DerOlf schrieb:
Nein.
Weiße Kolonialherrschaft ist nicht einfach besser als schwarze Selbstverwaltung, sie ist nur Teil eines global vernetzten Systems, dessen Teile einander ergänzen.
Doch sie ist besser. Schwarze Selbstverwaltung könnte ebenso Waren exportieren und importieren. Es gab mehr als nur eine Kolonialmacht im 18. Jahrhundert. Die Nachfrage war da, immerhin wurde duch Haiti der bedarf von halb Europa mit Tabak, Zucker und Kaffee gestillt. Transportmöglichkeiten durch andere Kolonialmächte waren gegeben.
DerOlf schrieb:
Kurz: Wie hat der Markt und wie hat die Politik auf Haitis Unabhängigkeit reagiert, und welche Erfolgschancen hatte der junge Staat dadurch?
Die Frage erübrigt sich. Es hat sich ein "Gegen-Plantagen-Bewegung" gebildet. Entweder die Plantagen wurden während der Revolution zerstört oder die Bevölkerung weigerte sich auf den Plantagen zu arbeiten und versuchte Teils zur Subsistenzlandwirdschaft zurückzukehren, was zur Armut führte.
Export
1789:
- 93.573.300 Pfund Rohzucker
- 46.516.531 Pfund weißen Zucker
- 76.835.219 Pfund Kaffee
- 76.835.219 Pfund Baumwolle
- 7.004.278 Pfund Indigo
1801:
- 8.016.540 Pfund Rohzucker
- 18.517.381 Pfund weißen Zucker
- 29.510.450 Pfund Kaffee
- 2.170.440 Pfund Baumwolle
1819:
- 1.200.000 Pfund Rohzucker
- 15.500.000 Pfund Kaffee
- 2.000.000 Pfund Baumwolle
1849:
- 80.608.343 Pfund Kaffee
- 664.516 Pfund Baumwolle
Das entspricht um es mal in Prozent auszudrücken einen Zusammenbruch der Exporte vom Rohzucoker, Weißzucker, Tabak und Indigo um 100% und Baumwolle um 99%.
Der Kaffee Export ist geblieben, da Kaffee als Wildwuchs überall zu Pflücken war.
Zur Qualität des Kaffees. Obwohl, Steine, Erde und schlechte Beeren beigemischt wurden(um das Gewicht zu erhöhen), zählte der Kaffee sowie er gereinigt wurde, als bester der Welt.
[Serial: Debow's review, Agricultural, commercial, industrial progress and resources.
Title: Beauties of Negro Rule [pp. 710-712]
Collection: Making of America Journal Articles]
DerOlf schrieb:
Hätte es im 19. Jhdt. einen global agierenden Block schwarzer Selbstverwaltungen gegeben, wäre die Situation auch für Haiti eine ganz andere gewesen - und wäre es wahrscheinlich auch heute.
Dafür sind die kulturellen und rassischen Unterschiede einfach zu groß gewesen.
Hier mal ein Auszug aus Sir Spenser St. Johns Memoiren(
Hayti: Or, The Black Republic) einen Diplomaten aus Großbritannien:
Cap-Haitien never recovered from the fearful effects of the earthquake of 1842, when several thousands of its inhabitants perished. To this day they talk of that awful event, and never forget to relate how the countrypeople, rushed in to plunder the place, and how none lent a helping hand to aid their half-buried countrymen. Captain Macquire and myself used to wander about the ruins, and we could not but feel how little energy remained in a people who could leave their property in such a state.
One of those who suffered most during that visitation wrote before the earth had ceased trembling, “Against the acts of God Almighty no one complains,” and then proceeded to relate how the dread earthquake shook down or seriously injured almost every house; how two-thirds of the inhabitants were buried underneath the fallen masonry; how the bands of blacks rushed in from the mountains and plain, not to aid in saving their wretched countrymen, whose cries and groans could be heard for two or three days, but to plunder the stores replete with goods; and – what he did complain of – how the officers and men of the garrison, instead of attempting to keep order, joined in plundering the small remnants of what the rest of the inhabitants could save from the tottering ruins. What a people!
