Warum haben die USA nicht die gleichen Probleme mit dem Dollar?

-oSi- schrieb:
Uns hat auch keiner gefragt, ob wie den Euro wollen. Das wurde ohne uns beschlossen, bzw. war es eine Bedingung.

Spiegel (2010) - http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,719608,00.html

Agi Hammerklau schrieb:
Die Dähnen haben jetzt über den Euro zu bestimmen, seltsamerweise hat man die gefragt ob sie ihn wollen.....Wer hat uns gefragt?.... Ja stimmt wir hatten ja erst unsere Volksvertreter gewählt. Nur kenn ich keinen der jemanden gewählt hat dass er den € einführt (wohin auch immer). Keiner will mir glauben, dass wir die Einheit Deutschland mit der Abschaffung der DM bezahlt haben. Wer möchte und das beweisen kann, kann bei uns am Stammtisch vorbeikommen. Ich stelle auch gern eine Schnabeltasse und einen Rollstuhl.

Euch hat auch niemand gefragt, als die DM eingeführt wurde.
 
Leute bitte korrigiert mich falls ich falsch liege.
Da Öl und Gold in Dollar gehandelt werden, müsste dies doch einen größeren Vorteil für den USD mit sich bringen.
Ich weiß es aber nicht, ich kenne auch nicht den Einfluss bzw. ob er überhaupt erwähnenswert ist.
Psychologie spielt natürlich auch eine Rolle, bestes beispiel ist doch die Börse. KEIN Kurs fällt/steigt wenn keiner auf der Welt eine Aktie kauft oder verkäuft sondern nur hält.
Der Aktienmarkt ist nunmal auf den Herdentrieb aufgebaut. Gewinne oder Verluste können nur zu einem Herdentrieb führen. So funktioniert dies nunmal (entschuldigt die Vereinfachung)

@buzz89 ob die Krise von der USA in Europa "erschaffen worden ist" lasse ich mal unkommentiert.
Es hat mit der Immobilienkrise in den USA angefangen. Die USA kann nichts dafür, dass europäische Banken diese faulen Wertpapiere gekauft haben. Ob die Art und Weise einer Immobilienkreditvergabe reguliert werden soll steht auf einem anderen Blatt.

Ferner ist die Krise in Griechenland ein strukturelles Problem dort. Die Drachme hat nur geholfen dies zu verstecken. Natürlich gibt es Übertreibungen in der "Fakelaki- Darstellung" doch ich muss bei jedem Besuch eschreckend feststellen, dass es genügend Leute gibt die das Konstrukt Staat (mit Steuerneinnahmen und -ausgaben) nicht verstehen und einfach gegen die Politiker und das "System" poltern.

So jetzt zu China.Ich habe auf Welt.de (glaub ich) gelesen, dass China seit Längerem versucht die Binnennachfrage zu stärken, weil sie den einen möglichen Knall in den USA fürchten. Gleichzeitig benötigt man sich Gegenseitig.

USA braucht China für die billigen Produkte und China braucht die USA für den Export dieser.
 
Paokara1988 schrieb:
@buzz89 ob die Krise von der USA in Europa "erschaffen worden ist" lasse ich mal unkommentiert.
Es hat mit der Immobilienkrise in den USA angefangen. Die USA kann nichts dafür, dass europäische Banken diese faulen Wertpapiere gekauft haben. Ob die Art und Weise einer Immobilienkreditvergabe reguliert werden soll steht auf einem anderen Blatt.

Ferner ist die Krise in Griechenland ein strukturelles Problem dort. Die Drachme hat nur geholfen dies zu verstecken. Natürlich gibt es Übertreibungen in der "Fakelaki- Darstellung" doch ich muss bei jedem Besuch eschreckend feststellen, dass es genügend Leute gibt die das Konstrukt Staat (mit Steuerneinnahmen und -ausgaben) nicht verstehen und einfach gegen die Politiker und das "System" poltern.

Das wäre töricht, natürlich ist die Krise selbst herbeigeführt.
Die Situation in Griechenland ist mehr als Katastrophal und musste auf kurz oder lang zu diesem Dilemma führen.
Nichts desto trotz wird die Krise von den Amerikanern verschärft bzw. angeheizt und aufgebläht um den stark kritisierten Dollar zu stärken.

