Wer von euch ist wirklich bescheiden?

escrivel

Lt. Commander
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Hallo Leute,

gestern abend beim Abendessen mit meiner Freundin kam das Thema irgendwie auf. Wir unterhielten uns über einen Artikel in der örtlichen Zeitung der vor Weihnachten erschienen ist. Da wurden unter anderem Menschen befragt was sie sich für Weihnachten wünschen. Neben Antworten wie: "Telefon X", "Urlaub Y", Spielekonsole Z".... kamen auch Antworten mit denen man so nicht rechnete:
"-An Weihnachten nicht alleine sein"
"-Eine warme Winterjacke"
"-Jemanden zum Reden"

Als wir darüber sprachen lief es mir irgendwie kalt den rücken runter und mir/uns wurde mal wieder bewusst, wie gut es mir eigentlich geht. In mir wurde wieder der Wunsch lauter, dass ich doch einfach viel bescheidener sein sollte und mich auf wirklich wichtige Dinge besinnen sollte. Ich bin gesund, hab jeden Tag mehr als genug zu essen, hab anständige Kleider, einen Job und vor allem eine Partnerin, Familie und Freunde.

Als ich so über die Wünsche derer denen es nicht so gut geht nachdachte schämte ich mich fast ein wenig vor mir selber. Ich mache mir einen Kopf ob ich von einem tollen Smarphone auf ein noch besseres wechseln soll (was eigentlich 0 Mehrwert hat), ein kaufte mir ein neues Notebook weil ich einfach eins wollte, ich gehe Essen wann und so oft ich will, hab einen rießen Wohnung etc etc etc.
Vor allem ist mir meine Gesundheit und meine wichtigen Menschen um mich rum eine Selbstverständlichkeit und das erschreckt mich eigentlich am Meisten. Gerade das so etwas NICHT immer selbstverständlich ist, sollte man sich jeden Tag aufs neue vor Augen führen. Ich denke das ist wirklich Bescheidenheit.

Ist es meine Schuld das ich weniger bescheiden bin? Oder ist so etwas normal, wenn es einem einfach jeden Tag an den grundlegenden Dingen nicht mangelt. Wie denkt ihr darüber? Seid ihr bescheiden?
 
Ich wünsche mir immer, dass es meiner familie
weiter so gut geht und meine großeltern weiter
so fit bleiben.
der rest ist kleinkram für mich ;-)
 
Tja escrivel das geht mir nicht anders. Es ist schwer sich immer wieder auf das Wichtige zu besinnen wenn es immer gegeben ist. Deswegen schätzt man auch erst die Gesundheit so richtig wenn man krank ist z.b.
Das Phänomen geht auch gut aus der Maslowsche Bedürfnispyramide hervor:
http://de.wikipedia.org/wiki/Maslowsche_Bedürfnispyramide

Deswegen machen sich zb die meisten Leute in Deutschland Sorgen und Gedanken um Dinge der Stufe "Indivudualbedürfnisse", weil die Stufen darunter oftmals seit ihrer Geburt gegeben sind. Vielleicht fällt es gerade uns Menschen in Mitteleuropa (vielen zumindest) schwer wirklich bescheiden zu sein.
 
Ohje, eine Sinnkrise? ^^

Ich denke Bescheidenheit interpretiert jeder für sich. Ein Millionär hält sich sicherlich für bescheiden wenn er statt einem Porsche 911 Turbo einen Audi A6 fährt.
Ein Milliardär hält sich für bescheiden wenn er nicht mit dem Privatjet sondern mit einer Chartermaschine fliegt.
Und ein Normalverdiener hält sich vielleicht für bescheiden wenn er sich nicht das teuerste Smartphone kauft, sondern 2 Nummern darunter.

Ich denke also es ist höchst subjektiv was Bescheidenheit heißt und von den jeweiligen Lebenssituation abhängig.
 
Mir geht es da auch nicht anders. Ich habe ebenfalls alles was man für ein gutes Leben braucht Auto, Job, Essen, klasse Wohnung, paar Freunde, Geld auf der Seite und bin doch nicht so glücklich wie ich es gerne hätte und warum das so ist, weiss ich leider nicht. Das typische streben nach Glück :D.

Hatte vor paar Tagen ne Doku gesehen über Indien wie die dort Leben in den slums. Und da kommt einem wirklich die Tatsache in den Kopf "hey alter du lebst in einem Paradies, WAS WILLST DU DENN NOCH".

