Leica Lux: Kamera-App für iOS simuliert Leica-Objektive und Bokeh

Nicolas La Rocco
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Leica Lux: Kamera-App für iOS simuliert Leica-Objektive und Bokeh
Bild: Leica

Der deutsche Kameraspezialist Leica bietet ab sofort eine eigene Kamera-App für iOS an, die Apples Bildsignalverarbeitung auf dem iPhone umgeht und damit für einen eigenen Look sorgt, der sich an den professionellen Kameras des Unternehmens orientiert. Simuliert werden dabei Leica-Objektive, deren Bokeh-Effekt und Farben.

Das Geschäftsfeld der Smartphones und Apps ist für Leica kein Neuland, obwohl das Unternehmen 100 Jahre nach dem Entschluss zur Fertigung einer Kleinbildkamera in Großserie vor allem für die traditionelle Fotografie mit einer dedizierten Kamera bekannt ist. Im Smartphone-Umfeld ist insbesondere die Partnerschaft mit Huawei zu nennen, die 2016 mit dem P9 begann und 2022 mit dem P50 zu ihrem Ende kam.

Kooperation mit Xiaomi und eigenes Smartphone

Seit der Abkehr von Huawei ist das Unternehmen bei Smartphones für die Kooperation mit Xiaomi bekannt, deren Serien 12, 13 und zuletzt 14 eine Abstimmung durch Leica nutzen. Seit 2021 bietet Leica in Japan mit dem Leitz Phone zudem ein eigenes Smartphone an, das aktuelle Modell heißt Leitz Phone 3. Leica ist eine Abkürzung für Leitz Camera.

Leica Lux ab dem iPhone SE und iOS 17

Während sich die bisherigen Smartphone-Kooperationen im Android-Umfeld abspielen, bringt das Unternehmen mit Leica Lux jetzt eine eigene Kamera-App speziell für iOS und damit das iPhone auf den Markt. Nutzen lässt sich die App ab iOS 17 auf dem iPhone SE und neueren Modellen inklusive der aktuellen iPhone-15-Familie. Die Anwendung richtet sich vor allem deshalb speziell an iOS-Nutzer, weil Leica über die Companion-App der professionellen Kameras ermittelt hat, dass rund 80 Prozent von Leica-Kamera-Besitzern ein iPhone besitzen.

Unterschiede zwischen Leica Lux (l.) und Leica Lux Pro (r.)
Unterschiede zwischen Leica Lux (l.) und Leica Lux Pro (r.) (Bild: Leica)

Übernahme von Fjorden aus Norwegen

Entstanden ist Leica Lux aus der Ende letzten Jahres erfolgten Übernahme des norwegischen Unternehmens Fjorden, das einen Camera Grip für das iPhone inklusive eigener Kamera-App anbietet, der auch mit der Veröffentlichung von Leica Lux weiterhin angeboten und weiterentwickelt werden soll. Für Leica Lux erfolgt die Entwicklung der App durch Fjorden, während Leica die Algorithmen aus Köln beisteuert.

Leica Lux Pro kostet 7,99 Euro pro Monat

Leica bietet die App in zwei Versionen über den Apple App Store an: die kostenlose Leica Lux und die kostenpflichtige Leica Lux Pro, die sich über einen In-App-Kauf aktivieren lässt. Leica Lux Pro lässt sich zunächst zwei Wochen kostenfrei nutzen und kostet im Anschluss 7,99 Euro pro Monat oder 79,99 Euro pro Jahr – ein Rabatt von knapp 17 Prozent. Die Unterschiede zur kostenlosen und werbefreien Version sind im Funktionsumfang zu finden, der nachfolgend erläutert wird.

Simulation von Leica-Objektiven und Bokeh-Effekt

Mit Leica Lux umgeht das Unternehmen die Bildsignalverarbeitung von Apple und führt somit eine eigene Verarbeitung der Rohdaten durch, um für den speziellen Leica-Look zu sorgen, für den der Hersteller bei seinen dedizierten Kameras bekannt ist. Erreicht wird der Look über eine Simulation verschiedener Leica-Objektive, deren Brennweiten und Bokeh-Effekte. Aber auch die sogenannten „Leica Looks“ nehmen optional Einfluss auf das finale Bild, indem Farben, Kontrast und Schärfe angepasst werden.

Auswahl von Leica-Objektiven oberhalb des Auslösers
Auswahl von Leica-Objektiven oberhalb des Auslösers

Welche Linsen in der App zur Auswahl stehen, hängt zum einen von der genutzten Leica-Lux-Version, aber auch vom jeweiligen iPhone ab, da nur Apples Pro- und Pro-Max-Modelle ein Teleobjektiv besitzen, über das sich ein Teleobjektiv von Leica simulieren lässt. Grundsätzlich lässt sich aber auch stets mit den regulären Brennweiten des iPhones und somit frei von nachträglichen Leica-Effekten fotografieren. Währen in der kostenlosen Leica-Lux-App einzig das Summilux-M 28 f/1.4 ASPH ausgewählt werden kann, stehen in Leica Lux Pro zusätzlich das Summilux-M 35 f/1.4 ASPH, Noctilux-M 50 f/1.2 ASPH, Noctilux-M 75 f/1.25 ASPH und für Pro-Modelle das APO-Telyt-M 135 f/3.4 zur Auswahl. Mit den Objektiven geht ein weicher Abfall der Schärfe zum Hintergrund einher (Bokeh-Effekt), der bei Porträtaufnahmen für die bei Leica typische Wirbel-Unschärfe im Hintergrund sorgt. Leica will im Laufe der Zeit für Pro-Nutzer weitere simulierte Linsen hinzufügen.

Aufnahme mit Noctilux-M 50 f/1.2 ASPH in Leica Frame
Aufnahme mit Noctilux-M 50 f/1.2 ASPH in Leica Frame (Bild: Leica)

Leica Looks bestimmen die Bildcharakteristik

Von den Leica Look stehen standardmäßig „Leica Standard“, „Leica Vivid“, „Leica Neutral“, „Leica BW“ und „Leica BW High Contrast“ zur Auswahl. Mit Lux Pro kommen „Leica Classic“, „Leica Contemporary“, „Leica Eternal“, „Leica Blue“, „Leica Selenium“ und „Leica Sepia“ hinzu. Auch die Leica Looks sollen regelmäßig erweitert werden.

Es gibt aber noch weitere Unterschiede zwischen der kostenfreien und der kostenpflichtigen Version. Zum Beispiel bietet die Basisversion lediglich einen Autofokus inklusive Spot Focus, Face Tracking und Focus Peaking sowie eine manuelle Belichtungskorrektur (EV). Pro-Nutzer erhalten zusätzlichen einen manuellen Fokus sowie eine manuelle Kontrolle über ISO, Verschlusszeit und Weißabgleich. Bei den verfügbaren Bildformaten sind JPG, HEIC, ProRAW und ProRAW + Compressed stets dabei, zahlende Kunden bekommen außerdem RAW und RAW + Compressed. Pro-Anwender erhalten außerdem einen priorisierten Kundensupport direkt aus Deutschland.

Auch in der kostenlosen Version stehen aber die Leica Frames, also spezielle Rahmen für Bilder mit Leica-Branding und Informationen zu den genutzten Einstellungen, eine anpassbare Benutzeroberfläche, ein Raster nach Dritteln, eine Wasserwaage, ein Luminanz-Histogramm, der Blitz (Auto, Manual, Off) und ein Timer zur Verfügung. Nicht unterstützt werden aktuell Videoaufnahmen, diese stünden aber auf der Roadmap.