Und Griechenland hat mit Hilfe der Amerikaner seine Schulden versteckt.
Die Krise war lange überfällig und ist das beste was uns passieren konnte, da jetzt richtige Kontrollen eingesetzt werden können und einheitliche Gesetze geschaffen werden.


Paokara1988 schrieb:
So jetzt zu China.Ich habe auf Welt.de (glaub ich) gelesen, dass China seit Längerem versucht die Binnennachfrage zu stärken, weil sie den einen möglichen Knall in den USA fürchten. Gleichzeitig benötigt man sich Gegenseitig.

USA braucht China für die billigen Produkte und China braucht die USA für den Export dieser.

Das versucht jedes Land, in China klappt das auch ganz gut.
Der Export ist jedoch bis auf weiteres immer noch der wichtigste Antriebsmotor.
 
Die USA profitieren in zweierlei Hinsicht.

1. Die Schuldenkrise in Europa lenkt von den Problemen im angelsächsischen Raum ab. Die USA und auch Großbritannien sind massiv verschuldet. Anleger flüchten in ihrer Panik aus dem Euroraum in amerikanische Staatsanleihen, die als sicherer Hafen gelten. Das reduziert die Zinslast der Amerikaner erheblich.

2. Vor nicht allzu langer Zeit, nämlich vor etwas mehr als 2 Jahren, galt der Euro als zweite Weltreservewährung neben dem Dollar. Im Nahen Osten wurde bereits darüber diskutiert einen Teil des Ölhandels in Euro abzuwickeln.

Seit de Eurokrise sind diese Überlegungen alle hinfällig geworden. Das liegt im Interesse der USA. Verwendet man nämlich die Währung eines Landes international in großem Umfang zu Wertaufbewahrungs- und Transaktionszwecken, so stellt dies besonders unter dem Aspekt steigender Seigniorage-Einnahmen, aber auch wegen der wegfallenden Wechselkursunsicherheit und niedriger Transaktionskosten einen enormen Vorteil für das Land dar.

Ohne Dollar kann man selbst in Europa kaum Geschäfte tätigen.

Die USA haben ein Interesse daran die Dominanz des Dollar aufrecht zu erhalten. Die Welt ist abhängig von der US-Währung. Und wer abhängig ist, der kann sich nicht abwenden. Die USA inflationieren auch einen erheblichen Teil ihrer Auslandsschulden.

John Connally, US-Finanzminister unter Richard Nixon, sagte 1971 diesbezüglich:

„Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem.“
 
Interessanterweise wird meine These gerade untermauert.
Es ging für den Euro gerade bergauf und die positiven Nachrichten häuften sich da wird erst mal wieder ordentlich gewettert und downgrades vorgenommen.
 
Du willst jetzt aber nicht ernsthaft behaupten, dass die Herabstufungen unberechtigt gewesen wären? Sie kamen eher viel zu spät, als zu früh.
 
Vor 2 Tagen ging es überraschend bergauf für den Euro, siehe hier.

Und prompt folgt der Rundumschlag von S&P.
Aber für die Krisenverhandlungen ist dies natürlich wieder ein positiver schubs in die richtige Richtung.
Denn nun steht man wieder unter Druck und muss weiter an Lösung arbeiten.
 
Du willst jetzt aber nicht ernsthaft behaupten, dass die Herabstufungen unberechtigt gewesen wären? Sie kamen eher viel zu spät, als zu früh.

Du solltest nicht alles glauben, was Politiker sagen. Man schiebt immer gerne die Schuld auf andere (in dem Fall die Ratingagenturen), um von seinen eigenen Fehlern abzulenken. Eine Lösung muss so oder so gefunden werden. Frankreich und Österreich wurden schon seit längerem nicht mehr wie AAA-Schuldner behandelt, ich glaub nicht, dass sich da am Montag am Anleihemarkt großartig was bewegen wird.
 
Feuermanngnther schrieb:
Du solltest nicht alles glauben, was Politiker sagen. Man schiebt immer gerne die Schuld auf andere (in dem Fall die Ratingagenturen), um von seinen eigenen Fehlern abzulenken.

