Wahrheit zur Angabe "Leitungskapazität" in der FB

AW_CompBase

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Die Fachzeitschrift „c't – magazin für Computertechnik“ ist eine fachkundige und renommierte Zeitschrift aus Deutschland. In der c't 2012 Heft 8 schreibt diese auf Seite 124. Zitat:

Wer eine Fritz!Box betreibt, sollte zur Feststellung der tatsächlichen Anschlussbandbreite eines bereits geschalteten Anschlusses einen Blick in die DSL-Informationen unter dem Punkt „aktuelle Datenrate“ werfen. Unter dem Stichwort „Leitungskapazität“ weist das Gerät zusätzlich aus, wie schnell eine DSL-Verbindung maximal sein könnte. Dieser Wert ist Ergebnis der Leitungsmessung der beiden beteiligten Modems zu Hause und in der Vermittlungsstelle und lässt sich deshalb auch praktisch erreichen, sofern keins der beteiligten Modems sich dem durch Konfiguration verweigert.

Ende Zitat

Ist das effektiv eine Leitungsausmessung der realen Leitung ? Oder ist das ein theoretisch berechneter Wert ?

Meine FB 7390 zeigt als Leitungskapazität über 18'000kBits/s an.

Ich habe dann einen ISP unter Hinweis auf diesen Auszug aus c't 08/2012 angefragt. Und ihm die Werte meines momentanen VDSL2 gemäss FB 7390 angegeben.

Dieser antwortet mir dann:

Zitat

Auf Ihrem Anschluss xxxx können wir Ihnen eine maximale effektive Bandbreite von 12000/1000 anbieten. Bei einem 10/1 Abo können Sie entsprechend 10/1 nutzen, mit einem 15/1.5 könnten Sie 12/1 nutzen.

Die Werte zur maximal erreichbaren Datenrate sind theoretischer Natur und werden aus den übrigen Werten zu Leitungsdämpfung, Rauschabstand und Leitungslänge berechnet. Da eine VDSL Leitung mit dieser Geschwindigkeit üblicherweise instabil ist wird das Access Profil auf dem DSLAM so festgelegt, dass es 80% dieser theoretischen Bandbreite nicht überschreitet. Gemäss Network Analyser des DSLAM ist Ihre Leitung bereits mit dem Access speed 16500 instabil und wird in den nächsten Tagen oder Wochen auf einer tieferen Bandbreite festgesetzt (Pending downgrooming without service impact).

Ende Zitat

Was jetzt ?

Effektive Messung der Leitung ? Oder theoretische Berechnung ? Theorie ? Oder Praxis ?

Was macht die FB zusammen mit dem DSLAM ? Rechnen die nur theoretisch oder messen die gemeinsam effektiv ?

Gruss
AW

PS: 80% von 18'000kBits/S sind 14'400kBits/S.
 
Theoretisch unter Optimalbedingungen, welche du nicht haben wirst.

Ich habe laut Fritzbox ~5500 meine Leitung ist aber bei 4500 schon etwas instabil (nur DSL hier, bei VDSL ist das noch gravierender).

Im Endeffekt ist egal was deine Fritzbox zeigt, zählen tut was der Provider dir gibt ohne seinen Technischen Support zuviel zu belasten weil du laufend Leitungsstörungen hast.
 
genau... der provider gibt dir die kostengünstigste maximale datenrate an. d.h. die bandbreite, die am stabilsten läuft, wenn ALLE den knotenpunkt mit dir teilen. so müssen sie ihre infrastuktur nicht erneuern (kostet viel) und der normaluser bekommt eine stabile leistung.
 
Die praktischen Werte erreichen vielleicht einen höheren Datenverbindung, aber was bringt dir das, wenn sie alle 5min kurz abbricht. Instabilität ist schlecht :)
 
Die Leitungskapazität ist ein theoretisch berechneter Wert, der aus den Dämpfungswerten (Leitungsdämpfung, Signal/Rauschabstand) und der aktuellen Synchronisation (Aktuelle Datenrate) berechnet wird. In den wenigsten Fällen stimmt dieser Wert und selbst wenn man den Wert erreicht (oder überschreitet), handelt es sich teilweise nicht um die bestmögliche Synchronisationsrate. Was die Leitungskapazität nämlich nicht verrät ist die Häufigkeit der Übertragungsfehler und die möglicherweise auftretenden Verbindungsabbrüche - all das kann man nur in der Praxis mit den entsprechenden Verbindungswerten erfahren.
 
