Digital Rights Act: WhatsApp wird mit 46,8 Mio. Nutzern jetzt stärker reguliert

Michael Schäfer
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Digital Rights Act: WhatsApp wird mit 46,8 Mio. Nutzern jetzt stärker reguliert
Bild: jorge_henao15

Im 2. Halbjahr 2024 soll WhatsApp laut eigenen Angaben EU-weit 46,8 Millionen Nutzer auf sich verbucht haben. Damit steigt der zu Meta gehörende Nachrichtendienst in die Liga der großen Online-Plattformen (VLOP) auf und muss sich ab sofort an striktere Regeln halten. Porno-Plattformen hoffen auf das Gegenteil.

So sollen einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge in den sechs Monaten bis Dezember 2024 durchschnittlich 46,8 Millionen Nutzer in den 27 EU-Mitgliedsstaaten die Kanal-Funktion des Messenger genutzt. Da diese laut Digital Services Act (DSA) mit einem Sozialen Netzwerk vergleichbar ist, müssen hier auch dessen Regeln angewendet werden. Somit überschreitet der Dienst in seinen „Channels“ den in den Vorgaben festgelegten Schwellenwert von 45 Millionen monatlichen Nutzern deutlich, wodurch umfangreichere Verpflichtungen auf die Betreiber zukommen

Dies bestätigte auch der Sprecher der Europäischen Kommission, Thomas Regnier, am Mittwoch in einer E-Mail gegenüber Reuters: „Wir können in der Tat bestätigen, dass WhatsApp Nutzerzahlen veröffentlicht hat, die über dem Schwellenwert für die Einstufung als sehr große Online-Plattform gemäß dem Digital Services Act liegen.“

Nur kurze Zeit, um Vorgaben umzusetzen

Gemäß den Bestimmungen des DSA wird einer Plattform nach ihrer Höherstufung ein Zeitraum von vier Monaten eingeräumt, um die darin festgelegten Anforderungen umzusetzen. Dazu gehören unter anderem die Identifizierung und unabhängige Bewertung von Systemrisiken, eine erhöhte Transparenz bei der Moderation, die Verpflichtung, den Algorithmus auf Verlangen für eine offizielle Prüfung offenzulegen sowie ein verstärkter Jugendschutz.

Verstößt WhatsApp gegen diese Vorschriften, kann die Europäische Union eine Strafe von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes verhängen. Allerdings dürfte der Messenger diesen Vorgaben nur bedingt nachkommen können, da er weiterhin auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung setzt und somit keinen Einblick in die Nachrichten seiner Nutzer erhält.

Die ebenfalls zu Meta gehörenden Plattformen Facebook und Instagram wurden bereits mit Inkrafttreten des DSA Mitte 2023 als sehr große Online-Dienste eingestuft und unterliegen somit seit längerem den strengen Regularien der Europäischen Union.

Kritik von Zuckerberg

Meta-CEO Mark Zuckerberg und sein Cheflobbyist Joel Kaplan haben die EU-Vorgaben erwartungsgemäß kritisiert und angekündigt, in dieser Angelegenheit die Unterstützung der Trump-Administration zu suchen.

Porno-Plattformen sehen sich auf Schrumpfkurs

Während WhatsApp wächst und damit stärker reguliert werden muss, vermelden die größten Porno-Plattformen in der EU dieser Tage unisono deutlich fallende Nutzerzahlen, die sie, sofern von der EU als glaubwürdig eingestuft, bis auf einen Fall nicht mehr unter den Digital Services Act (DSA) fallen lassen würden. Dies geht aus einem Bericht von Euroactiv hervor.

Den eigenen Angaben zufolge würden mit XVideos, Pornhub und Stripchat drei der vier Plattformen nicht mehr zu den Anbietern, die unter die verschärften Vorschriften der Europäischen Union fallen, zählen. Lediglich XNXX bliebe weiterhin in dieser Kategorie und müsste sich den Pflichten des DSA unterwerfen. Ob die EU-Kommission die gemeldeten Zahlen als glaubwürdig einstuft, ist jedoch offen. Eine Aufhebung der Einstufung erfolgt nicht automatisch.

Da die Plattformen angeben, dass viele Nutzer auf die Inkognito-Funktion ihres Browsers zurückgriffen, wodurch eine genaue geografische Zuordnung erschwert werde, und VPN-Dienste ebenfalls dazu führen, dass die Zugriffe aus der EU nicht sicher zugeordnet werden können, dürfte eine Anpassung des Status der Webseiten nicht ohne weitere Prüfung über die Bühne gehen.

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