beitrag nicht nur auf mich, zumindest denke ich das.
Es geht auch um gesamtgesellschaftliche Effekte bzw. die Frage, ob andere ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Ist Simfy bzw. diese moderne Art und Weise, mit Kulturgütern umzugehen die Ursache, oder nur ein Symptom einer sich verändernden Gesellschaft?

Vielleicht sieht es ja eine Generation, die zu Zeiten des Web 2.0 aufgewachsen ist vollkommen anders?

Ich kaufe mir auch keine Spiele die mich nicht interessieren, blos weil sie billig sind.
Da verkennst du mich. Ich kaufe ebenfalls keine Spiele, die mich nicht interessieren. Im angesprochenen Falle der Steam-Sonderangebote ist es eher so, dass ich Dinge kaufe, die mich schon zum Releasezeitpunkt tatsächlich interessiert haben, die ich aber bislang - aus welchen Gründen auch immer - nicht gekauft habe. Es ist also nicht so, dass ich zwanghaft alles kaufe, sondern auch hier eher eine Frage des übergroßen Angebotes.

Oder anders: Früher war ich nicht jeden Tag in einem Laden, der mir alles anbot, was derzeit auf dem Markt ist.
 
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Keine Ahnung wie alt du bist, Nossi, ich denke aber es ist ein Problem unserer Generation (30-45).
Als ich in den 70ern und 80ern aufwuchs gab es all die geilen Dinge wie Internet nicht.

Man hatte die wöchentlich erscheinenden Magazine, Tageszeitungen und Jugendsendungen die uns mit Neuigkeiten aus aller Welt versorgten.

Heute gibt es das wovon meine Generation immer geträumt hat, jedes Auto hat Navi, kann TV und Filme, Computer stellen Spiele in erstaunlicher Grafik dar, das Internet und die Globalisierung geben mir Zugriff auf jedes Geschäft weltweit.
Es gibt Onlineforen wo ich mir Hilfe oder alternative Meinungen zu jedem erdenklichen Thema holen kann, ohne aus dem Haus zu gehen oder wen persönlich anrufen zu müssen...etc etc.

Mir ging es auch so wie dir, Nossi, ich wusste nicht mehr was ich zuerst bestellen oder machen sollte, ich hab Musik und Filme zu Hause die ich nie gehört oder angesehen habe.
Ich habe schon vor längerer Zeit angefangen mir Dinge nur noch in den Warenkorb zu legen (speziell Amazon) und sie dort lange liegen zu lassen - erst wenn ich das Produkt nach Wochen noch haben will, bestelle ich es auch.

Mir geht es eher umgekehrt, ich darf nicht in die Filmabteilung beim MediaMarkt oder ins Bauhaus gehen - ich komme mit einem Stapel an Blurays raus die ich mir auch ausleihen könnte oder kaufe Werkzeug das ich nur einmal brauche undmir auch ausleihen hätte können.

Ich habs so gelöst dass ich mir ein Budget setzte, dann ist alles was ich in diese Richtung kaufe wichtiger und mehr wert.
Das übrige Geld fliesst in "I wanna make my Wife happy" Artikel - also meistens SCHUHE. :D

Ich habe auch 2 Neffen im Alter von 16/17 Jahren, beide sind höchst unterschiedliche Charaktere, aber sie haben Eines gemeinsam: Sie wuchsen mit dem auf was wir nicht hatten und nehmen es als Bestand des täglichen Lebens ohne es überzubewerten.
Einer ist stundenlang mit Freunden draussen unterwegs, der andere geht lieber Skifahren als nur vorm PC zu sitzen, obwohl er das auch macht.

Die Erziehung ist wichtig, wir waren ja schon erwachsen als das Ganze auf uns zurollte...
 
Ich denke, alle bisherigen Poster haben ein Stück weit recht.
Was ich an dem ganzen aber am wichtigsten und bemerkenswertesten finde, ist die Tatsache, dass die Menschen langsam zu merken scheinen, dass materielle Dinge nur ein kleines Stück vom großen Glück ausmachen.
Und auch hier zeigt sich dann wieder, dass der Kapitalismus einfach ein unpassendes System für uns Menschen ist. Aber das ist natürlich wieder ein Thema für sich.
 
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Musik höre ich viele ältere Sachen und kann dies deswegen nicht so beurteilen, da ich mir Musik fast gar nicht mehr besorge.