Und du solltest dich mit den Fakten beschäftigen. Werfen wir einen Blick auf eine Kernbegründung von S&P für die Abstufung.

We also believe that the agreement is predicated on only a partial recognition
of the source of the crisis: that the current financial turmoil stems
primarily from fiscal profligacy at the periphery of the eurozone. In our
view, however, the financial problems facing the eurozone are as much a
consequence of rising external imbalances and divergences in competitiveness
between the EMU's core and the so-called "periphery." In our opinion, the
eurozone periphery has only been able to bear its underperformance on
competitiveness (manifest in sizeable external deficits) because of funding by
the banking systems of the more competitive northern eurozone economies.

According to our assessment, the political agreement reached at the summit did
not contain significant new initiatives to address the near-term funding
challenges that have engulfed the eurozone.

http://www.standardandpoors.com/ratings/articles/en/us/?articleType=HTML&assetID=1245327305715

Die Ratingagentur spricht damit einen wichtigen Punkt an, doch sie misst mit zweierlei Maß.

Die Leistungsbilanzen von den USA und Großbritannien sind ebenfalls miserabel und das schon seit Jahren.

Screen-shot-2009-09-16-at-15.33.10.png


Macroeconomic_Conference_Papers-13.gif


S&P hätte Großbritannien schon längst herunterstufen müssen. Aber man hat sich seit Monaten auf die Eurozone eingeschossen. :rolleyes:
 
Wie ich bereits weiter oben schrieb, es wird davon ausgegangen, dass die Bank of England im Fall der Fälle unbegrenzt Staatsanleihen kaufen wird. Soweit ich weiß, besitzt sie im Moment bereits britische Staatsanleihen im Wert von 16% des BIP.
Davon abgesehen sind bei den Schuldenquoten Garantien nicht eingerechnet. Bei Frankreich dürften das an die 200 Milliarden Euro sein, etwa 10% des BIP (Zahlen sind jetzt aus dem Kopf, genauere kannst du dir ja selbst raussuchen).
 
Feuermanngnther schrieb:
Wie ich bereits weiter oben schrieb, es wird davon ausgegangen, dass die Bank of England im Fall der Fälle unbegrenzt Staatsanleihen kaufen wird. Soweit ich weiß, besitzt sie im Moment bereits britische Staatsanleihen im Wert von 16% des BIP.

Das ändert nichts an der Kritik von S&P in Bezug auf die Leistungsbilanzdefizite. Großbritannien hat übrigens weltweit mit die höchste Verschuldung, wenn man öffentliche und private Schulden zusammenzählt. Die Inflationsrate lag zuletzt bei satten 5 %. Das Defizit 2011 lag bei rekordverdächtigen 9 %.

Das Land verdient in keinem Fall mehr ein AAA. Und das schon gar nicht, wenn man berücksichtigt das S&P selbst den USA ihr AAA entzogen haben.

Die Ratingagenturen haben in der Vergangenheit allzu oft fehlerhafte Bewertungen vorgenommen, selbst bei Unternehmen, wie Enron. Ihr Fokus richtet sich seit Monaten fast ausschließlich auf die Eurozone und damit verschlimmern sie die Krise zusätzlich. Vor einigen Tagen konnten Spanien und Italien ihre Anleihen zu deutlich günstigeren Zinsen platzieren, kurz danach taucht S&P auf und wertet in einem Rundumschlag wieder mehrere Länder ab.

Das was seit Monaten abläuft hat mehr mit Hysterie zu tun, als mit realen Fundamentaldaten. Und einige Marktteilnehmer kassieren inmitten dieser Turbulenzen kräftig ab.
 
Du kannst so viel argumentieren wie du willst, wenn die Bank of England nicht will, wird Großbritannien auch nicht defaulten. Ob das Geld dann noch etwas wert ist, ist die andere Frage, aber darüber trifft das Rating keine Aussage. Die EZB ist aber anscheinend schon bereit, Länder Pleite gehen zu lassen (siehe Griechenland).
Die USA wurden soweit ich weiß wegen der Unberechenbarkeit der Politik herabgestuft, denn das FED kauft auch Staatsanleihen. Da könnte dann ein Zahlungsausfall nicht wegen Liquiditätsproblemen, sondern wegen Streitereien im Kongress eintreten (wie es auch schon beinahe passiert ist).

