Wer erklärt mir meine Heizung?

zazie

Captain
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Ausgangslage: Ich bin (erstmals) Hausbesitzer statt Mieter und habe deshalb keine Vorerfahrungen. Das Haus ist ca. 70 Jahre alt, die Heizung stammt (meines Wissens) aus den 90er Jahren.
Oelheizung, Marke HS Tarm, Modell FB Mk3, Brenner Cuenod NC4 (könnte neueren Datums sein).
Die Heizung funktioniert gut und vermag das grosse Haus warm zu halten.
Die Heizung dient gleichzeitig aber auch als Warmwasseraufbereitungsanlage; es gibt keinen (andern) Boiler. Das ist auch der Grund, warum der Thermostat eine fixierte Minimaleinstellung hat (siehe Bild), damit die Temperatur nicht unter die für die Hygiene wichtige Marke von 65° fällt (das Bild ist unmittelbar nach der Heizöllieferung entstanden, während des Auffüllens musste sie auf "Aus", was Temperatur und Wasserdruck hat absinken lassen - während des Fotos lief der Brenner zwecks Aufheizens, die Werte in den Anzeigen links sind inzwischen wieder 'normal').

IMG_1998.jpg


Gemäss Betriebsanleitung (p.8; französisch) erfordert die automatische Steuerung des Ofens eine digitale oder analoge Steuereinheit. Ich weiss nicht, was das wäre; ich weiss jedoch, dass die Radiatoren über keine Temperaturskala verfügen, sondern am Heisswasser-Zufluss über Drehregler mit einer analogen Skala von 1- bis 5+ (mit Zwischenstufen). Man kann diese Drehregler um fast eine ganze Umdrehung verstellen.
Ich habe den Automatikmodus II im Winter einmal ausprobiert - die Temperaturen in der Wohnung sind sehr rasch abgesunken und blieben tief. Deshalb bin ich zurück auf Stufe I, also der manuellen Temperaturregelung. In einer Kältephase habe ich den runden Regler im Bild höher gestellt, was erwartungsgemäss zu höheren Temperaturen der Radioatoren geführt hat.

So funktioniert die Heizung gut - wie bereits gesagt.

Aber:
Ich habe im letzten Jahr sehr viel Oel verbraucht. Es gibt Sonderfaktoren, die zumindest einen Teil des Verbrauchs erklären (u.a. Renovationsarbeiten mit Gips- und Malerarbeiten, die während rund 4 Wochen im November einerseits Zugluft und andererseits Wärme erforderten).

Ich bräuchte deshalb Antworten auf folgende Fragen:

1. Ist die Annahme richtig, dass ich nur dann den Heizölverbrauch minimiere, wenn ich sämtliche Radiatoren im Haus auf 0 stelle, also manuell völlig zurückstelle?

2. Übersehe ich eine Möglichkeit, meine vorhandene Heizung anders zu regulieren als mit einer Kombination des Drehreglers der Heizung (im Bild) und der Drehregler an den Radiatoren?

3. Hat jemand Erfahrungs- oder Vergleichswerte, wie viel Heizöl ein (grosses) EFH mit einer vergleichbaren Heizung im Jahr verbraucht, also mit Kombination von Heizen und Warmwasserraufbereitung?

Darf ich noch darum bitten, zuerst auf meine Fragen einzugehen, bevor allenfalls um Vor- und Nachteile eines Ersatzes meiner älteren Heizanlage diskutiert wird ;) . Es gibt Gründe, dass diese Anlage noch in Betrieb ist. Damit will ich nicht behaupten, dass diese Gründe gut sind ...
 
Du solltest schon Werte Deines Hauses angeben (qm, KW maximale Heizleistung, verrät Dir ein Aufkleber oder der letzte Bericht des Schornsteinfegers, realer Ölverbrauch + Deine Wohlfühltemperatur) und ob an dem Haus aus Bj. um 1954 irgendetwas außer dem Heizkessel bislang modernisiert wurde!
Außerdem solltest Du auch einen Energieausweis beim Kauf erhalten haben, da steht zumindest ein errechneter Wärmebedarf darin.

Ohne konkret Dein Heizungsmodell gegoogelt zu haben vermute ich anhand des Bildes, das Du einer der wenigen mit einer nicht geregelten Heizungsanlage bist (Festtemperaturheizung) und damit unter die Austauschpflicht nach dem neuen Heizungsgesetz fällst.
Du kommst also um einen mittelfristigen Heizungstausch nicht umhin.

