Nossi
Captain
- Registriert
- Okt. 2002
- Beiträge
- 3.893
Hallo Forumbase!
Wir befinden uns in einer Zeit, in der es möglich ist, jedwedes Unterhaltungsprodukt innerhalb von Minuten und ohne aus dem Haus zu gehen zu bekommen. Mit Unterhaltungsprodukt meine ich an dieser Stelle in erster Linie
Ich beziehe mich im folgenden vorallem auf Musik, da dies meine große Leidenschaft ist. Andere Leser können die jeweiligen Stichpunkte gern gedanklich austauschen:
Die Möglichkeiten sind endlos. Das reicht von Bezahlangeboten wie iTunes oder Amazon mp3-Download, Simfy oder anderen Musik-Streamingdienste, über kostenlose Angebote wie Youtube und Shoutcasts bis hin zu illegalen Angeboten von urheberrechtlich geschützter Ware wie Downloads über Peer-to-Peer-Netzwerke und Filehoster. Die meisten werden wohl eine Kombination aus allen oben genannten Möglichkeiten nutzen.
Doch was bedeuten diese Möglichkeiten für unser Konsumverhalten?
Ich persönlich muss - und das ist der Grund für diesen Thread - ein ernüchterndes Fazit ziehen: Je umfassender das Angebot, je schneller und unkomplizierter ich die jeweilige Ware bekomme, desto weniger Interesse habe ich an den eigentlichen Produkten.
Ich bin an dieser Stelle mal so frei das ganze auf die gesamte Netzcommunity zu interpolieren: Wir haben verlernt, die Dinge wertzuschätzen. In Simfy läuft das neueste Album einer Band, die wir früher einmal mochten, doch wir hören nicht hin. In Steam laden wir 4 Spiele zum Super-Mega-Sonderpreis von 3.99 gleichzeitig runter - bei dem Preis muss man ja zuschlagen - aber wir spielen sie kaum. Denn hinter der nächsten Ecke wartet ja schon das nächste Angebot, das uns ablenkt. Wir können das neue Album ja immer noch hören, es ist ja frei verfügbar. Die Welt steht uns offen und wir preisen es, wie schnell und unkompliziert wir an die nächste Untergrund-Band kommen oder an die in Deutschland nie veröffentlichte Serie, aber wir werden von all den anderen Produkten abgelenkt, die da draussen auch noch auf uns warten.
Das ist nichts anderes als die digitale Wegwerfgesellschaft. Dadurch, dass wir mehr konsumieren können als je zuvor verlieren die Dinge an Wert. Sie bedeuten nichts mehr. Ich muss nicht mehr abwägen, ob ich mir dieses oder jenes Album oder Videospiel leisten will. Ich hab nicht mehr den Ansporn, mich intensiv mit den jeweiligen Produkten zu beschäftigen. Es gibt ja immer mehr, mehr, mehr.
Ich habe ein Autoradio mit Festplatte und könnte jederzeit aus bis zu 250GB an Musik auswählen, würde ich die Festplatte füllen. Ich kann einmal rund um den Erdball fahren und würde vermutlich kein Lied 2x hören. Doch was ist das Ergebnis? Der absolute Großteil des Bestandes wird nicht gehört. Bin ich nun glücklicher als zu der Zeit, als mein Auto noch mit einer begrenzten Zahl an Original-CDs überquillte? Damals habe ich manchmal die selbe CD über Wochen ununterbrochen gehört - nicht aus Faulheit, sondern aus Begeisterung. Heute habe ich jederzeit eine unüberschaubare Auswahl mit dabei und bin doch trotzdem gelangweilt.
Ich kann mich an Zeiten erinnern, wo ich sehnsüchtig den Paketboten mit der neuesten Platte erwartet habe. Dieses Ereignis wurde zelebriert. Ich habe mir die Zeit genommen und die CD in der richtigen Anlage abgespielt. Habe mir das Booklet dazu genommen und die Texte verfolgt. Dabei lag ich auf dem Bett, anstatt wie heute gelandweilt im Browser herumzutippen. Und wenn die CD durchgespielt war, spielte ich sie nochmal. Und nochmal.
Dadurch lernte ich sie kennen und lieben. Ich hab es alleine aus dem Grund gemacht, denn ich hatte ja dafür bezahlt - anstatt wie bei Simfy unauffällig monatlich 5€ abbuchen zu lassen. Und was ist das Ergebnis? All die Musik, die ich heute total nebenbei und unkompliziert bekommen kann bedeutet mir nichts. Ich höre weiterhin die Sachen, die ich damals wirklich aus Begeisterung gekauft und auch aktiv angehört habe.
Um Dinge wertschätzen zu können, müssen sie begrenzt sein. Doch das hat mir damals niemand gesagt. Stattdessen hörte ich auf die Werbeversprechen, die mir Seelenheil in unendlicher Auswahl versprachen. Und gleichzeitig merke ich, wie ich immer mehr auf der Jagd bin nach diesem alten Gefühl, dieser Begeisterung. Das führt dazu, dass ich immer nur noch ungeduldiger werde, noch schneller die Platten wechsel, noch mehr verschiedenes Zeug anhöre..... was mir am Ende doch wieder nichts gibt - nichts geben kann.
Doch die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen.
Wie soll man auf diese digitale Wegwerfgesellschaft, auf diesen dekadenten Kulturverfall reagieren? Was tut man, wenn es schon - wie in meinem Fall - zu spät ist? Oder muss ich einfach mehr Selbstdisziplin üben? Bin ich gar selbst schuld?