Aber selbst ohne die Anleihenkäufe der BoE sieht es nicht unbedingt schlechter aus für Großbritannien:
Netto ist das Vereinigte Königreich mit 13% des BIP im Ausland verschuldet, gut ist das natürlich nicht aber auch nicht übermäßig viel. Bei Frankreich sind es 10%. Bei den Staatsschulden in Prozent des BIP sieht es laut IWF (ich hoffe mal der Link geht) über die nächsten Jahre für Großbritannien besser aus, ebenso beim Leistungsbilanzdefizit. Dazu kommen bei Frankreich wie gesagt noch die Garantien. Die Staatsquote habe ich auch noch mit rein genommen, wie man sieht ist da Großbritannien mit ~37% wesentlich besser aufgestellt, als Frankreich mit über 50%.
Die französischen Banken sind außerdem stärker in den Krisenstaaten investiert, im Falle eines Defaults einiger Peripherieländer müsste die Zentralregierung dann auch noch Banken retten.
Wenn sich die Eurokrise ausweitet, wird diese die Finanzierung für den französischen Staat erheblich schwieriger machen, wohingegen Großbritannien (wie die USA) als Ausweichort genutzt werden würde.
 
Es kann aber m.E. nicht angehen, das eine dahergekomme Ratingagentur mal so eben ganze Länder herabstuft.
Wo soll das denn enden?

Vor nicht all zu langer Zeit wurde doch Frankreich mal "ausversehen" herabgestuft oder irre ich mich da jetzt ?
Über kurz oder lang sehe ich, dass diese "Läden" verboten werden.
 
Irgendwie hat das mit AUT und FRA nicht so richtig funktioniert, deshalb stuft S&P den gesamten EFSF ab :lol:

Wer hier noch an Werte oder ein System glaubt :freak:
 
@-oSi-:
Warum soll sie denn bitte Länder, die zu hohe Schulden haben NICHT herabstufen???
Aber dass irgendwelche linken Freiheitshasser gleich nach Verboten schreien, wundert mich nicht. Die gleichen sind es, die die Länder erst in diese Lage gebracht haben und jetzt die Schuld auf andere schieben.

@s.0.s:

Du weißt schon, wie die EFSF funktioniert? Sie bekommt von den Staaten (relevant sind hierbei nur Deutschland, Luxemburg, Finnland, die Niederlande, Österreich und Frankreich) Garantien für Kredite, die sie dann am Markt aufnehmen kann. Diese Garantien sind ihre einzige Sicherheit, deshalb wird sie natürlich herabgestuft, wenn die Garantie-gebenden Ländern heruntergestuft werden! Außer dir wundert das jetzt echt niemanden.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Feuermanngnther schrieb:
Du kannst so viel argumentieren wie du willst, wenn die Bank of England nicht will, wird Großbritannien auch nicht defaulten. Ob das Geld dann noch etwas wert ist, ist die andere Frage, aber darüber trifft das Rating keine Aussage. Die EZB ist aber anscheinend schon bereit, Länder Pleite gehen zu lassen (siehe Griechenland).

Das ist nicht korrekt. Die EZB ist keineswegs einfach so bereit Eurostaaten pleite gehen zu lassen. Zum einen kauft die EZB seit Monaten Staatsanleihen auf dem Sekundärmarkt, zum anderen hat sie die gesamte Bankenlandschaft kürzlich mit einer halben Billionen € geflutet, um damit den Kauf von Anleihen zu ermöglichen.

Griechenland ist bisher auch nicht default, sondern es gab einen freiwilligen Forderungsverzicht.

Uns wie kommst du darauf das der Wert des Geldes keine Rolle spielen würde. Staatsanleihen sind nicht per se inflationsgeschützt. Es wäre die Pflicht der Ratingagenturen auch das Risiko der Inflation in die Bewertung aufzunehmen. Und das Risiko ist nunmal größer, wenn die Notenbank kräftig Anleihen kauft.

