cloudman schrieb:
Haben die HighEnd Geräte so schlechte Netzteile, dass sie sich vom Stromkabel beinflussen lassen?
Spass bei Seite ich würde gerne mal Messkurven sehen die zeigen welchen Einfluss das Kabel auf den Sound hat - sollte doch nicht so schwer zu messen sein. Jeweils gleiches Signal und aufzeichnen was am Lautsprechausgang herauskommt . Unterscheiden sich die Kurven?
hier muss man aufpassen. wer viel misst misst mist. man muss erst einmal wissen, was man überhaupt misst, und dann muss man die ergebnisse auch korrekt interpretieren. nehmen wir mal ein standard analoges signalkabel wie lautsprecherkabel oder cinch. hier für sich genommen den leitungswiderstand zu messen unterschreitet bei 1-2m kabellänge oft die möglichkeiten von einem normalen LCR, also ergebnis quasi 0 oder? kabel egal?
nicht ganz. mit besserem equipment wird man feststellen, dass bspw CCA einen viel höheren leitungswiderstand hat als OFC. OFC kabel liegen quasi immer im budget, daher immer OFC nehmen. leiterquerschnitt ist ein weiterer sehr wichtiger faktor beim leitungswiderstand. der nächste punkt ist leitungsimpendanz - die lässt sich schonmal garnicht so einfach messen. eine vergleichsweise hohe impendanz im signalkabel ist ein low-pass-filter wie in einer frequenzweiche. die impendanz wird vom kabelaufbau beeinflusst. eine niedrige impendanz haben kabel, bei denen das signal (+/-) auf mehrere kreuzverseilte leiter aufgeteilt ist - hier sollte man aber nicht den summierten leiterquerschnitt vernachlässigen. und dann kommt die verschaltung der masse hinzu. XLR kabel haben pro kanal 3 leitungen: +/-/masse bzw. schirm - hifi cinch kabel haben aber nur 2 kontakte - stift und ring oder wie auch immer man den außenleiter bei dem stecker nennt. der stift ist plus - wo liegt also minus und masse? auf dem ring, zusammen.
daher spricht man von symmetrisch und asymmetrisch - aber "wie" asymmetrisch das cinchkabel aufgebaut ist, liegt beim hersteller. richtige pfennigfuchser bauen das kabel so auf: kabel ist ein innenleiter und eine schirmung. stecker bekommt auf den pin den innenleiter und der schirm im kabel überträgt minus UND ist masse, d.h. alles was die schirmung abfängt, liegt auch am signal - and und dazu hat der innenleiter ganz andere leitungseigenschaften als der schirm. funktioniert, aber optimal ist das nicht.
cordial (deutscher studiokabelhersteller) nimmt zweiadrige cinchkabel pro kanal plus die schirmung - das nennt man quasi symmetrisch. so bekommt + und - jeweils eine eigene leitung und der schirm wird aber trotzdem auf minus gelegt. hier gibts dann noch sonderformen wie "nach fuchs", wo der schirm per widerstand an beiden enden an minus angelegt wird - damit geht das signal nur über den innenleiter und der schirm schirmt, ohne dabei großartig in die minus signalleitung einzugreifen. eine andere möglichkeit ist die sackschirmung, wo der schirm nur an einem kabelende angeschlossen wird - damit wird das kabel aber direktional, d.h. der schirm muss immer am massezentrum der anlage angeschlossen sein, meistens ist es hier der verstärker bzw. vorverstärker.
bei den steckern gehts dann weiter - hier wird gerne material gespart, indem man hohle pins statt vollmaterial pins nimmt - übrigens auch bei stromsteckern im pc ein thema.
sind also dicke, teurere kabel mit dicken steckern immer hifi-voodoo? nein - bis zu einem bestimmten punkt kann man sinnvoll material und bauvolumen investieren, um die kabel soweit wie möglich als fehlerquelle aus dem system zu nehmen. ein gutes cinchkabel kann 15-40€ kosten und ist noch kein voodoo, vorallem dann nicht, wenn hochwertige kabel, stecker und eine exotische beschaltung verwendet werden. hier gilt: am besten selber bauen.
das problem beim fertig einkaufen ist aber, dass schlechtes nicht günstig sein muss. wenn man nicht genau weiß, was man da einkauft, kauft man meistens billigen china schund mit goldbeschichtung und extra plastik mit 5000% marge.