Wir befinden uns in einer Zeit, in der es möglich ist, jedwedes Unterhaltungsprodukt innerhalb von Minuten und ohne aus dem Haus zu gehen zu bekommen. Mit Unterhaltungsprodukt meine ich an dieser Stelle in erster Linie
- Musik
- Videospiele
- Filme
- Serien
- Bücher
Ich beziehe mich im folgenden vorallem auf Musik, da dies meine große Leidenschaft ist. Andere Leser können die jeweiligen Stichpunkte gern gedanklich austauschen:
Die Möglichkeiten sind endlos. Das reicht von Bezahlangeboten wie iTunes oder Amazon mp3-Download, Simfy oder anderen Musik-Streamingdienste, über kostenlose Angebote wie Youtube und Shoutcasts bis hin zu illegalen Angeboten von urheberrechtlich geschützter Ware wie Downloads über Peer-to-Peer-Netzwerke und Filehoster. Die meisten werden wohl eine Kombination aus allen oben genannten Möglichkeiten nutzen.
Doch was bedeuten diese Möglichkeiten für unser Konsumverhalten?
Ich persönlich muss - und das ist der Grund für diesen Thread - ein ernüchterndes Fazit ziehen: Je umfassender das Angebot, je schneller und unkomplizierter ich die jeweilige Ware bekomme, desto weniger Interesse habe ich an den eigentlichen Produkten.
Ich bin an dieser Stelle mal so frei das ganze auf die gesamte Netzcommunity zu interpolieren: Wir haben verlernt, die Dinge wertzuschätzen. In Simfy läuft das neueste Album einer Band, die wir früher einmal mochten, doch wir hören nicht hin. In Steam laden wir 4 Spiele zum Super-Mega-Sonderpreis von 3.99 gleichzeitig runter - bei dem Preis muss man ja zuschlagen - aber wir spielen sie kaum. Denn hinter der nächsten Ecke wartet ja schon das nächste Angebot, das uns ablenkt. Wir können das neue Album ja immer noch hören, es ist ja frei verfügbar. Die Welt steht uns offen und wir preisen es, wie schnell und unkompliziert wir an die nächste Untergrund-Band kommen oder an die in Deutschland nie veröffentlichte Serie, aber wir werden von all den anderen Produkten abgelenkt, die da draussen auch noch auf uns warten.
Das ist nichts anderes als die digitale Wegwerfgesellschaft. Dadurch, dass wir mehr konsumieren können als je zuvor verlieren die Dinge an Wert. Sie bedeuten nichts mehr. Ich muss nicht mehr abwägen, ob ich mir dieses oder jenes Album oder Videospiel leisten will. Ich hab nicht mehr den Ansporn, mich intensiv mit den jeweiligen Produkten zu beschäftigen. Es gibt ja immer mehr, mehr, mehr.
Ich habe ein Autoradio mit Festplatte und könnte jederzeit aus bis zu 250GB an Musik auswählen, würde ich die Festplatte füllen. Ich kann einmal rund um den Erdball fahren und würde vermutlich kein Lied 2x hören. Doch was ist das Ergebnis? Der absolute Großteil des Bestandes wird nicht gehört. Bin ich nun glücklicher als zu der Zeit, als mein Auto noch mit einer begrenzten Zahl an Original-CDs überquillte? Damals habe ich manchmal die selbe CD über Wochen ununterbrochen gehört - nicht aus Faulheit, sondern aus Begeisterung. Heute habe ich jederzeit eine unüberschaubare Auswahl mit dabei und bin doch trotzdem gelangweilt.
Ich kann mich an Zeiten erinnern, wo ich sehnsüchtig den Paketboten mit der neuesten Platte erwartet habe. Dieses Ereignis wurde zelebriert. Ich habe mir die Zeit genommen und die CD in der richtigen Anlage abgespielt. Habe mir das Booklet dazu genommen und die Texte verfolgt. Dabei lag ich auf dem Bett, anstatt wie heute gelandweilt im Browser herumzutippen. Und wenn die CD durchgespielt war, spielte ich sie nochmal. Und nochmal.
Dadurch lernte ich sie kennen und lieben. Ich hab es alleine aus dem Grund gemacht, denn ich hatte ja dafür bezahlt - anstatt wie bei Simfy unauffällig monatlich 5€ abbuchen zu lassen. Und was ist das Ergebnis? All die Musik, die ich heute total nebenbei und unkompliziert bekommen kann bedeutet mir nichts. Ich höre weiterhin die Sachen, die ich damals wirklich aus Begeisterung gekauft und auch aktiv angehört habe.
Um Dinge wertschätzen zu können, müssen sie begrenzt sein. Doch das hat mir damals niemand gesagt. Stattdessen hörte ich auf die Werbeversprechen, die mir Seelenheil in unendlicher Auswahl versprachen. Und gleichzeitig merke ich, wie ich immer mehr auf der Jagd bin nach diesem alten Gefühl, dieser Begeisterung. Das führt dazu, dass ich immer nur noch ungeduldiger werde, noch schneller die Platten wechsel, noch mehr verschiedenes Zeug anhöre..... was mir am Ende doch wieder nichts gibt - nichts geben kann.
Doch die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen.
Wie soll man auf diese digitale Wegwerfgesellschaft, auf diesen dekadenten Kulturverfall reagieren? Was tut man, wenn es schon - wie in meinem Fall - zu spät ist? Oder muss ich einfach mehr Selbstdisziplin üben? Bin ich gar selbst schuld?
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