Großbritannien hat fast dreimal mehr Auslandsschulden als Italien. Trotzdem gerät Italien in das Visier der Märkte, während Großbritannien fälschlicherweise als sicherer Hafen angesehen wird.

16705.gif


Sobald die Eurokrise halbwegs gelöst ist, wird der Fokus nicht mehr auf dem Euro liegen und dann werden wir sehen, was passiert.
 
Mir ist durchaus bewusst, dass die EZB Staatsanleihen kauft und den Banken Liquiditätshilfen gibt. Die Frage, ob man den Forderungsverzicht als freiwillig bezeichnen will, wenn die Gläubiger die Wahl dazwischen hatten, 50% oder gar nichts zu bekommen, lasse ich jetzt mal unbeantwortet. Tatsache ist, dass Griechenland nicht fähig ist, seine Schulden voll zurückzuzahlen. Und die EZB hat das zugelassen. Somit muss man als Anleger im Euroraum damit rechnen, dass das auch anderen Ländern passieren kann. In Großbritannien muss man das eben nicht.

Wie kommst du darauf, dass ich darauf gekommen bin, dass der Wert des Geldes keine Rolle spielt? Ich schrieb nur, dass er für das Rating keine Rolle spielt. Warum ist es die Pflicht der Ratingagenturen, Inflation in die Bewertungen mit einfließen zu lassen? Woher kommt diese Pflicht? Das sind Privatunternehmen, die bewerten können was sie wollen. Es zwingt einen keiner (bis auf den Staat!-> Rentenversicherungen u.ä.), darauf zu hören.

Dazu kommt, was die Anleger von anderen Anlegern denken, was diese tun. Siehe dazu: http://de.wikipedia.org/wiki/Beauty_Contest
Vor ein paar Monaten sind die Renditen für Staatsanleihen von Ländern wie Frankreich und Österreich sprunghaft gestiegen. Das hat den Anlegern gezeigt, dass andere Anleger einen Zahlungsausfall für möglich erachten. Bei einem Triple-A-Land darf so etwas nicht passieren.

Was deine Statistik zeigt, ist die Bruttoauslandsverschuldung von staatlichen und privaten Schuldnern. Die Verschuldung der privaten Haushalte ist aber nicht direkt relevant für die Bonität der Staatsschulden. Sie schwächt vielleicht das Wachstum, aber das hat eben nur indirekte Auswirkungen. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass Großbritannien nicht mehr die Wachstumsraten wie vor der Krise erreichen sollte. Italien hingegen wächst schon seit Jahren kaum, da hilft ihnen auch die niedrige Bruttoauslandsverschuldung nicht. Außerdem ist die italienische Staatsverschuldung noch weit größer als die britische.

Interessanter ist im übrigen das Nettoauslandsvermögen, wie ich in einem vorherigen Post schonmal erwähnte:
http://de.wikipedia.org/wiki/Auslandsvermögen
Und da sieht es für Italien auch schlechter aus.


Und schau mal in deiner Statistik, Japan hat nur eine Auslandverschuldung von 50% des BIP, aber trotzdem weder AAA noch Wachstum ;) Die Demographie spielt bei der ganzen Sache auch eine nicht unbedeutende Rolle.

Es gibt so viele Faktoren, die die Bonität beeinflussen, sie alle hier aufzuzählen wäre beinahe unmöglich. Man könnte zusammenfassen, dass die Ratingagenturen wesentlich fähiger als irgendwer in diesem Forum sind, die Kreditwürdigkeit von Schuldnern einzuschätzen.
 
Feuermanngnther schrieb:
Was deine Statistik zeigt, ist die Bruttoauslandsverschuldung von staatlichen und privaten Schuldnern. Die Verschuldung der privaten Haushalte ist aber nicht direkt relevant für die Bonität der Staatsschulden.