Aber gerade bei Filmen kann ich ganz gut mitreden denn da habe ich über 500 Stück :eek:

Und was muss man da feststellen?

Es sind viele Dinge die daran schuld sind. Zum einen ist es die Qualität der Produkte. Sehr viele "Künstler" machen heute nur noch Larifari Musik und so siehts doch auch bei Filmen aus. Es kommt so gut wie kein Film mehr raus wo ich dir nach 2 Wochen noch was von der Handlung erzählen kann, weil es so Nonsense Kram ist, dass es einen einfach nicht mehr berührt. Da schau ich oft lieber ältere Filme und muss feststellen das nicht ich das Problem bin, sondern das die Qualität heutzutage nicht mehr stimmt. Zu 95% wird einfach ein Massenmarktprodukt rausgehauen mit dem man schnell billig Kasse machen kann ohne groß was an Zeit und Geld zu investieren.

Positive Beispiele sind dann Filme wie Warrior oder Ziemlich beste Freunde die dann einem zeigen hey es geht doch noch. Wo man berührt wird, die man sich gern auch ein 2. 3. oder 5. mal anschaut.
 
Je umfassender das Angebot, je schneller und unkomplizierter ich die jeweilige Ware bekomme, desto weniger Interesse habe ich an den eigentlichen Produkten.


ist doch bei allem so. als kind hab ich mich immer rieseg auf marzipan und lebkuchen an heiligabend gefreut. das gabs erst nach kirche und abendbrot. das war ein ereignis als es die teller mit diesen köstlichkeiten endlich gab. da hat man sich schon wochenlang drauf gefreut. heute kann ich sie zu beginn der adventzeit schon fast nicht mehr sehn weil man damit schon ab spätsommer bombadiert wird...

und so ist es mit allem anderen auch. wenns selten ist, hat es einen reiz, verursacht große vorfreude und auch freude wenns dann endlich da ist, wenns zur selbstverständlichkeit verkommt, kann es noch so toll sein, es gibt dir einfach nichts mehr...

wenn ich für etwas lange und hart arbeiten musste, dann hab ich einen ganz anderen bezug dazu, als wenn ichs mal eben so aus dem portemonai bezahle, weils mir grad mal in den sinn gekommen ist.
 
Heute sollte man sich glücklich schätzen, denn man kann an alles rankommen.

Wer trotzdem unglücklich ist mit dem, was er hat, der ist selbst schuld daran. Wem alles schnell langweilig wird, oder Dinge nicht zu wertschätzen weiß, auch der ist selbst schuld daran.

Tut mir leid, aber das zeigt einfach nur, dass man nicht wissentlich/bewusst konsumiert.

Von mir aus soll es 65465456465 Angebote geben, ich suche mir dennoch das heraus, was ich auch noch nach Jahren lieben würde.

Z.B. spiele ich seit Jahren keine Computerspiele mir, weil ich eben bewusst konsumiere (oder es mir einrede). Denn seit Jahren gibt es meiner Meinung nach keine mich ansprechenden Spiele mehr. Ich warte also darauf, bis ich wieder mit etwas glücklich bin. Da ist mir egal, wenn da zig neue Egoshooter rauskommen mit zig geilen Effekten. Das ist mir egal, dass ich an alle Spiele rankomme (sprich Warez). Interessiert mich nicht. Man muss also eine persönliche Reife erreichen, damit man sich nicht ablenken lässt vom Mainstream oder von was anderem. Auch heute habe ich bis heute nicht einmal Xbox gespielt. Seit 2011 haben wir nun zu Hause ein PS3. Und habe hier ein Thread eröffnet, ob es Spiele wie Zelda gibt, die man auf PS3 spielen kann. Ich habe so richtig bis jetzt nur 5 Spiele gespielt, von all dem, was angeboten wurde. Weil mich gezielt nur das interessiert hat, was ich auch wirklich liebe.
Ich bin heute darüber glücklich, dass ich an "meine" Musik herankommen kann. Früher hätte ich diese Möglichkeit überhaupt nicht gehabt. D.h. ich freue mich immer noch wie ein Kleinkind, wenn ich die Musik bekomme, die ich auch mag. Tag für Tag höre ich mir jedes Lied an, was ich da habe und sortiere aus. Wer bewusst mit seinem Geschmack umgeht, der lässt sich nicht ablenken. Oder Dinge werden nicht einfach zur Selbstverständlichkeit. Oder man verliert schnell das Interesse.