Hallo AW_CompBase,

stell dir, auch in der digitalen Zeit, die aDSL Leitung wie Radio hören vor. Mit kleinerem Rauschen kannst du Musik immer noch als Musik erkennen und hören. Wenn das Rauschen aber zu stark wird, hat man qualitativ zu viele Aussetzer. Als würdest du alle paar Minuten durch einen kleinen Tunnel fahren.

Im übrigen passt dazu, das du beim Radio hören ja nur in eine Richtung arbeitest. Hättest du jetzt noch einen eigenen Radio-Sender, so kann es passieren, das du zu wenig hörst, da du ja selber auch was Sendest.

Und so kommt man wieder bei der aDSL Technik an. Upload und Download brauchen beide das Gegenstück in kleinen Paketen. Daher kein keiner der beiden Richtungen die theoretischen 100% erreichen.

lg
fire
 
Ich habe laut FB technisch 17,7mbit möglich, wenn ich den Eigenschaften für Störanfälligkeit auf das max. Stelle bekomme ich zuweilen bei vielen gleichzeitigen Verbindungen Abbrüche. Daher bin ich da eine Stufe runter und nun bei 15mbit Sync, Leitungskapazität 15,2mbit. Upload aber immerhin 1.2mbit.
 
Also bei meinem VDSL50 Anschluss hat die FB zuerst 100/40 MBit angezeigt (vermutlich war ich der erste der VDSL an diesem DSLAM hatte :)), inzwischen ist das auf 49/9,8 gefallen und genau diese bekomme ich auch. Aber der Zähler der korrigierbaren Fehler rennt wie wild nach oben ... die Leitung ist wohl nicht ganz stabil. Von 80% unter theoretischen Wert ist das aber weit entfernt.
 
Vielen Dank für die vielen schönen Antworten.

Eines habe ich auch kapiert: Die ISPs respektive die Infrastrukturbetreiber ( bei mir Swisscom BBCS http://www.swisscom.ch/de/wholesale/produkte/anschluesse/broadband-connectivity-servicesbbcs.html weil in der Schweiz) möchten aus Kostengründen möglichst wenige Service Impacts und halten deshalb die Geschwindigkeit möglichst tief. Nur produziert/provoziert das eventuell auch das Gegenteil mit Chaos: Viele Service Impacts wegen zu langsamer Geschwindigkeit, weil die Leitung zwischen DSLAM und Modem ja angeblich (laut FB) viel schneller sein könnte. Klar ist das Abwägungssache, aber vielleicht sind sie da zu konservativ. Uebervorsichtig. Wie bei mir. Und mehr Transparenz, Offenheit, bessere Kommunikation und Ehrlichkeit würde vielleicht auch helfen. Man könnte doch jedem genau sagen was los ist mit seiner Leitung zum DSLAM. Und die Wahl anbieten: Absolute stabile Verbindung zum DSLAM mit kostenlosen Leistungen bei Service Impacts oder mehr Geschwindigkeit mit etwas instabilerer Verbindung, aber dann kosten dadurch verursachte Service Impacts extra.

Bei mir hat Swisscom eventuell wegen eines Service Impacts am DSLAM geschraubt. Die Verbindung stabilisiert. Deshalb weniger FECs und CRCs. Nur sollten sie mir das sagen. Ich habe dann eventuell deshalb fälschlicherweise Rückschlüsse auf die Firmware gemacht.


@ firexs: Dann kommt noch hinzu: Das ist wie Mittelwellenradio. Bei mir mit Frequenzen bis ca. 3MHz. Und das über ein 30-jähriges, korrodiertes Kupferkäbelchen. 3MHz ist fast HF. Für HF bräuchte es eigentlich HF-taugliches Material (Kabel, Stecker etc.) wie beim Kabelfernsehen. Das wird immer ein Manko von xDSL über das alte POTS sein. Vielleicht auch ein Geburtsfehler. Das spräche für eine radikale Neuverkabelung. Als doch Glasfaser.

@ hrafnagaldr: Ich habe schonmal an den Einstellung in der FB betreffend Störfestigkeit etc rumgeschraubt, nur scheint der DSLAM das nicht verstanden zu haben. Ich hatte dann mehrere Tage kein DSL-Signal mehr. Wahrscheinlich bis der Port am DSLAM resettet wurde.

Gruss
AW
 
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