Epic vs. Google: Google muss Android und Play Store für Drittanbieter öffnen

Nicolas La Rocco
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Epic vs. Google: Google muss Android und Play Store für Drittanbieter öffnen

Im Rechtsstreit zwischen Epic und Google hat der zuständige Richter James Donato sein finales Urteil gesprochen, das Google zur Öffnung von Android und weitreichenden Veränderungen am Ökosystem zwingt, die Auswirkungen auf Gebühren und App Stores Dritter haben. Das Urteil betrifft nur die USA und Google will Berufung einlegen.

Der am United States District Court for the Northern District of California zuständige Richter hatte bereits im Dezember des letzten Jahres geurteilt, dass Google ein illegales Monopol betreibt. Umfangreiche Abkommen mit Entwicklern, Netzbetreibern und Geräteherstellern hätten es Drittanbietern praktisch unmöglich gemacht, erfolgreich rivalisierende App Stores aufzubauen und mit Google zu konkurrieren. Ausgestanden hatten bislang aber noch das finale Urteil und damit die Auswirkungen für Google.

Drittanbieter-App-Stores im Google Play Store

Im August dieses Jahres hatte James Donato aber bereits weitreichende Veränderungen in Aussicht gestellt, die jetzt im Detail im finalen Urteil zu finden sind, auf das The Verge verlinkt. Demnach muss Google künftig direkt innerhalb des Google Play App Stores auch App Stores von Drittanbietern zur Verfügung stellen, anstatt diese ausschließlich per Sideloading auf das Gerät zu lassen. Diesen Drittanbietern muss Google außerdem vollständigen Zugriff auf den gesamten Google-Play-Katalog geben, sofern ein Entwickler nicht explizit davon absieht. Das Urteil bezieht sich ausschließlich auf Googles Handeln in den USA und weitere vorgeschriebene Veränderungen sind auf einen Zeitraum von drei Jahren vom 1. November 2024 bis 1. November 2027 beschränkt.

Google Play Billing nicht mehr vorgeschrieben

Demnach muss Google für drei Jahre außerdem damit aufhören, Google Play Billing für den Vertrieb im Google Play App Store vorauszusetzen. Die Jury hat geurteilt, dass Google sein Zahlungssystem illegal mit dem App Store verknüpft hat. Android-Entwickler dürfen Anwender künftig zudem über alternative Zahlungsmethoden und andere Download-Methoden direkt im Play Store informieren. Entwickler können ihre Preise zudem ungeachtet von Google Play Billing festlegen.

Epic-CEO Tim Sweeney feiert den Sieg mit einem entsprechenden Beitrag auf X, in dem er die Verfügbarkeit des Epic Games Store im Google Play Store für kommendes Jahr in Aussicht stellt – ohne die bisherigen Warnhinweise („scare screens“) und Googles „App-Steuer“ von 30 Prozent.

Keine Deals mehr mit Entwicklern und Geräteherstellern

Zu den zeitlich beschränkten Veränderungen zählt unter anderem, dass sich Google nicht am Umsatz von Apps beteiligen darf, die eine Person oder ein Unternehmen bereits über einen Drittanbieter-App-Store anbietet, plant anzubieten oder den Start einer eigenen App-Plattform vorsieht. App-Entwicklern darf Google zudem keine finanziellen oder anderweitige Vorteile für den exklusiven oder zunächst exklusiven Vertrieb auf Google Play gewähren. Das gilt auch für Anreize für den Verzicht des Vertriebs in Drittanbieter-App-Stores. Geräteherstellern und Netzbetreibern darf Google zudem kein Geld oder andere Vorteile mehr für die Installation des Play Store oder für den Verzicht des Vorinstallieren von Drittanbieter-App-Stores anbieten.

Google darf bei der Öffnung des Play Store aber weiterhin in eingeschränktem Rahmen für den sicheren Vertrieb von Apps sorgen. Diese Sicherheitsmaßnahmen müssen laut Urteil aber eng zugeschnitten sein und dürfen nur dann zum Einsatz kommen, wenn sie zwingend notwendig sind. Außerdem müssen sie vergleichbar zu den bisherigen Maßnahmen auf Google Play ausfallen. Google darf für diese Kontrollen zudem eine Gebühr aufrufen. Epic hatte dagegen und für eine Laufzeit der Maßnahmen von sechs statt drei Jahren argumentiert, muss sich in diesen Punkten jetzt aber geschlagen geben.

Google will in Berufung gehen

Google will gegen das Urteil in Berufung gehen, wie das Unternehmen in einem Blog-Beitrag erklärt. Der Konzern warnt vor Sicherheitsrisiken, Einschränkungen für Entwickler beim Vertrieb von Apps und reduziertem Wettbewerb auf den Geräten.