Wem aber genau diese Dinge passieren, der hatte auch bis dahin niemals das geliebt, was er hat. Ansonsten kann ich mir nicht vorstellen, wieso das geschehen sollte.

Tja, alle reden über eine Konsumgesellschaft, über blöde Leute, die zum Mainstream gehören, aber niemand will zugeben, dass er selbst genau das ist, war er so verurteilt.
 
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Nur in aller Schnelle, da ich eigentlich schon hätte aufbrechen müssen:

cerasus, lübke & Co. ist da grundlegend zu widersprechen, wenn sie das einseitig in der Anthropologie auflösen wollen. Das hat unverkennbar etwas mit den Produktionsbedingugen zu tun. Das ist nicht nur aus der menschl. Natur ableitbar, sondern der Gebrauchswert steht nunmal in Abhängigkeit vom Tauschwert - dieses Verhältnis ist schon der Produktion/Planung der Gegenstände eingeschrieben, d.h. kein Wunder, daß Produkte so aussehen, wie sie es tun und auch dementsprechend konsumiert werden.

Sehr anempfehlen, wenn man sich wirklich, jenseits einer Internet-Foren-Spekulationsdiskussion damit beschäftigen will, sind bspw. die Pariser Manuskripte von Karl Marx, die Gesellschaft des Spektakels von Guy Debord oder - eher 'einsteigergeeignet' - die Philosophie des Geldes von Georg Simmel.

Ironischerweise findet auch die Behandlung dieses Themas in einem der beklagten, neuen Wegwerfmedien (einem Internetforum) statt, anstatt sich z.B. in einem Lesekreis zusammenzusetzen und das Thema an einem Text zu diskutieren. Darüber sollte man sich als "unbekannter Philosoph, 21. Jhd." gedanken machen.

Das dient zur guten Überleitung: Ich würde alle diese Medien nicht in einen Topf werfen. Das von dir beschriebene Phänomen kann ich bei Spielen und Musik nachvollziehen, aber bei Filmen und Büchern habe ich gänzlich andere Konsumtionsgewohnheiten - und bin da wohl auch nicht alleine.

Das mag an dem Grund liegen, warum man sie konsumiert - der jenseits der bloßen Unterhaltung liegt.
 
@Abe

Ich habe in deinem Text nichts widersprüchliches zu meiner These finden können.

So einfach, wie ich es dargestellt habe, wird es wohl nicht erklärbar sein. Bin auch zudem kein Dr. der Psychologie. Dennoch ist meine These leicht verständlich und für mich logisch.

Sicherlich werden viele Produkte schon in der Planung/Produktion so hergestellt (oder sind hergestellte Kunstobjekte), dass sie diesen Konsum immer weiter vorantreiben.

Aber wie ich schon sagte, dann hält man sich einfach davon fern, und gut ist.

Wem einem etwas schnell langweilig wird oder man immer weiter konsumiert, der ist selbst schuld. Keiner zwingt euch das zu kaufen und zu konsumieren.

Bewusstsein ist das A und O. Es ist kein Zaubertrick.

Mal ein simples Beispiel: Wenn man seine Eltern liebt und es vergehen 20 Jahre. Fragt man sich dann, dass die Eltern nun "veraltet" sind und man neue Eltern braucht? Nein, weil man sie liebt.
Genau so ist das mit den Objekten. Ob Musik, Literatur, Spiele oder sonst was (selbstverständlich spreche ich von einer anderen Art und Weise von Liebe).

Der Trick ist also das zu finden, was man liebt. Seine Eltern kann man sich nicht aussuchen, aber den Geschmack schon. Und nicht oberflächlich bleiben. Sich immer ständig vor den Augen halten: "Was an dieser Musik liebe ich genau genommen? Was an dem Autor finde ich überragend? Was an diesem Spiel fasziniert mich?" Man muss klare Antworten kriegen und immer detaillierter vorgehen. "Ich mag Rock Musik, ich mag Metal, ich mag Nietsche" hilft da einem nicht weiter. "Hmm, ja, die Texte gefallen mir. Oder ich mag die Szene." Das ist viel zu ungenau und zu oberflächlich.

Auch nach dem 1000. mal durchlesen, spielen oder zuhören muss einem das gefallen. Wenn nicht, dann hat man es eigentlich nie geliebt gehabt, sondern man hat sich das nur eingeredet. Und falls doch, dann muss man wie gesagt herausfinden, wofür genau diese Liebe ist und sich konsequent danach halten.