Tja das frage ich mich auch. Würde ich ne Million gewinnen ein fetten Bugatti haben und ne Villa, bin ich mir sicher das ich paar Monate glücklich bin und dann doch mit der ZUfriedenheit am selben Stand ankommen wie ich ihn jetzt habe.

Sollte Leute wie mir wäre es mal vom Vorteil mal nen Monate nach Indien in den Slums zu schicken. Und nach der Tour hat man es am eigenen Leib erfahren wie gut es einem geht. So dokus schauen is halt auch nicht das nahafte.
 
Tja, es ist der Standpunkt, der einen zu dem macht, was oder wer man ist.
Ich denke, dass es völlig normal ist, nicht so bescheiden zu sein, wenn man im relativen Reichtum der westlichen Welt lebt. Ist man Haitianer - gerade aktuell - , dann wird man wohl andere Wünsche und Ziele im Leben haben, als wir. Z.B. am nächsten Tag satt werden, heute mal nicht vergewaltigt werden, ein Dach überm Kopf.
Wenn man darüber nachdenkt und konsequent ist, meldet man sich gleich bei CB, Facebook, der Videothek etc. ab und spendet 50 % seines Geldes. Aber wer will oder wer tut sowas schon?

Ich als Protestant(nicht Puritaner!!!) halte es da mit Martin Luther, der dem Menschen sinngemäß weitergab, dass man die Güter, die einem durch Gott (oh, ganz böses Thema in einem Computerforum, ich weiß) gegeben wurden auch nutzen und sich an ihnen erfreuen soll.
Das ist nicht unbescheiden oder so, sondern zweckdienlich. Es bringt doch keinem etwas, wenn Du vor schlechtem Gewissen oder Scham eingehst. Allerdings schadet es nicht, immer mal ein Auge für seine Mitmenschen zu haben - sowohl Freunde, Familie, Umgebung als auch der Streuner an der Straßenecke oder die Oma im Supermarkt, der 40 Cent für den Einkauf fehlen.
Ein sehr, sehr weites Feld, das Du betreten hast!
Aber schön, auch solche Gedanken mal hier im Forum zu lesen.
Weiter so und viele Grüße vom Niederrhein!
Chancaine
 
Das dir deine Gesundheit, Jugend und Lebenskraft als selbstverständlich erscheint, ist nicht komisch, das ist normal. Das ist eine der grundlegenden Schutzeinrichtungen der menschlichen Psyche.

Würdest du dir, wie du von dir forderst, dir täglich Gedanken um deine Gesundheit, dein Wohlergehen und deine Freunde und deinen sozialen Status machen würdest du aus dem Grübeln nicht mehr herauskommen und würdest früher oder später ZWangsstörungen, Neurosen oder ähnliches ausbilden.

Wenn es dir so gut geht und do so viel Geld im Überfluss hast und es dir ansonsten an nichts fehlt, dann spende doch einen Teil deines Geldes.
Oder arbeite auf freiwilliger Basis bei der Tafel oder in einem Obdachlosenheim (letzteres wird dich schnell wieder nach Hause treiben).

Oder (wenn du die notwendigen Vorraussetzungen erfüllst) geh zu Ärzte ohne Grenzen oder einer ähnlichen Organisation und unterstütze Arme und Bedürftige im Ausland.
Auch das Technische Hilfswerk freut sich immer über Nachwuchs.

Aber fang bitte nicht an, wegen deinem Wohlstand ein schlechtes Gewissen zu entwickeln oder gar dir Vorwürfe zu machen.
 
Nun, für deinen Wohlstand hast du ja etwas getan, nehme ich zumindest mal an. Für das, was du dir erarbeitet hast, solltest du dich nicht schämen.

Ich denke die Tatsache das du darüber nachdenkst, das es anderen Menschen wesentlich schlechter geht als dir und du Mitleid dafür empfindest, macht aus dir erstmal keinen schlechten Menschen.

Ich empfand ähnlich wie du, als ich Arbeitslos war und Arbeitslosengeld bekam. Dies ging sogar in alg2 rein. Wenn man dann in den Medien zu sehen bekommt, wie es anderen arbeitslosen Menschen in anderen Ländern geht (in westlichen Ländern, sogar hier in Mittel-/West Europa), ist selbst Hartz 4 'nicht übel'.
Es beißt dann doch so ein bisschen wenn die Leute auf die Straße gehen und für mehr Sozialhilfe demonstrieren. In anderen Ländern gibt es nichts.

Man sollte einfach dankbar sein, aber sich nicht dafür schämen. Denn unser Wohlstand kommt ja nicht aus dem nichts.
 
