@pilot.andy
Unser "demokratisches" System hat tatsächlich ein Glaubwürdigkeitsproblem. Das hat v.a. damit zu tun, dass uns tatsächlich natürlich das große Geld und die Marktlogik der global entfesselten Wirtschaft regieren. Und die AfD, welche (nur ein Bsp.) der polnischen national-konservativen PiS im Oktober 2015 "sehr herzlich zu diesem grandiosen Wahlsieg gratulierte“, gehört mit zu diesen sichtbaren Verfallserscheinungen - ähnlich wie Trump in den USA.
Das perfide Muster dabei: sie geben vor, endlich mal die Interessen des kleinen Bürger zu repräsentieren, während sie tatsächlich Interessenvertreter des
großen Kapitals sind. Dabei müssen sie nicht mal Angst haben, dass der Wähler ihr Programm lesen könnte. Denn je mehr das verhasste aber ebenfalls neoliberale Establishment vor solchen Parteien oder Personen politisch warnt, desto besser eignen sie sich als Protestpartei. Mit ihrem eigenen Programm schaffen sie dann noch mehr Basis für Unzufriedenheit, weil sie die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter öffnen. Was sie dann brauchen, sind gesellschaftliche Sündenböcke (am besten die Ärmsten der Armen, auf die jeder herab sehen kann) oder globale Verschwörungstheorien.
Aber das, was in der Türkei passiert, hat mit Demokratie oder korrumpierten Positionen mehr nichts mehr zu tun!
Der Zusammenhang ist nur der, dass die westlichen Demokratien heute keine Strahlkraft mehr haben.
Was die Flüchtlingskrisen oder Armut verursacht, danach fragt man nicht einmal. Unbequeme wissenschaftliche Erkenntnisse werden postfaktisch weggelabert. Unsere verlogene Regierung ist genau das, was das deutsche Volk mit seinem politischen Desinteresse verdient hat. Entsprechendes gilt für die politisch ungebildete Bevölkerung der Türkei. Aber der entstehende Schaden wird kein Lerneffekt auslösen, sondern alles nur immer schlimmer machen.
Das Ende vom Lied kennen wir aus unserer Geschichte. Die im Gegensatz zu Weimar ehemals als Sozialstaat angelegte Bundesrepublik war eine Lehre daraus. Aber heute ist die Angst vor solchen politischen Katastrophen wieder geringer, als die wirtschaftliche Gier.