Eine Nachrüstung Deiner Anlage mit einer witterungsgeführten Temperatursteuerung (=automatische Steuerung) halte ich für nicht sinnvoll.
 
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zazie schrieb:
1. Ist die Annahme richtig, dass ich nur dann den Heizölverbrauch minimiere, wenn ich sämtliche Radiatoren im Haus auf 0 stelle, also manuell völlig zurückstelle?
Klar, du sparst sogar noch mehr wenn du deine Heizung vollständig abstellst.

So ein Thermostat hat einen Basispunkt, der liegt bei 20°C Raumtemperatur und Stufe 2. Je Stufe kann man die Soll - Temperatur um 2K verschieben ... "ungefähr" ... Die Geräte sind nicht wirklich geeicht und es ist im Inneren nur ein Bi-Metall das sich je nach Temperatur ausdehnt oder nicht und so das Heizkörperventil öffnet bis es warm genug ist.

Den Heizkörper auf NULL zu drehen dürfte für gewöhnlich das Ventil nicht ganz schließen sondern ist, sofern keine Schneeflocke als Option einstellbar ist, eine Einstellung für "Frostfrei". Das bedeutet es wird verhindert, dass im Winter die Rohrleitungen einfrieren. Die Soll - Raumtemperatur ist da ca. 5°C.

zazie schrieb:
2. Übersehe ich eine Möglichkeit, meine vorhandene Heizung anders zu regulieren als mit einer Kombination des Drehreglers der Heizung (im Bild) und der Drehregler an den Radiatoren?
Naja, dein System ist halt unfassbar alt. Das muss vom Gesetz her in naher Zukunft getauscht werden. Ich hab jetzt die Fristen nicht im Kopf, aber ungeregelte Ölheizungen die noch nicht mal Brennwerttechnik haben sind eigentlich seit 2010 rum oder so nicht mehr zulässig.

Bezüglich der Reduzierung des Verbrauches ...

Ich hab hier mal nen halben Aufsatz zu dem Thema geschrieben:
https://www.computerbase.de/forum/t...tromverbrauch-zu-senken.2093154/post-27285315

TL : DR: Der Energieverlust eines Gebäudes ist direkt Proportional zur Differenz zwischen Innen- und Außentemperatur. Doppelte Differenz, doppelter Verbrauch.

Du kannst deine Raumtemperatur bis auf Außentemperatur reduzieren und damit 0W für die Raumbeheizung verbrauchen ... Aber angenehm ist was Anderes.

Trinkwarmwasserbereitung ist ein konstanter Faktor, wobei du natürlich immer die Option hast weniger Warmwasser zu verbrauchen.

zazie schrieb:
3. Hat jemand Erfahrungs- oder Vergleichswerte, wie viel Heizöl ein (grosses) EFH mit einer vergleichbaren Heizung im Jahr verbraucht, also mit Kombination von Heizen und Warmwasserraufbereitung?
Moderne EFH haben so 15 W/m² Raumfläche , um 2000 herum gebaute sind eher so bei 20-30 W/m². In den 50ern gebaute können schnell bei 60 - 100 W/m² liegen.

Was steht denn im Energieausweis?

zazie schrieb:
Darf ich noch darum bitten, zuerst auf meine Fragen einzugehen, bevor allenfalls um Vor- und Nachteile eines Ersatzes meiner älteren Heizanlage diskutiert wird ;) . Es gibt Gründe, dass diese Anlage noch in Betrieb ist. Damit will ich nicht behaupten, dass diese Gründe gut sind ...
Es gibt keine Vorteile alter, ungeregelter, Ölheizungen. Moderne Systeme würden sich bei dir innerhalb weniger Heizperioden rentieren, Dämmung und Fenster ebenso.

Ich nehme an dein Grund ist Geld. Aber das bestätigt nur die übliche Hypothese, um Geld sparen zu können muss man Geld haben.
 
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Bitte nicht alle Radiatoren auf 0 Stellen. Dein Haus wird ähnlich "Energieeffizient" sein wie die Heizungsanalage. Somit brauchst du auch Wärme, Lüften & Co. um Schimmelbildung vorzubeugen. Wenn die Wände erst mal richtig feucht sind - dann kommen ganz andere Kosten auf dich zu, als ein bisschen Heizöl.