Unsere Gesellschaft ist halt ne Konsumgesllschaft. Haste du nichts dann biste auch nichts. Das beste Beispiel hierfür ist das deutsche Schulsystem in dem Kinder aus ärmeren Schichten eben in die Schule gehen müssen die der Staat bereithält. Ich denke um so älter man wird umso genügsamer wird man auch. Musste als Jungspund auch immer den neuesten Kram haben aber mittlerweile ist das nicht mehr so.
 
also ich wünsche mir schon seit ich ca. 18 jahre alt bin keine geschenke mehr, ich werde zwar jahr für jahr gefragt was ich mir wünsche und jedes jahr muss ich das selbe antworten "ich weiss es nicht, denn ich habe alles was ich brauche".
mehr freunde, glück und gesundheit würde ich mir wünschen, jedoch materielles?

ich weiss auch nicht was du dir wünschen solltest, du bist gesund, du bist glücklich, du hast einen beruf, du hast eine freundin, ein dach über dem kopf, genügend geld so dass du nicht unter der brücke wohnen musst, usw.

nach der schuld frage, würde ich wohl eher nicht so fragen, weil die schuld liegt immer an der person selber. du hast einfach den weg des geringeren widerstandes genommen und bist mit deinen mitmenschen mitgeflossen. zum glück besteht noch hoffnung bei dir, da du dir diese frage gestellt hast wegen dem bescheiden sein.

ah ja, ich würde mich nicht als bescheiden bezeichnen, ich lebe auch wie meine mitmenschen in saus und braus - es ist schwer davon wegzukommen, aber machbar in kleinen schritten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hartz 4 ist deshalb nicht so übel weil in Deutschland eine Politik für Lohndumping betrieben wird. Hier in Berlin verdient man bei normaler Arbeit nicht mal den Hartz 4 Satz.
 
sehr interessantes Thema...

ich muss zugeben dass ich mich persönlich hier auch ein wenig geändert habe bzw. sich meine Ansprüche verschoben haben...

Früher war mir mein Job am wichtigsten, dass ich möglichst viel verdiene und mir möglichst viele protzige Sachen leisten kann, dickes Auto fahre, große Wohnung in angesehenem Stadtteil..., damit man auch sieht dass ich mir wirklich den Arsch aufreiße... Nachdem ich berufliche Schlüsselerlebnisse hatte (BurnOut, Entlassung...) hat sich das bei mir doch ein wenig verschoben...

Heute sind mir vor allem meine Gesundheit - denn die kann man sich nicht wirklich kaufen, höchstens ansatzweise... und meine Familie/Freunde das Wichtigste, und zwar nur und pur der harte Kern, die Menschen die mir wirklich wohlgesonnen sind, Menschen auf die ich mich verlassen kann und die für mich da sind...

Aber ich glaube dass es mir materiell immer noch sehr gut geht, doch das ist für mich nicht mehr entscheidend; ich bin reich geworden an Lebensqualität seit dem, da ich für mich das Gefühl habe mich um wirklich wichtige Dinge wesentlich mehr zu kümmern als vorher... Und das Wichtigste Gefühl ist meine Zufriedenheit! Ich bin zufrieden mit mir, mit meinen Lebensumständen, mit meiner Familie und mit meinen Freunden... ich bin zufrieden mit den was ich habe, ich brauche nicht mehr... aber dennoch hat man Träume, aber auch hier hat sich einiges geändert, Dinge die man sich nicht für Geld kaufen kann sind in den Vordergrund gerückt und materielle Dinge werden nicht mehr zwingend angeschafft und vorher durchleuchtet ob man es denn wirklich will und brauch; dennoch gönne ich mir ab und an auch was das man nicht wirklich brauch...

Ich denke das hat nix mit Bescheidenheit zu tun, sondern eben mehr mit der Zufriedenheit... und ich denke aber auch dass man hierzu ein Schlüsselerlebnis brauch... ich glaube nicht dass ich etwas an meinem Leben geändert hätte wenn ich (rein) beruflich weiter auf dieser Welle geschwommen wäre... ich wär immer noch protzig und verschwenderisch, und ich hätte sicher nie den Blick für das wirklich Wichtige erlangt... zumindest nicht so...
 
Es fehlt unserer Gesellschaft einfach an Demut - ein mittlerweile fast ausgestorbenes Wort.

Du hast schon sehr gut beschrieben, was heute "wirklich wichtig" ist: Konsum, Selbstdarstellung und der Glaube "mir geht es gut, weil ich es verdient habe...". Es gibt eine Unmenge Menschen da draussen, die für Geld buchstäblich Ihre Mutter verkaufen würden, die Anstand und Respekt als Schwäche auslegen (und ausnutzen) und damit gut leben.

