Harsiesis schrieb:
Warum sind Mikrofone in Wireless Headsets so schlecht? Diese frage haben sich sicher schon viele gestellt - wie ich mir auch.
Wird hier alle 2 Wochen diskutiert
Bei Interesse insbesondere mal die Diskussion um die Tests der Wireless Headsets durchgehen.
The_Jensie schrieb:
Ganz einfach: Die meisten Gaminghersteller wissen, dass die ebenso zahlungskräftige, wie in Audiodingen unerfahrende Kundschaft sowieso keine AHnung hat und verbaut einfach irgendwelchen Mist, ohne den Preis nach unten anzupassen.
Darauf kann man es gut zusammenfassen. Ich würde es sogar auf Audio allgemein ausweiten, das ist heute immer noch teilweise "Voodoo Areal" und Audio im Bereich PC (nicht nur Wireless und Gaming Produkte) entwickelt sich nur sehr langsam bzw. entwickelt sich teilweise zurück.
Die Konsumenten sind zu unkritisch und das Verständnis von "gutem Sound" ist auch nicht einheitlich. Dem einen reicht es schon, wenn überhaupt was zu hören ist, der andere mag es sehr basslastig und in den nach oben offenen Preisbereichen gelten noch mal ganz andere Regeln und Anforderungen.
Hinzu kommt die nicht ganz triviale Technik und die Vielzahl von Formaten und Standards.
Da herrscht leider viel Unwissenheit und Fehlinformationen und Mythen (ich nehme mich da nicht raus). Da fehlt es imho auch ein bisschen an Aufklärungsarbeit seitens der Presse/Medien, die ein bisschen mehr Licht ins Dunkel zu bringen.
Die Tests der Wireless Headsets kratzen oft nur an der Oberfläche bzw. testen die Geräte aus reiner Anwendersicht, was unter der Haube an Technologien zum Einsatz kommt und was limitiert, wird eher nicht erwähnt. Die tollen Mikrofonsampels hier auf CB sind bereits eine tolle Ausnahme.
Zur eigentlichen Frage:
Am Mikrofon (Elektret-Mirkofonkapsel) liegt es meist nicht. Gute bis sehr gute Mikrofonkapseln kosten kaum mehr als 1-2 Euro (Endverbrauchereinzelpreise inkl. Mehrwertsteuer, Großhandelspreise für Massenabnahme liegen natürlich weit darunter), ordentliche Ergebnisse erzielt man bereits mit Kapsel im Centbereich.
Das hält einzelne Hersteller von Headsets trotzdem nicht davon ab, so schlechte Kapseln zu verbauen, dass man das hört (so geschehen bei meinem Creative Rage Wireless Headset, da war das Mic vollkommen unbrauchbar, eine 1€ Kapsel brachte sehr deutliche Besserung)
Das Hauptproblem liegt im weiteren Signalweg. Da werden oft Frequenzen oberhalb von 6000 oder 9000 Hz abgeschnitten. (Die Kapsel selbst liefert z.b. 20-20.000Hz).Das dient zum einen der Reduktion von Störgeräuschen, aber auch der Reduktion der zu übertragenden Daten. Der verbleibende Frequenzbereich von 20 bis 6000 Hz wird dann ggf. noch durch die Codec-Kompression weiter in der Qualität reduziert (kennt man von mp3 mit niedriger Bitrate). Im Ergebnis bekommt man den tollen Dosentelefonsound, über den sich AlexiBexi so wunderbar trefflich aufregen kann.
Das wird getan, weil die hardwareseitige Bandbreite technisch limitiert ist. Achtung, ab hier mehr Vermutung als Wissen: Das liegt an den immer noch zum Einsatz kommenden veralteten Funklösungen. Die funktionieren im Prinzip wie BT bzw. basieren sogar auf den gleichen Chips (von Qualcom, AVnera, etc), die sowohl BT als auch proprietäre Übertragungsprofile anbieten. BT (und damit auch die proprietären Profile) hat eine beschränkte Bandbreite (Brutto- und Nettodatenraten), bis BT4 irgendwas um 1 Mbit/s Brutto glaube ich. Da müssen dann zwei Kanäle (Stereosignal) für den Ton und ein Kanal für das Mikrofon möglichst latenzfrei übertragen werden.
Das geht nicht ohne Verlust von statten. Beim BT Standard wird bei Zuschaltung des Mikrofons das Hands Free Profil eingeschaltet, der Stereoton wird auf Mono geschaltet, damit der Mikrofonkanal überhaupt noch übertragen werden kann.
Das reicht zum telefonieren, niemand muss Stereo telefonieren. Das erklärt, warum ggf. BT Kopfhörer wie der hier genannte Bose oder Bürolösungen wie Jabra ganz ordentlich funktionieren. Für Gaming geht das nicht, denn Stereo ist für die Ortung und das Sounderlebnis wohl unabdingbar. Daher wird eben die Frequenz beschnitten.
In Zukunft sollten solche Probleme lösbar sein. Der CSR8675 bietet imho schon die notwendige Bandbreite, viel mehr als 2 Mbit/s braucht man ja auch nicht, um einigermaßen verlustfrei drei Kanäle zu übertragen (Stereo mit 44 Khz = CD Qualität und Mic mit 20 Khz für die Sprache). Es gibt auch einen neuen BT Standard Aptx Adaptive, der dieses Hands-Free Dilemma der BT-Kopfhörer ggf. löst.
Schon seit langer Zeit wäre es imho natürlich auch möglich, die Übertragung von Ton und Mic über zwei parallele Schaltungen zu realisieren. Also neben der Platine+Dongle für den Stereoton noch eine weitere Platine+Dongle fürs Mic einzubauen. So wie wenn man das Mod Mic Wireless an ein Wireless Headset klebt und mit zwei Dongles im Rechner arbeitet. Das muss imho nicht in einem Aufpreis von >100€ (=Kaufpreis Modmic) resultieren, denn die Technik ist ja die gleiche, nur halt doppelt verbaut. Diese Chips wie der CSR8675 kosten ein paar Euro
Bis diese Chips wie der CSR8675 in die Lösungen der Gaming Headsets Hersteller eingebaut werden, dauert es offensichtlich noch, bisher findet man diese nur in den externen BT-Adaptern.