jamotide schrieb:
Focus, interessant, wieder ein Blatt was man von der Liste legitimer Journalisten zu streichen hat.
Das klingt jetzt aber doch sehr nach einem iranischem Verständnis von Pressefreiheit. Zumal die Übersetzung, dass Israel vernichtet werden muss, nicht vom Focus stammt, sondern eben auf dem iranischen Plakat selbst stand.
jamotide schrieb:
Die drei Puenktchen in Deinem Zitat stehen fuer den Anfang des Zitats, welcher lautete: "in rezhim-e eshghalgar ..." "Das Besatzungsregime...". Und jetzt? Daemmerts?
Die Pünktchen habe ich eingefügt, auf dem Propaganda-Plakat stand die Übersetzung tatsächlich so.
Aber selbst wenn man die iranischen Übersetzungen ins Englische nicht anerkennen will, "das Besatzungsregime" ist nur ein Codewort für Israel. Denn die Existenz des Staates selbst wird vom Iran bereits als "Besatzung" angesehen und vor diesem Hintergrund sind auch entsprechende Äußerungen zu sehen.
jamotide schrieb:
Vielleicht hilft ja etwas Humor von Georg Schramm:
Georg Schramm, das Kabarett-Uboot der Linkspartei und auch sonst ein zumeist übler Polemiker, als Kronzeuge für die Deutung iranischer Äußerungen zu zitieren, empfinde ich als absurd.
Nochmals: Im Iran selbst wird "Israel must be wiped off the map" geäußert. Auch die iranisch-staatliche Nachrichtenagentur hat es selbst so verbreitet, man suche nur bei Google nach dem Link
www.iribnews.ir/Full_en.asp?news_id=200247
Diese Formulierung wurde auch später wiederholt, es handelt sich also nicht um einen "entsetzlichen Fehler", der sofort korrigiert wurde.
Es ist mir daher ein Rätsel, wie man die Zustände und Machtstrukturen im Iran schönreden kann. Wenn man sich vorstellt, dass selbst skrupellose Diktatoren aus diplomatisch-taktischen Gründen normalerweise jede Kritik an anderen Ländern zurückhaltend äußern, sind die Offenbarungen des Irans ein absolutes Alarmsignal.
Israel, eine parlamentarisch-demokratische, westlich orientierte, marktwirtschaftlich enorm erfolgreiche, unislamische Republik, dazu mit einem mächtigen Verbündeten, den USA, war vielen Ideologen schon immer suspekt. Umso so mehr natürlich einer Staatsführung mit islamistischem Größenwahn. Daher auch die Unterstützung der Hisbollah, die Israel ebenfalls als Erzfeind auserkoren hat und zusammen mit der Hamas rechtsextreme Hasspropaganda gegen Israel betreibt, gewaltfördernd agiert sowie die eigene Bevölkerung mit kalifatischen Vorstellungen drangsaliert.
Überhaupt sollte man Diktaturen wenig bis gar nicht trauen, und der Relativismus, Demokratien und Diktaturen gleiche "Rechte" zugestehen zu wollen, ist historisch fahrlässig und ein Schlag gegen unsere Werte. Bevor z.B. Hitler seine Nachbarländer überfallen und den Weltkrieg ausgelöst hat, hielt er aus taktischen Gründen mehrere "Friedensreden". Dem Iran ist nicht zu trauen, er ist durch sein Reden und Handeln eine Bedrohung für den Frieden und die Versuche Grass, das umgekehrt darzustellen, sind ein absoluter Hohn.
Wie man sein Verhalten etikettiert, finde ich zweitrangig. Ich habe auch etwas gegen Antisemitismus-, Rassismus-, oder Ausländerfeindlichkeits-Keulen. Entweder eine Tatsachenbehauptung ist wahr oder falsch, entweder ich teile eine Meinung oder lehne sie ab, entweder ich kann Schlussfolgerungen nachvollziehen oder eben nicht. Darauf sollten sich die medialen Kommentatoren stärker konzentrieren. Insofern kann ich auch den einen oder anderen verstehen, der sich vom Holocaustkomplex mancher Zeitgenossen genervt fühlt. Der Holocaust oder die umstrittene Sonderstellung desselben hat nämlich erstmal nichts damit zu tun, ob man Grass Meinung richtig oder falsch findet.
Die Lehre aus geschichtlichen Ereignissen zu ziehen, egal ob sie in Deutschland, Russland oder China stattfanden, ist darüber hinaus die Aufgabe jedes vernunftbegabten Erdenbürgers, gleich welcher Herkunft.