Respekt verdienen - in meinen Augen - die Leute, die sich mit dem "Abfall" unserer Gesellschaft abgeben: Betreiber von Obdachlosenunterkünften, Suppenküchen und all die anderen, die unentgeltlich oder für kleines Gehalt wahre Menschlichkeit im Alltag zeigen.

Hatte das Glück vor einigen Jahren eine Sendung über ein Kinderhilfsprojekt namens "Herzenswunsch" (oder so) zu sehen - da ging es um Kinder/Jugendliche, denen ihr letzter Wunsch erfüllt werden sollte.

Das war ergreifend, wichtig und menschlich. Daneben kommen einem die Alltagsprobleme plötzlich lächerlich vor und man möchte dem Herrgott dafür danken, daß man keine größeren Sorgen aufgebürdet bekommen hat...
 
Höchst relativ das Ganze, ja. Bedürfnisse können, je nach individueller Situation, quasi das gesamte Spektrum an Möglichem (und Unmöglichem) abdecken. Oftmals ist dieses Bedürfnis von Außen induziert (bspw. um einen gewissen sozialen Code zu ermöglichen - in unserer Szene hier wäre das etwa ein Moddingtower), wird aber dennoch als "von Innen heraus" wahrgenommen. Nicht von Außen induzierte Bedürfnisse wären etwa Hunger, Müdigkeit, sozialer Kontakt, und die Nichterfüllung ebendieser wird auch als besonders prekär wahrgenommen, weil sie von jedem Menschen verstanden werden können.

So oder so ähnlich sollte es ablaufen, denke ich.
 
Bescheidenheit ist ja auch immer im Rahmen der gegebenen Umstände zu sehen.
Wenn jemand schon immer in einem "reichen" Kontext aufgewachsen ist, kann es schon bescheiden sein, einen Skoda Octavia anstatt eines BMW 5er zu fahren. Für mich als Student ist ein Auto Luxus. Die Frage ist auch, wann Bescheidenheit Sinn macht oder als etwas "anzustrebendes" zu sehen ist. Und ich denke, Bescheidenheit ist nur dann von Nutzen, wenn sie einem hilft, den Blick auf die wichtigen Dinge im Leben (was auch immer das für das jeweilige Individuum sein mag) nicht zu verlieren und auch an andere und ihre Nöte und Probleme denken kann.
Auch finde ich es schwer "universal" bescheiden zu sein. Ich für meinen Teil z.B. kann sehr bescheiden sein, was Kleidung oder auch Möbel angeht, meine Studentenbude ist sehr karg und das gefällt mir. Auch Markenklamotten spielen keine große Rolle bei einer Kaufentscheidung. Bei meinem Hifi-Equipment und den dazu gehörigen Medien allerdings gehe ich im Rahmen meiner Möglichkeiten keine Kompromisse ein und versuche, das Maximum an Klanggenuss heraus zu holen.
 
Also ich finde, es kommt gar nicht so sehr darauf an, ob man bescheiden ist oder nicht. Wenn man Wünsche und Träume hat und auch die Mittel übrig, sich diese zu erfüllen, so kann man das meiner Meinung nach ohne schlechtes Gewissen machen. Sicher sollte man bei der einen oder anderen geplanten Anschaffung mal in sich gehen und überlegen, ob man den Kram überhaupt wirklich braucht...

Aber was das eigentlich wichtige bei dem Thema ist: Man sollte die oben genannten Sachverhalte immer im Hinterkopf behalten und nie vergessen oder verdrängen, dass es auch Menschen gibt, denen es weit weniger gut geht.
Und denen kann man ja vielleicht auch ne Kleinigkeit abgeben (wenigstens bei Materiellen Sachen; leider nicht bei Gesundheit, etc.).
 
Die Gedanken die du dir machst kenne ich. Ich bin auch jemand der sich einfach kauft was er gerade will, weil er es kann. Meine Freundin bremst mich da gerne. Inzwischen kann ich sie verstehen und finde es im Nachhinein sogar manchmal ;) gut.

Ich finde, dass es den Menschen in unserer Gesellschaft zunehmend schwer gemacht wird bescheiden zu leben. Uns wird, egal wo wir hin kommen und sehen, suggeriert, dass wir Dinge brauchen, die wir nicht brauchen und wollen. Dinge die toll und besser sind, und auch fast nichts kosten. Auf Bild stand dazu ein passendes Zitat, aus anderem zusammenhang, das hier aber sehr gut passt. Sinngemäß: "Die großen Firmen entwickeln immernoch was technisch möglich ist und nicht das was wir wirklich wollen."