Zumindest so versuche ich zu "konsumieren". Für mich der richtige Weg.
 
Wie gut,das ich nicht auf diesen Bezahlplattformen reingefallen bin,bzw.nicht auf Mp3 Klangmüll stehe.

Mein Lieblingshobby Vinyl ist immernoch *greifbar*und beziehbar,vorallem!,da mir die Musik VIEL Wert ist !


Ich bin NIE in diesen Wahn verfallen,möglichst viele Gb Daten an Music,Filmen und sonstwas zu horten.Auch wenn ich zu den*Jägern und Sammlern*zähle;).

@ Nossi

Da ich mich(wie du)vorallem NUR auf Music beziehe,verstehe ich es erst recht nicht,warum du dich an der Wegwerfgesellschaft beteiligst,wo es dich doch stört ?

Welche auswege willst du hören ? Das man sich auf das WESENTLICHE konzentrieren sollte?

Für mich zählen bei Music..>Tiefe,Ehrlichkeit,Seele,der Moment,das Mastering(!),Label usw. .

Und jetzt sag mir nicht,das du das nicht in einem guten CD/Vinylshop finden kannst !

Es wird warscheinlich an folgendem scheitern...an der ZEIT ! Davon habe die Menschen nämlich Heutzutage nicht mehr viel..oder sie nehmen sie sich einfach nicht,obwohl sie könnten..

Aber hauptsache schnell und billig konsumieren.....:p
 
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Bevor ich nochmal ausführlicher antworte, nur ein kleiner Einschub: Worin man nossi recht geben muss ist, daß es sich um ein gesellschaftliches Verhältnis handelt, um eine Tendenz. Er mag sich als Beispiel genommen haben, gerade um an seiner Person - die, so wie ich das verstanen habe - kein 'hirnloser Alleskonsument' ist, sondern ein 'bewusster Musikliebhaber - die gesellschaftliche Tiefe, die dieses Phänomen erreicht, zu demonstrieren.
Es sollte eigentlich der Kontrast aus 'ultra-reflektierter Mensch konsumiert bewusstlos', der hier nach hinten losgegangen ist, weil ihn nun alle empfehlen, ein bisschen besser zu konsumieren, anstatt auf das Thema einzugehen.

Es fehlt hier ein Begriff von dem, was die Kritische Theorie 'Kulturindustrie' nannte:

D.h., cerasus und bunker, man kann nicht einfach die guten ins Töpfchen und die schlechten in Kröpfchen werfen, es gibt schlechthin keine Produkte, die nicht kulturindustriell präformiert sind.

Ein kleines Beispiel, um das zu illustrieren: Klassische Musik gilt als Hochkultur und wird der Populärmusik gegenübergestellt. Sie - die klassische - gilt als Gut eines als autonom begriffenen Künstlers. Gleichzeitig ist die Filmmusik als Subgenre der klassischen das erfolgreichste. In ihr ist der Affekt des Konsumenten schon in der Komposition vorgedacht. Der Film gibt das Material vor, wann welche Emotion zu entstehen habe und das zu einem ziemlich kurzgedachten Zweck: Viele Zuschauer dazu zu bringen, den Film zu sehen und danach den Soundtrack zu konsumieren. Dennoch gelten Michael Nyman und Wojciech Kilar als große Künstler. Was sind sie nun, Künstler, die man zu lieben lernen kann oder Produzenten von austauschbaren Wegwerfprodukten?
Wer mal einen Text zur Kulturindustrie gelesen hat, kommt diesem Geheimnis auf die Schliche.
 
Es ist nicht nur Kulturindustrie, sondern Kulturimperialismus.

Mitteleuropa hat zu seiner Zeit was unglaublich besonderes hervorgebracht: die Klassische Musik.

Ihr, die Deutschen, solltet diese Kultur beibehalten.

Stattdessen wird man von den Amerikanern/Engländern zugemüllt.

Was will Nossi hören? Ja, dass es diese Wegwerfgesellschaft gibt? Gut, und weiter? Es bringt uns doch nichts diese Tatsache nochmal zu erwähnen. Was uns übrig bleibt, ist die Abschirmung davon. Und ich habe versucht zu erklären wie man sich abschirmen kann.

Gleichzeitig ist die Filmmusik als Subgenre der klassischen das erfolgreichste.

