WarezBay schrieb:
Wen nun also die Option VHS zu DVD entfällt (welche ich ebenfalls nicht gewählt hätte) und das Video Material in ein DV zu wandeln auch nur suboptimal ist, welche Lösung wäre dann nun die qualitativ Beste, bzw. welche Methoden werden von den Experten angewendet?
Die im oben genannten Gleitz-Foren-Thread empfohlene Methode ist ja:
VHS-Player -> Panasonic DVD/HDD-Recorder -> HDMI-PC-Capture-Lösung
Sprich: der DVD/HDD-Recorder wird nur verwendet, um das analoge in ein digitales Signal zu wandeln... und sein HDMI-Ausgangssignal (welches ja ein unkomprimiertes Videosignal enthält) wird dann über eine entsprechende Capture-Lösung (die das verlustlose Aufzeichnen des unkomprimierten HDMI-Signals erlaubt) in den PC gebracht. Kurz: der Weg vom A/D-Wandler (= DVD/HDD-Recorder) zum Rechner ist verlustlos, weil das analoge Signal nach der Wandlung nicht komprimiert wird.
Das so erhaltene unkomprimierte Video wird dann (soweit nötig) nachbearbeitet... und erst im letzten(!) Schritt zum (verlust
behafteten) Endformat (z.B. H.264) komprimiert.
Sofern bei der Verwendung der HDMI-Capture-Hardware IRGENDWIE machbar, könnte man das unkomprimierte HDMI-Video auch vor dem Speichern auf Platte verlustlos komprimieren. Wenn man z.B. die HDMI-Capture-Hardware mit
VirtualDub,
VirtualVCR o.ä. direkt ansprechen kann, könnte man bei der Aufnahme verlustlos komprimierende Codecs wie
HuffYUV (komprimiert schlecht),
Lagarith (komprimiert besser) oder
Ut Video (komprimiert am besten) nehmen. Deren Kompressionsrate liegt bei 2:1 bis (etwas über) 3:1 im Vergleich zu unkomprimiertem Video.
WarezBay schrieb:
In welchen Maß schadet die Komprimierung den Video, bzw. würde nicht der Canopus ADVC-300 selbiges tun?
Das Canopus Gerät liefert eine DV-Ausgabe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Digital_Video
Das verwendete Kompressionsverfahren ist mit JPEG vergleichbar:
http://de.wikipedia.org/wiki/JPEG
Sprich: das Bild wird wie hier beschrieben...
http://encodingwissen.de/grundlagen/videokompression/intraframe#makroblocks
... in Makroblöcke zerlegt und quantisiert. Das Ergebnis ist grundsätzlich schonmal nicht mehr identisch zum Original... aber zumindest (bei niedrigster Kompression) extrem nah dran. Allerdings tritt bei der dabei angewandten
Diskreten Kosinustransformation (kurz: DCT) das sogenannte
Gibbssche Phänomen auf. In der Praxis werden diese "Überschwingungen" auch als "Ringing" bezeichnet, welches sich bei ALLEN verlustbehafteten Videokompressionsverfahren (die eine Form der DCT verwenden) an kontrastreichen, harten Kanten im Bild so hier äußert:
Das sind "Ringing-Artefakte", die bei verlustbehafteten Kompressionsverfahren quasi unvermeidbar sind und bei stärkerer Kompression zunehmen (wodurch sie auch deutlicher sichtbar werden).
WarezBay schrieb:
Gibt es keinen vernüftigen A/D-Wandler welcher ein verlustfreies Format verwendet? Wie sieht es mit den
Blackmagic Geräten aus?
Eine "Intensity Shuttle" Lösung wurde wohl auch im verlinkten Thread im Gleitz-Forum angewandt. Da die Aufnahme nur mit Media Express zu klappen scheint, und dort keine externen Codecs ausgewählt werden können, erfolgt die Aufnahme üblicherweise als unkomprimierte AVI.
WarezBay schrieb:
Andererseits: Wenn nun das Material unkomprimiert aufgezeichnet wird, entstehen dann vermutlich auch Dateien die in Hinblick auf den Speicherplatz jeden Rahmen sprengen!? (meine Vermutung)
Ich peile als Ziel eine Stunde Videomaterial auf max. 10GB zu beschränken (falls dieser Wert realistisch ist - FullHD DVD Filme haben in etwa die selbe Größe)
Kommt darauf an, was du als "Rahmen sprengen" ansiehst
.
Rechnen wir mal nach:
- So ziemlich alle A/D-Wandler-Chips liefern meines Wissens einen Video-Output im UYVY- bzw. YUY2-Farbraum.
- Bei 8Bit Genauigkeit für die Farbinformationen und zusätzlichen 8Bit für die Luminanzinformationen fallen (je Pixel) 16Bit an Daten an.
- Bei einer (für VHS sinnvollen) SD-Auflösung von 720x576 Pixeln je Frame sind das 6.635.520Bit je Frame.
- Bei PAL-Video wird mit 25 Frames je Sekunde aufgezeichnet - also multiplizieren wir die 6.635.520Bits mit dem Faktor 25 => ergibt: 165.888.000Bits (je Sekunde).
- Eine Minute hat 60 Sekunden... also multiplizieren wir die 165.888.000Bits mit 60 => Ergebnis: 9.953.280.000Bits (je Minute).
- Eine Stunde hat (bekanntermaßen) 60 Minuten... also nochmals mit 60 multipliziert => raus kommt: 597.196.800.000Bits (je Stunde).
Es fällt also je Stunde eine Datenmenge von 597.196.800.000Bits für ein 720x576 Pixel großes Video mit 25fps an. Das sind umgerechnet 74,64Gigabyte! Eine Stunde unkomprimiertes(!) Video belegt also ca. 75GB an Speicherplatz
.
Und: nein, das ist NICHT viel
! Eine Stunde unkomprimiertes Full-HD-Video belegt z.B. (bei 16Bit @ 24fps) ca. 358GB bzw. (bei gängigeren 12Bit @ 24fps) ca. 268GB an Speicherplatz. Erst hoch-effektive Videokompressionsalgorithmen komprimieren das auf einen Bruchteil der Originalgröße, damit so ein Video auf eine Blu-ray passt.
Kurz: deine 10GB-Obergrenze ist schonmal "etwas" überschritten. Selbst DV komprimiert ca. im Verhältnis 6:1 bis 7:1 - das heißt: auch damit kommst du nicht unter die 10GB, sondern eher auf 11-13GB je Stunde... es sei denn: du erhöhst die Kompression (wobei das vermutlich nicht geht, da bei den ADVCs ja der Kompressionsalgorithmus "in Hardware gegossen" ist).