Dann hast du die Finanzkrise 2007 nicht verstanden. Irland oder Island hatten vor 2006 eine Staatsverschuldung von unter 40 %, nach 2008 stieg diese auf teilweise über 100 %. Die staatliche Rettungsaktion für Anglo Irish Bank & Co. ließ die Staatsschulden für die irische Republik damals geradezu in die Höhe schnellen. Private Schulden (Banken, Unternehmen und Private) können nunmal sehr schnell auch öffentliche Schulden werden. Wenn Banken in Schräglage geraten, dann muss der Staat einspringen und Milliarden bezahlen.

Dazu reicht ein Blick auf das Wachstum der öffentlichen Schulden nach der Finanzkrise 2007. Allein in Deutschland sprang der Wert von 70 % auf über 81 % innerhalb von nur zwei Jahren, nicht zuletzt wegen massiven Kapitalstützen für private Banken, wie die HRE, etc.

Österreich, ein Land mit einem öffentlichen Schuldenberg von gerade einmal 66 % des BIP hat genau deshalb sein AAA verloren, weil österreichische Banken massiv in Osteuropa involviert sind. Großbritannien hat ähnliche Probleme wie Irland, auch hier dominiert der Finanzsektor die lokale Volkswirtschaft und die realen Schuldenberge sind gewaltig.

Feuermanngnther schrieb:
Und schau mal in deiner Statistik, Japan hat nur eine Auslandverschuldung von 50% des BIP, aber trotzdem weder AAA noch Wachstum Die Demographie spielt bei der ganzen Sache auch eine nicht unbedeutende Rolle.

Japan hat Auslandsvermögen von 56 % des BIP, immerhin sind sie Exportkönige. Das Land ist nach China der zweitgrößte Gläubiger der Welt. Japan hat sein Triple A schon lange verloren, was an der exorbitanten Verschuldung von 200 % des BIP liegt.

Diese Note kann den Japanern aber herzlich egal sein, weil sie hauptsächlich Inlandsschulden haben, die Japaner schulden sich also selbst Geld.

Die Märkte haben das erkannt und so kann sich Japan trotz fehlendem AAA seit vielen Jahren noch günstiger laut Zinssatz am Kapitalmarkt eindecken, als Deutschland mit seinem AAA. Für 10-Jahres Bonds zahlen die Japaner derzeit lächerliche 1 %.

Wachstumsraten ohne Demographie und BIP pro Kopf zu berücksichtigen ist auch für den Arsch. Japan hat ein BIP pro Kopf von 40.000 Dollar. Das Land braucht keine Wachstumsraten von 10 %, wie China oder Indien, wo das BIP pro Kopf bei lumpigen 3.500 Dollar liegt.

Die USA brauchen auch höhere Wachstumsraten, weil sie auch in der Bevölkerung wachsen!

Feuermanngnther schrieb:
Man könnte zusammenfassen, dass die Ratingagenturen wesentlich fähiger als irgendwer in diesem Forum sind, die Kreditwürdigkeit von Schuldnern einzuschätzen.

Es wäre auch lächerlich, wenn sie es nicht wären, denn das würde bedeuten das dort Leute arbeiten, die von ihrer Arbeit weniger Ahnung haben, als der Durchschnitts-Deutsche auf der Straße.

Dennoch bedeutet die Fähigkeit von Ratingagenturen qualifizierte Bewertungen abzugeben nicht, dass sie fehlerlos agieren. Einzelne Ratings sind durchaus zu kritisieren und das auch von jedem Forennutzer hier. Es gab seinerzeit einfache Leute, die vor einem Zusammenbruch bei Enron warnten, als die Ratingagenturen noch AAA Bewertungen abgaben.

Zudem gibt es zahlreiche Interessenskonflikte bei den Ratingagenturen. Sie sind nicht so unabhängig, wie du das vielleicht glaubst!
 
Zuletzt bearbeitet:
Dann hast du die Finanzkrise 2007 nicht verstanden. Irland oder Island hatten vor 2006 eine Staatsverschuldung von unter 40 %, nach 2008 stieg diese auf teilweise über 100 %. Die staatliche Rettungsaktion für Anglo Irish Bank & Co. ließ die Staatsschulden für die irische Republik damals geradezu in die Höhe schnellen. Private Schulden (Banken, Unternehmen und Private) können nunmal sehr schnell auch öffentliche Schulden werden. Wenn Banken in Schräglage geraten, dann muss der Staat einspringen und Milliarden bezahlen.