Misst man heute Erfolg durch $$$ Zahlen oder wie kommst du darauf? Was an der Filmmusik ist erfolgreich? Weil sie passend zu den Filmen komponiert werden? Und die Zuschauer manipulieren können? Ist das die Kunst von der klassischen Musik?
An Nyman wird man sich in 100 Jahren nicht mehr erinnern, aber an Brahms schon. Wo bitte ist Nyman erfolgreicher?

Die Kunst liegt darin, unglaubliche, unvergessene Einzelstücke hervorzubringen. Die Filmmusik hört sich überall gleich an. Natürlich gibt es immer einige Ausnahmen. Das macht die Filmmusik als Ganzes aber nicht erfolgreicher oder besser. Sie bleibt Filmmusik. Sehr selten schaffen diese Stücke an künstlerische Genialität heranzukommen.

Ich höre keine Klassische Musik, dennoch betrachte ich das mit Abstand am niveauvollsten Genre in der westlichen Welt. Gleich danach kommt für mich der Jazz und der Blues. Der Rest bleibt Müll, denn meiner Meinung nach ist der Rest reine Reproduktion von dessen, was es auch schon vorher gab.

Leider gibt es auf dieser Welt das Phänomen des Kulturimperialismus. Betrachten wir mal die heutige populäre Musik. Wieso zum Geier stammt alles aus Amerika? Oder wieso muss jeder heutzutage auf Englisch singen? Man kopiert ständig das, was zurzeit Mode ist. War es früher der Rock, Discomusik,Techno, ist es heute elektronische Musik gepaart mit RnB oder eben Metal. Fangen dort die "Unterdrückten" an eine Subkultur zu beginnen, genannt HipHop, fangen hier die "Unterdrückten" Türken/Ausländer an dasselbe zu kopieren.
Dasselbe gilt wie gesagt auch für Rock, Metal, Pop, usw.
Es wäre ja nicht so schlimm, wenn dabei was wirklich einzigartiges rauskämen würde. Aber alles klingt gleich, die dichterische Qualität könnte von einer 6 Jährigen stammen.

Ja, viele werden meine Worte nicht gefallen, weil sie sich angegriffen fühlen, da sie denken, sie hören was besonderes und einzigartiges. Nix da. Vergleicht mal die Lyrik von den Jazzstandards mit der heutigen Rockern. Vergleicht mal Mozart mit David Guetta...
Vergleicht mal die Reinheit von Big Joe Williams mit keine Ahnung wem.

Ja, über Geschmack lässt sich nicht streiten. Aber dann dürfte das Wort geschmacklos nicht existieren und Nossi dürfte nicht über eine Wegwerfgesellschaft reden. Denn mit einem Satz kann man ja alles abhaken: es ist Geschmackssache...

mfg

PS: Damit möchte ich nicht andeuten, dass ich Geschmack hätte und viele andere nicht. Sondern, dass man sich eben doch über Geschmack streiten kann und sollte. Zumindest bin ich nicht der Meinung, dass alles eine Frage des Geschmacks ist.
 
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Dazu gehört schon eine ganze Menge chuzpe - wie man sie nur aus dem Internet kennt - sich keinen deut mit klassischer Musik auszukennen, aber dann die Klassik gegen andere Genres hochhalten zu wollen, um nämlich zugleich so kraftmeierische Ausdrücke wie 'Kulturimperialsmus' in den Mund zu nehmen, samt der steilen Thesen, die sowas immer im Anhang mit sich führt.

Es wäre in einer Internetdiskussion wirklich mal erfrischend, sich nicht auf den antimodernen Relfex verlassen zu wollen, sondern mal Reflxion walten zu lassen. Man kann auch einfach mal versuchen, auf das bereits geschriebenen zu reflektieren und nicht einach nur die eigenen Ressentiments herauszukotzen.

Das ist lustigerweise immer genau der Trick: Einer hermetisch wahrgenommmen Kultur eine Hochkultur zuzuschreiben und sie gegen die angeblich imperialistisch verordnete Populärkultur auszuspielen. Dabei ist das gerade kein polit-geographisches Phänomen (Imperium USA importiert fiese Kulturgüter und zersetzt so die eigene, ganz authentische Kultur), sondern ein gesellschaftliches und weltweit ubiquitäres Produktionsverhältnis (das auch gerne mal Kapitalismus genannt wird).