Zusammengefasst und übersetzt: John war schockiert, als er sah wie Haitis Bewohner am Plündern waren, während ihre Landsleute begraben unter Trümern lagen. Während die Menschen 2-3 Tage lang stöhnten und um Hilfe baten, haben ihre Landsleute alles geplündert was es zu plündern gab. Die Soldaten und Offiziere haben nicht die Bergung organisiert oder die Bevölkerung davor abgehalten zu plündern, sondern waren fleißig am plündern während ihre Landsleute verreckten.
2010 gab es wieder ein Erdbeben. Die Bilder an die ich mich noch Erinnere bestätigen mir das sich nicht viel geeändert hat. Die Haitianer saßen auf den Trümmern und habe auf Hilfe gewartet, anstatt selbst anzupacken. Die sind nicht mal aus Port Au Prince zum Flughafen gegangen um Hilfsgüter abzuholen, sondern haben einach gewartet bis Hilfe kam, obwohl die Straßen beschädigt waren und es lange gedauert hat bis die Güter transportiert wurden.
Die haben einfach erwartet, dass man ihnen alles bringt und repariert, anstatt selbst anzupacken und etwas zur Krisenbewältigung beizutragen.
Aber beim kämpfen um die Hilfsgüter waren sie ganz munter und die Straßen mit Leichen zu verbarrikadieren um zu zeigen/protestieren, dass keine Lieferungen zu ihnen durchgekommen sind, waren sie top.
Für mich ist dies selbstverschuldetes Elend und ich werde mir diesbezüglich kein schlechtes Gewissen einreden lassen. Jeder Cent der an Haiti geht, ist ein verschwendeter. Das ist nur meine Meinung.
Ich zitiere Johns Spensers Schlußfolgerung übersetzt von Deep Roots:
Die umstrittene Frage zur Position, die die Neger im großen Plan der Natur innehaben, stellte sich uns ständig, während ich in Hayti lebte, und ich konnte nicht anders als zu meinem Bedauern herauszufinden, daß ich, je größer meine Erfahrung wurde, desto weniger von der Fähigkeit des Negers hielt, eine unabhängige Position einzunehmen. Solange er durch den Kontakt mit dem weißen Mann beeinflußt wird, wie im südlichen Teil der Vereinigten Staaten, kommt er recht gut zurecht. Aber man stelle ihn von allen solchen Einflüssen frei, wie in Hayti, und er zeigt keine Anzeichen der Verbesserung; im Gegenteil, er entwickelt sich allmählich zu den afrikanischen Stammesgebräuchen zurück, und wird ohne äußeren Druck in den Zustand der Bewohner des Kongo zurückfallen. Wenn dies nur meine Meinung wäre, würde ich zögern, sie so eindeutig zu äußern, aber ich habe unter erfahrenen Einwohnern keine davon abweichende Stimme gefunden, seit ich im Januar 1863 erstmals nach Hayti ging.
Ich stimme nun jenen zu, die bestreiten, daß der Neger jemals eine Zivilisation schaffen könnte, und daß er selbst mit der besten Bildung ein minderwertiger Menschentyp bleibt. Er hat sich bisher als völlig ungeeignet zur Selbstregierung erwiesen, und als Volk unfähig dazu, irgendeinen Fortschritt zu machen. Um die Neger fair zu beurteilen, muß man eine beträchtliche Zeit in ihrer Mitte leben und nicht von der Theorie irregeleitet sein, daß alle Rassen zu gleichen zivilisatorischen Fortschritten fähig sind.
Noch eine kurze Anmerkung zum Marshallplan. Deutschland ist nicht durch den Marshallplan so erfolgreich geworden, sondern trotz des Marshallplans. Das ist auch ein Thema für sich.