Dazu reicht ein Blick auf das Wachstum der öffentlichen Schulden nach der Finanzkrise 2007. Allein in Deutschland sprang der Wert von 70 % auf über 81 % innerhalb von nur zwei Jahren, nicht zuletzt wegen massiven Kapitalstützen für private Banken, wie die HRE, etc.

Das ist mir durchaus bewusst, deshalb schrieb ich "nicht direkt relevant". In den meisten Fällen wird es keine größeren Auswirkungen auf den Staatshaushalt haben.
Soweit ich weiß, sind die britischen Banken aber nicht so stark in den Peripherieländern engagiert, wie z.B. französische, österreichische oder auch deutsche.

Japan hat Auslandsvermögen von 56 % des BIP, immerhin sind sie Exportkönige. Das Land ist nach China der zweitgrößte Gläubiger der Welt. Japan hat sein Triple A schon lange verloren, was an der exorbitanten Verschuldung von 200 % des BIP liegt.

"schau mal in deiner Statistik", das hätte dich schon darauf hinweisen können, dass ich Brutto meine. Ich wollte dir damit nur aufzeigen, wie aussagelos diese Statistik allein ist. Die Japaner zahlen aber u.a. auch deshalb so wenig Zinsen, weil der Leitzins extrem niedrig ist und die Inflation sehr niedrig ist bzw. Deflation herrscht. D.h. man würde sein Vermögen selbst mit unverzinslichen Anleihen vermehren, da sind 1% nicht wenig. Dazu kauft die Bank of Japan zur geldpolitischen Lockerung Staatsanleihen.

Wachstumsraten ohne Demographie und BIP pro Kopf zu berücksichtigen ist auch für den Arsch. Japan hat ein BIP pro Kopf von 40.000 Dollar. Das Land braucht keine Wachstumsraten von 10 %, wie China oder Indien, wo das BIP pro Kopf bei lumpigen 3.500 Dollar liegt.
Hier gehts doch um Staatsverschuldung, da ist eher die Demographie und das BIP pro Kopf fürn Arsch als das Wachstum. Eine alternde Gesellschaft führt letztendlich zu geringerem Wachstum, aber sollte man über andere Wege Wachstum erzielen, kann einem Gläubiger die Demographie herzlich egal sein. Da die Staatschulden immer im Verhältnis zum BIP gesetzt werden, ist auch das BIP/Kopf nicht relevant. Wenn überhaupt, dann ist es besser wenn es niedrig ist, da dann mehr Wachstumspotential vorhanden ist.

Dennoch bedeutet die Fähigkeit von Ratingagenturen qualifizierte Bewertungen abzugeben nicht, dass sie fehlerlos agieren. Einzelne Ratings sind durchaus zu kritisieren und das auch von jedem Forennutzer hier. Es gab seinerzeit einfache Leute, die vor einem Zusammenbruch bei Enron warnten, als die Ratingagenturen noch AAA Bewertungen abgaben.
Das klingt jetzt hart, aber "einfache Leute" warnen vor so ziemlich allem. Dass sie dann ab und zu mal richtig liegen, ist nicht weiter verwunderlich. Irgendwo habe ich kürzlich gelesen, dass die Wahrscheinlichkeit eines Defaults bei Schuldnern mit einem A-Rating von 1975-2010 bei 1,02% lag, bei Staaten sogar 0%.

Sicher gibt es Interessenkonflikte bei Ratingagenturen und sie sind auch nicht unfehlbar. Das habe ich auch nie behauptet. Wenn allerdings eine Agentur nur Schund bewerten würde, abhängig von der Höhe der Bestechungen, würde sie langfristig schlechter dastehen als andere, da sich keiner mehr für ihr Rating interessieren würde. Es liegt also in ihrem Eigeninteresse, unabhängig zu sein und die realistischsten Bewertungen zu verteilen.

Ich bin nicht so unwissend, wie du die ganze Zeit denkst, in deinem Post stand jetzt nichts Neues für mich. Zufälligerweise studiere ich VWL ;)
 
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