Von der Hochkultur hat der 'Kritiker' in den meisten Fällen - wie auch der hier im letzten Beitrag - absolut keine Ahnung; weil es einen zu langweilig ist, in die entsprechenden Spielstätten zu gehen oder gar sich über sie zu bilden, um so erst den wahren Genuss ihres objektiven Gehaltes auch subjektiv entfalten lassen zu können; dafür bedarf es nämlich eines Wissens anstatt eines allgemeinen Geraunes über das "höhere Niveau" der Klassik, das dem Autor selbst unerklärlich bleiben muss, weil er eben - wie er selbst formuliert - keine Ahnung von diesem Niveau hat. "Niveau" verkommt so zu etwas, was klug sein muss, weil man es selbst nicht mehr versteht. Bravo!

Aus Kulturindustrie wird so Kulturimperialismus; was ein Produktionsverhältnis ist, wird ideologisch zum 'brainwashing' verklärt, begriffen hat man damit gar nichts, erklärt aber eine ganze Menge. Glückwunsch!

Speziell bei diesem Thema: Musik als Kunstform begriffen, hat in ihrer sinfonischen Aufführung immer eine andere Interpretation, aber in ein immer wieder abspielbares Medium gepresst, ist sie dieser Form beraubt. D.h das Produktionsverhältnis beraubt sie gewisser 'Formgesetze'. Das wäre eine von vielen möglichen Ansatzpunkten, um der Wahrnehmung der Gleichförmigkeit aller Kulturprodukte auf die Schliche zu kommen.

Es ist ebenso stereotyp, Jazz als eine Art bessere Musik darzustellen. Geschichtsvergessen hat sie sich in der gesellschaftlichen Wahrnehmung ihr populärmusikalische Vergangenheit abstreifen können und gilt nun auch als Ausdruck der feinen Kultur. Hochkultur des Mittelstandes, der sich zu dumm für Klassik dünkt. Um Bebel zu paraphrasieren: Jazz ist die Hochkultur des dummen Kerls.

Das ist lustigerweise ein Eigentor, da Jazz die Populärmusik schlechthin ist. Die Urmutter des Pops. Das Prinzip, die rhythmische Verfahrensweise, ist im Jazz und in der heutigen Populärmusik noch immer identisch. Über einer unveränderlich durchgehaltenen Zählzeit werden (dort mehr, hier weniger) Synkopierungen und Off-Beats ausgeführt und dann wieder "zurückgenommen", in dem gleichsam kollektiven Grundmetrum aufgehoben. Sowohl im Jazz als auch in der heutigen Popmusik hat der fundamentale Rhythmus das letzte Wort.

Und hier kommen wir auch der Sache aus der Spur, warum heute alles so langweilig und gleichförmig wirkt. Das ist schon im Jazz angelegt und man kann das anhand seiner Entwicklung exemplarisch gut nachvollziehen:
Adorno schreibt dazu in seinen musikalischen Aphorisme:
"Der Jazzmusiker, der zwischen den markierten Taktteilen seine abenteuerlichen Sprünge machte, der die Akzente verschob und mit kühnen Glissandi die Töne verschleifte — er jedenfalls doch hätte der Industrialisierung enthoben sein sollen; sein Reich galt als Reich der Freiheit; hier war offenbar die starre Wand zwischen Produktion und Reproduktion gesprengt, die ersehnte Unmittelbarkeit wiederhergestellt“.

D.h. was hier schon industriell vorgeformt war und die Gleichförmigkeit als Wesenselement aufgenommen hat gab sich ganz individuell und widerständig, wo es eigentlich nur die Ausführung des immergleichen ist.

"...eine Subjektivität, die gegen eine Kollektivmacht aufbegehrt, die sie doch selber ,ist`; darum erscheint ihr Aufbegehren lächerlich und wird von der Trommel niedergeschlagen wie die Synkope von der Zählzeit. (…) Das eigentlich Entscheidende am Jazz-Subjekt ist, daß es sich, trotz seines individuellen Charakters, überhaupt nicht selbst gehört (…) Das ,Zerfetzen der Zeit' durch die Synkope ist ambivalent. Es ist zugleich Ausdruck der opponierenden Scheinsubjektivität, die gegen das Maß der Zeit aufbegehrt, und der von der objektiven Instanz vorgezeichneten Regression.“ (Adorno).