Da muss jeder an sich selbst arbeiten und sich darüber mal Gedanken machen, was wirklich wichtig ist. Gesundheit, Glück, Familie. Nicht das Geld oder die Arbeit, oder andere Statussymbole. Sie gehören dazu, sind nice-to-have, aber eben nur optional. Erst letzt habe ich mir in einer Predigt (ich Kirchgänger) sagen lassen, dass man in der Gesellschaft heute den Leuten Verantwortung aufträgt, die eigentlich noch viel zu groß für sie ist und dass sie dadurch in jungem Alter viel zu schnell auf der Leiter nach oben steigen. Dadurch fehlt ihnen Zeit für Familie und Kinder. Und dadurch geht klischeehaft die Zeit für die Arbeit drauf, anstelle für den Geburtstag der Kinder, oder die Aufführung in der Schule. Und wenn man dann mal älter ist, die Kinder ausgezogen, dann hat man im Job schon keinen Wandel mehr, weil man eh schon oben ist.

Zurück zum Gedanken: Wie soll man bescheiden leben, wenn man gezwungen ist Karriere zu machen, und dadurch Geld hat und zum Konsumenten wird, um den mit Milliarden von € von Firmen wie Google geworben wird? Siehe die Meldungen zu Google Analytics hier auf CB...

So far,
derBobby
 
escrivel schrieb:
Ist es meine Schuld das ich weniger bescheiden bin?

Eigentlich nicht oder nur zum Teil. Bescheidenheit wird uns ab- und Rücksichtslosigkeit und Gier anerzogen durch Konzerne und Systeme, für die das von Vorteil ist. Du musst lernen, das zumindest ein bisschen zu durchschauen, dann ändert sich deine Sichtweise zwangsläufig etwas zum Guten.

Kalle Lasn oder Naomi Klein sind ganz gute Autoren, wenn du mal was lesen willst.
 
chancaine schrieb:
Tja, es ist der Standpunkt, der einen zu dem macht, was oder wer man ist.
Ich denke, dass es völlig normal ist, nicht so bescheiden zu sein, wenn man im relativen Reichtum der westlichen Welt lebt. Ist man Haitianer - gerade aktuell - , dann wird man wohl andere Wünsche und Ziele im Leben haben, als wir. Z.B. am nächsten Tag satt werden, heute mal nicht vergewaltigt werden, ein Dach überm Kopf.
Wenn man darüber nachdenkt und konsequent ist, meldet man sich gleich bei CB, Facebook, der Videothek etc. ab und spendet 50 % seines Geldes. Aber wer will oder wer tut sowas schon?

Ich als Protestant(nicht Puritaner!!!) halte es da mit Martin Luther, der dem Menschen sinngemäß weitergab, dass man die Güter, die einem durch Gott (oh, ganz böses Thema in einem Computerforum, ich weiß) gegeben wurden auch nutzen und sich an ihnen erfreuen soll.
Das ist nicht unbescheiden oder so, sondern zweckdienlich. Es bringt doch keinem etwas, wenn Du vor schlechtem Gewissen oder Scham eingehst. Allerdings schadet es nicht, immer mal ein Auge für seine Mitmenschen zu haben - sowohl Freunde, Familie, Umgebung als auch der Streuner an der Straßenecke oder die Oma im Supermarkt, der 40 Cent für den Einkauf fehlen.
Ein sehr, sehr weites Feld, das Du betreten hast!
Aber schön, auch solche Gedanken mal hier im Forum zu lesen.
Weiter so und viele Grüße vom Niederrhein!
Chancaine

Auch wenn ich absolut nich gläubig bin, aber wenn der Mann das gesagt hat, find ich das gut. Denn gut und schlecht leben definiert sich auch immer an der Gesellschaft. Selbst die reichsten in Entwicklungsländern haben nicht den Standart den hier Hartz 4 Leute haben. Aber es stört sie nicht, da sie für ihre Verhältnisse eben in Saus und Braus leben.

Giraffenlippe schrieb:
Hartz 4 ist deshalb nicht so übel weil in Deutschland eine Politik für Lohndumping betrieben wird. Hier in Berlin verdient man bei normaler Arbeit nicht mal den Hartz 4 Satz.

Ich hab als Student auch weniger als Hartz 4. Als ich noch mit meiner Freundin zusammen gewohnt habe, haben wir das mal durchrechnen lassen und hätten damals 200€ mehr im Monat gehabt....
 
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