Ich würde mir zumindest smarte Thermostate kaufen. (bspw. Fritz) Dann kannst du zeitgesteuert regeln, wann geheizt werden soll und wann die Temperatur abfallen darf. Auch haben sie eine "Fenster-geöffnet" Funktion, die halbwegs gut erkennt, wann du lüftest und dann wird auch nicht die Heizung hochgefahren. Wenn du eh immer im gleichen Zeitraum lüftest, dann kannst du dies direkt in die Zeitplanung mit eintragen.

Ich hab mir diese Thermostate gekauft, um darüber den Verbrauch zu "optimieren". Tagsüber lasse ich die Heizungen bis zu einer Wohlfühltemperatur hochlaufen - je nach Raum - und Nachts fahren diese herunter.

PS und ja, so 1 Monat Renovierungsarbeiten in der kalten Jahreszeit mit Heizen schlägt dann wirklich extrem zu - schau dir lieber die Verbräuche in den normalen Jahren an. Ggf musst du gar nicht extreme Maßnahmen erfgreifen.
 
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Danke für eure Rückmeldungen. Ich werde mein "Heizverhalten" auf dieser Grundlage überprüfen (auch unter Zuhilfenahme eines Taschenrechners, nicht um Heller und Pfennig auszurechnen, sondern um die Formeln aus dem Link von Damien mit dem Realverbrauch zu vergleichen).

Weil die Infos oben nur rudimentär waren, kann ich nachschicken, dass das Haus 7 Zimmer hat (zwischen 18 und 73 m2) plus Küche, Treppenhaus, drei Bäder plus Gästeklo, insgesamt über 250 m2. Standort: Frankreich.
 
Die Franzosen haben keinen Energieausweis, oder?

Zu den Vorschriften in Frankreich bzgl. Feuerungstechnik kann ich keine Angaben machen, die solltest du aber definitiv auch mal prüfen, und auch deren Förderungen.
 
Doch, den gibt es dort genau so wie bei uns.
Bei 250 qm sollte der Ölverbrauch nicht über 5000 Liter/Jahr liegen.
Mehr kann man einfach nicht aussagen, ist doch alles andere uns unbekannt.
 
Ich habe neulich auch ein Haus gekauft und auch eine Ölheizung die auch das Wasser warm macht. Ich kann dir nur empfehlen einen Profi zu engagieren der dir Heizung einstellt und den CO Wert minimiert (Kostenpunkt + - 150€) bei mir. Um deinen Vebrauch weiter zu minimieren empehle ich dir digitale Thermostate für deine Heizkörper, gibts in jedem Baumarkt ab ~ 20€ stück. Die kann man super einstellen.

Gerade bin ich dabei mir Angebote einzuholen für den Aufbau eines Durchlauferhitzers, damit ich die Ölheizung im Sommer komplett abschalten kann, aber dennoch warmes Wasser fürs Haus habe. Zurzeit habe ich meine Heizung nur für 2std Abends an, damit ich duschen kann und fertig. Muss natürlich jeder selber wissen, wie mans macht und für was man sein Budget ausgibt. Der Vorteil vom Durchlauferhitzer ist, man muss nur das zahlen was man wirklich braucht. Erstes Angebot lag bei 1500€ inkl Material und Anbringung. Ich selber werde die Ölheizung solang betreiben, bis die raus muss. Derzeit kenne ich kein Gesetz, welches eine Ölheizung verbietet.

Wenn du dich ein bisschen auskennst, mach die Heizung auf und reinige innen alles mal, ggf ersetz die Düse. Falls nicht, auch eine Inspektion macht ein Monteur für ein paar Euronen. Nach dem reinigen (falls du es dir zutraust) Monteur bestellen, der Sie dir danach einstellt.

Achja, deine Heizung müsste eine Umwelzpumpe eingesteckt haben, irgendwo in der Nähe. Da kannst du auch eine Zeitschaltuhr montieren, dass die schon mal in der Nacht nicht läuft. (Habe Sie ca 4 std am Tag laufen).. Aber auch dazu kann dir der Profi bessere Auskunft geben. Die Pumpe ansich hat nicht viel Watt, aber damit sie nicht immer weiter das heiße Wasser durch die gegend schubst, besser ne Zeitschaltuhr dran um Öl zu sparen.

LG
 
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