Was hier am Jazz beschrieben wurde, gilt aber ebenso für das Pop(corn)kino und alle anderen Kulturgüter. Es suggeriert Individualität und Widerständigkeit aber ist zugleich aufbereitet, möglichst breit genau diese Bedürfnisse, die alle teilen (=Gleichförmigkeit) zu bedienen. "Individualtität" wird hier massenhaft geplant. Wer hier keinen Widerspruch erkennt, dem ist auch nicht zu helfen.
Der Jazz (und das hat er mit allen kulturindustriellen Gütern gemein) "...muß gleichzeitig stets dasselbe sein und stets das Neue vortäuschen.“ D.h. er muss immer die gleichen Bedürfnisse bedienen, die - paradox anmutend - welche nach immer neuem sind. Und woher kommt scheinbar(!) plötzlich ein solches Bedürfnis? Aus den USA?
Wenn man sich Populärkultur, aus einem mehr schlecht als recht flachen Geschichtswissen, als importierte vorstellt, hat man nichts, aber auch gar nichts begriffen. Man müsste sich nämlich auch die Frage stellen, warum dieser Import so überaus erfolgreich war und ist. Er wurde ja nicht autoritär verordnet. D.h. man muss nach den Bedürfnissen der Konsumenten fragen und wie diese objektiv zustande kommen...


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Das sollte nun alles etwas systematischer sein, aber dieser antiamerikanische Reflex überall dort, wo es auf 'niedere Kulturgüter' zu sprechen kommt, kann einen schon sehr ärgern und die Form versauen.
 
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Erst einmal möchte ich dich etwas fragen.

Warum wirfst du mir vor einen antiamerikanischen Reflex zu haben?
Wie soll das Zustande kommen, wenn ich doch selbst amerikanische Musik (Jazz und Blues) höre?
Ist das edel und gutmütig von dir, wenn du mir vorwirfst meine Ressentiments auszukotzen, wo doch du gleich dasselbe mit mir machst? Ist das keine Doppelmoral?

Es mag ja sein, dass ich ein unwissender dummer Mensch bin, dem seine Hochkultur die Jazzmusik ist, wobei für mich die klassische türkische Kunstmusik die Hochkultur ist, aber ist in Ordnung. Weit daneben liegst du mit Jazz nicht.
Dennoch stimmst du mir doch bei vielen Dingen zu. Habe doch erwähnt, dass die heutige Musik nur noch Reproduktion ist und das hast du erklärt.

Und wie definierst du Populärmusik? Jazz war mal populär, heute interessiert es keine Sau. Wie kannst du also die Jazzmusik als Populärmusik schlechthin bezeichnen? Weil sie das mal war? Oder weil sie in Bändern gepresst wurde?

Wenn ich die gleiche Musik in Deutschland, sowohl in der Türkei, als auch überall auf der ganzen Welt höre, dann ist das für mich Populärmusik. Habe zufälligerweise bis jetzt nie gesehen, dass das die traditionelle Japanische Musik ist.

Kannst du uns mit deinem Wissen erleuchten und uns erzählen woher das kommt?

Ich habe das als Kulturimperialismus bezeichnet.
D.h. man muss nach den Bedürfnissen der Konsumenten fragen und wie diese objektiv zustande kommen...
Genau das habe ich mich gefragt und habe mit meinem Wissen darauf eine Antwort gegeben.
Wenn ich falsch liege, dann kannst du das gerne korrigieren. Und selbst wenn ich überheblich wurde, musst du das auch nicht werden. Ansonsten haben deine Worte, sowohl auch meine, 0 wert.

mfg

edit:

Zu der Sache mit der Klassischen Musik.

Ich kenne keinen Hochschulprofessor höchst persönlich. Aber ich gehe davon aus, dass sie mehr Niveau (-> "mehr drauf haben") als Realschüler.
So sehe ich das mit der Klassischen Musik. Ich versuche da nicht die Klassische Musik dem anderen gegenüberzusetzen.
Ich wollte nur ehrlich und aufrichtig sein. Ich hätte auch sagen können, dass "meine Musik" mehr drauf hätte. Aber objektiv betrachtet finde ich die Klassische Musik "niveauvoller", auch ohne die Musik zu kennen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Weil ich müde bin, alles zu wiederholen, was schon in den vorherigen Beiträgen steckt, die Antwort ein wenig im Stakkato:

- der antiamerikanische oder antimoderne (was in diesem Fall einhergeht) Reflex besteht daraus, diese Entwicklung als eine 'künstliche' von 'außen aufgezwungene' auf die USA zu projizieren, anstatt begreifen zu wollen, warum diese ganze Entwicklung in den USA ihren Ursprung gehabt haben mag, aber nun einer weltweiten Totalität entspricht. Mit "Das kommt aus den USA, die Laden hier ihren kulturellen Müll ab' ist keine Erkenntnis gewonnen, nur Ressentiment bedient.

- Neben der vielleicht noch interessanten Frage, warum sich das zuerst in den USA durchsetzte (das aber auch zu vielen Irrwegen führt: nämlich historischen Akzidenzien/Zufällen) ist die Frage danach, warum sich das hierzulande ebenso gut verbreiten konnte und auf welchen gemeinsamen Bedürfnissen das fußt und warum es diese gemeinsamen Bedürfnisse überhaupt gibt - warum diese also schon so gleichförmig sind - die bessere Frage. Die will man sich nicht stellen und meint mit "man wird zugemüllt" schon alles zur Erklärung gesagt zu haben. Das ist nicht nur furchtbar unterbestimmt, sondern schlichtes Ressentiment gegenüber dem Fortschritt.

- Die Behauptung, alle heutige Musik sei nur Reproduktion der vergangenen Klassik, ist, abgesehen davon, daß es schlicht unwahr ist, irreführend, weil es nicht darum geht, was Metal mit Klassik gemein haben mag, sondern was die Unterschiede sind. Warum hören mehr Leute Populärmusik ansattt Klassik? Warum ist Klassik keine Populärmusik. Es ist ein qualitativer Unterschied, dessen Erklärung in der Frage nach der Entwicklung der gesellschaftlichen Umstände steckt. Ein kleiner Wink zur Lösung des Rätsels: Es ist kein Zufall, daß der Jazz die erste Populärmusik gewesen ist zu einer Zeit, in der die Schallplatte ihren Siegeszug antrat.

- Dieses ganze Geschwafel von der Klassik ist auch insofern irreführend, als daß damit ganz schlechte, abstrakte große Begriffe/Genre genommen werden. Und in dieser riesigen Abstraktion ist wiederum nichts gesagt. Was hat Debussy mit Schönberg zu tun? Was die Wiener Moderne mit der Romantik? Und warum willst du das gegen Populärmusik abgegrenzt wissen? Die Stichpunkte dazu stehen in meinem obigen Beitrag.

Für das eigentliche Thema dieses Threads bedeutet das:

- Die Produkte der Kultur sind so gleichförmig, weil sie Waren sind.
- Es wäre herauszuarbeiten, wann und inwiefern es einen autonomen Künstler gab/gibt und inwiefern das durch die Warenform erst ermöglicht oder gar verunmöglicht wurde.
- Musik hat hier einen ganz anderen Stellenwert als z.B. ein Buch. Die Erkenntis in Musik wird durch die Form der Werke vermitelt, bei einem Buch eher durch den Inhalt. Das ist zwar nicht kategorial zu behaupten, stimmt aber der Verarbeitung/Konsumtion nach.
- Die Frage nach der Wegwerfgesellschaft lässt sich nicht im Menschlichen-Allzumenschlichen der Anthropologie beantworten, sondern in der Genese des Kapitalismus. Deren Verkehrsformen zwingen den Kulturprodukten ihre Konsumtionslogik auf. D.h. man ist dem Paradox ausgesetzt, zum einen keine Wahl mehr zu haben, wie etwas zu konsumieren sein, weil die Funktion schon in der Produktion prädestiniert ist, andererseits richtet sich die Produktion nach den angeblichen Bedürfnissen und produziert massenweise für sie. Was dabei herauskommt, zeigt sich z.B. an dem stereotypen Ablauf eines Regiebuchs für einen Film... das nennt sich Heldenreise und läuft immer von a bis z durch. Brüche in solchen Geschichten oder Selbstreferenz, wie sie dann im Gegensatz zu Spielberg und Michael Bay die Brüder Coen oder Woddy Allen vornehmen, werden als großes Alternativkino gefeiert, sind aber nur Brüche, weil sie sich vor und nach dem Bruch in der Geschichte, dieser Logik wieder unterwerfen.

Soviel von mir in Stichpunkten zum Fortlauf der Diskussion.

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P.S. cerasus, ich finde es mühsam und nicht sonderlich interessant, mich mit dir darüber zu streiten, inwiefern 'Klassik' in Analogie zu einem 'Professor' steht, wie ich Populärmusik definiere oder ob die Türkei eine Hochkultur habe und warum das deine ist. Das ist mir ehrlich gesagt zu blöd...
 
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